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12  "Uns die eigene Naturzugehörigkeit bewußt machen"

Ein Gespräch mit Nikolaus Einhorn über Tiefenökologie

  wikipedia  Nicolaus_Einhorn  *1940 in Dresden

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"Die Erde ist nicht nur von Menschen bewohnt. Sie ist die Heimat von einer Vielfalt an Lebewesen. Alle diese Lebewesen haben ein Anrecht auf diese Erde. Deswegen dürfen ihnen ihre Lebensräume nicht entzogen werden. Die Vielfalt zu bewahren ist nicht nur deswegen geboten, weil sie uns, den Menschen, nützlich ist. Es ist unsere moralische Pflicht." Diese Einführung in deep ecology — zu deutsch: Tiefenökologie — hatte ich von Saral Sarkar bekommen, einem indischen Wissenschaftler und Publizisten, der seit langem in Köln lebt.

Der "Paradigmenwechsel", weg vom anthropozentrischen, hin zu einem ökozentrischen Weltbild und einer neuen Ethik, gewinnt seit einigen Jahren langsam an Boden. Der norwegische Philosoph Arne Naess, Spezialist für das Denken von Spinoza, Gandhi und Heidegger, hat ihn in den frühen 70er Jahren eingeführt. In der amerikanischen, besonders der kalifornischen Öko-Szene ist er seitdem ausgearbeitet worden. Fritjof Capra ist einer von denen, die deep ecology popularisiert haben.

Nikolaus Einhorn gehört zu der kleinen Gruppe von Leuten, die seit einigen Jahren in Deutschland mit den Konzepten der Tiefenökologie arbeiten. Geboren 1940 in Dresden, hat er in den frühen 60er Jahren in München Germanistik studiert. Von Hölderlin und Novalis ausgehend, entdeckte er - wie so viele damals - die amerikanische Beat-Literatur als neues Faszinosum. Ein Aufenthalt in den USA brachte ihn in Berührung mit der indianischen Schamanen-Kultur und mit der Gestalttherapie, einer ökologisch ausgerichteten Form der Psychotherapie. Mitte der 70er Jahre quittierte er seine Arbeit als Gymnasiallehrer und begann in Düsseldorf eine therapeutische Praxis, in die immer stärker tiefenökologische Ansätze einflossen. Unsere Begegnung fand in Marenbach statt, einem Dorf im Westerwald, wo Nikolaus Einhorn, wenn er nicht in Düsseldorf arbeitet, lebt und sein Institut für tiefenökologische Bildung aufbaut.

Ökologie ist ein Allerweltswort geworden. Eine Münze, die gängig ist. 

Was ist mit dem Begriff "tiefe Ökologie" gemeint?

"Tiefe Ökologie" fragt nach der Art und Weise, wie wir Menschen auf der Erde wohnen. Wie wir das Haus in Ordnung halten, wie wir den Haushalt führen, wie wir selbst in die Gemeinschaft der Lebewesen hineingeboren, in die unser Menschenhaus, unser Menschenhaushalt eingebettet ist.

 

Was assoziieren Sie mit dem Begriff "Ökologie"? Und was für eine "Tiefe" ist in der Begriffsverknüpfung "tiefe Ökologie" gemeint? Kreisen Sie doch diesen etwas dunklen Begriff näher ein.

Also gut. Spielen wir ein wenig damit. Wenn wir das Wort semantisch betrachten, dann haben wir oikos und logos. Fernst Haeckel hat uns da ein wunderschönes Wort geschenkt. Oikos, das ist das Haus, die Wohnung, der Haushalt. Lagos wird gewöhnlich mit Sprache, Vernunft wiedergegeben. Doch wenn wir genauer hinschauen, stellen wir fest: Logos ist das, was sammelt, bindet, in Beziehung setzt. In Verbindung mit Oikos könnte das bedeuten: Logos ist das, was den Menschen an die Natur bindet im Modus von Offenheit und Differenz; er ist das, wodurch wir uns zu diesem oder jenem Ort in Beziehung setzen; er ist das, was unser Wohnen auf der Erde eröffnet. 

Und wohnen, das kommt von wunan, das bedeutet zufrieden sein, in Frieden sein - in Frieden sein mit sich, in der eigenen Haut, im eigenen Körper, dem Stück Natur, das wir selber sind; es bedeutet, in immer wieder neuer Balance sein mit der Umgebung, so daß die wahren Bedürfnisse gestillt werden. Wir wohnen erst dann im wahrsten Sinne des Wortes, wenn in unserem Haus dieser Frieden herrscht, wenn unser Haus eingebettet ist in eine lebendige Nachbarschaft, wenn wir in wirklicher Beziehung leben mit der Umgebung, mit den Lebewesen, Bäumen und Tieren drumherum. Ökologie, das ist die Wissenschaft des Auf-der-Erde-Wohnens in Wechselbeziehungen. Wir leben in Wechselbeziehungen, die wir nie ganz durchschauen werden.

