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Anmerkungen

  Masson, Psychotherapie   

 

 

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Persönliche Erkenntnis und Entscheidung

Seelische Krankheiten und ihre Behandlung

1. Abriß der Psychoanalyse (1938), GW, XVII; 101.
2. Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse, GW, XV; 1932.
3. Bern 1953, S. 234, 19882.

 

1. Die Vorgeschichte der Psychotherapie

1. Tübingen 1887, S. 206-213.

2. Diese Auffassungen vertritt Krafft-Ebing in seinem Buch Nervosität und neurasthenische Zustände, Wien 1895. Die erwähnten Fälle werden in dem Kapitel über die Behandlungsmethoden beschrieben, S. 299ff.

3. Nervenkrankheit und Lektüre, Berlin 1907.

4. Herausgeber ist E. Norman des Varannes, Erscheinungsort Paris 1883. Vorwort von Jules-Stanislas Doinel.

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Ein jüngst in Frankreich erschienenes Buch zu diesem Thema habe ich zu spät in die Hände bekommen, um mich damit beschäftigen zu können. Auch diese Neuerscheinung behandelt die Erfahrungen von Hersilie Rouy. Es ist La ronde des folles: Femme, folie et enfermement au XIX* siede von Yannick Ripa, Paris 1986. Im Jahr 1882 erschien ein Roman von Le Norman des Varannes, dem Direktor der Irrenanstalt in Orleans (dem gleichen Mann, der ihre Autobiographie herausgegeben hat) unter dem Pseudonym Edouard Burton mit dem Titel Memoires d'une feuille de papier, ecrits par elle-meme, Paris. Ich habe jedoch kein Exemplar auftreiben können. Vielleicht habe ich mit dem, was ich oben gesagt habe, die Bedeutung des Buches der Rouy etwas übertrieben. Paul Gotkin hat mir vor einiger Zeit ein anderes sehr ungewöhnliches Buch von einer Frau aus dem 19. Jahrhundert zu dem gleichen Thema geschickt, das von Rouy behandelt wird. Es heißt A Secret Institution. Die Verfasserin ist Clarissa Caldwell Lathrop. Das Buch ist 1890 in New York erschienen. Auch sie schreibt sehr lebendig und mit großer Empörung über die unwürdige Behandlung der »Geisteskranken«.

5. Siehe besonders Patricia Perri Rieker und Elaine (Hilberman) Carmen, The Gender Gap in Psychatherapy: Social Realities and Psychological Proces-ses, New York 1984.

6. Science 179 (1973), S. 250-258. Dieser Artikel löste eine gewaltige Kontroverse, besonders unter den Psychiatern aus. Robert L. Spitzer, der Hauptautor des DSM III. reagierte darauf mit dem Aufsatz On Pseudo-science in Science, Logic in Remission, and Psychiatrie Diagnosis: A Critique of Rosenhan's »On Being Sane in Insane Places«. Der Artikel wurde mit anderen kritischen Äußerungen und der Erwiderung von Rosenhan im Journal of Abnormal Psychology 84, Nr. 5, 1975, S. 433-474 veröffentlicht.

7. London, 1835.
8. London, 1963, S. 838.

9. Später war auch der große russische Tänzer Nijinsky in diesem Sanatorium untergebracht. Edmund Husserl, Martin Buber, Karl Jaspers, Martin Heidegger und viele andere bekannte europäische Intellektuelle haben es besucht.

10. So ist es kein Wunder, daß eine Patientin schrieb, »hier existiert nichts«, und eine andere »ich hoffte, es sei ein böser Traum - er würde vorübergehen und ich würde im nächsten Augenblick aufwachen«.

11. Ludwig Binswanger, Zur Geschichte der Heilanstalt Bellevue in Kreuzungen, 1857-1932, eine im Selbstverlag herausgegebene Geschichte des Sanatoriums Bellevue. Weitere Informationen über die Klinik finden sich in der Züricher Wochenzeitschrift Tagesanzeiger Magazin. Nr. 14, 5. April 1980, in einem Artikel von Jör Aeschbacher, der mit einigen guten Fotos illustriert ist (S. 16-23). In dem zuletzt herausgekommenen Prospekt heißt es: »Das Sanatorium Bellevue ist eine im Villensystem erbaute private Kuranstalt für die Behandlung von Nerven- und Gemütskrankheiten, für die Erziehung jugendlicher Psychopathen und für die Durchführung von Entziehungskuren. Ferner finden Aufnahme Erholungsbedürftige aller Art.«

12. Die Angaben über die erste Krankheitsgeschichte habe ich den im Archiv des Bellevue aufbewahrten Akten von Julie La Roche entnommen. Mit Hilfe meiner Forschungsassistentin Marianne Loring habe ich auch die


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Originale der Zeitungsartikel und einige wichtige Gerichtsakten über diesen Fall finden können, der im Kanton Thurgau in der Schweiz verhandelt wurde. Ein großer Teil des Materials ist in einer kleinen Broschüre abgedruckt worden, die aber nur in sehr kleiner Auflage erschienen ist: Irrenanstalt und Millionenerbe: Streiflichter aus einer Basler Millionärsfamilie und einer Thurgauischen Irrenanstalt. Abdruck aus der Schweiz. Wochen-Zeitung, Zürich, J. Enderli, 1897.

13. Das ganze Material ist kürzlich dem Archiv der Universität Tübingen übergeben worden.

14. Ludwig Binswanger, Zur Geschichte der Heilanstalt Bellevue in Kreuzungen, 1857-1932, S. 25.

15. Das folgende Material ist dem Buch Hermann Hesses, Kindheit und fugend vor 1900: Briefe und Lebenszeugnisse, 1877-1895, Bd. 1 entnommen, das 1972 von seiner Frau Ninon Hesse herausgegeben wurde und in Frankfurt/ Main erschienen ist. Das Zitat findet sich auf den Seiten 262-266.

16. Dieser Vortrag wurde 1896 in Leipzig veröffentlicht. (S. 7) Leonhard Frank hat mich darauf aufmerksam gemacht, daß im Senat der Vereinigten Staaten 1961 eine ähnliche Erklärung abgegeben worden ist. Es sei allgemein bekannt, daß es gesetzliche Sicherungen gegen die Praxis des sogenannten »railroading« gebe, mit der Menschen zwangsweise in Irrenanstalten untergebracht werden. Die Bevölkerung überall in den Vereinigten Staaten sei gegen ein solches Vorgehen ausreichend geschützt. Er habe während der 30er Jahre, in denen er es ständig mit diesem Problem zu tun hatte, nie einen Menschen gesehen, von dem er annehmen mußte, daß dies mit ihm geschehen sei, sagte Dr. Francis J. Braceland, der ehemalige Präsident der American Psychiatrie Association. - Aus Constitutional Rights of the Mentally III, Anhörungen des Unterausschusses für verfassungsmäßige Rechte des Senatsausschusses für die Judikative, 87. Kongreß, 1. Sitzungsperiode vom 28., 29. und 30. März 1961, Teil I: Fragen des Zivilrechts {Washington D. C. US Government Printing Office 1961, S. 65). Ähnliche Erklärungen siehe S. 37, 146, 155 und 177.

17. S. Albrecht Hirschmüller, »Eine bisher unbekannte Krankengeschichte Sigmund Freuds und Josef Breuers aus der Entstehungzeit der Studien über Hysterie«, Jahrbuch der Psychoanalyse 10 (1978), S. 136-168.

18. 1888 beschreibt Krafft-Elbing in einem Artikel mit der Überschrift »Über pollutionsartige Vorgänge beim Weibe« (Wiener medizinische Presse 29, S. 466-469) eine Patientin als Beispiel für Personen, die unter psychischem Onanismus leiden: »Ihre Hauptbeschwerden sind eine fast unaufhörliche Ruhelosigkeit und Erregung ihrer Genitalien. Sie verhalten sich wie ein Magen, der hungrig ist. Sie spürt in ihren Genitalien (objektive Untersuchung negativ) ein schmerzhaftes Brennen, eine Hitze, ein Pulsieren, eine Ruhelosigkeit, als sei der innere Mechanismus einer Uhr in ihr verrückt geworden.«

19. Jahrbuch der Psychoanalyse 10. S. 159. Freud hat dies in einem Privatbrief an einen Kollegen geschrieben, und dieser Text war nicht für die Veröffentlichung bestimmt, deshalb wohl auch das nicht ganz korrekte Deutsch.


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2. Freud und Dora

1. Sigmund Freud, »Bruchstück einer Hysterie-Analyse«, zunächst erschienen 1905 in der Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie 18, S. 283-310,408-467. Ich habe die Zitate dem Buch Gesammelte Werke, hrsg. v. Anna Freud, E. Bibring, W. Hoffer, E. Kris und O. lsakower, Bd. 5 (London, 1942, S. 163-286 entnommen. Ein Neudruck wurde 1972 in Frankfurt/Main herausgebracht.)

2. Alle Zitate aus der Korrespondenz mit Fliess sind dem Buch Sigmund Freud, Briefe an Wilhelm Fliess 1887-1904 entnommen (hrsg. v. Jeffrey Moussaieff Masson, Bearb. d. dt. Fassung Michael Schröder, Frankfurt/ Main 1986).

3. Ich halte diesen Essay für den bedeutendsten, den Freud je geschrieben hat und habe ihn in den Anhang B zu meinem Buch Was hat man dir, du armes Kind, getan? aufgenommen.

4. Seltsamerweise wollte Freud die Tatsache, daß er von der Richtigkeit der Wahrnehmungen Doras überzeugt war, nicht uneingeschränkt gelten lassen. Und fühlt sich deshalb verpflichtet, hinzuzufügen: »Zu anderen Zeiten wußte sie wohl, daß sie sich mit solchen Reden einer Übertreibung schuldig gemacht hatte. Einen förmlichen Pakt, in dem sie als Tauschobjekt behandelt worden war, hatten die beiden Männer natürlich niemals geschlossen; der Vater zumal wäre vor einer solchen Zumutung entsetzt zurückgewichen.« Aber was Dora gesagt hat, war durchaus keine Übertreibung; im Gegenteil, sie ließ Freud damit nur die tiefere emotionale Wirklichkeit im Verhalten ihres Vaters um so deutlicher erkennen. Sie war »einsichtig« und »analytisch«, während Freud das, was sie sagte, nur »wörtlich« nahm. Natürlich hat Dora nicht geglaubt, daß es zwischen ihrem Vater und Herrn K. eine schriftliche Vereinbarung gab, aber das hat die Wirkung des emotionalen Traumas auf sie kaum verringert, das sie glauben ließ, sie werde in selbstsüchtiger und gefühlloser Weise von ihrem Vater mißbraucht - und Freud wußte, daß sie vollkommen recht hatte.

5. Sigmund Freud, Briefe 1873-1939. hrsg. v. Ernst L. Freud, Frankfurt/Main 1960.

6. Weshalb der Grund für dieses Vorurteil nicht schon vorher genannt worden ist, liegt vielleicht daran, daß James Strachey, der den Text von Freud für die Standard Edition ins Englische übersetzt hat, einen entscheidenden Satz im deutschen Text nicht verstanden und falsch übersetzt hat. Im deutschen Text heißt es: beschäftigte sie sich mit dem Anhören von Vorträgen für Damen und trieb ernste Studien (deutsche Ausgabe V; 181). Mit anderen Worten, »Vorträge für Damen« waren nichts Ernstes. Die Übersetzung ins Französische hat Freuds Freundin und Schülerin Marie Bonaparte gemacht, die zweifellos mit Freud persönlich über den Fall Dora gesprochen hat. Aus dieser Übersetzung läßt sich nicht schließen, daß Freud mit den Vorträgen nicht einverstanden gewesen wäre oder daß Dora sich besonders für Frauenfragen interessiert hätte. War die französische Übersetzung das Ergebnis eines Gesprächs zwischen Marie Bonaparte und Freud? Der französische Text erschien unter dem Titel Cinq psychanalyses, Paris 1954.

7)  Strachey hat in seiner Übersetzung die Worte »wie wir später hören werden« ausgelassen.


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8) Hier hat Strachey den deutschen Text ebenfalls nicht ganz richtig übersetzt, denn im Englischen klingt es so, als habe nur Herr K. seine Werbung ernst gemeint. Freud hat jedoch sagen wollen, daß er und Dora die Angelegenheit ernst genommen haben.

