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Einleitung des Autors

Wenn Freiheit überhaupt
irgend etwas bedeutet,
dann das Recht,
den Menschen das zu sagen,  
was sie nicht hören wollen. 
George Orwell 1945 im Vorwort zur Farm der Tiere

11-12

Der Mensch ist das einzige vernunftbegabte Lebewesen auf unserer Erde. Handelt er aber auch immer vernünftig? Zwingen uns nicht die heute erkenn­baren negativen Folgen seines Wirkens zu einer Verneinung dieser Frage? Der Mensch meint zwar - wenigstens in allen lebenswichtigen Fragen -, Vernunft walten zu lassen. Doch diese vermeintliche Vernunft zerstört nicht nur unsere Umwelt, sie gefährdet auch uns Menschen und droht letzt­endlich alles höhere Leben auf unserem Planeten auszulöschen.

Damit wäre eine Milliarden Jahre dauernde Aufwärtsentwicklung, die schließlich in der von unserem menschlichen Geist geprägten Kultur gipfelte, in wenigen Jahren zu einem jähen Ende gekommen.

Unser Denken und Handeln ist nicht nach Werten ausgerichtet, die unsere Zukunft sichern. Statt Vernunft üben wir vielmehr nur manipulative, scharfsinnige Intelligenz. Unter Hintanstellung des Gemeinwohls gehorchen wir nur kurzsichtig unseren Eigeninteressen, um ein bequemes, genußreiches, ja verschwender­isches Leben zu führen. Dabei brauchen wir alle Schätze der Natur in kürzester Zeit bedenken-, ja verantwortungslos auf.

Und wir hohnlachen allen noch so gerechtfertigten Befürchtungen einer bevor­stehenden Katastrophe und allen Mahnungen zu einer vernünftigen Lebens­weise. Lange genug wird schon gewarnt, doch keine entscheid­enden Schritte wurden bisher unternommen, die drohende Katastrophe abzuwenden.

Angesichts der erschreckenden Aussichten und aus Sorge für unsere und unserer Kinder Zukunft ist eine kritische Betrachtung des Menschenwerkes, unserer Zivilisation, angebracht. Sie soll sich gründen auf der Darstellung der grundlegenden Naturgesetze, auf der Beschreibung unseres engen irdischen Lebensraumes mit dem darin entstandenen Leben. Dann wird unsere Zivilisation in ihren verschiedenen Erscheinungsformen diskutiert. Es schließt sich die Schilderung der verheerenden Auswirkungen von Technik und Wachstum auf die Natur und den Menschen an. 

Die Zeichen deuten auf eine bevorstehende Katastrophe hin, als Folge unseres von Gier bestimmten Handelns. Schließlich werden Möglichkeiten einer auf Vernunft gegründeten Welt aufgezeigt. Es ist der Versuch einer konstruktiven Kritik in der vielleicht naiven Vorstellung, die nahende Katastrophe noch abwenden zu können.

Jeder einzelne ist aufgerufen, die gebotene Umkehr mitzuvollziehen. Allerdings wird es kaum ohne staatlich verordnete Maßnahmen gelingen. Dabei ist zu befürchten, daß sich unsere verantwortlichen Politiker, befangen in Wohlstands- und Wachstumsideologien und einer gewinnsüchtigen Lobby ausgesetzt, zu den verlangten drastischen Änderungen in ihrem Denken und Handeln nicht bereit finden werden. Dann wäre unser baldiges Ende vorausbestimmt. 

Trotzdem besteht immer noch etwas Hoffnung, daß wir uns besinnen, uns unserer Verantwortung gegenüber Natur und Menschheit bewußt werden und uns zu entsprechend vernünftigeren Handeln entschließen.

Es kann nicht Aufgabe dieses Buches sein, alle Tatsachen bis in alle Einzelheiten zu schildern. Sie können schon in genügend einschlägigen Abhandlungen nachgelesen werden, von denen einige im Anhang aufgeführt sind. Im Folgenden sollen vielmehr in großen Zügen die Zusammenhänge aufgezeigt und dem Leser ökologisches Denken nahegebracht werden. Das aufgeführte Zahlenmaterial beruht meist auf Schätzungen, die von Quelle zu Quelle variieren. Es stellt daher keine genauen Werte dar und kann nur Größenordnungen andeuten.

Jedem Kapitel ist auch ein Wort des berühmten Seattle, Häuptlings der Duwamish-Indianer, vorangestellt. Seine Rede an den Präsidenten der USA 1855 mag zwar in ihrer Authentizität umstritten sein; sie spiegelt jedoch eindrucksvoll die Lebensauffassung der Indianer wieder, der Natur verbundenen Menschen, die wie viele andere Lebewesen auf dieser Erde dem Zivilisationsmenschen unterlagen und von ihm ausgerottet oder in Reservate getrieben wurden.

Zum Schluß gilt mein Dank Frau Irene Schlichter für nützliche Literaturhinweise, meinem Sohn Robin für kritisches Korrekturlesen einiger Kapitel, sowie meiner Tochter Nikola für ihre Hilfe bei der Umschlag­gestaltung.

12

Im Heckengäu, Juni 1987, Max Albert  

 detopia:
Der Heckengäu ist eine Landschaft zwischen Stuttgart und Pforzheim.

 

 

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Max Albert (1987) Kritik - Einleitung