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Wir ahnen sie, wenn wir uns da etwa diesen Apfel nehmen und ein Stück davon abbeißen. Wenn wir uns die Prozesse vor Augen führen, die zum Vorhandensein dieses Apfels geführt haben. Wenn wir erkennen, auch das ist wieder nur ein ganz kleiner Ausschnitt aus dem Gesamtgeschehen. Wenn wir eine Empfindung dafür bekommen, daß dieser individuelle Organismus, der wir selber sind, dauernd hervorwächst aus diesem System wechselwirkender Prozesse. Ökologie ist so betrachtet vielleicht so etwas wie eine Kunst der Einsicht in die vieldimensionalen Wechselwirkungen, denen wir und alles um uns herum das Dasein verdanken.

 

Und "tiefe" Ökologie?

Die Bemerkungen, die ich eben gemacht habe, gehen schon in die Richtung zu erläutern, was mit tiefer Ökologie gemeint ist. Arne Naess, der den Begriff einführte, wollte hervorheben, daß es notwendig ist, über oberflächliche Antworten auf die gesellschaftlichen und ökologischen Probleme, mit denen wir es heute zu tun haben, hinauszugehen. Es ging ihm dabei um eine Unterscheidung von einem - wie er es nannte - "bloß oberflächlichen Umweltschutz", der lediglich zugunsten der Menschen Umweltschäden repariert oder zu vermeiden sucht.

Manche sind der Ansicht, tiefe Ökologie sei ein überflüssiger Begriff. Er ist hierzulande relativ neu und unverbraucht, und in der öffentlichen Debatte wird er von den verschiedensten Leuten in verschiedenster Weise zu verschiedensten Zwecken benutzt. Das ist zuweilen bedauerlich. Zur Zeit scheint er mir jedoch noch von Nutzen zu sein, um die Debatte mit in Gang zu halten, in der es um die Vision und Verwirklichung eines Wandels geht, der wegführt von der industriellen Wachstumsgesellschaft und all den Einstellungen und Gewohnheiten, die sie stützen, hin zu einer lebenserhaltenden Gesellschaft und Kultur.

Sie fragen mich, was ist denn das "Tiefe" an der tiefen Ökologie? Das Tiefe bezieht sich - so könnte man es sagen - darauf, daß dieser Organismus hier und dieser Organismus da (er zeigt auf den eigenen Körper und den des Interviewers) beide in die Ökologie hineingeboren. Die Ökologie ist nicht da draußen, sie existiert nicht als etwas Äußerliches.

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Die wissenschaftliche Ökologie besteht in der Erforschung der Wechselbeziehungen zwischen biologischen Arten und ihrer Umgebung. Bei diesem Zugang gibt es weiterhin einen neutralen wissenschaftlichen Beobachter und einen von ihm getrennten Forschungsgegenstand. Der tiefen Ökologie geht es darum, daß wir Menschen uns selbst als Teil des lebenden, sich entwickelnden Systems Erde erkennen und erfahren und unsere ganz eigene Rolle finden bei der Bewahrung der Biosphäre vor weiterer Zerstörung. Bei diesem Zugang steht die Erkenntnis im Vordergrund, daß wir Menschen eingefügt sind in die Lebensprozesse auf unserem Planeten, daß wir engstens verbunden sind und in dauernder wechselseitiger Abhängigkeit stehen mit der Welt um uns herum. Aus dieser Sicht sind alle Menschen Experten. Denn ein jeder von uns wird durch seine Wertvorstellungen, seine Erfahrungen, Empfindungen, Gefühle, Denk- und Entscheidungsprozesse dazu bewegt, seinen Teil beizutragen zu der Welt, in der wir leben.

Das ist eine in gewissem Sinne subversive Sicht der Dinge, sie stellt das Paradigma, nach dem die gegenwärtige Gesellschaft funktioniert, in Frage. Tief heißt dabei zunächst einmal, tiefere Fragen zu stellen, Fragen, die sich auf die Prämissen unserer Zivilisation beziehen, nach denen wir als Teilhaber an dieser Gesellschaft die sogenannte Wirklichkeit konstruieren, wahrnehmen, Schlußfolgerungen ziehen, Entscheidungen treffen und handeln, so daß unser Alltagsleben eben so ist, wie es ist. Tiefere Fragen stellen heißt, das Warum und Wie unserer Lebensweise genauer zu betrachten und zu sehen, wie kann ich in einer Weise leben, die gut ist für mich, für andere Menschen und für die Erde?