9) Auch hier ist die englische Übersetzung von Strachey nicht korrekt. Im Deutschen heißt es »genähert, sie sehr umworben...«

10. Strachey hat bei seiner Übersetzung ins Englische nicht berücksichtigt, daß das deutsche Wort »einbilden« jedesmal in einem anderen Sinn verwendet worden ist. Einmal behauptete Freud, Dora habe sich die ganze Szene am See eingebildet, dann aber meint er, sie habe sich »vorgestellt«, daß Herr K. sie heiraten werde. Hier hat Freud das legitime Bedürfnis Doras, daß die Wahrheit ans Licht kommen sollte, durch seine eigenen engen Vorstellungen von dem, was Frauen sich in Wirklichkeit wünschen, ersetzt.

11. Freud sagt an einer Stelle ungeduldig, daß Doras »Anklagen gegen den Vater mit ermüdender Monotonie wiederkehrten« [GW. V; 206). Man fragt sich, ob Dora nicht aufgehört hätte, diese Vorwürfe zu erheben, wenn Freud ihre Berechtigung anerkannt hätte.

12. Gemeint ist der Zustand der Genitalien. Daß ein vom Normalen abweichender Zustand jeder Frau Sorgen bereitet, ist völlig normal.

13. Wie wir wissen, hat Dora sehr darunter gelitten, daß man ihr nicht glaubte. Freud sagt dazu: »Ich war lange Zeit in Verlegenheit, zu erraten, welcher Selbstvorwurf sich hinter der leidenschaftlichen Abweisung dieser Erklärung verberge« (nämlich daß sie sich diese Episode nur eingebildet hatte. -GW, V; 205). Aber warum mußte noch irgend etwas anderes dahinterstecken? Angesichts der schwerwiegenden Folgen für das Leben Doras, die sich daraus ergaben, daß jedermann glaubte, sie habe diese Episode nur erfunden, ist es kein Wunder, daß sie bei dem Gedanken, daß niemand ihr glaubte, »außer sich geriet«. Wir dürfen auch nicht vergessen, daß sie sehr wohl wußte, daß sich alle Beteiligten irgendwie darüber klar waren, daß sie die Wahrheit sagte Wenn das nicht eine Situation ist, die einen Menschen zum Wahnsinn treiben kann, dann weiß ich nicht, was dazu noch notwendig ist.

14. »Reality and Actuality«, Journal of the American Psychoanalytic Association 10 (1962), 451-474. Viele der Aufsätze, aus denen ich zitiere, sind in einem wertvollen Sammelband abgedruckt: In Doras Case: Freud-Hysteria-Feminism, hrsg. v. Charles Bernheimer und Ciaire Kahane, New York 1985.

15) Wilhelm Fliess, Über den ursächlichen Zusammenhang von Nase und Geschlechtsorgan, Halle an der Saale, 1902, 7. In einem Exemplar von Freud findet sich die Widmung »Für meinen lieben Sigmund«. Das Buch ist 1902 erschienen, enthält aber die von Fliess seit 1893 vertretenen Ansichten. Ein ähnlicher Abschnitt findet sich im Hauptwerk von Fliess, Die Beziehungen zwischen Nase und weiblichen Geschlechtsorganen, Leipzig 1897, 108, wo er sich über die »Magenschmerz-Punkte« äußert.

16) 7. Auflage, Paris 1897. Zu diesem Thema gibt es eine umfangreiche Literatur aus dem 19. Jahrhundert, aus der ich in meinem Buch Dark Science: Women, Sexuality and Psychiatry in the Nineteenth Century, New York 1986, zitiere.

17) Emma Eckstein erwähne ich in meinem Buch Was hat man dir, du armes Kind, getan? Sigmund Freuds Unterdrückung der Verführungstheorie, New York 1984, Reinbek 1984.


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18) Ich glaube, es ist nur fair, zuzugeben, daß Freud durchaus recht haben kann, wenn er glaubt, daß alle Kinder eine solche Phase durchmachen, wenngleich ich mich bei der Beurteilung dieser Frage nur auf die tatsächlichen Erfahrungen einzelner Frauen berufen würde.

19) Später hat Freud gesagt, »wenn Dora sich unfähig fühlte, der Liebe zu diesem Mann nachzugeben, wenn es zur Verdrängung dieser Liebe anstatt zur Hingebung kommt, so hängt diese Entscheidung mit keinem anderen Moment inniger zusammen als mit ihrem vorzeitigen Sexualgenusse.« GW V; 250/51. Hier spricht er allerdings von ihrem Bettnässen!

20) »Freud and Dora: Story, History, Case History«, aus: In Dora's Case, S. 75.
21) »Keys to Dora«, aus: In Dora's Case, S. 213-214.
22) Sigmund Freud, Dora: An Analysis of a Case of Hysteria, hrsg. v. Philip Rieff, New York 1963, S. 11.
23) Sigmund Freud: Leben und Werk, Bd. 2, Jahre der Reife 1901-1919, München 1986, S. 306.

24. »A Footnote to Freud's »Fragment of an Analysis of a Case of Hysteria<«, in: Psychoanalytic Quarterly 26,1957, S. 159-167. Deutsch hat Dora im Spätherbst 1922 kennengelernt. Sie sprach mit ihm darüber, wie sehr sie von den Männern enttäuscht worden sei, und erzählte ihm, daß ihr Mann sie betrogen habe. Für Deutsch waren diese Äußerungen der Beweis für ihre Paranoia. Er schreibt: »Zur Zeit ihrer analytischen Behandlung hatte sie eindeutig erklärt: >Da alle Männer so abscheulich sind, so will ich lieber nicht heiraten.< So hat ihre Heirat nur dazu gedient, ihren Widerwillen gegen die Männer zu verdecken.« Aber Deutsch irrt sich hier. Was er zitiert, sind nicht Doras Worte, sondern Freuds Interpretation eines Traums von Dora! Von einer eindeutigen Meinungsäußerung Doras kann also keine Rede sein.

25. »Freud and Dora: Story, History, Case History«, aus: In Dora's Case, S. 88.

26. »Representation of Patriarchy: Sexuality and Epistemology in Freud's Dora«, Feminist Review 9, 1981; S. 60-73. Ich zitiere Moi aus dem von Charles Bernheimer und Ciaire Kahane herausgegebenen Buch In Dora's Case, S. 192.

27 .Psychopathia Sexualis: Eine medizinisch gerichtliche Studie für Ärzte und Juristen, 15. Aufl., hrsg. v. Alfred Fuchs, Stuttgart 1918, S. 120, Fall 67. Die erste Auflage erschien 1887.

28. Siehe besonders Helene Cixous und Catherine Clement, La jeune nee, Paris, 10/18, 1975.

29. Lacans Aufsatz wurde zum erstenmal 1952 in der Revue franqaise de psychanalyse veröffentlicht und in Berits, Paris 1966, auf S. 215-226 abgedruckt. Ich habe die englische Übersetzung von Jacqueline Rose verwendet, die in dem Buch In Dora's Case. S. 99, enthalten ist.

30. »The Scene of Psychoanalysis: The Unanswered Questions of Dora«, aus: In Dora's Case, S. 107.

31. Dieses Zitat habe ich dem Buch von Anika Lemaire, Jacques Lacan, Brüssel 1977, S. 329, entnommen.


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3. Ferenczis erst 1985 veröffentlichtes Tagebuch und der Versuch mit der gegenseitigen Analyse

1. Bei der Lektüre seines Tagebuchs darf man jedoch nicht vergessen, daß Ferenczi es im Jahr 1932 geschrieben hat. Niemand hat sich zu jener Zeit schriftlichen der Form geäußert, wie er es getan hat, und das muß man anerkennen. Dies heißt aber nicht, daß ich seine Aussagen heute noch für zutreffend KSfie"

2. Sandor Ferenczi, Ohne Sympathie keine Heilung. Das klinische Tagebuch von 1932, Frankfurt/Main 1988.

3. Ich habe natürlich nur die Passagen des Tagebuchs benutzt, die mir am interessantesten erschienen. Es sind meist diejenigen, in denen Ferenczi die herrschenden Vorstellungen über den Wert der Therapie in Frage stellt. Der Leser muß jedoch wissen, daß viele andere Passagen den Wert der Therapie als selbstverständlich voraussetzen (eine Haltung, die ich nicht teile) und die Standardauffassungen über die Psychoanalyse vertreten. Zweifellos sind das auch die Passagen, denen wir es zu verdanken haben, daß das Tagebuch schließlich doch veröffentlicht wurde. Was die Veröffentlichung so viele Jahre verhindert hat, sind die anderen Passagen, die ich hier kommentiere. In dem Kapitel über Ferenczi in meinem Buch Was hat man dir, du armes Kind, getan?gehe ich bereits auf die Frage ein, weshalb das Tagebuch bisher nicht erscheinen konnte.

4. Als eine Freundin von mir, die sich im Psychiatrie Inmates' Liberation Movement engagiert hatte und selbst das Opfer eines Inzests war, diese Passage las (und meinen Kommentar dazu), sagte sie mir, sie fühle sich durch diese Aussage beleidigt. Auch hier nähmen sich Männer heraus, Frauen zu sagen, was wirklich geschehen sei, was sie getan hätten und was sie sich eigentlich wünschten. Sie sagte, wenn sie ehrlich wären, dann müßten sie zugeben, daß sie das alles gar nicht wissen können. Ich muß sagen, sie hat völlig recht. Ich sehe daraus, wie schwer es ist, festgefahrene Denkgewohnheiten abzulegen. So sehr ich es mir wünsche, nicht wie ein Therapeut zu denken, verfalle ich manchmal doch in alte schlechte Gewohnheiten Ich bin froh, solche Frauen zu kennen, die versuchen, mi: beizubringen, daß ich ehrlich bleiben muß.

5. Der Begriff »hypnotische Lügen« bezieht sich auf die Theorie von Ferenczi, nach der ein Elternteil, der sein Kind mißhandelt oder mißbraucht hat, dieses oft in einer Art hypnotische Trance versetzt und dem Kind den post-hypnotischen Befehl gibt, es müsse alles, was geschehen sei, vergessen. Ferenczi meinte auch, daß sich das Kind manchmal selbst während des sexuellen Mißbrauchs in einen veränderten Bewußtseins­zustand versetzt, um die Erinnerung daran auszulöschen. Michelle Morris bestätigt das in ihrem außergewöhnlichen zeitgenössischen Roman über den Inzest, xxx Should Die Before 1 Wake. Los Angeles 1982. Auch Robert Fliess hat in seinem Buch Symbol. Dream and Psychosis. New York 1973 diesen tranceähnlichen Zustand geschrieben

6. Ich habe diese Ereignisse ausführlich in meinem Buch Was hat man dir, du armes Kind, getan? in dem Kapitel mit der Überschrift »Die seltsamen Ereignisse um Ferenczis letzten Vortrag« geschildert, das sich auf den bisher noch nicht veröffentlichten Briefwechsel zwischen Freud und Ferenczi bezieht. (S. 145-187)


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4. C. G. Jung

1. Wie wir sehen werden, hat Matthias Göring nie gezögert, Hitler in dieser Zeitschrift zu zitieren, und Jung ist sich dessen sehr wohl bewußt gewesen. Das nationalsozialistische Parteiorgan Völkischer Beobachter berichtet 1938 über eine Rede von Matthias Göring, in der dieser einen Telegrammwechsel mit Hitler erwähnte, zustimmend Abschnitte aus Mein Kampf zitierte, sich positiv zur Erbbiologie äußerte und den bisherigen Einfluß von Juden auf dem Gebiet der Tiefenpsychologie bedauerte. Darüber berichtet Geoffrey Cocks in seinem Buch Psychotherapy in the Third Reich: The Göring Institute, New York 1985, S. 115.

2. Das deutsche Wort einsichtig kommt aus dem psychiatrischen Sprachgebrauch. Jung gibt daher an dieser Stelle eine psychiatrische Erklärung ab. Zum Vergleich mit dem deutschen Text habe ich die Gesammelten Werke, Bd. 10, Zivilisation im Übergang, hrsg. von Lilly Jung-Merker und Elisabeth Ruf, Ölten 1974, benutzt.

3. C. G. Jung Briefe, hrsg. v. Gerhard Adler und Aniela Jaffe, Bd. 2,1946-1955, Ölten, 1986, S. 189.

4. Die Bemerkung über Freud bezieht sich zweifellos auf die Geschichte der psychoanalytischen Bewegung, die 1914 veröffentlicht wurde, und in der Freud schreibt: »Er schien überdies bereit, in freundschaftliche Beziehungen zu mir zu treten und mir zuliebe Rassenvorurteile aufzugeben, die er sich bis dahin gestattet hatte.« {GW, X, 85)

5. Die Mitglieder des Organisationskomitees waren Walter Cimbal, Carl Haeberlin, Hans von Hattingberg, Gustav Richard Heyer, Fritz Kunkel, JH. Schultz, Harald Schultz-Hencke, Leonhard Seif und Viktor von Weizsäcker. Näheres über die nazistischen Aktivitäten dieser Männer finden wir in Cock's Buch Psychotherapy in the Third Reich und in der deutschen Zeitschrift Psyche, Bd. 37, aus dem Jahr 1983. Der Augenzeugenbericht einer Sitzung im Jahre 1936 oder 1937, an der Jung teilgenommen hat, erwähnt einen deutschen Psychiater, der »in SS-Uniform an das Rednerpult trat. Er streckte die Hand aus und begann mit >Heil Hitler<« Siehe auch das hervorragende Buch Mass Murders in White Coats: Psychiatrie Genocide in Nazi Germany and the United States von Lenny Lapon (Psychiatrie Genocide Research Institute, Springfield, Ma., S. 147).

