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3.10 - Goethe auf der Couch  

 

 

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»Heilige Kühe« haben eine seltsame, charakteristische Eigenschaft: Im Unterschied zu allen anderen optisch dargebotenen Objekten sind sie um so leichter zu erkennen, je größer ihre Distanz zum Beobachter ist. Sie in Indien zu entdecken, wo sie leibhaftig herumlaufen, macht nicht die geringste Mühe. Aber auch ihre metaphorischen, ideologisch herbeiphantasierten Artgenossen haben wir klar vor Augen, wann immer sie uns nicht zu nah auf den Leib rücken.

Voodoozauber und Schamanenfirlefanz gelten bei uns mit Recht als Formen des Aberglaubens, dessen Haltlosig­keit ein Mensch mit Hilfe seiner gesunden fünf Sinne eigentlich durchschauen sollte. Auch die modische Welle der sogenannten »Esoterik« — das bunte Sammelsurium von Psi-, Astro- und anderen Para-Varianten menschlicher Weltbildentwürfe — versetzt auch in unserer Gesellschaft noch eine ansehnliche Minder­heit in kopfschüttelndes Erstaunen.

Nur wenige kritisch-rationale Zeitgenossen aber nehmen davon Kenntnis, daß sich gutgetarnte ideologische Gespenster auch mitten in der von ihnen bewohnten Zitadelle der aufgeklärten Vernunft tummeln, ja, mitten in den von uns für unanfechtbar gehaltenen Revieren moderner Wissenschaft.

In einem dickleibigen, zweibändigen Werk interpretierte der angesehene deutsch-amerikanische Psycho­analytiker Karl R. Eissler kürzlich Goethes Biographie nach den Regeln der anspruchsvoll so genannten »Psychohistorie«. Die Lektüre des rund eineinhalbtausend Seiten umfassenden Werkes* wird durch die stupende** Kenntnis des Verfassers von Goethes Leben und Schriften zum intellektuellen und durch die Brillanz seiner sprachlichen und stilistischen Ausdrucks­mittel zum ästhetischen Genuß.

* Karl R. Eissler, »Goethe. Eine psychoanalytische Studie, 1775-1786«, 2 Bde., TB-Ausgabe München 1987.      ** detopia:   duden  stupend   

Hinzu kommt die Tatsache, daß der zeitgenössische Leser den vom Autor benutzten psychoanalytischen Standardmodellen und -erklärungen aufgrund kultureller Prägung a priori eine unbefragbare Autorität bemißt. Wer unter diesen Umständen nicht aufpaßt, liest leicht darüber hinweg, daß es sich bei Eisslers psycho­analyt­ischen Interpretationen der Goetheschen Schriften und Äußerungen um blühenden Unsinn handelt.

Goethes Naturverständnis entsprang mehr einer visionären Schau als dem abstrakt analysierenden Räsonnement eines Wissenschaftlers im heutigen Sinne. Diese Neigung verhalf ihm zu tiefen Einsichten. Eine der bekanntesten ist die von der »Sonnenhaftigkeit« des Auges, ohne welche wir »die Sonne nie erblicken« würden. Die hintergründige Bedeutung der mit diesen berühmten Zeilen angesprochenen Verwandtschaft zwischen Sonne und Auge ist neuerdings von der Evolutionsforschung wiederentdeckt worden. Sie wurde gleichzeitig allerdings korrigiert: Wir erklären die tatsächlich bis in erstaunliche Einzelheiten gehende »Sonnenhaftigkeit« unserer Augen heute nicht mehr als eine auf geheimnisvoll bleibende Weise (durch »Präadaptation«, also etwa durch eine Art »prästabilisierter Harmonie«) vorgegebene, sondern als eine erworbene Eigenschaft. Sie ergab sich durch die Anpassung des Linsenauges an die auf der Erdoberfläche existierenden physikalischen Bedingungen im Laufe seiner stammesgeschichtlichen Entwicklung.

Goethes visionäre Naturschau verleitete ihn bekanntlich noch zu anderen Irrtümern. So wurde er erst von dem philosophisch offenbar besser gebildeten Schiller darüber aufgeklärt, daß die Suche nach der »Urpflanze« vergebliche Liebesmühe sei, weil es sich bei dieser »Urgestalt« nicht um ein in der Landschaft konkret wachsendes Naturprodukt, sondern um eine abstrakte Idee handele. Der berühmteste und gravierendste Irrtum jedoch, dem Goethe aufgrund seiner Weise der Naturbetrachtung zum Opfer fiel, war seine Reaktion auf die berühmten Prismenversuche des großen Newton. Der Engländer hatte bekanntlich die wissenschafts­geschichtlich revolutionierende Entdeckung gemacht, daß das unseren Augen »weiß« erscheinende Licht der Sonne »in Wirklichkeit« zusammengesetzt ist, und zwar aus den Regenbogenfarben des Spektrums.

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Newtons Entdeckung ist das klassische Schulbeispiel für die schon erwähnte Tatsache, daß die »Welt« und ihre Eigenschaften nicht identisch sind mit der Information, die der alltägliche Augenschein uns über sie liefert. Eben diese Schlußfolgerung erschien Goethe nun aber aus Gründen, die leicht verständlich sind, völlig unannehmbar. Gerade der »Augenschein« galt ihm ja als die reinste Quelle aller Naturerkenntnis. Und »weiß« war für ihn der vor Augen liegende Inbegriff ursprünglichster, weder zerlegbarer noch komponierbarer Qualität.

Und deshalb zog er mit einer in seiner Farbenlehre enthaltenen Replik polemisch über die Thesen her, die Newton knapp eineinhalb Jahrhunderte zuvor aufgestellt hatte. Sein Haupteinwand: Newton habe das Sonnenlicht mit seinen Prismen nicht, wie behauptet, zerlegt, sondern »gequält«, und es durch diese Tortur künstlich mit Farben verunreinigt. Wobei der kritisierende Dichterfürst geflissentlich übersah, daß es Newton auch gelungen war, den Vorgang umgekehrt ablaufen zu lassen, die von seinen das Licht zerlegenden Prismen gelieferten Spektralfarben nachträglich also wieder zu dem Gesichtseindruck »weiß« zu vereinigen.

Dies in kurzer Zusammenraffung der allseits bekannte wissenschaftsgeschichtliche (oder auch kultur­geschicht­liche) Sachverhalt und die für jeden arglosen Zeitgenossen auf der Hand liegende zwanglose Erklärung für Goethes Ablehnung. Damit aber gibt sich ein orthodoxer Analytiker Freudscher Observanz nun keineswegs zufrieden. Seiner Ansicht nach haben wir mit dieser Darstellung die eigentlichen, weitaus dramatischeren Zusammenhänge und Ursachen überhaupt noch nicht in den Blick bekommen und uns sträflicherweise mit einer Schilderung der bloßen Oberfläche der Angelegenheit begnügt. 