Eine andere Dimension des Wortes "tiefe Ökologie" ist die tiefe Erfahrung. Manche Biologen sagen uns - was jeder empfängliche Mensch bejahen wird oder längst schon von sich selber weiß -, daß wir genetisch prädisponiert seien für die Empfindung der Verbundenheit mit der Natur. Die "tiefe Ökologie" verfolgt sozusagen eine Art Forschungsprogramm und versucht, Praxiswege zu eröffnen, durch die diese Empfindung der Verbundenheit wachgehalten werden kann. Eine weitere Dimension ist das tiefe Engagement, denn selbstverständlich geht es um eine Neuorientierung des Handelns. Was sollen das tiefe Fragen und die tiefe Erfahrung, wenn sie nicht

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auch zu tiefgreifenden Veränderungen in unserer Lebensweise führen. Die tiefenökologische Perspektive als eine wesentliche Komponente im Kontext der gegenwärtigen höchst problematisch gewordenen Zivilisation bietet Anhaltspunkte für eine solche Neuorientierung aus einer erweiterten Identität heraus. Und eine erweiterte Identität, die uns das Bewußtsein gibt, Teil eines umfassenden lebenden Systems zu sein, bringt uns vielleicht die Autorität und Entschlossenheit zu tun, was zu tun ist.

Welche Lernprozesse wollen Sie aus dieser neuen Sichtweise heraus initiieren?

Die tiefe Ökologie führt uns von der Vorstellung, weitgehend von der Welt getrennte Individuen zu sein, zu einer Sichtweise, mit der wir uns als Teil der Erde erkennen und erleben. Dies kann unser Gefühl dafür verstärken, daß wir zum Leben und in das Leben hineingeboren, und unsere Bereitschaft nähren, für das Leben zu handeln. Diese Erlebnisweise ist uns ja ganz und gar nicht geläufig. Jedenfalls soweit wir sogenannte Erwachsene sind. Wir sind da Anfänger, die sich wieder neu einwohnen in ihre Körper, in ihre soziale und ganz besonders eben in ihre natürliche Umgebung.

Da wir solche Anfänger sind, steht es uns wohl an, aufmerksam für das Nächstliegende zu sein. Und das Nächstliegende ist ja doch dieser Organismus hier, das Stück Natur, das ich selber bin, wie Gernot Böhme, der Literaturhistoriker, es ausgedrückt hat. Ich glaube, wir müssen erst einmal richtig zu Hause sein im oikos unseres Organismus. Wir müssen etwas dafür tun, daß wir der Entfremdung von der Natur, die wir selber sind, entkommen und wieder vertraut werden mit uns selbst als Natur. Es verlangt gar nicht so viel Übung, offen zu werden und offen zu bleiben für mich selbst als ein Naturgeschehen. Diese Übung allerdings braucht eine gewisse Beständigkeit, eine gewisse Entschlossenheit, sich nicht gleich von der ersten besten Trivialität wieder ablenken zu lassen. Wenn wir uns ohne viel Aufhebens einer solchen Aufmerksamkeitsübung widmen, auch während wir unseren täglichen Verrichtungen nachgehen, dann halten wir uns in Verbindung mit dem Lebensprozeß, der in uns wirkt.

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Das ist der erste Schritt?

Das ist der erste Schritt. Diese individuelle Rückgewinnung des eigenen Leibes als Heimat, als mein Zuhause führt zu der nächsten Frage: Worin ist denn dieser Leib zu Hause? Früher haben wir vor Adorno und anderen gesessen, haben unseren Verstand geschult, um zu begreifen, was in dieser Gesellschaft, dieser Zivilisation, dieser Kultur vor sich geht und wie wir uns dazu verhalten wollen.
Das war damals Basisarbeit. Heute ist es außerdem Basisarbeit, diesen vergänglichen Körper wahrzunehmen in seinen vielschichtigen Bezügen, die Sinne zu entfalten, das ganze Sensorium zu öffnen. Zu wissen, wie dieser Körper funktioniert, wie die Kreisläufe, die ihn erhalten, in die er eingefügt ist, beschaffen sind. Die Wahrnehmung zu schulen für die Austauschprozesse und Rückkopplungsschleifen, durch die dieser Organismus, der ich selber bin, unauflöslich verbunden ist mit seiner Umgehung.

Das wäre der Weg ...

... wie wir uns unsere Naturzugehörigkeit bewußt machen und bewußt halten. Und uns selbst als Naturgeschehen erleben. Immer wieder fragend, forschend: Wie gehören wir in die Natur hinein? Wie kommen wir aus der Natur hervor? Wir sind als Organismen in einem sehr absoluten Sinne abhängig von dem Wohlergehen aller Lebewesen, aller Ökosysteme in der Biosphäre unseres Planeten. Wir sind allerdings so konditioniert, daß wir die Natur als ein Gegenüber erleben. Klar ist, daß wir selbst Teil der Natur sind und hineingehören in dieses wohlgeordnete brodelnde Geschehen. Ist es denn nicht geradezu eine Schande, daß wir überhaupt darüber reden müssen? Wir sind kulturell dermaßen konditioniert, daß selbst das Nächstliegende nicht mehr selbstverständlich ist. (Lacht)