6. In der englischen Übersetzung heißt es: »The Jewish race as a whole - at least this is my experience - possesses an unconscious which can be compared with the >Aryan< only with reserve.« Die Anführungszeichen bei »Aryan« sind ein Zusatz, den es nur in der englischen Übersetzung gibt, sie sollen wahrscheinlich andeuten, daß Jung dieses Wort in einem besonderen Sinn benutzt hat. Das hat er jedoch nicht getan. Im deutschen Text (GW, 10,190) fehlen diese Anführungszeichen. Das Wort arisch ist im Gegensatz zum englischen Text auch nicht groß geschrieben, weil es ein Adjektiv ist.

7. Das Wort »Nachbeter« ist abwertend zu verstehen und bezeichnet einen Menschen, der nicht nur Anhänger einer bestimmten Schule, sondern jemand ist, der gedankenlos wiederholt, was ihm vorgebetet wird.

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8) Das Thema der Massenmorde an Geisteskranken (schätzungsweise wurden 350.000 Menschen umgebracht) ist von Alexander Mitscherlich und Fred Mielke in ihrem Buch Wissenschaft ohne Menschlichkeit. Medizinische und eugenische Irrwege unter Diktatur. Bürokratie und Krieg, Heidelberg 1949 (Neuausgabe: Medizin ohne Menschlichkeit. Nürnberger Ärzteprozesse, Frankfurt am Main 1960) behandelt worden. 

Der deutsche Psychoanalytiker Mitscherlich wurde, wie er im Vorwort sagt, von seinen Kollegen gemieden, nachdem er das Buch veröffentlicht hatte. Frederic Wertham hat ein Kapitel seines Buches A Sign for Cain: An Exploration of Human Violence, New York 1969, dieser Veröffentlichung gewidmet. Auch Robert Jay Lifton hat sich in The Nazi Doctors: Medical Killing and the Psychology of Genocide, New York 1986, zu diesem Thema geäußert. 

Aber das beste Buch in englischer Sprache, das ich kenne, ist Mass Murderers in White Coats: Psychiatrie Genocide in Nazi Germany and the United States von Lenny Lapon, das der Verfasser im Selbstverlag herausbringen mußte. Wertham schreibt, ein junger Psychiater, Dr. Theo Lang, »unternahm den ernsten Versuch, das ganze Programm zu Fall zu bringen. Er war damals in Deutschland und wurde später Chefarzt der Anstalt Herisau in der Schweiz. Am 20. Januar 1941 wurde er von Dr. M. H. Göring am Deutschen Institut für psychologische Forschung und Psychotherapie zu einem Interview empfangen. Sein Plan war es, Dr. Göring zur Unterzeichnung einer Deklaration zu bewegen, die sich gegen die Tötung von Geisteskranken richtete. Als Theo Lang versuchte, Dr. Göring die Geschichte des ganzen Programms zu erklären, das damals schon länger als ein Jahr lief, stellte er fest, daß Dr. Göring über alles orientiert war und die Richtigkeit seiner Darstellung bestätigen konnte Er weigerte sich jedoch, die Deklaration zu unterschreiben.« (S. 174) 

Die Frage, ob Jung etwas über diese Morde gewußt hat, ist nie gestellt worden. In den letzten Jahren sind in Deutschland zahlreiche hervorragende Bücher über dieses Thema veröffentlicht worden. Ich habe mir etwa 25 Bände davon verschafft. Erwähnen will ich hier nur das ausgezeichnete Buch von Benno Möller-Hill: Tödliche Wissenschaft: Die Aussonderung von Juden. Zigeunern und Geisteskranken 1933—45, Reinbek 1984; von Ernst Klee, »Euthanasie« im NS-Staat: Die »Vernichtung lebensunwerten Lebens«, Frankfurt/Main 1986 und vom gleichen Verfasser: Was sie taten — Was sie wurden: Ärzte, Juristen und andere Beteiligte am Kranken- oder Judenmord, Frankfurt/Main 1987. 

Ein ausgezeichneter Artikel von einem deutschen Kinderarzt wurde am 2. August 1986 in der medizinischen Zeitschrift The Lancet, S. 271-273 abgedruckt: »From Nazi Holocaust to Nuclear Holocaust: A Lesson to Learn« von Hartmut M. Hanauske-Abel. Der Artikel erregte in Deutschland großes Aufsehen, als der Vorsitzende des Deutschen Ärzteverbandes Dr. Hanauske-Abel öffentlich angriff. Siehe Die Zeit, Nr. 46 vom 6. November 1987, S. 45 ff. und den Artikel in Der Spiegel. Nr. 3, Bd. 42,18. Januar 1988, S. 76—80 unter dem Titel, »Ärzte unter Hitler: >Mission verraten<«

9. Dies geschah ein Jahr nach Inkrafttreten der Nürnberger Gesetze, welche die Juden zur besonderen Rasse erklärten, der die Heirat oder sexuelle Beziehungen zu »Ariern« verboten waren und in denen illegale sexuelle Beziehungen als »Rassenschande« bezeichnet wurden. Siehe auch Sarah Gordon, Hitler, Germans and the »Jewish Question«, Princeton 1984, S. 121. 


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10. Der kanadische Psychiater George Maclean weist in einem in der Zeitschrift Midstream (April 1987, S. 39-41) erschienenen Artikel auf die Parallelen zwischen den vorher zitierten Äußerungen Jungs und sehr ähnlichen Zitaten aus Hitlers Mein Kampf hin. 

Er zitiert Hitler wie folgt: »Den gewaltigsten Gegensatz zum Arier bildet der Jude... Da nun der Jude - aus Gründen, die sich sofort ergeben werden - niemals im Besitze einer eigenen Kultur war, sind die Grundlagen seines geistigen Arbeitens immer von anderen gegeben worden. Sein Intellekt hat sich zu allen Zeiten an der ihn umgebenden Kulturwelt entwickelt. Niemals fand der umgekehrte Vorgang statt.« (Hitler, Mein Kampf, München 1939, S. 295-296.) Jung sagt in einem Aufsatz zu dem Thema »Zur gegenwärtigen Lage der Psychotherapie« im deutschen Zentralblatt 1934 etwas sehr Ähnliches: »Das arische Unbewußte dagegen enthält Spannkräfte und schöpferische Keime von noch zu erfüllender Zukunft, die man nicht ohne seelische Gefährdung als Kinderstubenromantik entwerten darf. Die noch jungen germanischen Völker sind durchaus imstande, neue Kulturformen zu schaffen, und diese Zukunft liegt noch im Dunkeln des Unbewußten in jedem einzelnen, als energiegeladene Keime, fähig zu gewaltiger Flamme. Der Jude als relativer Nomade hat nie und wird voraussichtlich auch nie eine eigene Kulturform schaffen, da alle seine Instinkte und Begabungen ein mehr oder weniger zivilisiertes Wirtsvolk zu ihrer Entfaltung voraussetzen.« (GW, 10,190) 

Hier läßt sich kaum der Schluß vermeiden, daß Jung, der Hitlers Äußerungen kannte, sie in einer Veröffentlichung bewußt bestätigt hat, die im Jahr 1934 mit Sicherheit von den nationalsozialistischen Behörden zur Kenntnis genommen werden würde.

11. CG. Jung Speaking: Interviews and Encounters, hrsg. v. William Mc Guire und R.F.C. Hüll, Princeton 1977, S. 59-66.

12. Jungs Äußerungen wurden in C. G. Jung Speaking unter der Überschrift »Diagnosing the Dictators«, S. 115-135 abgedruckt.

13. Später, im Jahr 1945, sagte Jung über Hitler: »Es ist auch schwierig zu verstehen, wie diese geschwollenen Reden, vorgetragen in einem schrillen, weibisch kreischenden Ton, einen solchen Eindruck machen konnten.« (GW, 10, S. 204)

14. Jung veröffentlichte 1946 drei seiner zwischen 1936 und 1945 geschriebenen Essays, darunter auch den hier zitierten. In England erschienen sie in der Übersetzung von Elizabeth Welsh, Barbara Hannah und Mary Briner unter dem Titel Essays on Contemporary Events, London 1947. Vorwort und Nachwort verfaßt von Jung.

15. Wenn er sage, daß die Deutschen psychisch krank seien, dann sei das sicher freundlicher als zu sagen, sie seien Verbrecher. Zum Glück hat man sich in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen entschlossen, das Problem nicht psychologisch zu lösen, sondern das Völkerrecht anzuwenden.

16. In Aniela Jaffe, Aus Leben und Werkstatt von CG. Jung, Zürich 1968.
17. New York 1975, S. 195.
18. Zürich 1985, S. 14.
19. Cocks, Psychotherapy in the Third Reich, S. 12.
20. New York 1976, S. 213.

21. Lenny Lapon hat in Mass Murders in White Coats auf die Ermordung geisteskranker Patienten durch die Nazis während der dreißiger Jahre hingewiesen. Ich kann nicht glauben, daß Jung nichts davon gewußt hat, obwohl er enge persönliche Beziehungen zu deutschen Ärzten unterhielt, die hohe Positionen in der psychiatrischen Hierarchie innehatten. Natürlich hat er das niemals erwähnt, und wir werden auch wahrscheinlich nie erfahren, ob es daran liegt, daß er nichts gewußt hat oder nicht über das sprechen wollte, was er wußte.


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22. Weitere Berichte über diese Episode in Jungs Leben finden sich in dem ausgezeichneten Buch von Edward Glover, Freud or Jung?. New York 1956; in Vincent Brome, Jung, New York 1978, in Paul J Stern, C. G. jung: Prophet des Unbewußten, München 1977 Dieses Buch ist ein fairer und ausgewogener Bericht. Henri Ellenberger bringt in seinem Buch Discovery of the Unconscious auf den Seiten 657 bis 748 ein langes, ausführlich dokumentiertes Kapitel mit der Überschrift »Carl Gustav Jung and Analytical Psychology«, New York 1970. Eine Rechtfertigung Jungs findet sich in E.A. Bennet, CG. Jung, London 1961, S. 56-62. Die neueste vollständige Biographie ist Gerhard Wehr, Carl Gustav Jung: Leben, Werk. Wirkung, München 1985. Soweit ich weiß, hat sich Freud nie öffentlich über Jungs Verhalten geäußert. Aber sein Schüler, Franz Alexander, hat offenbar mit Freud darüber gesprochen, denn er schreibt in The History of Psychiatry, New York 1966, S. 409: »Was hat Jung bewogen, in einer neuen radikal orientierten psychologischen Bewegung eine prominente Rolle zu übernehmen? Offensichtlich waren es weder Rassenvorurteile noch nationalsozialistische Überzeugungen, aber was war es sonst? Man kommt nur schwer um die Antwort herum, daß es reiner Opportunismus gewesen ist. Freud hatte den Verdacht, daß Jung in seinem Streben nach Anerkennung nicht immun dagegen gewesen ist, seine Ansichten von der öffentlichen Meinung beeinflussen zu lassen. Diese Auffassung wird gestützt durch die Aktivitäten und Schriften Jungs zur Zeit Hitlers.«

23. Zitiert nach Gerhard Wehr, Carl Gustav Jung, Leben, Werk. Wirkung, München 1985, S. 294.
24. Übersetzt von WS. Dell und Cary F. Baynes, New York 1955, S. 53.
25. CG. Jung, GW. 16, Psychotherapie und Weltanschauung, S. 84 und 85.
26. Aufgezeichnet und herausgegeben von Aniela Jaffe, Ölten 1985, S. 138 und 139.
27. Aus »Men, Women, and God«, in G.G. Jung Speaking, S. 244.

28. Aus einem Interview, das Jung 1912 der New York Times gegeben hat und das in C. G. Jung Speaking, S. 12, abgedruckt ist. Man könnte einwenden, daß 1912 viele Menschen diese Ansicht teilten. Doch was hätte Jung daran hindern können, in späteren Ausgaben dieses Buches eine Fußnote einzufügen, in der er erklärte, daß er diese Haltung jetzt nicht mehr billigen könne?

