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Kaskaden-2  

 

 

19-34

2016 wurde die Erwärmung um höchstens zwei Grad im Pariser Klimaabkommen als globales Ziel festgeschrieben, und geht man nach den Zeitungen, ist eine Erwärmung um diesen Wert ungefähr das schlimmste Szenario, das man sich ausmalen darf, ohne als verantwortungslos zu gelten; doch ein paar Jahre danach macht kein Industrieland Anstalten, seine Zusagen einzuhalten, und das Zwei-Grad-Ziel wirkt nun eher wie ein Best-Case-Szenario, dessen Erreichen im Augenblick schwer vorstellbar scheint.

Jenseits davon erstreckt sich eine ganze Glockenkurve schlimmerer Möglichkeiten, die aber sorgsam vor der Öffentlichkeit verborgen werden.29 Für diejenigen, die über das Klima berichten, gilt es mittlerweile irgendwie als unschicklich, diese hässlichen Szenarien - und die Tatsache, dass wir unsere Chance vertan haben, in der besseren Hälfte der Kurve zu landen - zu erwähnen. Die Gründe dafür sind fast zu zahlreich, um sie aufzulisten, und so unbestimmt, dass man sie besser als Impulse bezeichnet.

Vielleicht haben wir aus Anstandsgründen beschlossen, nicht über eine Welt zu reden, die sich um mehr als zwei Grad erwärmt, oder aus schlichter Angst, oder aus Angst, der Panikmache bezichtigt zu werden.

Vielleicht war es, weil wir vom Erfolg technischer Errungenschaften überzeugt sind - was im Grunde nichts anderes ist als Marktgläubigkeit - oder aus Rücksicht auf innerparteiliche Differenzen oder sogar auf die Prioritäten­setzung einer Partei, oder aus Skepsis der umweltbewussten Linken gegenüber, wie ich sie immer gehegt habe, oder aus purem Desinteresse am Schicksal weit in der Zukunft liegender Ökosysteme, wie ich es ebenfalls immer gehabt habe.

Die wissenschaftlichen Zusammenhänge, die vielen Fachbegriffe und die schwer zu durchblickenden Zahlen verwirrten uns, oder wir befürchteten zumindest, dass die wissenschaftlichen Zusammenhänge, die vielen Fach­begriffe und die schwer zu durchblickenden Zahlen andere verwirren könnten. Wir brauchten zu lange, um das Tempo des Klimawandels zu verstehen, gingen halb konspirativ von der Verantwortlichkeit der globalen Eliten und ihrer Institutionen aus oder huldigten diesen Eliten und Institutionen, was auch immer wir von ihnen hielten.

Vielleicht wollten wir nicht an furchterregendere Voraussagen glauben, weil wir meinten, gerade zum ersten Mal von der Erwärmung gehört zu haben, und davon ausgingen, dass die Dinge seit der Ausstrahlung des Films Eine unbequeme Wahrheit doch noch gar so viel schlimmer geworden sein könnten.

Oder weil wir gern Auto fuhren, Fleisch aßen und lauter andere Dinge taten, über die wir nicht zu genau nachdenken wollten.

Oder weil wir uns so »postindustriell« fühlten, dass es schwer vorstellbar war, dass wir immer noch von etwas so Materiellem wie den Heizkesseln der fossilen Brennstoffe abhängig sind.

Vielleicht lag es da ran, dass wir gefährlich gut darin waren, schlechte Nachrichten in eine immer absurder werdende Vorstellung von »Normalität« einzubinden.

Oder dass wir aus dem Fenster schauten und dort noch alles gut aussah.

Oder daran, dass es uns langweilte, immer wieder die gleiche Geschichte zu lesen und zu schreiben; oder daran, dass das Klima ein so globales und deshalb allgemeines Thema ist, dass es die abgedroschensten politischen Ideen auf den Plan ruft; oder daran, dass wir noch nicht überblickten, wie sehr der Klimawandel unser Leben verändern könnte.

Oder daran, dass wir ganz eigennützig kein Problem damit hatten, die Erde zu zerstören, wenn nur die Bewohner anderer Regionen oder die Menschen, die sie später wütend von uns erben würden, darunter leiden mussten.

Oder daran, dass wir zu sehr an einen zielgerichteten Verlauf der Geschichte und an den ewigen Fortschritt glaubten, als dass wir auf die Idee gekommen wären, dass die Geschichte auch einen Bogen in Richtung Klima­gerechtigkeit schlagen könnte.

Oder dass wir, wenn wir wirklich ehrlich zu uns selbst waren, die Welt bereits jetzt als einen Nullsummen-Konkurrenzkampf um die Ressourcen betrachteten und davon ausgingen, dass wir letzten Endes wahrscheinlich doch wieder als Gewinner dastehen würden, zumindest relativ betrachtet - dank der Vorteile, über die wir ohnehin schon verfügten, und durch unser Glück in der Geburtslotterie.