In dieser einen, aber auch einzigen Hinsicht ist der Freudianer der gleichen Auffassung wie der Natur­wissen­schaftler: Die bloße Betrachtung eines Sachverhalts, der keine tiefergehende Analyse folgt, stößt nicht bis zu dessen wirklicher Erklärung vor. Die »tiefergehende Analyse« allerdings, die der orthodoxe Psychoanalytiker daraufhin anstellt, verstößt gegen nahezu jede der Regeln, die ein Naturwissenschaftler aus guten Gründen (und aufgrund bitterer wissenschaftsgeschichtlicher Erfahrungen) für unerläßlich hält, wenn ein Untersuch­ungs­ergebnis irgendeinen Wert haben soll.

Sehen wir uns, in notgedrungen wiederum gedrängter Zusammenfassung, einmal an, was der Psychoanalytiker Eissler uns zum tieferen (tiefenpsychologischen) Verständnis von Goethes Ablehnung der Newtonschen Prismenversuche als Erklärung anbietet.

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»Licht«, so läßt er uns wissen (wobei er ungeachtet aller sonstigen Weitschweifigkeit kein Sterbenswörtlein darüber zu verlieren für notwendig hält, woher er das eigentlich wissen will), habe für Goethe den Charakter des Weiblichen gehabt. Das »Quälen« des Lichtes durch die Prismen habe für ihn daher (tief unbewußt, versteht sich) »die Verunreinigung seiner Mutter durch die geschlechtliche Vereinigung mit dem Vater« symbolisiert, die ihn, Goethe (wiederum unbewußt, selbstverständlich) mit Schuldgefühlen erfüllt habe, da er seine Existenz ja als Konsequenz dieses seine Mutter entwürdigenden und beschmutzenden Kopulationsaktes anzusehen gehabt habe. Die hartnäckige und keinem Argument zugängliche Ablehnung der Newtonschen Farbenlehre stelle unter diesen Umständen nichts anderes dar als den (wiederum selbstverständlich unbewußt bleibenden) Versuch Goethes, den eigenen Anteil seiner Schuld an der vom Vater der Mutter zugefügten Unbill symbolisch wiedergutzumachen. »In der Psychoanalyse ist alles an den Haaren herbeigezogen, meist an den Schamhaaren«, stellte Konrad Rieger, der Gründer der Würzburger Nervenklinik, einst lakonisch fest. Sein Bonmot trifft den Nagel auf den Kopf.

Die Erarbeitung einer »wissenschaftlichen« Erklärung für psychische Vorgänge war das erklärte Ziel Sigmund Freuds gewesen. »Jetzt endlich läuft das Ding wie eine Maschine«, schrieb er triumphierend an seine spätere Frau, als ihm ein bis dahin noch fehlendes Glied seiner sich um den zentralen Begriff der »psychischen Energie« kristallisierenden Theorie eingefallen war (wobei er mit dem »Ding« die menschliche Psyche meinte). Nichts erschien Freud bedeutsamer an seiner Lehre als der Umstand, daß es ihm, wie er glaubte, gelungen war, aus der Psychologie eine den anderen Zweigen der Naturforschung seiner Zeit an Exaktheit ebenbürtige Wissenschaft zu machen.

Diesen Anspruch haben seine Nachfolger schleunigst fallenlassen, weil er die psychoanalytischen Theorien den gleichen unerbittlichen Kriterien der Überprüfung aussetzen würde, der sich alle naturwissen­schaft­lichen Behauptungen ganz selbstverständlich zu stellen haben. Die Freudschen Thesen nahmen sich bei der Anlegung dieses Maßstabs nun aber — milde formuliert — ausgesprochen windig aus. Am »wissenschaftlichen Charakter« der Psychoanalyse halten die Epigonen Freuds gleichwohl bis heute unerschütterlich fest.

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Was darunter im speziellen Falle der analytischen Lehre aber zu verstehen sein soll, das bleibt in gnädiges Dunkel gehüllt.*

Auf Nachfragen bekommt man in aller Regel die vielsagend schillernde Auskunft, daß der menschlichen Psyche mit den »objektivierenden, materialistischen Methoden« der Naturwissenschaft selbstredend nicht auf den Grund zu kommen sei (was richtig sein mag, was Freud aber gar nicht gern gehört hätte), sondern allein mit »anderen Formen der Wissenschaft«. Das wiederum hören nun die Vertreter der »offiziellen« Wissenschaften mit Befremden, da ihnen verborgen bleibt, welche »anderen Formen« außer den ihnen bekannten Kriterien denn geistige Aktivitäten definieren könnten, die den Namen »Wissenschaft« verdienen. (Und weil sie die ihnen ebenso ominös wie bezeichnend erscheinende Erfahrung gemacht haben, daß sie mit genau der gleichen Auskunft auch auf ihre Fragen nach der Legitimation von Para- und anderen Afterwissenschaften abgespeist werden.)

Heute hat man sich in den einschlägigen Analytikerkreisen auf die »hermeneutische« Ebene zurückgezogen, auf welcher »Erklärung« (im wissenschaftlich sonst üblichen Sinne) durch den Begriff des »einfühlenden Verstehens« ersetzt wird. Prinzipiell verzichtet wird auf dieser Ebene stillschweigend auf die bei aller wissenschaftlichen Wahrheitssuche sonst für unerläßlich erachteten Kriterien der Reproduzierbarkeit, der nachprüfbaren Begründbarkeit sowie der prinzipiellen Widerlegbarkeit (um nur die wichtigsten »Gütezeichen« stichwortartig anzuführen).

Gefordert wird praktisch einzig und allein noch die Plausibilität, die bloße Denkbarkeit, ein »einleuchtender Charakter« aller Behauptungen. Der aber ist psychologischen Aussagen bedauerlicherweise nun in keinem Falle abzusprechen — und er gilt stets auch für die jeweils gegensätzliche Behauptung. Eine simple Anekdote möge veranschaulichen, wie beliebig die »Plausibilität« einer jeden psychologischen Aussage tatsächlich ist: Ein Mann geht zum Psychotherapeuten, um seinen selbstunsicheren, furchtsamen und kontaktschwachen Sohn behandeln zu lassen. Als er gegangen ist, diktiert der Therapeut seiner Sekretärin, die neurotische Unsicherheit des Jungen sei leicht zu erklären, denn sein Vater, der ihm als Vorbild diene, sei genauso veranlagt. Danach kommt ein zweiter Vater mit seinem Sohn aus dem gleichen Anlaß.

* Hier und im folgenden Text ist mit Psychoanalyse immer die orthodoxe Freudsche Lehre gemeint.

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Anschließend an dessen Besuch diktiert der Therapeut mit gleicher Überzeugungskraft, daß die neurotische Unsicherheit auch dieses Jungen eine offenkundige Ursache habe: In diesem Falle sei der Vater nämlich eine brutale, rücksichtslos selbstbewußte Persönlichkeit, die den Sohn total eingeschüchtert habe. — Die Moral von der Geschieht': Es gibt in Wirklichkeit keinen einzigen psychologischen Zusammenhang, der sich nicht plausibel konstruieren ließe. Eine Methode aber, mit deren Hilfe man ausnahmslos alles »erklären« kann, jeden beliebigen psychologischen Zusammenhang genau so einleuchtend wie sein genaues Gegenteil, erklärt in Wirklichkeit natürlich überhaupt nichts.