29. Zitiert aus Fredric Wertham, A Sign for Cain, S. 91.
30. Modern Man in Search of a Soul, S. 229.

31. Aus Leben und Werkstatt von C. G. Jung, S. 124. Vielleicht hatte Jung seine Abneigung gegen jede Durchleuchtung der Vergangenheit noch aus der Zeit mitgebracht, in der er mit Freud zusammengearbeitet hatte: »Ganz abgesehen davon besteht die Gefahr, daß der Patient sich in Grübeleien über die Vergangenheit verliert und wehmütig Dingen nachtrauert, die nicht mehr geändert werden können; es ist die krankhafte, unter Neurotikern sehr verbreitete Tendenz, den Grund für ihre Minderwertigkeit im Dämmer der Vergangenheit, z. B. in ihrer falschen Erziehung, in der Veranlagung der Eltern usw. zu suchen.« (GW, 16, S. 144)


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32.  Jung glaubte eindeutig, daß es gefährlich sei, sich mit diesen alten tantrischen Texten zu beschäftigen. So berichtete er in einer 1958 veröffentlichten Arbeit über »Schizophrenie« (GW, 3, S. 259) über eine Patientin, die seine Vorlesungen über tantrische Texte gehört hatte und dann von Erdbeben, zusammenstürzenden Häusern und Überschwemmungen träumte. Jung verbot ihr, weiter an seinen Vorlesungen teilzunehmen und verlangte von ihr, daß sie Schopenhauers Die Welt als Wille und Vorstellung lese, weil auch Schopenhauer vom Buddhismus beeinflußt gewesen sei.

33. CG. Jung Speaking. S. 233.
34. Ebd., S. 234.

 

5.  John Rosen und die direkte Psychoanalyse  

1. Die direkte Psychoanalyse ist eine auf den Erkenntnissen Freuds beruhende Methode der Psychotherapie. »Direct Psychoanalysis: A Summary Statement« in Current Psychiatrie Therapies, Bd. 4, hrsg. v. Jules H. Masserman, New York 1964, S. 101-107. Der zweite Band der gesammelten Schriften von Rosen, Selected Papers on Direct Psychoanalysis, New York 1968, enthält ein aus 128 schriftlichen Äußerungen zu seiner Arbeit bestehendes Verzeichnis. Darin sind fast durchweg positive Besprechungen und Kommentare der bekanntesten Psychotherapeuten enthalten. Zu ihnen gehören: Donald Winnicott, Marguerite Sechehaye, Carl Rogers, Harold Searles, Milton Wexler, Frieda Fromm-Reichmann, Don Jackson, Samuel Lipton, Lawrence Kubie, Fritz Redlich, Theodore Lidz, Michael Ba-lint, Georges Devereux, Ronald Fairbairn, Kurt Eissler und viele andere.

Rosen war damals mit Sicherheit kein unbekannter Mann in der modernen Psychiatrie. Er glaubte, und viele bekannte Psychiater akzeptierten seine Auffassung, daß er eine neue Methode der Psychotherapie entdeckt habe, die überall gelehrt werden könne und sollte: »Was ich mir vorstelle, ist ein psychiatrisches >Friedenskorps<. Es wird aus vielen jungen Hilfspsychotherapeuten bestehen, die für die besondere Arbeit ausgebildet sind, die an staatlichen Kliniken und >örtlichen Nervenheilanstalten getan werden muß.« (Ebenda, VIII) So entstand also eine »schöne neue Welt«, die bis vor kurzem durch niemanden gestört wurde.

2. Dies war nicht das erste Mal, daß Dr. Rosen mit dem Gesetz in Konflikt geriet. 1960 verlor er in New York einen Prozeß, der unter der Bezeichnung Hammer gegen Rosen im ganzen Land bekannt wurde (7 N.Y. 2d 376; 165 N.E. 2d 756; 198 N.Y. S. 2d 65). Er war beschuldigt worden, eine Patientin geschlagen zu haben. Rosen verteidigte sich damit, »daß die Betroffene über die Behandlung aufgeklärt war und ihr freiwillig zustimmte, was die Tatsache beweist, daß die Mutter der Patientin ausgesagt hat, wenn die Schläge für eine Heilung erforderlich wären, sei sie mit einer solchen Behandlung einverstanden«. Weiter rechtfertigte sich Rosen mit der Behauptung, das »Schlagen« stelle eine anerkannte Form der Behandlung dar. Er benannte jedoch keine Fachleute als Zeugen zu seiner Verteidigung. »Frau Hammer sagte aus, sie habe nach der Behandlung beobachtet, daß ihre Tochter >verprügelt< worden war und von den Behandlungen >grün und blau geschlagen< zurückkehrte.« Dieser Fall wird besprochen in »From contract to Status via psychiatry« von Geroge J. Alexander und Thomas S. Szasz (Santa Clara Lawyer, 13,1873; S. 537-559). Siehe auch Ronald Jay Cohen, Malpractice: A Guide for Mental Health Professionals, New York 1979.


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3. Arnold A. Rogow, The Psychiatrists, New York 1970, S. 111. Zu den anderen Kollegen gehörten Thomas S. Szasz, Rolo May und Melanie Klein.

4. Wenn nicht anders bezeichnet, beziehen sich die angegebenen Seitenzahlen auf Direct Analysis: Selected Papers von John N. Rosen, New York 1953.

5. Eisenbud war der Verfasser einer Reihe von Artikeln, in denen er sich positiv über außersinnliche Wahrnehmungen äußert. Lag es daran, daß er die innersten Gefühle von Dr. Rosen so gut beurteilen konnte?

6. Journal of the American Psychoanalytic Association, 3.1955, S. 126-148.
7. In: Comprehensive Psychiatry, Bd. 1, 1960, S. 15b-163.
8. New York 1954.
9. In: American Journal of Psychiatry, 114 (1958), S. 780-783.
10. New York 1968.

11. So nannte Rosen die Menschen, die ihm bei der Behandlung seiner Patienten halfen. Soweit ich feststellen konnte, besaß keiner dieser von Rosen angestellten Assistenten oder Therapeuten eine Lizenz, die es ihm erlaubt hätte, Kranke zu behandeln. Auch Rosen selbst hatte in Florida keine offizielle Zulassung als Arzt, Psychiater oder Psychotherapeut.

12. »Liberatung Madness«, Image Magazine, San Francisco Chronicle, 29. Juni 1986, S. 20-25 und 36.

13. Die Akten (Nr. 78-3053 im United States District Court for the Eastern District of Pennsylvania) sind vom 2. März 1981 datiert. Frau Snyder war so freundlich, mir eine Abschrift zur Verfügung zu stellen.

14. Sally Zinman hat mir gesagt, sie habe niemals so etwas behauptet.

15. Ich zitiere aus Amended Citation vom 19. Oktober 1982, einer 37 Seiten umfassenden Akte (Nr. 77-ME-1221 und 81-ME-889) und öffentlich zugänglichen Unterlagen. Kopien dieser Unterlagen sind mir freundlicherweise von Frau Snyder zur Verfügung gestellt worden.

16. In einem Artikel mit der Überschrift »How I found my way to Psychiatry«, der in dem Buch Twelve Therapists von Arthur Burton (Hrsg.) aufgenommen worden war (San Francisco 1972, S. 78-102), schreibt O. Spurgeon English: 

»Der zweite Kollege, mit dem der Gedankenaustausch und die Zusammenarbeit besonders interessant waren, war Dr. John N. Rosen, der zu mir an die medizinische Fakultät der Temple University in das Department of Psychiatry kam. Wir haben über einen Zeitraum von zehn Jahren - von 1955 bis 1965 -, als ich meine Stelle als Leiter des Departments aufgab, eng zusammengearbeitet. Johns Auffassungen von der Bedeutung des psychotischen Denkens und Verhaltens zeugten von ungeheurem Scharfsinn ... Viele unserer Kollegen pflegten in den dreißiger und vierziger Jahren zu sagen, daß psychotische Menschen sensibel und leicht zu traumatisieren seien und deshalb mit sehr viel Nachsicht und Verständnis behandelt werden sollten. Aber die Arbeit mit ihnen beweist das genaue Gegenteil.« (Hervorh. durch den Verfasser.)

17. Observations on Direct Analysis: The Therapeutic Technique of Dr. John N. Rosen, Vorwort von John N. Rosen und O. Spurgeon English, New York 1959.


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6. Brutalität in der Psychotherapie 

1. 1981, zwei Jahre, bevor John Rosen seine Zulassung abgeben mußte, veröffentlichten John Wiley & Sons in ihrer Serie Wiley-Interscience das umfangreiche Handbook of lnnovative Psychotherapies, das »maßgebende« Informationen über die meisten neuen Therapien enthält. Dazu gehört auch die »Direkte Psychoanalyse« von John Rosen. Abweichend von dem üblichen Verfahren hat der Herausgeber diesem Kapitel ein Vorwort vorangestellt, in dem er schreibt, daß er glücklich sei, diesen Beitrag aufnehmen zu dürfen: »Alle, die seine Erfolge beobachten konnten, haben stets mit Bewunderung von Rosen gesprochen... Der Leser steht nun vor einem erregenden Erlebnis -, denn das folgende Kapitel sollte von all jenen sorgfältig gelesen werden, die verstehen wollen, was Psychotherapie bedeutet.«

2. Hier wird der Leser vielleicht an einen ähnlichen Film mit dem Titel Warrendale aus dem Jahre 1966 erinnert, den das Nachrichtenmagazin News Week (2. September 1967) »einen fast perfekten Dokumentarfilm von Allan King« nannte, der »in einem kanadischen Behandlungszentrum für emotional gestörte Kinder aufgenommen wurde, wo die Therapie vor allem aus brutaler Liebe besteht«. Die Saturday Reviewvom 28. September 1969 bezeichnete ihn als »einen der aussagekräftigsten, ja erschütterndsten Dokumentarfilme, die je gemacht worden sind«. In den sechziger Jahren wurde er auf mehreren Filmfestspielen ausgezeichnet. 

Das Nachrichtenmagazin Time vom 29. September 1967 erklärte, »es war der bemerkenswerteste Dokumentarfilm, der hier gezeigt wurde, und vielleicht der ungewöhnlichste Film dieser ganzen Filmfestspiele«. Der Reporter spricht davon, »mit welch enormer Geduld die jungen Mitarbeiter in Warrendale versuchen, die Kinder während ihrer emotionalen Stürme festzuhalten und sie ständig mit körperlichem Einsatz sowie mit großem Einfühlungsvermögen daran zu hindern, sich in sich selbst zurückzuziehen«. Stanley Kauffman schrieb am 2. September 1967 in New Republic fast mit ehrfürchtigem Staunen über den Film und erklärte, »die Technik in Warrendale besteht in erster Linie im >Festhalten<: Wenn ein Kind in einen emotionalen Krampf verfällt, einen überdimensionalen Koller, dann werden seine Arme und Beine von einem oder mehreren Mitarbeitern festgehalten, während das Kind versucht, sich loszustrampeln. Hier kommt es auf die völlige Freiheit des Gefühls an, wobei das Kind daran gehindert wird, sich selbst zu verletzen, und man ihm das Gefühl des körperlichen Kontakts vermittelt, das ihm sagt, daß es Menschen gibt, die für es sorgen.« Unnötig zu sagen, daß die gleiche Art des arroganten Beherrschens des Gefühlslebens eines anderen Menschen in dem Film der Foundation gezeigt wird, und zwar unter der Maske der liebenden Fürsorge. Was daran so ungewöhnlich ist, das ist die Tatsache, daß diese Vorführungen des brutalsten Sadismus von den Kritikern mit so reichem Lob bedacht werden. Selbstverständlich ist das Verhalten der Männer, die so etwas tun, für sie selbst keine völlig abwegige emotionale Gewaltanwendung. Sie handeln vielmehr in völliger Übereinstimmung mit der übrigen Gesellschaft.

3. New York 1972.

4. »Responses to Cumulative Trauma and Indoctrination in Chronic Schizophrenia.« Der Aufsatz soll demnächst im Bulletin of the Menninger Clinic veröffentlicht werden.


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5. Dieser Bericht wurde mir freundlicherweise von Wilma Caffentzis zur Verfügung gestellt.
6. Honig hat nie behauptet, er beschäftige sich mit Verhaltensmodifizierung, sondern nannte seine Behandlungsmethode »Analyse«.

 

7. Erotik und Sex in der Psychotherapie

1. Siehe zum Beispiel Diana E.H. Russell, The Secret Trauma: Incest in die Lives of Girls and Women, New York 1986.
2. Viele Analytiker glauben, sie habe mit Jung geschlafen, es gibt aber keine schriftlichen Beweise dafür.