Vielleicht hatten wir zu viel Angst um unsere Jobs und unsere Wirtschaft, um uns über die Jobs und die Wirtschaft der Zukunft Gedanken zu machen; oder wir fürchteten uns vor Robotern oder starrten auf unsere neuen Handys.

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Vielleicht war es aber auch so, dass wir trotz unseres Untergangsreflexes in kulturellen Fragen und des Angstkomplexes der Politik an einer tief sitzenden Alles-wird-gut-Illusion litten, wenn es um das große Ganze ging, oder es gab sonst irgendwelche Gründe.

Das Klimakaleidoskop, das unsere Instinkte hinsichtlich der Umweltzerstörung in eine unheimliche Selbstzufriedenheit überführt, setzt sich aus so vielen Aspekten zusammen, dass es schwierig ist, das gesamte Bild der Klimaverzerrung auszumachen.

Aber egal, ob es eine Frage des Nichtwollens oder des Nichtkönnens war: Wir haben uns den wissenschaftlichen Erkenntnissen einfach nicht gestellt.

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Dies ist kein Buch über die wissenschaftlichen Aspekte der Erder­wärmung; vielmehr handelt es davon, wie sich diese Erwärmung auf unser Leben hier auf diesem Planeten auswirkt.

Aber was haben die Forschungen denn ergeben? Sie unterliegen schwierigen Voraussetzungen, da sie von zwei ungewissen Faktoren abhängen: wie sich die Menschen verhalten werden, vor allem wenn es um den Ausstoß von Treibhausgasen geht, und wie das Klima darauf reagiert, sowohl hinsichtlich der direkten Erwärmung als auch einer Vielzahl von komplexeren und manchmal widersprüchlichen Rückkopplungseffekten.

Doch trotz dieser Einschränkungen sprechen die Forschungsergebnisse eine klare - eine erschreckend klare - Sprache.

Der Intergovernmental Panel on Climate Change der Vereinten Nationen (IPCC oder Weltklimarat, wie er im Deutschen oft genannt wird) liefert den Goldstandard, wenn es um die Einschätzung des Zustands unseres Planeten und den wahrscheinlichen Verlauf des Klimawandels geht - auch deshalb, weil es sich um eine konservative Institution handelt, die nur absolut unstrittige Forschungsergebnisse berücksichtigt.

Der nächste Sachstandsbericht des Weltklimarats wird für das Jahr 2022 erwartet, aber schon der letzte besagte, dass wir, selbst wenn wir umgehend gegen die Emissionen vorgehen und sofort alle Maßnahmen in Angriff nehmen, die wir im Pariser Klimaschutzabkommen zugesagt, aber noch lange nicht umgesetzt haben, mit einer Erderwärmung um etwa 3,2 Grad rechnen müssen, also um knapp das Dreifache des Anstiegs, der sich seit Beginn der Industrialisierung ereignet hat.30

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Das würde das eigentlich undenkbare Schmelzen der Eisschilde der Erde nicht nur in den Bereich des Möglichen rücken, sondern es sogar ganz real machen.(31) Dann würden irgendwann nicht nur Miami und Dhaka unter Wasser stehen, sondern auch Shanghai, Hongkong und 100 weitere Städte auf der Welt.32 Der Kipppunkt für diese Entwicklung soll bei rund zwei Grad liegen, und in der jüngeren Vergangenheit haben mehrere umstrittene Studien ergeben, dass wir selbst dann mit einem solchen Anstieg bis Ende des Jahrhunderts rechnen müssten, wenn wir rasch jeden CO2-Ausstoß unterbänden.(33)

Die Verheerungen durch den Klimawandel werden 2100 kein plötzliches Ende nehmen, nur weil die meisten Modelle üblicherweise an jenem Punkt enden. Deshalb bezeichnen manche Forscher, die sich mit der Erder­wärmung befassen, die darauffolgenden 100 Jahre als das »Höllenjahrhundert«(34). Der Klimawandel geschieht schnell, viel schneller, als wir es anscheinend begreifen und anerkennen können, aber er hält lange an, fast länger, als wir in der Lage sind, uns vorzustellen.

In Texten über die Klimaerwärmung finden sich oft Analogien aus der Erdgeschichte: Als es auf der Erde das letzte Mal so warm war, heißt es da, war der Meeresspiegel so und so hoch. Diese Zusammenhänge sind kein Zufall. Vereinfacht gesagt gilt: Der Meeresspiegel war so hoch, weil es auf der Erde so warm war, und die geologischen Daten sind das beste Modell, das wir haben, um das höchst komplizierte Klimasystem zu verstehen und einzu­schätzen, wie viel Schaden ein Temperaturanstieg um zwei oder vier oder sechs Grad anrichten wird.