Was bei der alleinigen Anlegung des Maßstabs der »Plausibilität« herauskommt, dafür liefern die Resultate von Eisslers kühnem Unterfangen, Goethe postum auf die psychoanalytische Couch zu legen, ein in jeder Hinsicht typisches Exempel. Die beiden Bände strotzen von Behauptungen, von als selbstverständlich unterstellten, da einleuchtend anzuhörenden Interpretationen, für die der Autor auch nicht den Schatten eines Beweises vorbringt. Es genügt ihm, daß die biographischen Details sich dem psychoanalytischen Jargon fügen. Und den meisten Lesern genügt es offensichtlich auch. Sie verwechseln, wie der Analytiker, die Plausibilität einer psychologischen Deutung mit ihrer Beweiskraft.

Das allein ist aber noch nicht die ganze Erklärung für den — in einer sich für »aufgeklärt« haltenden Epoche ja einigermaßen verblüffenden — Umstand, daß a) ein hochgebildeter Goethe-Experte in stilistischer Perfektion Blödsinn verzapft und daß b) seine Leser ihm diesen Unfug mit beeindrucktem Interesse bereitwillig abnehmen. In jedem, aber auch jedem anderen Bereich geistiger Tätigkeit würde jemand, der vergleichbare Konstruktionen vortrüge, verdientermaßen mit Hohn und Spott überschüttet. Warum gesteht unsere Gesellschaft dem Psychotherapeuten hier eine Ausnahmestellung zu?

Es ist zunächst vielleicht angebracht, das wirklich haarsträubende Ausmaß der Toleranz, die nicht zuletzt gerade gebildete, »aufgeklärte« Zeitgenossen auch den hirnrissigsten psychologischen Spekulationen entgegenbringen, wenn diese nur im Gewande des psychoanalytischen Jargons daherkommen, mit einigen weiteren Beispielen in Erinnerung zu rufen.

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Im Laufe der fünfziger Jahre schwappte die psychoanalytische Welle, von den Vereinigten Staaten ausgehend, wo sie während der Nazizeit Fuß gefaßt hatte, in alle Länder der westlichen Welt über. Filmdrehbücher kolportierten aufregende Versionen von nach Freudschen Regeln ablaufenden Psychodramen. Die Diskussionen in der gutbürgerlichen Gesellschaft wurden mancherorts weitgehend von psychoanalytischer Terminologie beherrscht. (Diese eröffnete nicht zuletzt die einzigartige Gelegenheit, sexuelle Themen mit einer Ungeniertheit zu erörtern, die in jedem anderen Kontext damals noch völlig undenkbar war.) Aber auch die klinische Psychiatrie wurde — aus mir nicht bekannten Gründen besonders heftig in der Schweiz — von der Woge erfaßt.

 

Ich erinnere mich noch meiner Verblüffung, als mich Schweizer Kollegen bei einem Kongreßbesuch darüber aufzuklären versuchten, daß die endogene Depression selbstverständlich keine Psychose im klassischen Sinne sei, sondern eine »Kernneurose«, die nur mit analytischen Methoden wirksam behandelt werden könne. Da eine endogene Depression im Durchschnitt etwa neun Monate anhält und eine analytische Psychosetherapie mindestens zwölf Monate dauert, hatten die Kollegen keine Schwierigkeiten, mir als Beleg für ihre Behauptung eine erkleckliche Zahl psychotherapeutisch von ihnen »geheilter« Depressionsfälle auftrumpfend unter die Nase zu halten. 

Auch die Schizophrenie, die bösartigste, häufig chronisch verlaufende Form einer geistigen Erkrankung, wurde damals in vielen Kliniken (übrigens nur in Ausnahmefällen in der Bundesrepublik), unter großzügiger Außerachtlassung aller seit langem bekannten Hinweise auf die ihr zugrundeliegende Erbdisposition, von einer endogenen Psychose zu einer »Kernneurose« umetikettiert und dementsprechend »tiefenpsychologisch« behandelt.

Getragen von dieser Welle, ließ sich auch ein in Fachkreisen nicht ganz unbekannter Psychiater im Großraum Köln dazu herbei, einmal den Versuch einer analytischen Behandlung eines seiner chronisch schizophrenen Patienten zu unternehmen. Ein totaler »personaler Einsatz« des Therapeuten war in solchem Falle unbedingte Voraussetzung. Wer es daran fehlen ließ, wurde in den Augen der analytisch engagierten Kollegen leicht zum moralischen Versager. Diesen Vorwurf wollte sich besagter rheinischer Psychiater keinesfalls machen lassen, und so nahm er den für den Therapieversuch auserwählten Patienten gegen den rasch überwundenen Protest seiner Ehefrau in seine Familie auf.

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Das therapeutische Experiment führte innerhalb kürzester Zeit zu bemerkenswerten Komplikationen. Therapeut und Gemahlin waren darauf innerlich vorbereitet und zu selbstloser Toleranz entschlossen.* Diese geriet bei der Hausfrau allerdings ernstlich ins Wanken, als der Patient seinem Therapeuten eines Tages in größter Seelenruhe in die geöffnete Schreibtischschublade kotete. Dem Hausherrn, analytischem Denken verschworen, gelang es dennoch, die Fortsetzung der familiären Therapie durchzusetzen. Ob es ihm auch gelang, die Gattin von seiner Interpretation des Vorfalls zu überzeugen, ist nicht überliefert.

Er selbst jedenfalls gab sich wegen des »therapeutischen Fortschritts« beglückt, den er darin sah, daß der Patient nichts anderes getan habe, als ihm — symbolisch, versteht sich — »ein Geschenk zu machen«, das nun auf gar keinen Fall geringschätzig behandelt werden dürfe, wenn der Behandlungserfolg nicht aufs Spiel gesetzt werden solle. Symbol hin, Symbol her, das Präsent stank, und die Gattin weigerte sich uneinsichtig und standhaft, es innerhalb der Wohnung zu verwahren. Es kam daher zu einem Kompromiß: Der Schreibtisch wurde, mit geöffneter Schublade, auf den Balkon der Etagenwohnung geschoben, der glücklicherweise eine Glastür hatte, so daß dem Kranken die Möglichkeit unbenommen blieb, sich durch Augenschein davon zu überzeugen, wie sehr sein Arzt die symbolische Gabe zu würdigen verstand. Daß der Patient, nachdem er wiederholt Anstalten gemacht hatte, seine Gastgeberin zu vergewaltigen, dann schließlich doch auf die psychiatrische Krankenstation zurückverlegt werden mußte (in ungebessertem Zustand), kam für niemanden aus dem Kollegenkreise überraschend.

*  Der Fall führt einen psychologisch leicht einfühlbaren Strang des vielfältigen Motivbündels vor Augen, der damals die Welle analytischer Behandlungsversuche bei Geisteskranken mit ausgelöst haben dürfte: der Gedanke daran, daß eine moralische Verpflichtung bestehen könnte, sich bei dem Versuch, einem psychotischen Patienten in seiner furchtbaren Situation zu helfen, menschlich »total einzubringen«. Der Gedanke ist zutiefst human und äußerst sympathisch. Objektiv — als Methode zur Behandlung eines psychotischen Patienten — bleibt er aber leider völlig vergeblich.