Wir nähern uns der Frage nach der ökologischen Krise.
Ein sehr verständiger, klarblickender Mann hier aus der Nachbarschaft, von der Mosel, der christliche Mystiker Niko-

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laus von Kues, hat sehr instruktive Dinge gesagt, die uns heute sehr dringend etwas angehen, zum Beispiel: In jedem Geschöpf ist das ganze Universum dieses Geschöpf. Das heißt: In dir, in mir, hier in der Fliege auf dem Glas, in jedem Grashalm auf dieser Wiese, in jedem Sandkorn und in jedem Blatt ist das ganze Universum diese Fliege, dieser Grashalm, dieses Blatt etc. - das ganze Universum als das dynamische Wirkungsgefüge von vieldimensionalen wechselseitigen Beziehungen. Dieser Satz von Nikolaus von Kues ist eine der kürzesten sprachlichen Formeln, die für die umfassende ökologische Dynamik und den Geist, der sich in ihr ausdrückt, jemals gefunden worden sind. Man könnte, wenn man ein politisches Vokabular benutzen wollte, sagen: Das ist eine sehr demokratische Sichtweise, eine demokratische Sichtweise im tiefenökologischen Sinn. Die Vision einer tiefen Demokratie, wenn Sie so wollen.

 

Was heißt das?

Demokratisch würde hier heißen, daß wir immer Teil umfassenderer Systeme sind. Holons in Holons in Holons. Systeme in Systemen in Systemen. Wie die russischen Puppen oder die chinesischen Schachteln, die ineinander enthalten sind. Eingebettet wie die Zellen im Organ. Die Organe im Organismus in wechselseitigem Austausch miteinander. Der Organismus in der Gesellschaft der gleichen biologischen Art. Die Gesellschaft der gleichen biologischen Art im Ökosystem. Die Ökosysteme in der Biosphäre. Die Biosphäre als Teil einer größeren sich selbst organisierenden Ganzheit - auf die heute Biologen wie Jim Lovelock und Lynn Margulis mit der Bezeichnung "Gaia" aufmerksam machen. Eine Ganzheit, die fortwährend zurückwirkt auf die kleinen, kleineren und allerkleinsten Systeme, aus denen sie sich aufbaut.
Nun ist es leider so, daß die meisten von uns aufwachsen, ohne erfüllt zu sein von der Empfindung für diese Ganzheit. Die ökologische Krise, die Sie angesprochen haben, hat ja sehr viel mit der verrückten Art und Weise zu tun, wie wir in unserer Kultur zu sogenannten erwachsenen Persönlichkeiten und Charakteren herangezogen werden. Kein Wunder dann, daß wir nicht nur in der Bundesrepublik, sondern überall in der westlichen Welt einen gesellschaftlich-kulturellen Transformationsstau wahrnehmen und in ihm feststecken.

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Ja, sind nicht die ökologische Krise und dieser Transformationsstau ein und dasselbe?

Individuell und psychologisch gesprochen ist ein Transformationsstau eine Blockade im Organismus. Eine durch Selbstkontrolle, durch Verdrängung, Vermeidung, Verschweigen aufrechterhaltene emotionale Blockade. Ich will mit bestimmten Fakten nichts zu tun haben. Ich will am liebsten so weitermachen können wie bisher. Ich will nicht wissen, was wirklich vor sich geht, in mir und in der Welt um mich herum. Ich will nicht wirklich wissen, wie groß der Grad der Zerstörung ist, die wir Menschen dem Leben auf diesem Planeten längst schon zugefügt haben. Ich will nicht wirklich wissen, was es bedeutet, die Rechte der zukünftigen Generationen menschlichen und nichtmenschlichen Lebens meines eigenen Wohlergehens wegen zu übergehen. Ich will das Gefühl nicht zulassen, das sich einstellen müßte, wenn ich die sterbende Eiche, die sterbende Buche in dem Wald da drüben als meine nichtmenschlichen Geschwister erkennen würde; wenn ich erfahre, daß bei Nacht in der Nähe von Betzdorf chemische Substanzen in die Sieg eingeleitet werden, so daß, als wir kürzlich mit dem Kanu auf der Sieg waren, die Fische bauchoben den Fluß herunterschwammen.

Die Auflösung einer emotionalen Blockade fängt damit an, daß wir uns fragen: Wie fühlt sich das denn an? Was empfinde ich denn wirklich? Vielleicht weiß ich gar nicht, was ich fühle. Es ist ja alles sowieso viel zu komplex. Was fühle ich dabei, wenn der Fisch bauchoben am Boot vorbeischwimmt? Ich brauche Zeit dazu, um wirklich wahrzunehmen, was da in mir vorgeht, wenn ich zum Beispiel das ökologische, ökonomische, politische, soziale, kulturelle Drama, das an einem toten Fisch offenbar wird, als mich betreffend empfinden will. Und ich brauche die Unterstützung, es empfinden zu dürfen und dann nicht in Angst oder Panik zu geraten.