Besonders beunruhigend sind deshalb jüngste Untersuchungen der weit in der Vergangenheit liegenden Erdgeschichte, die nahelegen, dass unsere aktuellen Klimamodelle das Ausmaß der Erwärmung, das bis 2100 erreicht sein wird, um etwa die Hälfte unterschätzt haben.35 Anders formuliert: Die Temperaturen könnten letztendlich um das Doppelte dessen steigen, was der Weltklimarat voraussagt. Selbst wenn wir die Vorgaben des Pariser Abkommens umsetzen, würde die Erwärmung dann vier Grad betragen, was eine grüne Sahara und eine von Bränden dominierte Savanne anstelle der tropischen Regenwälder zur Folge hätte.36

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Die Verfasser eines kürzlich veröffentlichten Artikels vertraten die Meinung, dass die Temperaturen sogar noch stärker steigen könnten - selbst bei einem kompletten Wegfall der Emissionen seien vier oder fünf Grad denkbar, was die Bewohnbarkeit der Erde ernsthaft gefährden würde. »Hitzekammer Erde« nannten sie dieses Szenario.(37)

Da es um so kleine Zahlen geht - eins, zwei, vier -, neigen wir dazu, die Unterschiede zwischen ihnen zu verwischen. Die bisherigen Erfahrungen und die Geschichte der Menschheit bieten keine guten Anhaltspunkte dafür, was uns bei diesen Werten erwartet, aber ähnlich wie bei Weltkriegen oder wiederkehrenden Krebstumoren gilt: Wir wollen nicht einmal einen davon erleben.

Bei zwei Grad begännen die Eisschilde zu verschwinden,38 400 Millionen Menschen würden an Wassermangel leiden, die Großstädte rund um den Äquator würden unbewohnbar und selbst in den nördlichen Breiten­graden würden Hitzewellen jeden Sommer Tausende Menschen das Leben kosten.39 Es gäbe 32-mal so viele extreme Hitzeperioden in Indien wie heute, von denen jede einzelne fünfmal so lange andauern würde und die insgesamt 93-mal so viele Menschen beträfen.40 Das ist das Best-Case-Szenario.

Bei drei Grad würde Südeuropa dauerhaft verdorren, während die durchschnittliche Trockenzeit in Mittelamerika 19 Monate und in der Karibik 21 Monate länger andauern würde. In Nordafrika wären es 60 Monate mehr - fünf Jahre. Im Mittelmeerraum würde doppelt so viel Fläche Waldbränden zum Opfer fallen, in den USA sechsmal so viel oder noch mehr.

Bei einer Erwärmung um vier Grad gäbe es allein in Lateinamerika jährlich acht Millionen mehr Denguefieber-Fälle und fast jährlich eine globale Nahrungsmittelkrise.41 Die Anzahl der hitzebedingten Todesfälle könnte um 9 Prozent steigen.42

Die Schäden durch über die Ufer tretende Flüsse würden sich in Bangladesch verdreißigfachen, in Indien verzwanzigfachen und in Großbritannien sogar versechzigfachen. An manchen Orten wäre es möglich, dass sechs klima­bedingte Naturkatastrophen gleichzeitig auftreten, und die Schäden könnten weltweit über 600 Billionen Dollar betragen - das übersteigt das gesamte Vermögen, das es heute auf der ganzen Welt gibt.

Die Anzahl der Kriege und Konflikte könnte sich verdoppeln.

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Selbst wenn wir es schaffen, die Erwärmung bis 2100 auf unter zwei Grad zu begrenzen, enthält die Atmosphäre dann 500 ppm Kohlendioxid - vielleicht mehr. Das letzte Mal, als das der Fall war, vor 16 Millionen Jahren, war die Erde nicht zwei, sondern zwischen fünf und acht Grad wärmer, was zu einem Anstieg des Meeresspiegels um knapp 40 Meter führte.43  Einige dieser Prozesse laufen über Jahrtausende ab, aber sie sind unum­kehrbar und daher dauerhaft.

Niemand sollte sich der Hoffnung hingeben, den Klimawandel einfach rückgängig zu machen. Das geht nicht. Er wird uns davonlaufen.

Das alles trägt dazu bei, dass der Klimawandel das ist, was der Wissenschaftler Timothy Morton ein »Hyperobjekt« nennt - ein Konzept, das so groß und komplex ist, dass es nie vollständig erfasst werden kann, wie das Internet.(44) Viele Aspekte des Klimawandels - sein Umfang, seine Tragweite, seine Brutalität - erfüllen diese Definition schon ganz allein; zusammen könnten sie ihn in eine noch höhere und noch unbegreifbarere begriff­liche Kategorie aufsteigen lassen.

Aber was unserem Geist vielleicht am meisten zu schaffen macht, sind die zeitlichen Dimensionen: Die schlimmsten Auswirkungen treffen so viel später ein, dass wir ihnen reflexhaft ihre Existenz absprechen.