Es gibt sicher kaum einen klinisch tätigen Psychiater, der zu Beginn seiner Ausbildung diesen Impuls nicht gespürt und nicht den strapaziösen und regelmäßig frustrierenden Versuch gemacht hätte, einen der ihm anvertrauten Patienten durch intensive menschliche Zuwendung vor dem Versinken in den Abgrund geistiger Umnachtung zu bewahren. Ich verfüge selbst über entsprechende, niederschmetternd deprimierende Erinnerungen. Ein klinisch erfahrener Arzt muß das aber besser wissen, nicht zuletzt im Interesse des Patienten selbst, der Anspruch auf eine Behandlung hat, die ihm wirksam hilft und nicht nur moralische Bedürfnisse seines Arztes befriedigt.

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Ich war Ende der fünfziger Jahre unter den Zuhörern eines namhaften psychiatrischen Kongresses in Baden-Baden, auf dem der von der Kongreßleitung geladene Direktor einer bekannten Schweizer Klinik über seine Versuche zur analytischen Behandlung von Schizophrenen referierte. Auch er stellte den bedingungslosen persönlichen Einsatz als unerläßliche Voraussetzung eines Erfolges in den Vordergrund. Unter anderem empfahl er, dem Patienten anzubieten, »am Penis des Therapeuten zu saugen«, da davon auszugehen sei, daß dem Kranken die Erfüllung dieses Wunsches in seiner frühen Kindheit vom eigenen Vater versagt worden sei, worin eine wesentliche Ursache der jetzt vorliegenden psychischen Krankheit bestehen könnte.

Da saßen sie, nahezu vollzählig, die führenden Repräsentanten der deutschen Psychiatrie, und hörten sich diesen erlesenen Quatsch schweigend an, wenn auch nicht zustimmend, wie zu ihrer Ehrenrettung sofort hinzugefügt sei. Ich würde mich nicht getrauen, von dem Vorfall zu berichten, wenn ich nur von ihm gehört hätte. Aber ich war dabei, als kleiner Privatdozent zum Schweigen verurteilt, und wurde Zeuge der Tatsache, daß kein einziger der anwesenden Halbgötter der Psychiatrie sich ermannte, das laut auszusprechen, was alle sahen: daß sich da vorn am Vortragskatheder ein Kaiser produzierte, der keine Kleider anhatte. Niemand, der an den diesen Blödsinn verzapfenden Gast die doch am nächsten liegende Frage gerichtet hätte: Was ihn eigentlich auf den abstrusen Gedanken gebracht habe, daß das Saugen am väterlichen Penis zu den Voraussetzungen einer ungestörten Kindheitsentwicklung gehöre.*

Der Analytiker aus der Schweiz hätte sich vermutlich auf Sigmund Freuds Dogma berufen, daß jedwede neurotische Störung als Äußerung der »psychischen Energie« tief ins Unbewußte verdrängter sexueller »Traumen« angesehen werden müsse, die in früher Kindheit erlitten worden seien. Daß keiner der Patienten sich ihrer erinnern kann, ist dieser Auffassung nach einfach zu erklären.

* In einer anschließenden Pause traf ich auf einen Kölner Neurologen, der mir mit kummervoller Miene zuflüsterte: »Was für eine Narretei, Herr v. Ditfurth, was für eine Narretei!« Im Saal hatte auch er geschwiegen. — Inzwischen ist die analytische Mode wenigstens in den Kliniken weitgehend überstanden. Die psychotischen Patienten werden (sehr zu ihrem Vorteil) wieder mit »naturwissenschaftlich-materialistischen« Methoden behandelt, und um die seinerzeit weltweit kolportierten Meldungen von analytisch angeblich geheilten psychotischen Patienten ist es still geworden.

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Eben ihres sexuellen Charakters wegen würden sie unter dem Einfluß der im späteren Leben erworbenen ethischen Normen als unmoralische und daher inakzeptable Erlebnisse abgewehrt und in die Tiefen des Unbewußten verdrängt. Dort rumorten sie allerdings auch noch beim Erwachsenen, da ihre »psychische Energie« — niemand, Freud eingeschlossen, hat je erklärt, was daranter eigentlich zu verstehen sein soll — dort unten nicht »verbraucht« werden könne. Zutage träten sie, von der moralischen Instanz des »inneren Zensors« (Über-Ich) offiziell aus dem Bewußtsein verbannt, dann nur noch in nicht mehr erkennbarer, symbolisch kunstvoll verwandelter Form in krank machender Weise, eben als Symptome einer »Neurose« oder einer sonstwie gearteten geistigen Erkrankung.

Auch der Hinweis darauf, daß noch kein Vater jemals bekundete, eines seiner Kinder habe den Wunsch erkennen lassen, an seinem Penis zu saugen (und keiner seiner zwei- oder dreijährigen Söhne habe danach verlangt, der eigenen Mutter geschlechtlich beizuwohnen — angebliche Wurzel des legendären »Ödipuskomplexes«), kann einen gutgeschulten Adepten der Freudschen Lehre nicht einen Augenblick in Verlegenheit bringen. Alle derartigen Regungen blieben eben, so werden wir belehrt, im Stadium des bloßen Wunsches stecken, und gerade deshalb würden sie ja zum Quell frühkindlicher Frustrationstraumen. Und warum das ? Weil die sittlichen Normen der Gesellschaft ihre Erfüllung versagten. Die naheliegende anschließende Frage, woher ein Dreijähriger das wisse (denn aktiv verweigert kann ihm der sexuelle Wunsch ja kaum werden, wenn dieser von dem ins Auge gefaßten Elternteil — siehe oben — gar nicht erst bemerkt wird), führt dann endgültig in die logische Sackgasse.

Die entscheidende Frage für den unbefangenen Betrachter ist letztlich aber die, woher, wenn das so ist, Freud und die Freudianer eigentlich von allen diesen unbewußt und ohne reale Erfüllung bleibenden frühkindlichen Strebungen etwas wissen können: Die Eltern des Kleinkindes erfahren von ihnen nichts, und der spätere Erwachsene ist außerstande, sich ihrer zu erinnern. Woher, um alles in der Welt, weiß man dann von ihrer Existenz? Für den gelernten Freudianer liegt die Antwort abermals offen auf der Hand: Durch die mit dem kunstvollen Instrumentarium der Psychoanalyse erfolgende Entschlüsselung der neurotischen Symptome lassen sie sich noch Jahrzehnte später rekonstruieren.

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Und wer bürgt für die Verläßlichkeit dieser Rekonstruktion? Einzig und allein der Psychoanalytiker und die objektiv auf keine Weise irgendwie nachprüfbare »Plausibilität« seiner Deutungen. Da liegt also der Knüppel beim Hund.