Und dann kommt diese Verflüssigung, die Auflösung des Staus in Gang?

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Wenn ich meine Gefühle erst einmal zulassen kann, dann empfinde ich wahrscheinlich zunächst Schmerz, Trauer, Zorn, Hilflosigkeit. Mit solchen Emotionen ist man freilich nicht gesellschaftsfähig im konventionellen Sinn. Ich höre, daß es immer noch Psychotherapeuten gibt, die solche Empfindungen allein mit der individuellen Biographie zusammenbringen und sie als Ausdruck der persönlichen Neurose betrachten. Mir scheint hingegen, daß wir erst dann wieder wirklich zur Gesellschaft fähig werden, wenn wir solche Gefühle öffentlich auszudrücken und miteinander zu teilen wagen. Denn sie sind eben nicht unser Privatbesitz, sondern sozusagen ein evolutionäres Erbe, durch das wir fühlend verstehen, daß in der Beziehung zwischen uns Menschen und unserer natürlichen Umgebung eine Korrektur eintreten muß. Wenn ich diese Gefühle nicht unterdrücke, mich von ihnen informieren lasse und feststelle, daß wir alle eigentlich sehr ähnlich fühlen, wenn wir uns nicht zensieren, dann wird der Weg frei, wieder klar zu denken, klar zu sehen, klar wahrzunehmen. Dann ist es eher möglich, angemessen zu handeln.

An dieser Stelle ist es vielleicht gut, als Denkgerüst diesen Dreisatz von Klaus-Michael Meyer-Abich, dem Naturphilosophen, über die ökologische Krise ins Spiel zu bringen. Der erste Satz lautet: So wie bisher kann es nicht mehr weitergehen. Der zweite Satz: Was getan werden müßte, ist längst bekannt. Die Analyse ist abgeschlossen. Es braucht keinen neuen Bericht, keine neue Untersuchung, keine neue Statistik. Der dritte Satz lautet: Trotzdem geschieht nichts. Oder modifiziert: sehr, sehr wenig. Da knüpft eine Reihe von Fragen an: Warum geschieht so wenig? Warum geschieht das, was wir wissen, nicht? Haben Sie Antworten gefunden?

Oft geschieht es, daß wir nicht ausgiebig genug gefragt haben und schon bei den Antworten sein möchten. Statt schnell mit Antworten zu sein, wäre es vielleicht gut, wenn wir zusammenkämen - als Kirchengemeinde, als Gemeinderat, als Bürgerversammlung, als Nachbarschaft, als Schulkollegium, als Verwaltungsabteilung, als Unternehmensleitung, als Belegschaft - und überlegten, was angesichts dessen, daß "nichts geschieht", die naheliegenden Fragen sind.

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Wieso geschieht denn nichts? Das ist eine Frage, die ich an mich richten muß, die wir beide uns auch wechselseitig stellen können. Warum wird denn ein Bauer hier in der Nachbarschaft, der seinen Hof auf Biolandwirtschaft umgestellt hat, gemieden, warum wird hinter seinem Rücken über ihn gesprochen? Weil wir uns auf die Kunst des Einander-Fragen-Stellens und des Aufeinander-Neugierigseins noch nicht so recht verstehen. Das mag ein Faktor sein, weshalb so wenig geschieht. Auf der Ebene der Beziehungen von uns Menschen untereinander in einer Kultur, deren Gemeinschaften immer weiter zerfallen, fehlt etwas ganz Entscheidendes. Es fehlt, vielleicht läßt es sich so sagen, eine wirklich dialogische Kultur. Möglich, daß wir sie einmal hatten. Jedenfalls haben wir sie heute nicht mehr. Daß sie uns fehlt, mag etwas mit unserem reduzierten, unentwickelten Selbstverständnis zu tun haben, durch das wir uns nur als Individuen unter anderen Individuen sehen, ohne die Wahrnehmung, daß es uns gar nicht gäbe ohne alles andere, das uns umgibt.

Trotzdem, warum passiert nichts trotz aller Erkenntnisse und auch Ängste und allen Unbehagens? Das ist ja nicht nur auf eine fehlende dialogische Kultur zurückzuführen.

Ich will hier Rilke sprechen lassen, der in den ungeheuerlichen "Sonetten an Orpheus" die Verse geschrieben hat: "Wolle die Wandlung. O, sei für die Flamme begeistert, / drin sich ein Ding dir entzieht, das mit Verwandlungen prunkt; / jener entwerfende Geist, welcher das Irdische meistert, / liebt in dem Schwung der Figur den sich wendenden Punkt." Die Flamme ist die Metapher, um die sich dieses Gedicht entwickelt. Ludwig von Bertalannfy, der Biologe und Vater der Allgemeinen Systemtheorie, hat den lebendigen Organismus gern mit einer Flamme verglichen, die ihre bewegliche Gestalt erhält, indem sie sich laufend auf der molekularen Ebene wandelt. Jetzt komme ich zu einer Art "Antwort": An dieser Stelle, wo wir fragen, ja, warum geschieht denn nichts, kann uns die Theorie offener, lebender, sich entwickelnder Systeme ein bißchen auf die Sprünge helfen. Wir hatten vorhin gesagt, daß wir gut daran tun, unser Selbstverständnis als Individuen zu erweitern. 