Doch irgendwann werden diese Auswirkungen uns und unsere Wahrnehmung vorführen. Die ökologischen Dramen, die wir durch die Bodennutzung und das Verbrennen fossiler Energieträger - ein Jahrhundert lang ganz allmählich und seit ein paar Jahrzehnten sehr rasch - verursacht haben, werden sich über Jahrtausende hinziehen, über einen längeren Zeitraum, als es bisher Menschen gibt; zum Teil werden Lebewesen und Umgebungen eine Rolle spielen, die wir noch gar nicht kennen und die überhaupt erst durch die Kräfte der Erwärmung entstehen werden.

Und daher haben wir mit uns selbst die praktische Abmachung getroffen, nur den Teil des Klimawandels zu betrachten, der in diesem Jahrhundert zu beobachten sein wird. Bis 2100 wird sich die Erde laut den Vereinten Nationen um 4,5 Grad erwärmt haben, wenn wir so weitermachen wie bisher.45

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Das wäre weiter von dem Weg entfernt, den das Pariser Abkommen vorgibt, als der Weg des Pariser Abkommens vom Zwei-Grad-Ziel entfernt ist, das die Schwelle zur Katastrophe darstellt und das wir dann um mehr als das Doppelte verfehlen würden. Wie die amerikanische Wissenschaftlerin Naomi Oreskes geschrieben hat, enthalten unsere Modelle viel zu viele Ungewissheiten, um ihre Vorhersagen wortwörtlich zu nehmen.46 Doch wenn man diese bestehenden Modelle immer wieder durchspielt, wie es Gernot Wagner und Martin Weitzman in ihrem Buch Klimaschock getan haben, landet man mit einer Wahrscheinlichkeit von 11 Prozent bei einer Erwärmung von über sechs Grad.47  

wikipedia  Naomi_Oreskes *1958    wikipedia  Timothy_Morton *1968     wikipedia  Gernot_Wagner *1980     wikipedia  William_D._Nordhaus *1941

Ein kürzlich erschienener Text des Nobelpreisträgers William D. Nordhaus legt nahe, dass ein Wirtschaftswachstum, das die Erwartungen übertrifft, in mehr als einem Drittel der Fälle dafür sorgen würde, dass die Emissionen das Worst-Case-Szenario des »Weiter so«, das die UN ermittelt haben, übersteigen - mit anderen Worten, dass uns ein Temperaturanstieg um fünf Grad oder mehr bevorstünde.48 

Für das Weiter-so-Szenario findet sich in der Einschätzung des Weltklimarats aus dem Jahr 2014 ein Maximalwert - also ein Worst-Case-Wert einer Worst-Case-Entwicklung - von acht Grad. Dann wäre es am Äquator und in den Tropen so heiß, dass die Menschen dort sich nicht im Freien bewegen könnten, ohne zu sterben.49

Doch in einer acht Grad wärmeren Welt wären die direkten Auswirkungen der Hitze das geringste Problem: Der Meeresspiegel würde irgendwann um 60 Meter ansteigen,50 sodass zwei Drittel der heute größten Städte der Welt unter Wasser ständen,51 auf kaum einer Landfläche ließen sich noch effizient die Pflanzen anbauen, von denen wir uns heute ernähren;52 Wälder würden von tobenden Feuerstürmen und Küsten immer häufiger von immer heftigeren Wirbelstürmen heimgesucht. Die Tropenkrankheiten würden sich nach Norden ausbreiten und sich wie eine erstickende Decke selbst über Teile der Welt legen, die wir heute als Arktis bezeichnen,53 ungefähr ein Drittel der Erde wäre durch die direkte Hitze unbewohnbar und das, was für uns heute buchstäblich beispiellose und unerträgliche Dürren und Hitzewellen sind, würde dann zum Alltag der Menschen gehören, die unter diesen Umständen noch fortbestehen.

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Diese acht Grad werden wir so gut wie sicher nicht erreichen. Einige kürzlich erschienene Artikel legen sogar nahe, dass unser Klima in Wahrheit gar nicht so empfindlich auf Emissionen reagiert, wie wir dachten, und dass selbst der Weiter-So-Pfad im schlimmsten Fall nur zu einem Anstieg um fünf Grad bis zum Ende des Jahrhunderts führen würde und es wahrscheinlich eher vier Grad wären.54 Aber fünf Grad sind fast so unvorstellbar wie acht, und vier Grad sind nicht viel besser: Die Welt würde an einem ständigen Lebensmittelmangel leiden, und die Alpen wären so trocken wie das Atlasgebirge.55

Zwischen diesem Szenario und der Welt, in der wir jetzt leben, liegt nur die offene Frage nach dem Verhalten des Menschen. Eine gewisse weitere Erwärmung ist uns aufgrund der verzögerten Reaktion unseres Planeten auf die Treibhausgase heute schon sicher. Aber welchen der aufgezeichneten Pfade wir ein schlagen - eine Erwärmung um zwei, um drei, um vier, fünf oder sogar acht Grad -, hängt in überwältigendem Maß davon ab, welche Entscheidungen wir jetzt treffen.