 

Es ist in diesem Zusammenhang aufschlußreich, wie Freud selbst sich zu dem Problem geäußert hat. Seine ersten Publikationen über die Existenz einer frühkindlichen Sexualität entfachten verständlicherweise einen Sturm der Entrüstung. Wie nicht weiter verwunderlich, wurde auch ihm sofort die Frage gestellt, woher er das alles eigentlich wissen wolle. In einer frühen Arbeit mit dem Titel: »Die Widerstände gegen die Psychoanalyse« antwortete er darauf folgendermaßen: »In diesem Lebensabschnitt laufen diese Impulse noch ungehemmt weiter als direkte sexuelle Wünsche. Dies kann so leicht bestätigt werden, daß nur größte Anstrengungen es ermöglichen würden, es zu übersehen.« Und: »(...) je mehr man diese Beobachtungen vertiefte, um so offensichtlicher wurden die Fakten, und um so erstaunlicher war es auch, daß man sich so viel Mühe gab, sie zu übersehen.«

Nun ergab jedoch die von kritischen Nichtfreudianern vorgenommene sorgfältige Beobachtung von Kindern über lange Zeitspannen hinweg nicht ein einziges der vielen von Freud als »offensichtlich« bezeichneten und angeblich »leicht zu bestätigenden« Phänomene frühkindlicher Sexualität. Nachdem sich die negativen Publikationen gehäuft hatten, klang es dann im Vorwort zur vierten Auflage der »Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie« plötzlich ganz anders. Jetzt schreibt Freud: »Niemand (...) außer Ärzten, die Psychoanalyse praktizieren, kann überhaupt Zugang zu dieser Wissenssphäre oder irgendeine Möglichkeit zur Bildung eines Urteils haben, das von eigenen Abneigungen oder Vorurteilen unbeeinflußt ist. Wenn die Menschheit fähig gewesen wäre, aus der direkten Beobachtung von Kindern zu lernen, dann hätten diese drei Essays ungeschrieben bleiben können.« Damit hatte der Altmeister höchstselbst den Knüppel fein säuberlich wieder neben dem Hund abgelegt.

Der Wert einer wissenschaftlichen Theorie oder Methode läßt sich letztlich an den Erfolgen ihrer praktischen Anwendung ablesen. Darüber dürfte allgemeines Einverständnis herrschen. Wie steht es in dieser Hinsicht nun um die Freudsche Neurosenlehre? Liefern die Ergebnisse der tiefenpsychologischen Behandlungspraxis Hinweise auf die Richtigkeit der ihr zugrundeliegenden psychoanalytischen Theorie?

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Irgendwelche Belege für ihre Gültigkeit, an denen auch ein Kritiker nicht vorbeikommt, weil es an ihnen nichts mehr zu deuteln gibt? Es klingt fast unglaublich, aber es ist nicht übertrieben, wenn man feststellt, daß diese Frage mit »totale Fehlanzeige« beantwortet werden muß.

Man bedenke, was es heißt, wenn der Direktor des Instituts für klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Heidelberg sich 1987 zu dem Zugeständnis durchrang: »Andererseits scheint der Weg zur Ermittlung empirisch gehaltvoller und insbesondere verallgemeinerbarer Ergebnisse über spezifische Veränderungswirkungen in der Psychotherapie noch sehr weit.«* Wenn man diese kunstvoll verklausulierte Aussage in Klartext überträgt, besagt sie nichts anderes, als daß bis auf den heutigen Tag — ein halbes Jahrhundert nach dem Tode Freuds! — noch völlig offen ist, ob die analytische Psychotherapie überhaupt irgendeinen nur mit ihrem Einsatz erreichbaren Effekt entfaltet. Dies ist die Quintessenz aus den Erfahrungen mit den von Abertausenden von Analytikern im Verlaufe fast eines ganzen Jahrhunderts unternommenen psychotherapeutischen Bemühungen! Eine niederschmetterndere Bankrotterklärung ist kaum vorstellbar.**

Damit wären wir wieder bei unserer Ausgangsfrage angekommen: Wie läßt sich die wahrhaft erstaunliche Tatsache erklären, daß eine sich bei näherer Betrachtung als haltlos entpuppende geistige Konstruktion wie die Freudsche Psychoanalyse seit der Jahrhundertwende in der ganzen westlichen Welt eine direkt oder indirekt das Denken unzähliger Menschen beherrschende Autorität erlangen konnte? Eine Autorität, die einen ausgewachsenen Professor der Psychiatrie dazu bringt, die in die Schublade seines Schreibtisches abgesetzte Kotmasse eines Patienten als »symbolisches Geschenk« zu begrüßen?

Die groß genug ist, um ein Ensemble hochkarätiger Experten eine groteske und frei aus der Luft gegriffene Darstellung frühkindlicher Entwicklungsbedingungen widerspruchslos anhören zu lassen?

*  Peter Fiedler, »Paradigmawechsel in der Psychotherapieforschung«, in: Universitas, Nr. 10/1987, S. 1063.

** Ich kann bei meiner hier vorgetragenen Kritik an der Psychoanalyse nur einige der wichtigsten Aspekte herausgreifen. Wer an einer alle in Frage kommenden Argumente berücksichtigenden Widerlegung dieser abstrusen Lehre interessiert ist, sei auf das ausgezeichnete Buch »Tiefenschwindel - Die endlose und die beendbare Psychoanalyse« (1986) des renommierten Wissenschafts-Journalisten Dieter E. Zimmer verwiesen. Das flüssig geschriebene Buch führt mit klarer, grundsolide dokumentierter Argumentation auch dem Nichtfachmann vor Augen, was von der Freudschen Lehre wissenschaftlich zu halten ist: nichts.

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Die so groß ist, daß man Menschen allen Ernstes glauben machen kann, mit »analytischer« Deutungskunst sei es möglich, dem Gehirn eines vor einhundertfünfzig Jahren Verstorbenen heute noch »unbewußte Gedanken« zu entnehmen?

Da kommt viel zusammen. Anfangen müssen wir bei dem Versuch einer Erklärung der geistesgeschicht­lichen Groteske mit der Erinnerung daran, daß dem Menschen auf seine Frage nach den Ursachen der ihm fortwährend widerfahrenden Übel prinzipiell nur drei Antworten zu Gebote stehen. Er kann, was ihn und die Seinen trifft, als die Schläge eines blind und sinnlos waltenden Schicksals hinnehmen. Er kann versuchen, sie als Ausdruck sinnvoller Absicht einer jenseitigen Instanz (eines ihn prüfenden oder strafenden Gottes) zu ertragen. Oder, dritte und letzte Möglichkeit, er betrachtet sie als die Konsequenzen von ihm selbst begangener Fehler.

Die erste Möglichkeit, die des »blind waltenden Schicksalsschlags«, erscheint dem Menschen als schwer erträgliche Zumutung. Die zweite — Schicksalsschläge als Folge »unerforschlicher« göttlicher Ratschlüsse — wird zwar dem menschlichen Sinnbedürfnis gerecht, hat jedoch im Verlaufe der auf die »Jenseiterei« (Ernst Bloch) vorangegangener Jahrhunderte folgenden neuzeitlichen »Diesseiterei« entscheidend an Glaubwürdigkeit eingebüßt. Bleibt die Erklärung schmerzlicher Erfahrungen als Folgen selbstgemachter (oder jedenfalls von Menschen begangener) Fehler und Versäumnisse. Diese letzte Möglichkeit muß dem heutigen Menschen vergleichsweise am attraktivsten erscheinen.