Was ich in der Psychotherapie beobachtet habe und beob-

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achte und auch von mir selber kenne, ist ein verhältnismäßig einfaches Grundmuster des Verhaltens. Dieses Muster läßt sich je nach der Perspektive, aus der man es betrachtet, recht verschieden beschreiben. Aber die Grundbewegung scheint mir die zu sein: Wir beginnen als diese beiden Geschlechtszellen, die sich zu einer zusammentun, die dann anfängt, sich zu teilen. In dieser Bewegung der Entfaltung und Differenzierung, durch die schließlich der menschliche Organismus, das Kind, im Leib der Mutter entsteht, bezeugt sich ein evolutionäres Kontinuum, das zurückreicht durch sämtliche Generationen bis an den Anfang des Lebens. Und eine tief in den neuen Organismus eingebettete Erwartung. Die evolutionäre Erwartung nämlich, daß dieser Organismus in eine Umgebung kommt, in der er die Bedingungen vorfindet, die er braucht, um sich weiter zu entfalten und zu differenzieren. So daß er den Mutterschoß, aus dem er hervortritt, nur verläßt, um in einen anderen Mutterschoß einzutreten. 

Doch die Verhältnisse, sie sind nicht so. Der neue Organismus, das junge Menschenwesen, kommt in eine Welt, in der es sich meistens mehr und selten weniger seiner Umgebung gegenüber verwahren muß, vor der es sich immer wieder schützen muß. Die Welt, in die es eintritt, ist weitgehend ein von Menschen gemachtes Feld von Konflikten, in dem das Kontinuum, aus dem er kommt, häufig unterbrochen wird. Hier liegt dann die Quelle aller späteren therapeutischen Ansätze. Als Neugeborene haben wir in einer schwierigen Menschenwelt gar keine andere Wahl, als nach innen zu entweichen, wenn "da draußen" etwas nicht stimmt. Und die Folge davon ist, daß wir kontrahieren. Das heißt, daß wir Organe, Muskulatur, Nervensystem, Gelenke häufig genug anspannen müssen. Und wenn wir zu guter Letzt Erwachsene geworden sind, haben wir die Bescherung. Unsere Anspannung ist zur chronischen Kontraktion, zur chronischen Selbstverkrampfung geworden. Wir fühlen uns zwar nicht sehr behaglich, aber wir sehen um uns herum, das ist der menschliche Normalzustand.

Also ein Wohlbehagen, das wir nach der Geburt unter günstigen Umständen haben könnten, wird uns normalerweise schwergemacht, und als Abwehr erfolgen Kontraktionen?

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Diese eine Zelle, die aus der Vereinigung der Geschlechtszellen entsteht und mit der wir unsere Existenz als Individuen beginnen, ist ein sogenanntes offenes, lebendes System: abgegrenzt, jedoch mit offenen, durchlässigen Grenzen, im sogenannten Fließgleichgewicht mit seiner Umgebung; offen für den Austausch von Stoffen, Energie und Information. Offen, das heißt: rückgekoppelt, ungestört rückgekoppelt mit seiner Umgebung. Es kann angemessen reagieren. Und die chronische Kontraktion, die wir in verschiedenem Ausmaß an uns erleben dürfen, war einmal am Anfang eine angemessene Reaktion, eine schöpferische Anpassung an eine schwierige Umwelt. Sie war eine Form der Überlebenskunst, denn der Organismus ist an seinem Überleben interessiert. 

Und wenn wir uns jetzt in einer Zivilisation und in einer Gesellschaft finden, in der die meisten Individuen diese Konditionierung haben durchmachen müssen und in chronischer Kontraktion ihr Leben zu meistern versuchen, dann hat das gravierende Folgen für unsere Beziehungen zueinander. Wir müssen uns immer erst einmal vergewissern, woran wir miteinander sind; wir sind weitgehend mit Absicherung und Selbstbehauptung beschäftigt, beuten uns selbst und einander aus, emotional, wirtschaftlich, wir erleben uns häufig in Konkurrenz zueinander. Auf diese Weise erhalten wir das schwierige Konfliktfeld aufrecht, das wir dann unsere Kultur nennen. Es ist nicht sehr verwunderlich, daß Erlösung so zentral in der organisierten Religion geworden und geblieben ist, die unseren Kulturkreis so maßgeblich geprägt hat.

Die Frage ist, was geschieht denn, wenn wir unser Selbstverständnis erweitern?