Das einzige, was uns vor vier Grad bewahren könnte, ist unser Wille, einen neuen Kurs einzuschlagen, und den müssen wir erst noch unter Beweis stellen.

Da die Erde so groß und so ökologisch vielfältig ist, wie sie ist, da der Mensch sich als anpassungsfähig erwiesen hat und sich wahrscheinlich weiter anpassen wird, um einer tödlichen Bedrohung zu entgehen, und weil die verheerenden Effekte der Erderwärmung schon bald endgültig zu gewaltig sein werden, um sie zu ignorieren oder sogar zu verleugnen, ist es unwahrscheinlich, dass der Klimawandel unseren Planeten tatsächlich unbewohnbar machen wird.

Doch wenn wir nichts gegen den Kohlendioxidausstoß unternehmen, wenn die Industrie in den kommenden 30 Jahren genauso weitermacht wie bisher und immer mehr CO2 freisetzt, wird das Leben in ganzen Regionen bis zum Ende des Jahrhunderts - nach allen Standards, die wir heute haben - unerträglich sein.

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Vor ein paar Jahren überlegte der Biologe E. O. Wilson unter dem Schlagwort »Die Hälfte der Erde«, ob wir uns an den vom Klimawandel ausgeübten Druck anpassen könnten, indem wir der Natur die halbe Erde überlassen, damit sie sich dort ungestört erholen kann, und den Menschen die andere, bewohnbare Hälfte des Planeten zuweisen.56 Dieser Teil könnte auch kleiner ausfallen, vielleicht sogar beträchtlich kleiner, und das nicht ganz freiwillig - schließlich lautet der Untertitel von Wilsons Buches Ein Planet kämpft um sein Leben. 

Auf längere Sicht ist auch der noch erschreckendere Ausgang möglich - dass die bewohnbare Erde sich verdunkelt, während sie einem durch den Menschen verursachten Untergang entgegenstrebt.

detopia-2023: verdunkelt? Wie das?

Es wäre schon eine spektakuläre Kombination aus Pech und schlechten Entscheidungen nötig, um eine solche Art von Erdverschwinden innerhalb unserer Lebenszeit herbeizuführen.

Aber die Tatsache, dass wir diesen Albtraum überhaupt ins Reich des Möglichen gerückt haben, ist vielleicht die erdrückendste kulturelle und historische Erkenntnis der Moderne - der Aspekt unserer Zeit, den die Historiker der Zukunft untersuchen werden und von dem wir gehofft hätten, dass schon die vorherigen Generationen die Weitsicht gehabt hätten, ihn ins Auge zu fassen. Was wir auch tun, um die Erwärmung aufzuhalten, und wie aggressiv wir uns auch gegen ihre Auswirkungen zu schützen versuchen, wir werden diejenigen sein, die die Zerstörung des menschlichen Lebens auf der Erde in Sichtweite geholt haben - nah genug, dass wir deutlich erkennen können, wie sie aussieht, und halbwegs genau wissen, wie sie unsere Kinder und Enkel bestrafen würde. Sogar nah genug, dass wir die Auswirkungen langsam selbst zu spüren bekommen, wenn wir nichts dagegen unternehmen.

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Es ist fast schon schwer zu glauben, wie viel wie schnell passiert ist. Im Spätsommer 2017 entstanden im Atlantik drei Hurrikans auf einmal, die sich zunächst hintereinander in die gleiche Richtung bewegten, wie auf­marschierende Soldaten.57 Hurrikan Harvey brachte, als er auf das Festland traf, einen derartig starken Sturzregen über Houston, dass mancherorts von einem »500.000-Jahres-Ereignis« die Rede war - was bedeutete, dass eine solche Niederschlagsmenge dort eigentlich nur alle 500 Jahrtausende zu erwarten wäre.58    wikipedia  Hurrikan_Harvey

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Aufmerksame Beobachter von Umweltnachrichten wissen bereits, wie bedeutungslos der Klimawandel derartige Formulierungen gemacht hat. Aber in gewisser Hinsicht sind solche Zahlen doch nützlich: Sie zeigen uns, wie weit uns die Erderwärmung von allen Richtwerten entfernt hat, an denen sich unsere Großeltern beim Thema Naturkatastrophen noch orientierten. Nimmt man die gängigere Zahl von 500 Jahren als Beispiel, bedeutet das, dass ein solches Unwetter in der gesamten Zeit des Römischen Reiches einmal vorkommen sollte. Vor 500 Jahren hatten sich die Engländer noch nicht auf der anderen Seite des Atlantiks niedergelassen - wir reden hier also von einem Sturm im Verlauf der ganzen Zeit, in der die Europäer auf dem amerikanischen Kontinent eintrafen und Kolonien gründeten, in der die Kolonisten eine Revolution und die Amerikaner einen Bürgerkrieg und zwei Weltkriege bestritten, in der ihre Nachkommen ein Baumwollimperium auf dem Rücken von Sklaven errichteten, die Sklaven freiließen und dann deren Nachkommen malträtierten, in der eine Industrialisierung und eine Postindustrialisierung stattfanden, in der die Amerikaner im Kalten Krieg triumphierten, das »Ende der Geschichte« ausriefen und nur ein Jahrzehnt später deren dramatische Rückkehr erlebten.