3. Die Nachricht über ihren Tod stammt von dem schwedischen Journalisten Magnus Ljunggreen, der darüber in einem Artikel mit der Überschrift »Sabina mellan Jung och Freud« (Expressen 1983; 15) berichtet.

4. Tagebuch einer heimlichen Symmetrie: Sabina Spielrein zwischen Jung und Freud, Freiburg 1986. In der deutschen Ausgabe ist der Text in vielen Fällen korrigiert worden. Für die englische Version wurde ein nicht korrigierter deutscher Text übersetzt. Das Buch enthält eine ausgezeichnete Einführung von Johannes Cremerius, einem Schüler von Freud, der trotzdem bereit ist, das Ganze eine »schreckliche Geschichte« zu nennen, die ein sehr schlechtes Licht auf Freud wirft, von Jung gar nicht zu reden.

5. Der Brief ist vom 6. Juli 1907 datiert. Sigmund Freud - C. G. Jung Briefwechsel, hrsg. v. William McGuire und Wolfgang Sauerländer, Frankfurt/ Main 1974, S. 80. Alle in diesem Kapitel zitierten Briefe aus der Korrespondenz zwischen Freud und Jung sind dieser Sammlung entnommen.

6. Carotenuto schreibt in seiner Einführung: »Von den Briefen Sabina Spielreins an Freud ist nur der erste (vom 30. Mai 1909) vollständig. Vom zweiten, der mit mehreren Unterbrechungen geschrieben wurde (vom 10. bis 20. Juni 1909), fehlen einige Seiten... Die gesamte Korrespondenz mit Freud ist auf kleinformatige Faltkarten geschrieben, es könnte sich um Entwürfe handeln, da sie verschiedene Streichungen und Verbesserungen enthalten.« (S. 33) Es erscheint daher wahrscheinlich, daß dieser lange Brief an Freud gar nicht abgeschickt worden ist, besonders weil es nirgends einen Hinweis darauf gibt, daß er den Inhalt des Briefes von Jung an die Mutter von Sabina Spielrein kannte. Man fragt sich nur, wie er darauf reagiert hätte. 

Aus der Einführung zu der deutschen Fassung (S. 1-12) geht hervor, daß Cremerius den Eindruck hat, Freud habe mit dem Brief von Sabina Spielrein als Anlage auch einen Brief von Jung an ihre Mutter bekommen, und deshalb beurteilt er die Reaktion Freuds um so kritischer. Hier scheint er sich jedoch zu irren, obwohl die Einführung im übrigen ausgezeichnet ist. Auch Bruno Bettelheim nimmt in seinem Kommentar zur amerikanischen Taschenausgabe des Buches von Carotenuto an, daß Freud Bescheid gewußt hat: »Obwohl Freud aus diesem Brief wußte, in welche unmögliche Situation Sabina Spielrein durch das Verhalten von Jung geraten war, weigerte er sich, sie zu empfangen, und fuhr fort, ihr etwas vorzumachen.« (S. 30)

7. Freud wollte damit sagen, daß sich Jung ihm gegenüber zu schlecht betragen habe, um die freundschaftliche Beziehung zu ihm fortzusetzen.

8. Basiert auf dem persönlichen Bericht von Julie Roy, New York 1976.


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9. New York 1985.
10. New York 1986.
11. The Psychoanalytic Quarterly, 31 (1962); S. 54-61.

12. Das Wort »Ausagieren« soll nur ein Verhalten des Patienten bezeichnen, das dem Analytiker nicht gefällt. Wenn der Analytiker Dinge tut, die seinen Kollegen nicht gefallen, dann bezeichnen sie es als »Einwirken«.

13. Contemporary Psychoanalysis 6 (1970), S. 107-124.

14. Diese Information stammt allerdings aus dem Buch von Martin Shephard, The Love Treatment Sexual Intimacy Between Patients and Psychothera-pists, New York 1971, in dem sexuelle Kontakte mit gewissen Patienten empfohlen werden, und deshalb sollte diese Information nicht unbedingt für bare Münze genommen werden.

15. »Overt transference« (Offene Übertragung) in Journal of Sex Reserach 2 (1966), S. 227-237.
16. Psychiatry in Transition: Selected Papers of Judd Marmor, M. D., New York 1974.

17. »The principles of medical ethics with annotations especially to psychiatry« (Die Grundsätze der medizinischen Ethik und die besonders für die Psychiatrie geltenden Zusätze), American Journal of Psychiatry 130,1973, S. 1058-1064.

18. American Journal of Psychiatry, 130, 1973, S. 1077-1081.

19. »Sex and the physician-patient relationship«, American Journal of Psychiatry, 131,1974, S. 1134-1136. Siehe auch J. A. Perry, »Physicians' erotic and nonerotic physical involvement with patients«, American Journal of Psychiatry, 133, 1976, S. 838-840.

20. Jean Corey Holroyd und Annette M. Brodsky, »Psychologists' attitudes and practices regarding erotic and nonerotic physical contact with patients«, Amerikan Psychologist, 32, 1977, S. 843-849.

21. »The legal implications of sexual activity between psychiatrist and pa-tient«, American Journal of Psychiatry, 133, 1976, S. 1138-1141. Eine Übersicht über die Literatur zu diesem Thema findet sich in dem Artikel von Barbie J. Taylor und Nathaniel N. Wagner mit der Überschrift »Sex between therapists and clients: a review and analysis«, Professional Psychology, 7, 1976, S. 593-601.

22. Zitiert in William A.N. Dorland, lliustrated Medical Dictionary, 24. Auflage, Philadelphia 1965, S. 680.

23. »Formal and informal adjudication of ethics complaints against psychologists«, in American Psychologist 35, 1980, S. 1096-1105.

24. Sie wollte damit nicht sagen, daß man gänzlich auf die Psychotherapie verzichten, sondern nur, daß man sie reformieren sollte, eine Auffassung, die ich nicht teile. New York 1972.

25. Siehe Jacqueline Bouhoutsos, »Sexual intimacy between psychotherapists and clients: policy implications for the future«, in: Women and Mental Health Policy, hrsg. v. Leonore E. Walker, Beverly Hills 1984, S. 207-228.

26. »Nur sehr wenige Opfer beschweren sich bei irgendeiner offiziellen Stelle. Ungefähr die Hälfte bis drei Viertel aller Opfer wissen nicht, daß sexuelle Beziehungen zwischen Therapeuten und Patienten unethisch sind oder einen Verstoß gegen geltendes Recht darstellen. Doch unter denen, die es wissen, unternehmen nur ein bis vier Prozent etwas dagegen.« Dies ist in einem Bericht des Sonderausschusses des kalifornischen Senats zur Untersuchung von sexuellen Beziehungen zwischen Psychotherapeuten und Patienten nachzulesen, der dem California Senate Rules Committee im März 1987 vorgelegt wurde.


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27. John J. Brownfain, »The American Psychological Association Professional Liability Insurance Program«, American Psychologist 26, 1971, S. 648-652.

28. Journal of Consulting Psychology, 16, 1952, S. 319-324.

29. Siehe A. E. Bergin, »The evaluation of therapeutic outcomes« in Handbook of Psychotherapy and Behavior Change: An Empirical Analysis, hrsg. v. A.E. Bergin und S. L. Garfield, New York 1971, S. 217-270; P. Meehl, »Discussion on Eysenck, >The Effects of Psychotherapy<«, International Journal of Psychiatry 1, 1965, S. 156-157. Das gleiche Thema wird mit sehr vielen Literaturangaben besprochen in S.J. Rachman und G.T. Wilson, The Effects of Psychological Therapy, zweite erweiterte Auflage, Oxford 1980.

30. The Effects of Psychotherapy, New York 1960, letzte Seite.
31. »Specific vs. non-specific factors in psychotherapy: a controlled study of outcome«, Archives of General Psychiatry, 36, 1979, S. 1125-1136.
32. Psychotherapy: Clinical Research and Theoretical Issues, New York 1973, S. 481.

33. Zum Beispiel Sol L. Garfield in seinem 1980 vor der Amerikanischen Psychologischen Gesellschaft gehaltenen Vortrag, für den er mit dem Distin-guished Professional Contribution to Knowledge Award ausgezeichnet wurde, mit dem Thema »Psychotherapy: A Forty-Year Appraisal« (American Psychologist 36, 1981, S. 174-183.) Hier mußte er praktisch zugeben, daß auf diesem Gebiet augenscheinlich keinerlei Fortschritt erzielt worden war, wenigstens kein Fortschritt, der allgemeine Anerkennung gefunden hätte.

34) S.W. Hadley und Hans Strupp in ihrem Artikel »Contemporary Views of negative effects in psychotherapy« (Archives of General Psychiatry, 33, 1976; S. 1291-1302) haben nachgewiesen, daß die meisten Psychotherapeuten zugeben mußten, daß die Schädigung des Patienten ein wirkliches Problem ist (und zum Beispiel auch zum Selbstmord führen kann). Zu dem gleichen Schluß kommen auch M.J. Lambert, A.E. Bergin und J.L. Collins in »Therapist-induced deterioration in psychotherapy«, in: Effective Psychotherapy: A Handbook of Research, hrsg. v. Alan S. Gurman und Andrew M. Razin, New York 1977, S. 452-481.

 

35) Am 21. Dezember 1978 berichtete die New York Times unter der Überschrift »Arzt besteht auf Bestrafung geistig behinderter Kinder«, daß das Behavior Research Institute in Rhode Island vom stellvertretenden Erziehungsminister in New York aufgefordert worden war, geistig behinderte und gestörte Kinder im Staat New York, die von Dr. Matthew Israel, dem Direktor des Instituts betreut wurden, nicht mehr körperlich zu bestrafen. Dr. Israel weigerte sich und sagte, »die bizarren Verhaltensweisen müssen unterbunden werden, denn wenn so etwas vorkommt, könnte man das Kind nicht in ein öffentliches Restaurant mitnehmen.« 

Am 19. November 1985 berichtete die New York Times unter der Überschrift »Die körperliche Bestrafung in den Schulen als Therapie wird in Frage gestellt«, daß der 22jährige autistische Vincent Milletich, der im Stadtteil Queens gelebt hatte, am 23. Juli gestorben war, während er mit schrillen, quietschenden


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Geräuschen bombardiert wurde. Das war eine in dieser Schule übliche Bestrafung. Die für Kinder zuständige Behörde wandte sich insbesondere gegen die Benutzung einer »automatischen Dampfsprühstation«, wo die Schüler mit gefesselten Handgelenken und einem Helm auf dem Kopf in einer winzigen Kabine stehen mußten, während ihnen abwechselnd Preßluft und Wasser ins Gesicht gesprüht wurden. Die Eltern von 47 der 67 Kinder an dieser Schule drohten, sie würden beim Bundesbezirksgericht in Boston Klage erheben, wenn der Vorschlag der für Kinder zuständigen Behörde, die Schule zu schließen, gebilligt würde. Am 5. Juni 1986 berichtete die New York Times, daß Richter Ernest I. Rotenberg vom Bezirks-, Nachlaß- und Familiengericht in Bristol zugunsten des Instituts entschieden und erklärt hatte, es wäre falsch, diese Behandlungsmethoden als »Bestrafungen« zu bezeichnen, weil die Alternativen, die in anderen Einrichtungen verwendet würden, wie Drogen und Einschränkung der Bewegungsfreiheit, noch viel schlimmer seien. Er mißbilligte scharf die Haltung der für Kinder zuständigen Behörde und beschuldigte sie, »mit dem Leben und der Sicherheit der Schüler russisches Roulett zu spielen«, wenn versucht worden sei, die Schule zu schließen und ihre Bestrafungstherapie zu unterbinden. Und das geschah, nachdem einer der jungen Männer während einer solchen Behandlung gestorben war! Hier können wir sehen, warum Männer wie Rosen und Honig bisher straflos davongekommen sind; sie erfüllen einfach ein Mandat der Gesellschaft.