Sie paßt zu dem Geist der Zeit, in der wir leben. Denn sie enthält im Kern auch bereits den Hinweis auf die Lösung aller Leidensprobleme. Ein Mensch, der selbst die Schuld trägt an dem, was ihm zustößt, braucht sich nicht nur nicht mehr als ohnmächtiges Objekt eines blind wütenden Schicksals zu fühlen, er hält auch den Schlüssel zur Besserung seines Loses selbst in der Hand. Denn wenn Schicksalsschläge die Folge fehlerhaften Verhaltens sind, muß sich ihnen durch die Vermeidung dieser Fehler vorbeugen lassen. Es kommt dann nur noch darauf an herauszufinden, wo die Fehler liegen, und sie, wenn sie schon gemacht wurden, nachträglich zu korrigieren.

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Diese moderne Auffassung von der Rolle und den Möglichkeiten des Menschen in der von ihm geschaffenen Zivilisationswelt hatte sich im »Zeitalter der Naturwissenschaften«, im vergangenen Jahrhundert, zu Lebzeiten Sigmund Freuds also, auf allen Ebenen durchgesetzt. Es galt im Lichte dieser Auffassung, das Bewußtsein der Menschen und die Strukturen der menschlichen Gesellschaft von allen Resten vorrationaler Einflüsse zu säubern und allein der Herrschaft der kalkulierenden Vernunft zu unterwerfen. Wenn das erst einmal vollständig gelungen war, dann gab es, dies die jetzt vorherrschende Meinung, keine Hindernisse mehr auf dem Wege zu einer leidensfreien, von Ungerechtigkeiten und Kriegen befreiten Welt glücklicher Menschen. Das Paradies, bisher bloße Verheißung für einen Sankt-Nimmerleins-Tag, lag als konkret erreichbare Möglichkeit vor aller Augen. Es kam nur noch darauf an, sich mit Hilfe der planenden Vernunft entschlossen genug auf den Weg zu machen.

Die »Machbarkeit aller Dinge«, auch die eines schon im Diesseits existierenden Paradieses, das war die eigentliche Verheißung des neuen, von den atemberaubenden und grenzenlos erscheinenden Fortschritten der Naturwissenschaften ausgelösten Glaubens an die unüberwindliche Stärke der eigenen Vernunft. Es scheint mir offensichtlich zu sein, daß es dieser Aspekt des naturwissenschaftlichen »Zeitgeistes« gewesen ist, der Sigmund Freud die »Verwissenschaftlichung« der Seelenheilkunde als vordringlichstes Ziel aller Psychologie erscheinen ließ, die den Anspruch erheben wollte, als »modern« zu gelten. Das naturwissen­schaftliche Erklärungsmodell (»Paradigma« nennt man das heute in der Sprache der Wissenschafts­theorie) war sein Vorbild.

Alle beobachtbaren Erscheinungen haben eine ursächliche Vorgeschichte, aus der sie sich ableiten und verstehen lassen, so lautete das konkurrenzlos erfolgreiche Rezept der Naturwissenschaften. Warum eigentlich sollte das für psychische Phänomene nicht gelten? Nicht nur physikalische Prozesse lassen sich durch eine gezielte Beeinflussung ihrer Ursachen nach Wunsch lenken. Auch gesellschaftliches Leiden in Gestalt von Unfreiheit und Ausbeutung läßt sich durch die Behebung seiner sozialen Ursachen an der Wurzel kurieren. Findet seelisches Leiden etwa nicht auch seine Gründe in der Vorgeschichte der individuellen psychischen Entwicklung? Dort muß man folglich nach ihnen suchen, um sie zu beeinflussen, wobei auch das seelische Leid sich als vermeidbar und nachträglich korrigierbar herausstellen wird.

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Freuds Entwurf präsentiert sich im Lichte dieser Zusammenhänge als so etwas wie der Versuch, eine »Planwirtschaft im Bereich der Seele« zu begründen mit dem ihm und seinen Anhängern erreichbar erscheinenden Endziel, psychisches Leiden abzuschaffen. Kein Wunder, daß das Unternehmen Beifall fand. (Wer von uns wünschte denn nicht, daß Freud recht behalten hätte!)

Andere Argumente kamen hinzu. Die Naturwissenschaft hatte ihre eindrucksvollen Erfolgen nicht zuletzt der revolutionierenden Einsicht zu verdanken, daß die Dinge nicht identisch sind mit dem Anblick, den sie dem naiven Betrachter bieten (Beispiel Newton!). Was es mit ihnen wirklich auf sich hat, zeigt sich erst, wenn man die Oberfläche des Augenscheins durchstößt und einen Blick hinter die Kulissen wirft. Auch das Lebensgefühl von Menschen, die sich niemals für Naturwissenschaften interessiert hatten und nichts von ihr zu verstehen glaubten, wurde von dem durch diese wissenschaftliche Erfahrung genährten Mißtrauen dem bloßen Augenschein gegenüber im Laufe der Zeit angesteckt. Erfahrungen wie die, daß die elektrische Ladung, die einem blanken Draht auf keine Weise anzusehen ist, dennoch tödlich wirken kann (erst recht heute die unspürbare Strahlung einer radioaktiven Quelle), haben auch den letzten Zeitgenossen davon überzeugt, daß es ratsamer ist, den Erkenntnissen der Experten zu vertrauen als den eigenen Sinnesorganen.

Wer aber wäre unter diesen Umständen nicht bereit gewesen zu glauben, daß sich auch die »wahre« Bedeutung psychischer Sachverhalte nicht »am bloßen Augenschein« ablesen läßt? Daß auch sie vielmehr von der Kunst des ausgebildeten »Tiefenpsychologen« erst aus den hinter der Kulisse der seelischen Oberfläche verborgenen Tiefen des »Unbewußten« ans Tageslicht gehoben werden muß, um erkennbar zu werden? Eine Gesellschaft, die es immerhin akzeptiert hatte, daß die sie umgebende physische Welt auf der Existenz prinzipiell unsichtbar bleibender Atome beruhte, war auf die Behauptung vorbereitet, daß auch die psychische Wirklichkeit auf die Existenz ungreifbarer Faktoren zurückgeführt werden müsse, auch wenn ihr dabei nur immer wieder die gleichen, von Freud angeblich nachgewiesenen, ins Unbewußte verdrängten »libidinösen« Triebwünsche genannt wurden.

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Daher billigt der Außenstehende dem Analytiker bis auf den heutigen Tag von vornherein und unbefragt ein überlegenes Wissen zu, sobald der mit Begriffen wie »Todestrieb«, »Ödipuskomplex«, »Triebabfuhr« oder »Kastrationsangst« um sich zu werfen beginnt, weil der Mann sich damit ja auf psychische Tatbestände bezieht, die, da sie in den Abgründen des Unbewußten ihr Wesen treiben, dem Laien unfaßbar bleiben. Seine Zustimmung erfolgt nicht zuletzt auch deshalb eilfertig, weil er befürchtet, sich durch Skepsis oder Rückfragen dem Vorwurf mangelhafter Bildung auszusetzen. Wer die anläßlich des Auftritts eines Popidols durch dessen Anhängerschaft bewerkstelligte Zerlegung des Saalgestühls als den vandalischen Akt affektiv enthemmter Halbstarker erklärt, formuliert lediglich eine Trivialität. Auf den andächtigen Beifall seiner Zuhörer kann jedoch verläßlich zählen, wer denselben Vorfall als den Ausfluß destruktiver, dem unbewußten menschlichen »Todestrieb« entspringender Tendenzen bezeichnet.