Ein Sturm in all diesen Jahren - das ist es, was wir laut der meteorologischen Aufzeichnungen erwarten dürften. Nur einer. Harvey brachte die dritte Fünfhundertjahresflut seit 2015 über Houston.59 Und in manchen Gebieten war das Unwetter so heftig, wie es angeblich sogar noch tausendmal seltener vorkam.

Im gleichen Jahr wurde Irland von einem atlantischen Wirbelsturm heimgesucht,60 verloren 45 Millionen Menschen in Südasien durch Überschwemmungen ihre Häuser,61 legten beispiellose Flächenbrände weite Teile von Kalifornien in Schutt und Asche.

Und dann war da noch eine ganz neue Kategorie des alltäglichen Albtraums, die einst unvorstellbare, vom Klimawandel erfundene Kategorie der unbemerkten Naturkatastrophen - Krisen von so gewaltigem Ausmaß, dass sie sich früher für Jahrhunderte in unser Gedächtnis eingebrannt hätten, ziehen heute einfach so an uns vorüber, ignoriert, übersehen oder vergessen.

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2016 setzte eine »Jahrtausendflut« den kleinen Ort Ellicott City im US-Bundesstaat Maryland unter Wasser, um nur ein beliebiges Beispiel herauszugreifen, und zwei Jahre später geschah das Gleiche noch einmal.62 In einer Woche im Sommer 2018 litten Dutzende Orte überall auf der Welt unter Rekordhitzewellen, von Denver über Burlington bis nach Ottawa, von Glasgow über Shannon bis nach Belfast, von Tiflis über Eriwan bis hin zu ausgedehnten Landstrichen in Südrussland.63 Im Monat zuvor war die Tagestemperatur in einer Stadt im Oman auf 50 Grad gestiegen und sank auch nachts nicht unter 42 Grad, während im kanadischen Quebec 54 Menschen durch die Hitze starben.64

In der gleichen Woche loderten im Westen der USA 100 große Waldbrände,65 darunter einer in Kalifornien, der sich an einem einzigen Tag um über 1500 Hektar ausdehnte,66 und ein anderer in Colorado, bei dem die Flammen wie bei einem Vulkanausbruch 100 Meter gen Himmel schossen, einen ganzen Vorort verschluckten und ganz nebenbei einen neuen Begriff prägten, den »Feuer-Tsunami«.67

Auf der anderen Seite der Erde erlebte Japan sintflutartige Regengüsse, sodass 1,2 Millionen Menschen evakuiert werden mussten.68 Später in jenem Sommer zwang der Taifun Mangkhut 2,45 Millionen Festlandchinesen, ihre Häuser zu verlassen,69 in der gleichen Woche, in der der Hurrikan Florence über North und South Carolina hinwegfegte, die Hafenstadt Wilmington kurzzeitig in eine Insel verwandelte70 und das Wasser in weiten Landstrichen durch Schweineexkremente und Asche verseuchte.71 Unterwegs erzeugten die Ausläufer von Florence Dutzende von Tornados.(72)   wikipedia  Hurrikan_Florence

Im vorausgegangenen Monat hatte der indische Bundesstaat Kerala eine der schlimmsten Überschwemmungen seit fast 100 Jahren erlebt.73 Im Oktober ließ ein Wirbelsturm im Pazifik die hawaiianische Insel East Island komplett im Meer versinken.74 Und im November - traditionellerweise der Auftakt der Regensaison in Kalifornien - erlebte der US-Bundesstaat stattdessen einen der tödlichsten Brände seiner Geschichte, das sogenannte Camp Fire, das Hunderte Quadratkilometer rund um Chico verbrannte und zu Dutzenden Toten und vielen Vermissten führte, ironischerweise in einer Stadt mit dem Namen Paradise.75 Die Zerstörungen waren so gewaltig, dass das Woolsey Fire, das gleichzeitig in der Nähe von Los Angeles wütete und zur kurzfristigen Evakuierung von 170.000 Menschen führte, dagegen fast in den Hintergrund trat.

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Die Verlockung ist groß, beim Blick auf diese lange Reihe von Ereignissen zu denken: Der Klimawandel ist hier. Und eine Reaktion darauf, Umstände eintreffen zu sehen, die schon lange vorhergesagt waren, ist das Gefühl, in eine neue Ära einzutreten, in der alles anders ist. So beschrieb auch der kalifornische Gouverneur Jerry Brown zunächst die Lage, als sich sein Staat mitten im Waldbrandchaos befand: »das neue Normal«.76

Die Wahrheit ist allerdings viel beängstigender. Wir haben es mit dem Ende des Normalen zu tun, es wird kein Normal mehr geben.