Ja, was geschieht, wenn wir wieder wissen, erleben, erforschen, daß wir durchlässig sind? Daß wir gar nicht in einer Umwelt, sondern in einer Mitwelt leben? Welches Leben, welche Schönheiten, welche Beziehungen tun sich uns auf, wenn wir diese Kontraktion, diese geistig-körperliche Selbstverkrampfung aufzugeben lernen? Wie multidimensional werden wir auf einmal wieder, wenn wir entdecken, daß wir Ausdrucksformen der Biosphäre, Ausdruck der Lebensprozesse auf diesem Planeten, auf dieser Erde sind!

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Wenn wir der Entfremdung ledig werden, der Entfremdung von unseren eigenen Körpern und unserer Entfremdung von dem gesamten Naturzusammenhang, aus dem wir hervorgehen.

Diese Kontraktion aufzulockern und letztlich zu lösen wäre dann der Ausweg?
Es ist eine wesentliche Voraussetzung für den anstehenden Wandel. Wenn wir wieder ins Fließgleichgewicht zurückgelangen, dann hören wir vielleicht auch damit auf, so obsessiv mit uns selbst als Menschen beschäftigt zu sein. Ich denke, unser Verstand ist gut beraten, all das Wissen, das uns heute aus den Wissenschaften über den systemischen Zusammenhang der Dinge zufließt, aufzunehmen, gut durchzukauen und zu assimilieren als ein Wissen von uns selbst. Die Einsichten in die Dynamik evolutionärer Prozesse, die wir heute durch die Evolutionstheorie gewinnen, lassen deutlich werden, daß wir nicht nur das Resultat eines Evolutionsprozesses sind, sondern daß unser tägliches Leben, so wie wir es leben, Teil dieses fortschreitenden Prozesses ist. Unser Gespräch hier ist Teil dieses Prozesses. Und wir dürfen in aller Bescheidenheit und Demut feststellen, daß uns als selbstreflexiven Wesen die besondere Verantwortung zukommt, unsere systemische Intelligenz zu entwickeln, so daß wir in Resonanz gelangen und bleiben können mit unserer Mitwelt, um herauszufinden, herauszuempfinden, was es bedeutet, das jeweils Gemäße zu tun - nicht mehr und nicht weniger, sondern eben das jeweils Gemäße, das Angemessene. Das bedeutet natürlich auch, daß wir in Kontakt sind mit unseren wirklichen Bedürfnissen. Das wiederum ist ein großes eigenes Thema.

Überall, wo sich ein paar Menschen zusammenfinden, um ein Gespräch miteinander zu führen, wie wir es jetzt gerade tun, überall dort besteht die Möglichkeit, Bewußtsein zu erweitern, die Perspektive zu verändern. Eine dialogische Kultur entsteht in dem Moment, in dem wir bereit sind, einander zuzuhören, einander zu erhören, wenn Sie so wollen. Das ist nach wie vor ein großes pädagogisches Projekt, das im Grunde weit über die flache Pädagogik, wie wir sie heutzutage kennen, hinausgeht. Eine wirklich dialogische Kultur ist wohl immer auch eine ökologisch, beziehungsweise tiefenökologisch orientierte Kultur. 

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Denn sie beruht auf einem wachen Sinn für Wechselwirkungen, auf einem tiefen Respekt voreinander und der Mitwelt. Eine solche dialogische Kultur lebt aus der Einsicht: "In jedem Geschöpf ist das ganze Universum dieses Geschöpf." Die Konzepte, die von Ernst Ulrich von Weizsäcker und dem Ehepaar Lovins in ihrem gemeinsamen Buch "Faktor Vier" herausgestellt werden, und andere Konzepte zur Ressourcen- und Energie-Einsparung oder zur ökologischen Zivilisierung der Wirtschaft wären unter solchen Bedingungen nachvollziehbar.

Ich möchte die Frage nach dem Sozialen, nach der Vernetzung von Menschen, noch ein Stück weiterverfolgen. Welche Methoden der Konsensbildung erwachsen auf diesem Boden der tiefen Ökologie? Das ist ja ein ungeheuer schwieriger Prozeß, der bis hin zu Haß und Destruktion gehen kann, selbst bei Leuten, die mal eine gemeinsame Vision geteilt haben. Was läuft da schief?