 

8. Das Problem mit der menschlichen Güte: Carl Rogers und die humanistische Psychologie

1. The Theoretic Dialogue: A Theoretical and Practical Guide to Psychotherapy von Soan Lal Sharma, Albuquerque 1986. 

2 Englewood Cliffs, N. ]., 1959, S. 82.

3. Einführung zu Carl Rogers: The Man and His Ideas von Richard I. Evans, New York 1975, S. XXX. Rogers selbst sagt in demselben Buch: »Es bedeutet mir etwas zu wissen, daß Unternehmer, Erzieher auf allen Ebenen, Psychiater, Psychologen, Sozialarbeiter, Priester und Geistliche lesen, was ich geschrieben habe. Es ist fantastisch, welche Wirkungen ich mit meiner Arbeit erzielt habe. Ich bin selbst zutiefst davon beeindruckt « (S. 112)

4. Zu diesen Büchern gehören: Counseling and Psychotherapy: New Concepts in Practice (1942), Die nicht-direktive Beratung, München 1972, Die klientenzentrierte Gesprächs-Psychotherapie, München 1972, On Becoming a Person (1961), Entwicklung der Persönlichkeit. Psychotherapie aus der Sicht eines Therapeuten, Stuttgart 1973, Person to Person: The Problem of Being Human (1967), Becoming Partners: Marriage and Its Alternatives (1972), Partnerschule. Zusammenleben will gelernt sein Das offene Gespräch mit Paaren und Ehepaaren, München 1975, Die Kraft des Guten. Ein Appell zur Selbstverwirklichung, München 1978 und Der neue Mensch, Stuttgart 1981 (Rollo May, Carl Rogers, Abraham Maslow), (1986). Außerdem gibt es eine Anzahl von Büchern über ihn, unter anderen On Becoming Carl Rogers von Howard Kirschenbaum, New York 1979.

5. Carl Rogers: The Man and His Ideas, S. 30.
6. »The necessary and sufficient conditions of therapeutic personality change« (Die notwendigen und ausreichenden Voraussetzungen für die therapeutische Persönlichkeitsveränderung), Journal of Consulting Psychology, 21, 1957, S. 95-103.


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7. Psychology: A Study of a Science, Bd. 3, Formulations ofthe Person and the Social Context, hrsg. von Sigmund Koch, New York, 1959, S. 216.
8. Journal of Consulting Psychology, 21, 1957, S. 99.
9. Journal, 21, S. 101.
10. Ebd., S. 103.
11. Politics and Innocence, hrsg. von Rollo May, Carl Rogers und Abraham Maslow, Dallas 1980, S. 31.

12. »My Personal Growth«, verfaßt in den Jahren 1965/66 und veröffentlicht in A History of Psychology in Autobiography. Bd. 5, hrsg. v. E.G. Boring und G. Lindzey, New York 1967; auf den neuesten Stand gebracht im Jahre 1971 für Twelve Therapists, hrsg. v. Arthur Burton u. a., San Francisco 1972, S. 28-77.

13. »In Retrospect: Forty-Six Years«, The American Psychologist, 29,1974, S. 115-123.

14. Herausgegeben von Carl Rogers in Zusammenarbeit mit Eugene T. Gendlin, Donald J. Kiesler und Charles B. Traux, Madison 1967.

15. Pennsylvania Psychiatrie Quarterley, Sommer 1962. Ich habe das Zitat dem Buch Person to Person: The Problem ofBeing Human von Carl Rogers und Barry Stevens, New York 1971, S. 183-196, entnommen.

16. Das soll nicht heißen, daß sich Rogers für Ausbildungsfragen nicht interessiert hat. In seinem Buch Die klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie widmet er der »Ausbildung von Beratern und Therapeuten« ein langes Kapitel. Darin wird allerdings auch deutlich, daß Rogers keine revolutionären Ideen über die Ausbildungsmethoden oder über die Auswahl der Kandidaten für den Beruf des Therapeuten hatte.

17. Das bringt uns zu dem sehr viel komplexeren Problem der Psychotherapie bei den Nazis. Ein Buch, das bei seinem Erscheinen im Jahr 1985 sehr positiv aufgenommen wurde, war Psychotherapy in the Third Reich: The Göring Institute von Geoffrey Cocks. Am Schluß des Buches schreibt der Verfasser, daß »das Wesen des Naziregimes auf organisatorischer Ebene für die Fortentwicklung der Psychotherapie eher günstige Voraussetzungen schuf, als daß es sie behinderte.« Das ist zweifellos richtig, aber anders als Cocks, der diese Tatsache positiv beurteilt, bin ich entsetzt darüber. Denn wir müssen uns fragen, ob es im Wesen der Psychotherapie etwas gibt, das es ermöglicht, sie für die Ziele eines jeweils an der Macht befindlichen tyrannischen Regimes zu nutzen. 

Ohne Zweifel haben die antinazistischen Therapeuten, die es sogar in Deutschland gegeben hat, geglaubt, sie könnten ihren Patienten am besten helfen, wenn sie ihren Beruf auch weiterhin ausübten. Aber wenn es keine Aktivisten waren (wie die verstorbene Muriel Gardiner, eine amerikanische Psychoanalytikerin, die mit der Familie Freud befreundet war), sahen sie sich früher oder später gezwungen, das Regime zu unterstützen, das sie insgeheim ablehnten. Die »innere Emigration« und der »innere Widerstand« nützten schließlich niemandem, wenn sie nicht von Aktionen in der wirklichen Welt begleitet wurden, sondern haben wahrscheinlich auch die Selbstachtung dieser Persönlichkeit zerstört. Karl Jaspers emigrierte in die Schweiz und hat während des ganzen Krieges geschwiegen. Hannah Arendt hat ihn dafür bewundert, aber Jaspers selbst schämte sich und hat das nach dem Krieg auch offen zugegeben.


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18. New York 1976, S. 116.
19. Der Aufsatz erschien in The Evolution of Psychotherapy, hrsg. v. Jeffrey K. Zeig, New York 1987, S. 185.

 

9. Alternative Therapien  

1. Siehe J.E. O'Brien, »Violence in divorce-prone families«, Journal of Marriage and the Family, 33, 1971, S. 692-698.

2. Die Richtigkeit meiner Aussage wird in mehreren von Psychiatern verfaßten Artikeln in dem Buch The Abusive Partner: An Analysis of Domestic Battering, hrsg. v. M. Roy, New York 1982, bestätigt. Siehe besonders N. Shainess, »Psychological Aspects of Wife-Battering«.

3. Siehe die glänzende Kritik an der Familientherapie von Michele Bograd, »Family Systems Approaches to Wife Battering: A Feminist Critique«, American Journal of Orthopsychiatry. 54, Nr. 4, Oktober 1984; S. 558-568.

4. Family Kaleidoscope, Cambridge, MA, 1984, S. 143. Auf dem Buchumschlag wird eine Besprechung im Journal of Child Psychiatry wie folgt zitiert: »Folgt man der überzeugenden Darstellung von Minuchin, dann hat man fast den Eindruck, daß er das Allheilmittel zur Lösung aller Probleme und zur Verhinderung der Gewaltanwendung in der Familie gefunden hat.«

5. Adelaide Bry (Hrsg.), Inside Psychotherapy: Nine Clinicians Tell How They Work and What They Are Trying to Accomplish, New York 1972, S. 91.

6. Jeffrey K. Zeig, The Evolution of Psychotherapy, New York 1987, S. 68.
7. Zum Beispiel in R. J. Green und J. L. Framo (Hrsg.), Family Therapy: Major Contributions. New York 1981.
8. Joel Kovel, A Complete Guide to Therapy: From Psychoanalysis to Behavior Modification. New York 1976, S. 188.
9. John O. Stevens, Legacy from Fritz. Palo Alto 1975, S. I.

10. In: The Evolution of Psychotherapy. S. 322. Eine gute Quelle für Aufsätze über die Gestalttherapie ist The Handbook of Gestalt Therapy, hrsg. v. Chris Hatcher und Philip Himelstein, New York 1976.

11. Frederick Perls, Gestalt-Therapie in Aktion, Stuttgart 1976, S. 61.

12. Ein Jahr vor seinem Tode verfaßte Perls seine Autobiographie, In and Out of the Garbage Pail, Lafayette, Kalifornien, 1969. Die Seiten in diesem Buch sind nicht numeriert, deshalb können die Seitenzahlen für die hier wiedergegebenen Zitate nicht angegeben werden. Das bei Bantam Books erschienene Taschenbuch hat zahlreiche Auflagen erlebt.

13. Frederick Perls. Ralph F. Hefferline und Paul Goodman, Gestalt Therapy, New York 1980. Die erste Auflage erschien 1951.

14. Aus: Gestalttherapie in Aktion. S. 13. Das Gestaltgebet findet man in den meisten Büchern von Perls. Er erläutert es in dem Kapitel mit der Überschrift »Das Gestaltgebet«, Seite 163 bis 173 in dem Buch Grundlagen der Gestalt-Therapie. Einführung und Sitzungsprotokolle, München 1976.

15. Fritz: An Intimate Portrait of Fritz Perls and Gestalt Therapy, New York 1975, S. 136.

16. Gestalt Therapy, S. 395.


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17. Diese Kritik gibt es schon seit längerer Zeit. Ich denke dabei an das einflußreiche Buch von Phyllis Chesler, Frauen - das verrückte Geschlecht und ein weiteres gutes Buch von Dorothy Tennov, Psychotherapy: The Hazardous Cure, New York 1976. Siehe auch den Aufsatz von Naomi Weisstein, »Kinder, Küche, Kirche as Scientific Law: Psychology Constructs the Female« in Sisterhood Is Powerful. hrsg. von Robin Morgan, New York 1970 sowie die folgenden Sammlungen und Bücher: P. Susan Penfold und Gil-lian A. Walker, Women and the Psychiatrie Paradox, Montreal 1983: Wo-men Look at Psychiatry, hrsg. von Dorothy E. Smith und Sara J. David, Vancouver 1975; Patricia Perri Rieker und Elaine Hilberman Carmen Hrsg., The Gender Gap in Psychiatry: Social Realities and Psychological Processes, New York 1984. Einer der ersten einflußreichen Aufsätze zeigte, wie Therapeuten stereotype sexistische Haltungen im Hinblick auf ein gesundes und menschlich reifes Verhalten einnehmen: Inge K. Brover-man, Donald M. Broverman und Frank E. Clarkson, »Sex-role stereotypes and clinical judgments of mental health«, Journal of Counseling and Clini-cal Psychology 34 (1970), S. 1-7.

18. Siehe Jean Baker Miller, Die Stärke weiblicher Schwäche. Zu einem neuen Verständnis der Frau, Frankfurt am Main 1976; Nancy Chodorow, The Reproduction of Mothering, Berkeley 1978; Juliet Mitchell, Psychoanalyse und Feminisnus. Frankfurt/Main 1976. Manchmal kommt das Einverständnis mit den Vorstellungen Psychoanalyse nicht so deutlich zum Ausdruck wie etwa in dem einflußreichen Buch von Carol Gilligan, Die andere Stimme. Lebenskonflikte und die Moral der Frau, München 1982.

19. »Feminist Therapy« in Woman and Psychotherapy: An Assessment of Research and Practice, hrsg. v. Annette M. Brodsky und Rachel T. Hare-Mus-din, New York 1980, S. 250. Die in dem Zitat erwähnte Auffassung findet sich in J. Holroyd »Psychotherapy and Women's Liberation«, Counseling Psychologist, 1976, 6, S. 22-28.

20.  Lynne Bravo Rosewater und Lenore E.A. Walker, Handbook of Feminist Therapy: Women's Issues in Psychotherapy, New York 1985, S. 215-225.

21. Siehe Rig Mama Rag: A Feminist News Journal, 4 (Nr. 3), März 1976, »Feminist Therapists Convene and Conflict«. von K. Terra u. a., ein Bericht über die Konferenz feministischer Therapeutinnen im Januar 1976 in Boulder, Colorado, der die Probleme behandelt, die durch das elitäre Denken im Berufsleben und den Mangel an Solidarität bei der Organisation der Konferenz entstanden sind. Siehe auch Constance Perenyi. »Enough Is Enough: Feminist Therapy and Other Bad Habits«, Rig Mama Rag 7 (Nr. 11), November 1980.

22. »Psychotherapy and Women: Priorities for Research« in Women andPsv-chotherapy. S. 409.
23. Susan Sturdivant, Therapy with Women: A Feminist Philosophy ofTreat-ment, New York 1980, S. 82.
24. Mary Ballou und Nancy W. Gabalac, A Feminist Position on Mental Health, Springfield, Illinois, 1985. S. 32.
25. New York 1983.

26. Aus der von Edna I. Rawlings und Dianne K. Carter herausgegebenen Anthologie Psychotherapy for Women: Treatment Toward Equality, Springfield, Illinois, 1977, S. 298.


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27. Notes of a Feminist Therapist, New York 1976.
28. Psychic War in Men and Women, New York 1976.
29. Father-Daughter lncest, Cambridge, MA, 1981.

30. Gyn/Ecology: The Metaethics of Radical Feminism, Boston 1978, S. 281. Auch ich bin wie Daly der Meinung, daß »das Konzept der feministischem Therapie im Grunde ein Widerspruch in sich« ist. (S. 282) Denn ich kann mich mit der von Daly angebotenen Alternative nicht befreunden, einer spirituell orientierten feierlichen Veranstaltung, obwohl das nichts daran ändert, daß ich mit ihrer Schilderung der Probleme bei der feministischen Therapie durchaus übereinstimme.