Wir haben die Umweltbedingungen, die es dem Menschen gestatteten, zu dem zu werden, was er ist, bereits hinter uns gelassen - im Rahmen einer ungewissen und ungeplanten Wette darauf, wie viel er wohl ertragen kann.

Das Klimasystem, das uns und alles, was wir unter den Oberbegriffen »Gesell­schaft« und »Zivilisation« kennen, großgezogen hat, ist gestorben, wie ein Elternteil.

Doch das Klimasystem, das wir seit einigen Jahren beobachten, das immer und immer wieder auf die Erde einprügelt, bietet keinen Ausblick auf unsere düstere Zukunft. Es wäre zutreffender, es als Produkt unserer jüngeren Klimavergangenheit zu bezeichnen, das sich bereits jetzt auf dem Weg in den Mülleimer der Umweltnostalgie befindet. So etwas wie eine »Naturkatastrophe« gibt es nicht mehr, und es ist falsch zu sagen, dass die Lage sich verschlechtern wird - genau genommen ist das schon passiert.

Selbst wenn die Menschheit wundersamerweise sofort damit aufhören würde, Kohlendioxid in die Luft zu pusten, stände uns immer noch ein gewisser Temperaturanstieg durch den bisherigen Ausstoß bevor. Und da unsere Emissionen weltweit betrachtet immer noch steigen, sind wir natürlich weit davon entfernt, der Atmosphäre kein CO2 mehr zuzuführen, und damit auch weit davon entfernt, den Klimawandel aufzuhalten.

Die desaströsen Auswirkungen, die wir heute überall um uns herum erleben, sind immer noch besser als das Best-Case-Szenario und die Klimakatastrophen, die die Erderwärmung mit sich bringen wird.

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Das heißt, dass wir noch lange kein neues Gleichgewicht erreicht haben. Wir haben nur den ersten Schritt auf die Planke getan, die vom Piratenschiff aufs offene Meer hinausragt. Vielleicht liegt es an der ermüdenden, irre­führenden Debatte darüber, ob der Klimawandel »real« ist, dass viele von uns den falschen Eindruck gewonnen haben, es drehe sich um eine Ja-oder-Nein-Frage. Aber das stimmt nicht, genauso wenig wie die Annahme, es ginge um »das heutige Wetter für immer« oder »den Weltuntergang morgen«.

Es handelt sich um eine Entwicklung, die immer schlimmer werden wird, solange wir weiter Treibhausgase erzeugen. Daher werden wir das Leben in einem durch unser Tun entstandenen Klima auch nicht als Übergang von einem stabilen Ökosystem in ein anderes, etwas schlechteres erleben, egal wie degradiert oder zerstörerisch das Klima dann auch ist. Die Auswirkungen werden häufiger und extremer werden, je stärker sich die Erde aufheizt: von einem Grad auf 1,5 auf ziemlich sicher zwei Grad und darüber hinaus. Die Klimakatastrophen der letzten Jahre mögen den Eindruck erwecken, als könne der Planet nicht mehr aushalten. Dabei betreten wir diese schöne neue Welt, die in sich zusammenbricht, sobald wir den Fuß hineinsetzen, gerade erst.

Viele dieser Wetterereignisse wurden von Diskussionen über ihre Auslöser begleitet - darüber, wie viel dessen, was sie uns angetan haben, daraus resultiert, was wir der Erde angetan haben. Für diejenigen, die ganz genau wissen wollen, wie sich ein gewaltiger Wirbelsturm aus einem ruhigen Meer erhebt, lohnen sich diese Untersuchungen, doch für alle praktischen Fragen halten sich die Bedeutung und die Erkenntnisse der Debatte stark in Grenzen. Die Modelle könnten ergeben, dass ein konkreter Hurrikan vielleicht 40 Prozent seiner Kraft der menschengemachten Erderwärmung verdankt und eine bestimmte Dürreperiode heute möglicherweise um 50 Prozent schlimmer ausfällt als es im 17. Jahrhundert der Fall gewesen wäre.

Aber der Klimawandel ist kein isolierter Hinweis, den wir am Tatort eines lokalen Verbrechens aufspüren können - eines Wirbelsturms, einer Hitzewelle, einer Hungersnot, eines Kriegs. Die Erderwärmung ist kein konkreter Täter, sondern eine Verschwörung.

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Wir alle leben innerhalb des Klimas und innerhalb der Veränderungen, die wir verursacht haben; sie schließen uns und alles, was wir tun, ein. Wenn Wirbelstürme einer bestimmten Stärke heute fünfmal häufiger in der Karibik auftreten als in präkolumbischen Zeiten, grenzt es an Belanglosigkeit, darüber zu streiten, ob dieser oder jener »klimabedingt« ist. Alle heutigen Hurrikans entstehen in den Wettersystemen, die wir verdorben haben, und deshalb gibt es mehr von ihnen und sie sind heftiger.