Unter diesen Umständen konnte es gar nicht ausbleiben, daß der psychoanalytische Jargon auch die Alltagssprache eroberte. »Sublimierung« und »Verdrängung«, »Fehlleistung« (vorzugsweise mit dem voranzustellenden Zusatz »Freudsche«) und »Komplex«, das alles sind Vokabeln, die in dem Wortschatz keines Gebildeten mehr fehlen, auch wenn dieser in Wirklichkeit meist nur eine vage Ahnung davon haben dürfte, was Freud mit ihnen ursprünglich gemeint hat. So beeilte sich auch Rudolf Augstein, der Herausgeber des »Spiegel«, einem völlig banalen Versprecher in einem Fernsehinterview sofort mit einem »Wissen« signalisierenden Lachen die Bemerkung folgen zu lassen: »Ein Freudscher Versprecher!«, ohne zu begründen (und vermutlich auch ohne zu wissen), was an seinem Versehen eigentlich freudianisch gewesen sein sollte.*

* Augstein bezeugte die Allgegenwärtigkeit der psychoanalytischen Mode in der beschriebenen Weise, als er Anfang November 1988 als »Zeuge des Jahrhunderts« im ZDF interviewt wurde. — Ein »Freudscher« Versprecher wäre (wie ausnahmslos all und jedes bei Freud) die Folge der Verdrängung eines gesellschaftlich unakzeptablen sexuellen Wunsches. Nach Freud stellt das irrtümlich anstelle des gemeinten verwendete Wort eine symbolisch »verarbeitete« Chiffre des verdrängten Sexualwunsches dar. Dies in seinem Falle zu leugnen würde Augstein nicht das mindeste helfen. Auch gegen seinen noch so heftigen Widerspruch würde ein Psychoanalytiker daran festhalten, daß der Interviewte soeben verdrängte Triebwünsche verraten habe (etwa den »unbewußten« Wunsch, sich der Interviewerin in eindeutiger Absicht zu nähern). Je heftiger einer solchen Unterstellung — objektiv mit völligem Recht — widersprochen wird, um so mehr fühlt der Analytiker sich bestätigt: Der Widerstand beweist nach seiner Ansicht die Intensität der angeblichen unterdrückten Tendenzen. Merke: Der Analytiker hat immer recht, ausnahmslos in allen Fällen. Seine Widerlegung ist nicht einmal theoretisch möglich. Genau das aber macht in den Augen eines kritisch Denkenden die prinzipielle Schwäche seiner Position aus.

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Aber diese fast reflexhafte Neigung, sich auf das psychoanalytische Vokabular zu beziehen, hat im Bildungspublikum in der Art einer »vorauseilenden Beflissenheit« zur Anpassung längst weit um sich gegriffen, ursprünglich wohl deshalb, weil jemandem, der das tat, in den Augen seiner Umgebung der Nimbus des »Eingeweihten« zufiel.

Bei kritischer Betrachtung entpuppt sich die Freudsche Theorie als das Paradoxon einer »wissenschaft­lichen« Disziplin, der das sie angeblich begründende Objekt fehlt: die spezifische Art einer psychischen Störung, die Freud meinte, wann immer er von »Neurose« sprach. Natürlich gibt es neurotische Störungen, und selbstredend erfüllen unzählige verantwortungsbewußte Psychotherapeuten (die es unstreitig gibt — neben einer vermutlich noch größeren Zahl wichtigtuerischer Scharlatane) eine wichtige und segensreiche Aufgabe. Unübersehbar ist die Zahl der Menschen, denen sie wirksam beistanden und beistehen bei dem Versuch, sich von übermäßigen psychischen Belastungen wieder zu erholen oder Probleme zu bewältigen, die ihnen in der Auseinandersetzung mit ihrer sozialen Umwelt erwuchsen.

Ohne jeden Zweifel sind unter ihnen Psychotherapeuten, die sich der von Freud entwickelten Begriffe und Regeln bedienen. Nur: Die Wirksamkeit der von ihnen angewendeten »orthodoxen« Methode unterscheidet sich im Vergleich nachweislich nicht von den Erfolgen irgendeiner anderen der heute kaum noch übersehbaren Vielzahl psychotherapeutisch vorgehender Behandlungsmethoden. (Während ausgerechnet die sogenannte »Verhaltenstherapie«, die allen freudianischen Grundsätzen zuwiderhandelt, indem sie zum Beispiel an den Symptomen ansetzt, ohne sich um deren Ursachen groß zu kümmern, in der Erfolgsstatistik fast als einzige Methode »eine gewisse Überlegenheit« aufweist.*)

Die Erklärung dafür ist sehr einfach. Die wirksamen Effekte sind nämlich — ein Befund, der sich in der Branche seit einigen Jahren herumzusprechen beginnt — bei allen sonst noch so verschiedenen Methoden der Psychotherapie allem Anschein nach die gleichen: Heilkräftig wirksam ist allein schon die Tatsache der anteilnehmenden Zuwendung des Therapeuten und sein aktives Interesse für die Probleme des neurotisch Leidenden, ferner die durch diese Begegnung im Patienten mobilisierte Veränderungsbereitschaft, außerdem die für einen guten (intuitiv begabten) Psychotherapeuten bestehende Möglichkeit, die Probleme des Patienten als Außenstehender besser erkennen und durchschauen zu können als der Betroffene selbst.

* Siehe dazu die selbstkritische Bilanz von Peter Fiedler, a.a.O., S. 1057.

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Alles weitere hängt dann von der Persönlichkeitsstruktur der Beteiligten ab und von der Differenziertheit der zwischen ihnen im Verlaufe der Therapie entstehenden zwischenmenschlichen Beziehung. Und alles weitere ist vor allem völlig unabhängig von der Frage, ob der Therapeut Freuds »unbewußte Komplexe« und frühkindliche Sexualtraumen ernst nimmt oder ob diese ihm, frei nach Shakespeare, soviel gelten wie Hekuba.

Von diesen unwiderleglichen, sich gegen den leidenschaftlichen Widerstand der gläubigen Psychoanalytiker seit Jahren durchsetzenden Erfahrungen werden die Dogmen der Freudschen Neurosenlehre in ihren Fundamenten erschüttert. Nichts von dem, was Freud in Hunderten von Schriften, Vorträgen, Briefen und Gesprächen seinem staunenden Publikum als Kern- und Angelpunkte seiner Lehre mit suggestiver Wortmächtigkeit unermüdlich einhämmerte, hat die Probe aufs Exempel bestanden: daß eine Neurose die Folge verdrängter, von der Zensur des »Über-Ich« dem Bewußtsein ferngehaltener sexueller Wünsche (oder auch Traumen) sei und daß allein die Bewußtmachung und anschließende »Verarbeitung« (»Abfuhr«) dieser im Unbewußten des neurotischen Patienten rumorenden »Komplexe« die neurotischen Symptome verschwinden lassen (heilen) könne.