31 Florence Rush, 7 he Best Kept Secret: Sexual Abuse of Children, New York 1980: Louise Armstrong, Kiss Daddy Goodnight, New York 1978 und The Home Front: Notes from the Family War Zone, New York 1983; Diana E.H. Russell, Sexual Exploitation: Rape, Child Sexual Abuse, and Workplace Harassment, Beverly Hills 1984; David Finkelhor, Sexually Victimized Children. New York 1979 und Child Sexual Abuse: New Theory and Research, New York 1984.

32. Louise Armstrong glaubt wie ich, daß eine »Behandlung« von Opfern eines Inzests, nach den traditionellen Methoden der Psychotherapie vorgenommen, fragwürdig, wenn nicht sogar schädlich ist. Siehe das Nachwort zu ihrem Buch Kiss Daddy Goodnight: Ten Years Later, New York 1987. Ich behandle dieses Thema in meinen Büchern Was hat man dir, du armes Kind, getan? und A Dark Science.

33. Handbook ofClinical Intervention in Child Sexual Abuse. Lexington MA, 1982, S. 111.

34. Ein solches Lehrbuch ist Sexual Assault of Children and Adolescents von Ann Wolbert Burgess, A. Nicholas Groth, Lynda Lytle Holmstrom und Suzanne M. Sgroi, Lexington, MA, 1978.

35. Von Wendy Maltz und Beverly Holman, Lexington, MA. 1987, S. 112.

36. Kee MacFarlane und Jill Waterman mit Shawn Conerly, Linda Dämon, Michael Durfee und Suzanne Long, Sexual Abuse of Young Children: Evaluation and Treatment, New York 1986.

37. Palo Alto 1982.

38. Ein ähnliches Buch ist Adele Mayer, lncest: A Treatment Manual for Therapy with Victims, Spouses and Offenders. Holmes Beach 1983.

39. The Myth of Women 's Masochism. New York 1985. Caplan ist sich gewiß ihrer eigenen Ambiguität bewußt. So schreibt sie: »Ein Psychoanalytiker, den ich kenne, leistet hervorragende Arbeit mit den verschiedensten Patienten und gibt sich in seiner Praxis große Mühe, die Kräfte der Frauen zu stärken und ihnen zu helfen, sich selbst keine >krankhaften< Motive mehr zuzuschreiben wie etwa masochistische Neigungen. Ich habe nie gezögert, ihm Patienten zu überweisen. Man stelle sich meine Überraschung vor, als ich ihn auf einem Kongreß von Berufstherapeuten sprechen hörte, wo er die Krankengeschichte einer ehemaligen Patientin vorlegte, in der er augenscheinlich sie selbst dafür verantwortlich machte, daß sie sexuell belästigt worden war.« (S. 206) Mich überrascht das keineswegs. Ich frage mich, ob Caplan. deren Buch, abgesehen davon, daß sie die Psychotherapie im allgemeinen positiv beurteilt, ausgezeichnet ist, jetzt ihre Behauptung in Frage stellt, die Psychoanalyse ließe sich reformieren.


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40. Robert Seidenberg und Karen DeCrow. Women who Marry Houses: Panic   and Protest in Agoraphobia, New York 1983. Seidenberg ist zwar prakti-V zierender Psychoanalytiker, ist aber auch Präsident des Ortsverbandes der V National Organization of Women. Seine Analysen der anorexia nervosa (Magersucht) und der Agoraphobie (Platzangst) verdanken der Psychologie sehr viel weniger als der feministischen Politik.

41. Die radikale Psychiatrie, die heute kaum noch praktiziert wird, ist von Eric Berne und der Transaktionsanalyse beeinflußt worden. Siehe zum Beispiel »On Radical Therapy« von Jeanette Hermes in Going Crazy: The Radical Therapy ofR. D. Laingand Others, hrsg. von Hendrik M. Ruitenbeek, New York 1972, S. 23-39: »Eine weitere wichtige Sache ist, daß ich bei der Gruppentherapie zu etwas ermutige, was Berne Streicheln genannt hat. Damit unterstützt man das Selbstwertgefühl einer Person, indem man die Liebe zu ihr durch körperliche Berührung und dadurch bestätigt, daß man ihr sagt, welche guten Eigenschaften wir in ihr erkennen.« 

Auch Claude Steiner, der das »Radical Psychiatry Manifesto« verfaßt hat, war ein Schüler von Eric Berne. Er schreibt im »Manifesto« über die Gruppentherapie (die Berne ausdrücklich empfohlen hat): »Kontakte zwischen dem Therapeuten und nur einem Patienten, die zwar in Krisen sehr wertvoll sein können, sollten zu den Ausnahmen gehören und nicht zur Regel werden ... Psychiater, die nicht in der Lage sind, eine Gruppentherapie durchzuführen, habe keine vollständige Ausbildung genossen und sollten das nachholen.« (The Radical Therapist, hrsg. von Jerome Agel, New York 1971, S. 281.) Hogie Wyckoff, ein Schüler von Steiner, bestätigt ausdrücklich, daß die »radikale Psychiatrie« nur eine andere Form der Psychiatrie ist: »Das problemlösende Gruppenmodell der radikalen Psychiatrie ist im Rahmen einer von R. D. Laing, Fritz Perls und Claude Steiner übernommenen Synthese der psychiatrischen Theorien entwickelt worden. 

Die Theorie der radikalen Psychiatrie schließt einige grundlegende Erkenntnisse der Transaktionsanalyse (TA) über die Psychiatrie und den Menschen ein. Wir glauben ebenso wie Eric Berne, daß die Menschen bei ihrer Geburt in Ordnung sind und nur durch das unglücklich werden, was sie einander antun. Wir stimmen Berne zu, wenn er sagt, die Sprache der Psychiatrie sollte einfach sein, und die Menschen, die Psychiatrie praktizieren, sollten ihre Meinungen den Mitliedern einer Gruppe offen sagen, anstatt sie geheimzuhalten und auf diese Weise ihre Überlegenheit zu demonstrieren.« (Aus »Radical Psychiatry for Women« in Psychotherapy for Women: Treatment Toward Equality, hrsg. von Ena I. Rawlings und Dianne K. Carter, Springfield, IL, 1977; S. 370.) 

Mehr über die radikale Psychiatrie findet sich in Rough Times, hrsg. von Jerome Agel, New York 1973; Radical Psychology, hrsg. von Phil Brown, New York 1973; Readings in Radical Psychiatry, hrsg. von Claude Steiner, New York 1974. Meine Ablehnung der radikalen Psychiatrie erstreckt sich nicht auf die Veröffentlichungen, die tatsächlich radikal sind (und die Psychiatrie und Psychotherapie ablehnen). Zu ihnen gehören Veröffentlichungen aus Madness Network News und Phoenix Rising (Erscheinungsort Toronto). Siehe auch Sherry Hirsch u. a., Hrsg., Madness Network News Reader, San Francisco 1974.


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42. Jay Haley schreibt in Uncommon Therapy (siehe Fußnote 43), Erickson »ist seit langem als der in der ganzen Welt führende medizinische Hypnotiseur bekannt.« (S. 18) (Dem Leser, der sich aus maßgeblicher Quelle eingehender über die Hypnose informieren will, würde ich das Buch von Merton M. Gill und Margaret Brenman, Hypnosis and Heiated States: Psy-choanalytic Studies in Regression, New York 1959, empfehlen. Eine kompetente Auseinandersetzung mit der Hypnose findet sich auch in Theodore X. Barber, LSD, Marihuana, Yoga, and Hypnosis, Chicago 1970. Siehe auch Margaret Brenman und Merton Gill, Hypnotherapy: With Appended Case Reports, New York 1947. Weitere Angaben über das Leben von Erick-son gibt Jay Haley, Hrsg. in Advanced Techniques of Hypnosis and The-rapy: The Selected Papers ofMilton H. Erickson, M. D., New York 1967.

43. Uncommon Therapy: The Psychiatrie Techniques ofMilton H. Erickson, MD., New York 1973. Siehe auch Haley, Ordeal Therapy, San Francisco 1984.

44. R. Bandler und J. Grinder, The Structure of Magic, Palo Alto, Bd. 1,1975; Bd. 2,1976. Siehe auch die beiden Bände von J. Grinder, J. Delozier und R. Bandler, Patterns ofthe Hypnotic Techniques ofMilton H. Erickson, M. D., Cupertino, Kalifornien, 1975 und 1977.

45. Man erkennt die Ähnlichkeit zwischen dem früheren Buch von Jürgen Ruesch und Gregory Bateson, Communication: The Social Matrix of Psychiatry, New York 1951, in dem die Idee des »double-bind« zum ersten Mal erwähnt wird, und dem Werk von Erickson. Das Konzept des doublebind findet sich zum ersten Mal in dem Aufsatz von Gregory Bateson, »Auf dem Weg zu einer Schizophrenie-Theorie« in Bateson, Jackson, Haley, Weakland u.a. Schizophrenie und Familie, Frankfurt am Main 1969, S.11-43, wo der Einfluß von Erickson anerkannt wird. Dieselben Verfasser äußern sich dazu in »A Note on the Double-Bind«, Family Process 2,1963, S. 154-161. Siehe auch Gregory Batesons Aufsatz in Ökologie des Geistes, Frankfurt am Main 1980.

46. Jay Haley (Hrsg.), Conversations with Milton H. Erickson, M. D., Bd. 1, Changing Individuais, New York 1985, S. VII.

47. Berichte über diese Konferenz wurden veröffentlicht unter dem Titel The Evolution of Psychotherapy, hrsg. v. Jeffrey K. Zeig, New York 1987.

48. In: Innovative Hypnotherapy: The Collected Papers ofMilton H. Erickson on Hypnosis, Bd. 4, hrsg. v. Ernest L. Rossi, New York 1980, S. 482-490.

49. Dieser Bericht wurde in das Buch von Jeffrey K. Zeig, Experiencing Erickson: An Introduction to the Man and his Work, New York 1985, S. 7-12, aufgenommen.

50. »Vasectomy: A Detailed Illustration of a Therapeutic Reorientation«, in: Innovative Hypnotherapy, S. 385-391.
51. Conversations with Milton H. Erickson, Bd. 2, »Changing Couples« in dem Abschnitt mit dem Titel »Sex, Fun and Impotency«.
52. Conversations, Bd. 1, S. 200.
53. Experiencing Erickson, S. 108.
54. Conversations, Bd. 1, S. 227.
55. Experiencing Erickson, S. 141.
56. Conversations, Bd. 2, S. VIII.

57. Man bekommt eine gewisse Vorstellung davon, wie weitgehend die Grundsätze von Erickson allgemein akzeptiert werden, wenn man liest, was Zeig darüber schreibt: Jeffrey K. Zeig, Hrsg., Ericksonian Psychotherapy, Bd. l,Structures, Bd. 2, Clinical Applications, New York 1985, S. XIII. Siehe auch: »Man hat gesagt, Erickson verstehe es wie kein anderer, seinen Ideen Geltung zu verschaffen. Andererseits hat man auch behaup-


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tet, er sei der bedeutendste Psychotherapeut des Jahrhunderts... und die Geschichte werde zeigen, was Freud für die Theorie der Psychotherapie geleistet hat, habe Erickson für die Praxis der Psychotherapie getan.« Aus A Teaching Seminar with Milton H. Erickson, hrsg. von Jeffrey K. Zeig, New York 1980, S. XIX.

58. Siehe S.L. Garfield und R. Kurtz, »A Study of Eclectic Views«, Journal of Consulting and Clinical Psychology 45, 1977, S. 78-83; siehe auch J.C. Norcross und J.O. Prochaska, »A National Survey of Clinical Psycholo-gists: Affiliations and Orientations«, The Clinical Psychologist 35, 1982, S. 4—6.1983 veranstalteten Prochaska und Norcross eine Umfrage, bei der die Befragten sich für eine von vier theoretischen Perspektiven entscheiden sollten, die ihrem Eklektizismus zugrundelagen. 45 Prozent entschieden sich für die psychodynamische (d. h. die psychoanalytische) Perspektive, 25 Prozent für die humanistisch-existentielle, 17 Prozent für die be-havioristische und 13 Prozent für andere. Siehe J.O. Prochaska und J.C. Norcross, »Contemporary Psychotherapists: A National Survey of Charac-teristics, Practices, Orientations, and Attitudes«, Psychotherapy: Theory, Research and Practice 20, 1983, S. 161-173.