Das Gleiche gilt für Flächenbrände: Das einzelne Feuer mag durch eine Grillparty oder ein defektes Stromkabel ausgelöst worden sein, aber dass die Brände insgesamt schneller, stärker und länger lodern, liegt an der Erderwärmung, die uns in der Feuersaison keine Atempause mehr gönnt. Der Klimawandel findet nicht hier oder dort statt, sondern überall, und überall gleichzeitig. [Und] Wenn wir uns nicht entschließen, ihm Einhalt zu gebieten, wird er niemals aufhören.

In den vergangenen Jahrzehnten ist der Begriff »Anthropozän« aus dem Wortschatz des akademischen Diskurses in den allgemeinen Sprachgebrauch hinübergewandert - als Bezeichnung des geologischen Zeitalters, in dem wir heute leben, und als Hinweis darauf, dass es sich um eine Ära handelt, die es durch das menschliche Eingreifen auf die Schautafel der Tiefenzeit geschafft hat. Eine Problematik des Begriffs besteht darin, dass er eine Eroberung der Natur impliziert, dass sogar die biblische »Herrschaft« darin nachhallt.

Und egal, wie optimistisch Sie der Auffassung, wir hätten die Natur bereits verwüstet, gegenüberstehen - was mit Sicherheit der Fall ist -, so ist es doch noch etwas anderes, sich vorzustellen, dass wir sie nur provoziert haben und zunächst durch unsere Unwissenheit und später durch unser Leugnen ein Klimasystem geschaffen haben, das nun über Jahrhunderte hinweg Krieg gegen uns führen wird, vielleicht bis es uns vernichtet hat.

Das ist es, was der Meeresforscher Wally Broecker, der onkelhafte Meeresforscher, der zur Verbreitung des Begriffs »globale Erderwärmung« beitrug, meint, wenn er die Erde als »zornige Bestie« bezeichnet.77 Man könnte auch »Kriegsmaschine« sagen. Wir füttern sie jeden Tag mit neuen Waffen.   wikipedia  Wallace_Broecker (1931-2019)

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Die Auswirkungen des Klimawandels werden nicht in Form einzelner Ereignisse auftreten - das ist ein weiterer Irrglaube. Stattdessen werden sie in noch nie dagewesenen Kaskaden über uns hereinbrechen, Wasserfälle und Lawinen der Zerstörung, die unserem Planeten einen Schlag nach dem anderen verpassen, immer heftiger und aufeinander aufbauend, auf eine Weise, die unsere Reaktionsfähigkeit zersetzt und einen Großteil der Landschaft umpflügt, die wir seit Jahrhunderten als sicheren Grund betrachten, auf der wir uns bewegen, Häuser und Straßen bauen, unsere Kinder durch die Schulzeit bringen und sie ins Erwachsen­enleben führen - immer in der Gewissheit, alles sei sicher.

Diese Kaskaden untergraben das Versprechen, dass die Welt, die wir uns aus der Natur gebaut und erschaffen haben, uns auch gegen diese beschützen werde, statt sich mit den Kräften der Katastrophe gegen ihre Schöpfer zu verbünden. Denken Sie an die Waldbrände in Kalifornien.

Im März 2018 riefen die Verantwortlichen des County Santa Barbara die verpflichtende Evakuierung der Bewohner von Montecito, Goleta, Santa Barbara, Summerland und Carpinteria aus - wo schon im vorausgegangenen Dezember ein schlimmes Feuer gewütet hatte. Es war dort die vierte klimabedingte Evakuierungsanordnung innerhalb von nur drei Monaten, aber nur bei der ersten war ein Feuer die Ursache gewesen.78 Bei den beiden anderen ging es um Erdrutsche, die dieses Feuer ermöglicht hatte, was dazu führte, dass die Bewohner eines der nobelsten Orte im glamourösesten Bundesstaat des bei Weitem mächtigsten Landes der Welt befürchten mussten, ihre geliebten Weinreben und Pferdeställe, ihre Weltklassestrände und die großzügig ausgestatteten Schulen könnten unter einer Schlammlawine begraben werden, wenn der ganze Ort ebenso gründlich verwüstet würde wie die ausladenden Siedlungen aus improvisierten Hütten, die die Rohingya-Flüchtlinge aus Myanmar in der Monsunregion in Bangladesch errichtet hatten.79

Und so kam es dann auch.

Mehr als ein Dutzend Menschen starben, darunter ein Kleinkind, das vom Schlamm mitgerissen und kilometerweit den Hang hinab bis zum Meer getragen wurde.(80) Die Schulen blieben geschlossen und die großen Verbind­ungs­straßen waren blockiert, sodass die Rettungsfahrzeuge nicht durchkamen und der Ort in eine Binneninsel verwandelt wurde, wie hinter einer Barrikade, erstickt durch eine Schlinge aus Schlamm.

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Im Text erwähnt:

         

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