Ich glaube, das ist gar nicht so schwer zu verstehen. Wenn wir uns noch einmal vor Augen halten, daß viele von uns sich in einer mehr oder weniger starken chronischen Kontraktion befinden, dann heißt das, daß es in unseren Beziehungen zueinander im Grunde vorwiegend um Selbstbehauptung geht. Dann bin ich nicht so sehr daran interessiert, zu verstehen, zu hören und offen zu sein für Rückmeldungen. Dann bin ich in einem konventionellen Verhaltensmodell gefangen - wie nobel und ökologisch akzeptabel meine erklärten Zielsetzungen auch sind -, das mir auferlegt, mit anderen in Konkurrenz zu leben. Da gibt es nur Gewinner und Verlierer. Das ist der Nährboden für Haß und Feindseligkeit. Ich wünsche mir zwar Kooperation, bin aber selbst noch gar nicht imstande, wahrhaft zu kooperieren, zusammenzuarbeiten, denn das setzt Offenheit für Rückkopplungsprozesse voraus. Und selbst wenn wir dieselbe Vision geteilt haben, so war es eben doch nicht dieselbe, es kam uns darauf an, narzißtisch auf den kleinen Unterschieden zu bestehen, es ging uns um Durchsetzung und Selbstbehauptung. Daran kann ich erkennen, daß ich die politische und ökologische Reife, die ich mir so sehr wünsche, noch nicht habe. Ich bin, wenn ich hasse, sozusagen ein noch Übender. 

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Wir haben noch nicht ausgiebig geübt, in schöpferischer Wechselwirkung miteinander zu sein. Wir brauchen dafür ein Selbstverständnis, das unsere systemische Intelligenz wachruft und wachhält, das Selbstverständnis nämlich, daß wir Rückmeldungen voneinander brauchen, damit wir wandlungsfähig, konsensfähig, entscheidungsfähig sind.

Aus Kulturen, in denen das Gemeinschaftsleben noch nicht derart gelitten hat wie bei uns und in denen sich die Menschen der natürlichen Mitwelt näher fühlen als wir, wird manchmal die Erfahrung berichtet, daß die Leute zusammensitzen, in kleinen Parlamenten sozusagen, und so lange Zeit miteinander zubringen, wie nötig ist, um etwas zu klären und einer gemeinsamen Entscheidung näherzubringen. Und am Ende stehen alle auf und wissen, was zu tun ist. Oder es ist noch nicht geklärt. Dann bleibt es ungeklärt.
Das Beziehungs- und Wirkungsgefüge, in dem alle miteinander verbunden sind, ist dadurch nicht gestört. Das Selbstverständnis der beteiligten Individuen läßt da keine sonderliche Unsicherheit aufkommen, sie verstehen sich als angewiesen auf und abhängig von der lebendigen Wechselwirkung mit den anderen in ihrer Gemeinschaft.

 

Der Faktor Zeit spielt also eine wichtige Rolle?

Nach den Erfahrungen, die wir in unserer Gesellschaft machen, kann man sagen, daß viele von uns das Gefühl haben, soviel Zeit haben wir doch gar nicht, die Zeit drängt uns, wir müssen unsere Entscheidungen schnell treffen. Doch wenn wir genauer hinschauen, so stellt sich heraus, daß ein Prozeß wie der, den wir eben beschrieben haben, gar nicht so zeitaufwendig ist, wie es zunächst erscheint. Wenn wir nach dem konventionellen Modell von Mehrheiten und Minderheiten, das bei unseren sogenannten Entscheidungsträgern in Politik, Wirtschaft und Verwaltung immer noch große Mode ist, eine Entscheidung finden wollen, dann werden wir letzten Endes unter Druck eine Entscheidung treffen, wir werden sie nicht miteinander finden - was etwas ganz anderes ist. Eine Art Lösung ist zwar da. Aber es bleibt Konfliktstoff, es bleibt eine Spannung im sozialen Feld, in unserer Gemeinschaft, in unserer Gruppe. Und unser Aufeinander-Angewiesensein wird davon vergiftet. 

Und die Wirkung davon dauert an, Tage, Wochen, Monate, Jahre, ganze Generationen lang. Während das andere Modell der Entscheidungs­findung vorsieht, daß der gemeinschaftliche Austausch, das filigrane Netzwerk von Hören und Erhören, des Verstehens, Einfühlens und Mitfühlens sich entfalten und in der Zeit ausbreiten kann ohne Druck. 

Vielleicht dauert der ganze Prozeß dann drei Stunden, und alles ist aufgeklärt. Oder er dauert eine Woche, und wir sitzen jeden Tag ein paar Stunden zusammen, und wir holen uns Experten dazu, wenn wir zu dumm sind, um einen Sachverhalt zu verstehen. Was die uns erzählen, dient uns wiederum als Rückmeldung aus dem größeren System, dem wir angehören. Wir nehmen die Information auf, verdauen sie, assimilieren sie. Das verlangt ein großes Vertrauen in das Prinzip der Selbstorganisation. Was Selbstorganisation im politischen Leben bedeuten könnte, das ist für uns erst noch zu entdecken.

Manchmal wird witzelnd gesagt, die Demokratie, so wie wir sie bisher kennen, ist immer noch die beste unter den schlechten Regierungsformen. Aus einem tieferen ökologischen Verständnis heraus könnte sich in fernerer Zukunft - falls sie uns bleibt - ein umfassenderes Demokratieverständnis und eine an unseren wirklichen Bedürfnissen orientierte demokratische Praxis entwickeln.

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