59. Siehe D.S. Smith, »Trends in Counseling and Psychotherapy«, American Psychologist 37,1982, S. 802-809. Einen ausgezeichneten Überblick über den Eklektizismus gibt das Handbook of Eclectic Psychotherapy, hrsg. von John C. Norcross, New York 1986.

60. Siehe M.L. Smith, G. V. Glass und T.I. Miller, The Benefits of Psychotherapy, Baltimore 1980. Diese Arbeit wird allgemein für die differenzierteste Zusammenstellung von Studien über den Erfolg der verschiedenen psy-

ffchothe^apeutischen Methoden angesehen. »An Eclectic Psychotherapy«, in: Handbook of Eclectic Psychotherapy, S. 151.

62. The Technique of Psycho-Analysis, New York 1955, S. VII. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden erstmals 1940 unter dem Titel An Investigation ofthe Technique of Psycho-Analysis veröffentlicht. Die Untersuchungsergebnisse entsprechen erstaunlicherweise weitgehend den gegenwärtigen Verhältnissen, vielleicht, weil, wie Glover meint, »sich therapeutische Schlagwörter als Kennzeichen technischer Starrheit natürlich von Zeit zu Zeit verändern; aber das sind eher Hinweise auf Befürchtungen und Unsicherheiten als ein konzentrierter Ausdruck neuer analytischer Erkenntnisse.. . Ich habe Grund zu wissen, daß selbst, wenn der heutige Student seine Schwierigkeiten in einer komplexeren und manchmal anspruchsvolleren Sprache zum Ausdruck bringt, die dahinterstehenden Unsicherheiten die gleichen sind, mit denen es auch ihre Vorgänger zu tun hatten.« (S. VII)

63)  Dieses Problem ist in zahlreichen Aufsätzen in den ersten Nummern des fournal of the American Psychoanalytic Association behandelt worden, besonders in Band 2 aus dem Jahr 1954. Der Einfluß dieser Aufsätze auf die Praxis der Psychotherapie in Amerika ist sehr groß gewesen. Am wichtigsten waren Leo Rangell, »Similarities and Differences Between Psychoanalysis and Dynamic Psychotherapy« (S. 734-744); Merton M. Gill, »Psychoanalysis and Exploratory Psychotherapy« (S. 771-797) und Frieda Fromm-Reichmann, »Psychoanalysis and General Dynamic Conceptions of Theory and of Therapy: Differences and Similarities.« (S. 711-721)


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Siehe auch die Sammlung ihrer Aufsätze, Psychoanalysis and Psycho-therapy, hrsg. von Dexter M. Bullard, Chicago 1959. Viele häufig verwendete »Lehrbücher« über die Praxis der Therapie gehören zu dieser Richtung, zum Beispiel das über Jahre hinaus sehr beliebte Buch von Sidney Tarachow, Introduction to Psychotherapy, New York 1970 und Kenneth Marc Colby, Primer for Psychotherapists, New York 1951.

64. Eine Kritik an der Methode von Erickson findet sich in meinem Aufsatz »India and the Unconscious: Erik Erickson on Gandhi«, International Journal of Psychoanalysis 55 (1974), S. 519-526.

65. Kohut wird kritisiert in Charles Hanly und J.M. Masson, »A Critical Examination of the New Narcissism«, International Journal of Psychoanalysis 57 (19791, S. 49-66.

66. Eine gute Kritik der Neo-Freudianer wie R.D. Laing und anderer findet sich bei Russell Jacoby, Social Amnesia: A Öritique ofContemporary Psychology from Adler to Laing, New York 1976.

67. Eine gute Kritik an den Methoden von Laing findet sich bei Thomas Szasz, Schizophrenia: The Sacred Symbol of Psychiatry, New York 1976, ,S. 50-83. ^^

68. Eine Kritik an der Transaktionsanalyse findet sich bei Joel Kovel, A Complete Guide to Therapy.

69. Eine beißende Kritik am Urschrei und an einigen anderen ausgefallenen Therapien (z. B. Co-Beratung, Rebirthing, usw.) findet sich bei R. D. Rosen, Psychobabble: Fast Talk and Quick Cure in the Era ofFeeling, New York 1978.

70. Ich habe in diesem Buch die Körpertherapien und die Behandlungsmethoden, die sich auf die vielfältigen Formen der Verhaltensmodifizierung gründen, einschließlich der kognitiven Therapie, der Lerntheorie und der Sexualtherapie nicht behandelt. Das liegt nicht daran, daß ich nichts an ihnen zu kritisieren hätte, sondern ich habe es erstens aus Platzmangel und zweitens deshalb getan, weil sie schon sehr oft und sehr gründlich kritisiert worden sind (allerdings gewöhnlich als rivalisierende Therapien und weniger aus grundsätzlichen Erwägungen). Was andere Formen von Therapien am Körper betrifft, wie etwa den Elektroschock, würde ich dem Leser empfehlen, die ausgezeichnete, von Leonard Roy Frank herausgegebene Anthologie zu Rate zu ziehen: Shock Treatment: A Crime Against Humanity, Boston 1987.

71. Psychoanalysis and Psychotherapy: Thirty-Six Systems, Englewood Cliffs, NJ, 1959.

72. R.J. Corsini (Hrsg.), Handbook of Innovative Psychotherapies, New York 1981 und R. Henrik (Hrsg.), The Psychotherapy Handbook, New York 1980.

73. »Note on the Development of Treatment of Schizophrenics by Psychoana-lytic Psychotherapy» in Specialized Techniques in Psychotherapy, hrsg. v. Gustav Bychowski und J. Louise Despert, New York 1958, S. 168.

74. Zitiert von John M. Darley u. a. in Psychology, Englewood Cliffs 1984, S. 503.

75)  Carl A. Taube u. a., »Patients of Psychiatrists and Psychologists in Office-Based Practice: 1980«, American Psychologist 39 (1984), S. 1435-1447. Diese Statistiken gründen sich auf eine Erhebung über die Inanspruchnahme und die Kosten der medizinischen Versorgung in den Vereinigten Staaten. Morton Hunt schreibt in einem Artikel mit der Überschrift »Navigating the Therapy Maze« in New York Times Magazine vom 30. August 1987: »Heute hat sich jeder dritte Amerikaner psychotherapeutisch behandeln lassen, und 1987 werden 15 Millionen Amerikaner etwa 120 Millionen Mal psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen - das sind fast doppelt so viele Konsultationen, wie sie bei Internisten in Anspruch genommen werden.«


335

Die Entmythologisierung einer Illusion  

1.  Bei einer ganz ähnlichen Frage geht es um die Überzeugung der meisten Therapeuten, daß die Behandlungsmethode, in der sie ausgebildet worden sind, die denkbar beste sei. Werner Wolff verteilte an Psychotherapeuten der verschiedensten Richtungen einen Fragebogen, den 70 Prozent von ihnen beantworteten, wobei sie erklärten, die von ihnen praktizierte Form der Therapie sei die beste. »Fact and Value in Psychotherapy«, American Journal of Psychotherapy 8 (1954), S. 466-486. 

Jerome Frank meint dazu, daß sich daraus »unbequeme Fragen über die Ziele des Ausbildungsprogramms in der Psychotherapie ergeben. Bis wir eine vernünftige Basis für die Auswahl spezifischer Therapien haben, könnte man sehr wohl fragen, ob es einen Sinn hat, eine bestimmte Therapie zu beherrschen, besonders da sich alle so ähnlich sind.« Aber die Folgerung - daß es nicht darauf ankäme, in welcher Therapie man sich ausbilden läßt, sondern daß die Ausbildung in einer Therapie genügt - widerspricht dem, was ich daraus schließen würde, daß es nämlich überhaupt keinen Sinn hat, sich als Psychotherapeut ausbilden zu lassen. Psychotherapy and the Human Predicament: A Psychosocial Approach, hrsg. von Park Elliott Dietz, New York 1978. S. 18.

2. Es gibt heute eine sehr umfangreiche Literatur zum Thema falscher ärztlicher Behandlung. Im folgenden nenne ich nur einige der bekannteren Bücher und Aufsätze: D. J. Dawidoff, The Malpractice of Psychiatrists: Mal-practice in Psychoanalysis, Psychotherapy and Psychiatry, Springfield, IL, 1973; R. Slovenko, Psychiatry and Law, Boston 1973; Daniel B. Hogan, The Regulation ofPsychotherapists, Bd. 13, A Review of Malpractice Suits in the United States, Cambridge, MA, 1979; A. A. Stone, »The Tarasoff De-cisions: Suing Psychotherapists to Safeguard Society«, Harvard Law Review, 90 (1976); S. 358-378; P.F. Slawson, »Psychiatrie Malpractice: A Regional Incidence Study«, American Journal of Psychiatriy 48 (1970), S. 50-64; Ronald Jay Cohen, Malpractic: A Guide for Mental Health Professionals, New York 1979.

3. Baltimore 1961; neu durchgesehene Auflage New York 1974, S. XVI.

4. »Critical Assessment of Psychodynamic Psychotherapy« in Maurice Dongier und Eric Wittkower Hrsg., Divergent Views in Psychiatry, New York 1981. Die in diesem Aufsatz vertretenen Auffassungen sind sehr viel weniger optimistisch als die von Strupp, die jedoch leider besser bekannt und beliebter sind. Hans H. Strupp, Ronald F. Fox und Ken Lessler, Patients View Their Psychotherapy, Baltimore 1969. In diesem Buch kommt Strupp zu dem Schluß: »Die psychotherapeutische Situation ist ein einzigartiges Instrument zur Förderung des persönlichen Wachstums und der Reife. Sie gleicht in vielem anderen interpersonellen Erfahrungen - im Hinblick auf die Offenheit, die Akzeptanz und das Verständnis... Im günstigen Fall erzeugt die individuelle Psychotherapie eine Lernsituation, die sich mit nichts vergleichen läßt, was der menschliche Geist bisher hat erdenken können.« (S. 142)


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5. Siehe APA Monitor, März 1973, 5: »Rage Reduction Therapy Pioneer Battles to Keep California License.«
6. The Psychiatrie Therapies, unter dem Vorsitz von Toksoz B. Karasu, Washington, D. C. 1984, S. 562-563.
7. Patients View Their Psychotherapy, S. 117.
8. 124, 1967, S. 261.
9. »The Depatterning Treatment of Schizophrenia«, Comprehensive Psych-iatry, 3, 1962, S. 65-76.

10. A.E. Schwartmann und P.E. Termansen, »Intensive Electroconvulsive Therapy: A Followup Study«, Journal of the Canadian Psychiatrie Association, 12, Anhang (April 1967), S. 217-218.

11. Journal ofthe Canadian Medical Association 78, 1958, S. 92-95.
12. Siehe John Marks, The Searchfor the »Manchurian Candidate«: The CIA and Mind Control, New York 1979.
13. »The problem of differential amnesia as a factor in the treatment of schizophrenia«, Comprehensive Psychiatry, 1, 1980, S. 26-34.

14. Rudolf Eckstein und Robert S. Wallerstein, The Teaching and Learning of Psychotherapy, New York 1958, S. 66.

15. Profession ofMedicine: A Study ofthe Sociology of Applied Knowledge, New York 1972, S. 382. Siehe auch Elliott A. Krause, Power and Illness: The Political Sociology of Health and Medical Care, New York 1972.

16. Changes in Some Moral Values Following Psychotherapy«, Journal of Consulting Psychology, 19, 1955, S. 431-436.

17. »Psychotherapy as a Means of Social Control«, Journal of Consulting and Clinical Psychology, 40,1974, S. 237. Siehe auch Phil Brown (Hrsg.), Mental Health Care and Social Policy, Boston 1985. Die Geschichten von Lil-lian Ross in The New Yorker, später in dem Buch Vertical and Horizontal, New York 1963, zusammengefaßt, vermitteln einen lebendigen Eindruck von den verzerrten Wertvorstellungen eines Psychoanalytikers im Gegensatz zu den natürlicheren Werten seines Patienten, dem es im letzten Augenblick gelingt, sich dem Einfluß des Psychoanalytikers zu entziehen.

18. Asylums: Essays on the Social Situation of Mental Patients and Other lnmates, Garden City, N. Y., 1961, S. 366.

19. Das ist ein Zitat aus einem Interview mit Kate Millett über die Schwierigkeiten, die sie während der vergangenen drei Jahre gehabt hatte und immer noch hat bei dem Bemühen, ihr Buch The Loony Bin Trip zu veröffentlichen. Siehe Andrea Freud-Loewenstein, »Kate Millett's Loony Bin Trip...«, Sojourner, Juni 1987, S. 12-15.

20. Psyche, 17, S. 241-301.

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