 

Nicht besser steht es um die für einen Freudianer geradezu als Glaubenssatz geltende Behauptung, daß die für eine erfolgreiche Therapie unabdingbare Ermittlung vom Patienten in frühester Kindheit erlittener und von ihm selbst nicht bewußt erinnerter traumatisierender (krank machender) Erlebnisse die Anwendung des von Freud entwickelten Verfahrens verlange, welches diese Erlebnisse durch eine psychoanalytische »Übersetzung« aus den neurotischen Symptomen und den Träumen des Patienten zu rekonstruieren gestatte, in denen sie sich symbolisch verschlüsselt äußerten.

Nichts von alledem hat sich bewahrheitet. Keines dieser Dogmen findet in der Realität der neurotischen Störungen und ihrer Behandlungsmöglichkeiten auch nur die leiseste Entsprechung: Die orthodoxe Psychotherapie à la Freud ist genau so wirksam oder unwirksam wie jede beliebige andere psycho­therapeut­ische Methode auch, die ohne den Hokuspokus von frühkindlichen Sexualtraumen, Ödipuskomplexen, Penisneid und anderen geheimnisumwitterten, den Laien beeindruckenden Phantasmen auskommt.

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Und eine Neurose, die allein auf eine nach den Regeln freudianischer Kunst ablaufende Behandlung angesprochen hätte, hat auch noch niemand zu Gesicht bekommen (wenn die einschlägige Literatur naturgemäß auch von Fällen überquillt, die von gläubigen Adepten nach diesen Regeln beschrieben und »analysiert« worden sind).

Auch das ist keine Überraschung.

Denn die Neurose à la Freud, Kernstück und Ausgangspunkt eines üppig wuchernden theoretischen Überbaus, Dreh- und Angelpunkt des gigantischen Konstrukts, das als Psychoanalyse weltweit so viele gescheite und noch viel mehr nicht gescheite Köpfe beherrscht hat, existiert in Wahrheit überhaupt nicht. Sie ist ein bloßes Phantom.

Sie ist die Ausgeburt der visionären Phantasie eines Mannes, den seine Mit- und Nachwelt für einen genialen Wissenschaftler gehalten hat, der in Wirklichkeit jedoch ein genialer, sprachmächtiger Schriftsteller gewesen ist. Ein Mann, der seine Eingebungen über die Psyche des Menschen und ihre verborgenen Triebkräfte in so fesselnden Bildern, Metaphern und »Psychodramen« vorzutragen verstand, daß fast alle, die ihm zuhörten, verleitet wurden, seine Schilderungen von den in den unbewußten Tiefen unserer Seele tobenden Auseinandersetzungen für die Beschreibung sich tatsächlich ereignender psychischer Prozesse zu halten, anstatt sie als das zu betrachten, was sie sind: psychologische Mythen.

Eine Disziplin also, deren Objekt nicht existiert. Man bedenke, was das heißt. Da gibt es weltweit stattfindende Fachkongresse, ein ganzes Heer orthodox ausgebildeter Psychoanalytiker, eine Vielzahl spezieller Zeitschriften in allen Kultursprachen der Welt, nur eines gibt es nicht: den Gegenstand, dem der ganze institutionalisierte Aufwand gilt. Es gibt keine psychische Störung, welche die Auswirkung der nicht verarbeiteten »Energie« von ins Unbewußte verdrängten frühkindlichen Sexualerlebnissen wäre.

Das klingt nicht nur grotesk, das ist grotesk. Ich gehe noch weiter. In meinen Augen liegt hier ein kollektives psychisches Phänomen vor, das eine strikte Analogie darstellt zu dem mittelalterlichen kollektiven Phänomen, das wir als »Hexenwahn« bezeichnen.

Zwischen dem 15. und dem 17 Jahrhundert wurden in Europa nach heutigen Schätzungen bekanntlich mehrere hunderttausend, wenn nicht Millionen »Hexen« nach bestialischer Folterung bei lebendigem Leibe verbrannt — darunter nicht nur alte Frauen, sondern auch Mädchen.

Aber darin besteht die Parallele natürlich nicht. Sie besteht in der Tatsache, daß damals differenzierte (»wissenschaftliche«) Methoden entwickelt wurden, um hexerische Fähigkeiten nachzuweisen, daß ein spezieller juristischer Kodex ausgearbeitet wurde, der genaue Vorschriften für das prozessuale Vorgehen gegen der Hexerei verdächtige Personen enthielt (der berüchtigte »Hexenhammer«). Sie besteht des weiteren insofern, als sich damals auch altangesehene Institutionen, wie etwa die katholische Kirche mit Hilfe einer von ihr organisierten Inquisitionsbehörde oder die juristischen Fakultäten der meisten westeuropäischen Universitäten, aktiv in die Bekämpfung des von allen kirchlichen und weltlichen Instanzen als ernst zu nehmende Bedrohung beurteilten »Hexenunwesens« einschalteten.

Es gab also einschlägige gerichtliche Verordnungen, offiziell legitimierte Spezialisten und Institute zur Verfolgung der Angelegenheit, hochgelahrte Herren sonder Zahl, die in großem Ernst überzeugt davon waren, es mit einer konkreten Gefahr für ihre Gesellschaft zu tun zu haben, und es gab, nicht zuletzt, Hunderttausende, wenn nicht Millionen Angeklagte, vom Mädchen bis zur Greisin, die aufgrund eigener Geständnisse (abgegeben im Verlauf der vom »Hexenhammer« ausdrücklich empfohlenen »endlosen Folter«) hingerichtet worden sind.

Nur eines gab es während dieser ganzen Jahrhunderte nicht: Hexen. Das ist die Parallele.

Deshalb reden wir heute, nachträglich, auch vom Hexenwahn. Wer aber widerlegt nun meinen Verdacht, daß die schon fast ein Jahrhundert lang die Köpfe der Menschen in der westlichen Welt benebelnde Freudsche Tiefenpsychologie nach genau den gleichen Kriterien zu beurteilen ist? Und daß wir sie deshalb als einen in unseren »modernen« Zeiten ausgebrochenen »Hexenwahn« anzusehen haben? Als Beweis dafür, daß die Aufklärung letztlich doch spurlos am Homo sapiens vorübergegangen ist. Daß auch wir, immer noch, anfällig sind für kollektive ideologische Ansteckungen, denen gegenüber unsere seelische Immunität nur allzu leicht versagt, wenn sie sich zwanglos genug in das von uns gerade für wahr gehaltene Weltbild einfügen.

»Heilige Kühe«, wir erinnern uns, entdeckt man immer erst aus gebührendem Abstand. Solange die Popanze in den eigenen Reihen herumlaufen, bleiben sie so gut wie unsichtbar. Wir reden so gern herablassend vom »finsteren Mittelalter«. Wer garantiert uns eigentlich, daß unsere vermeintliche Überlegenheit nicht bloß auf einer optischen Täuschung beruht, hervorgerufen durch die unaufhebbare Tatsache, daß man bei der Betrachtung des eigenen »Zeitgeistes« naturgemäß niemals auf die für eine objektive Sicht erforderliche Distanz gehen kann?

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