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38. Anarchismus heute: von der Organisation zum Wurzelwerk

Anarchie ist machbar, Herr Nachbar!
- Slogan, anonym -

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ES GAB VIELE FEUCHTE AUGEN in jener kalten Dezemberwoche 1979, als sich in Madrid über 800 Delegierte zum fünften Kongreß der CNT einfanden. Sie vertraten 267 Syndikate mit nahezu 500.000 Mitgliedern und hatten sich versammelt, um den neuen Kurs der Gewerkschaft festzulegen. Aber das war nicht der Anlaß für die Tränen. Die flossen aus zweierlei Gründen.

Viele der alten Kämpfer waren ganz einfach den Emotionen nicht gewachsen. Nach vierzig Jahren Exil, Illegalität und Verfolgung traf man sich nun in der Heimat wieder.

Anarchisten, die als junge Menschen geflohen waren und nun als Greise erhobenen Hauptes zurückkehrten, fielen einander in die Arme. Ihre Ideen, so schien es, waren lebendig wie eh und je. Kaum drei Jahre, daß der Diktator gestorben war und nur einige Monate, seit die Gewerkschaften wieder frei agieren konnten, und schon stand ihre gute alte CNT wieder voll im Saft. War es nicht erhebend, wie die Arbeiter zu Zehntausenden in die Syndikate strömten? Hatten nicht erst vor kurzem eine Viertelmillion Menschen auf einem Meeting im Stadtpark von Barcelona der alten Federica Montseny zugejubelt? War das nicht ein Beweis für die zeitlose Richtigkeit der syndikalistischen Theorie? Als alle vereint unter dem schwarzroten Banner die alte Anarchohymne Hijos del pueblo sangen, hatte es ganz den Anschein. Dabei war es zweiundvierzig Jahre her, seit diese Theorie zuletzt aktualisiert worden war...

In den letzten Tagen des Kongresses gab es wieder Tränen. Sie standen in den Augen vieler Delegierter aus den großen Industriebetrieben, und es waren Tränen der Wut und Enttäuschung. Wut darüber, daß es auf diesem Kongreß nicht zu einer wirklich freien Debatte kam und so die Gelegenheit zu einer aktuellen Neufassung des Anarchosyndikalismus verpaßt wurde. Enttäuschung darüber, daß damit die historische Chance verspielt schien, in der selbstbewußten, jungen Arbeiterschaft Fuß zu fassen und eine Rolle im modernen Spanien zu spielen. Stattdessen geriet der Kongreß zu einem Ort mißtrauischer Fraktions­kämpfe und verbissener Abwehrschlachten zur Rettung der traditionellen Doktrin. Er endete in einem Fiasko und zog die Spaltung der CNT nach sich. Die "Traditionalisten" behielten den historischen Namen samt der historischen Strategie, die "Erneuerer" suchen inzwischen unter dem Kürzel CGT nach pragmatischeren Wegen. Die einen beschimpfen die anderen als Verräter an den anarchistischen Idealen, die anderen werfen jenen ihr antiquiertes Sektierertum vor. Mittlerweile sind beide Organisationen wieder in relative Bedeutungslosigkeit zurückgefallen.

Wenn der Streit auch vordergründig an der Frage entbrannte, ob sich Anarchosyndikalisten an Betriebsratswahlen beteiligen dürfen oder nicht, stand doch dahinter der Zusammenprall zweier Denkwelten, in die sich die anarchistische Bewegung inzwischen zerlegt hatte: Prinzipientreue oder Experiment.

Szenenwechsel: Venedig, Herbst 1984. Eine Mischung aus Volksfest und Versammlung liegt in der Luft, offen und herzlich. Lachende, redende, gestikulierende Menschen, Neugier. Anarchisten von überallher sind in die Stadt gekommen. Aus allen Erdteilen reisten sie an, zwischen drei- und fünftausend schätzt die Presse, niemand hat sie gezählt. Die Stadtverwaltung überließ ihnen zwei Plätze und die halbe Universität für Spaß, Politik, und Kultur. Die milde Sonne, italienisches Essen und guter Wein (eine Spezialabfüllung!) ließ eine täglich wachsende Zahl von Touristen dazukommen, die nach kurzer Zeit ebenso neugierig wurden, mit aßen, diskutierten und tanzten.

Es ging um nichts weniger als die theoretische und praktische Standortbestimmung eines modernen Anarchismus.

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Ein lange vernachlässigtes Thema, das mehr und mehr Anarchisten in aller Welt unter den Nägeln brannte. Das Gefühl, ständig mit Konzepten von gestern die strategischen Sackgassen von morgen zu produzieren, hatte sich zu einem allgemein spürbaren Unwohlsein verdichtet. Daher hatten einige italienische Gruppen um die Zeitschrift Rivista A das "Convegno Anarchko" organisiert und dafür mit Bedacht das "Orwell-Jahr" 1984 ausgesucht.

Diese Suche nach neuen Analysen der Gesellschaft von heute und der Identität des Anarchismus in ihr war bewußt nicht als Kongreß konzipiert. Niemand vertrat hier irgendwen, es waren keine Organisationen, sondern Menschen die sprachen, und jeder sprach mit seiner Stimme. Es gab ein riesiges Programm: Ausstellungen, Vorträge, Theater, Diskussionsrunden, Musik, Podien und Kreise, Filme, Happenings, Streitgespräche, Spiele. Es gab ein Forum, simultane Übersetzung und viel bedrucktes Papier. Aber es gab keine Tagesordnung mit Arbeitszielen, kein Gerangel um Verfahrensfragen, keine Abstimmungen und Fraktionsintrigen. Jeder durfte kommen.

In Venedig wurden keine neuen Organisationen gegründet und keine alten bestätigt, und am Ende stand keine neue "Prinzipien­erklärung". Trotzdem wurde das Convegno zu einem der erfolgreichsten anarchistischen Treffen der Nachkriegszeit, denn die vielen neuen Ideen und Erfahrungen führten zu einem intensiven Austausch. Heraus kamen Kontakte zwischen Menschen und mehrere Bände voll mit Anregungen. Genug Stoff für die nächsten Jahre — Impulse, aus denen eine Menge entstand.

 

Strukturwandel 

 

Die beiden beschriebenen Treffen können als Beispiele gelten für den Strukturwandel, den die libertäre Bewegung seit ihrer achtundsechziger Renaissance durchlebt. Dieser Wandel entspricht verschiedenen Trends und mündet unterm Strich in der Erkenntnis, daß der Anarchismus von heute sich nicht mehr so sehr als Rammbock versteht, der den staatlichen Bunker zermalmen will, sondern eher als ein Wurzelgeflecht, das in den Beton eindringt, um ihn zu zerbröseln.

Der alten Rammbockfunktion entsprach die Idee des direkten Frontalangriffs. In ihren besten Zeiten brachte die Bewegung hierfür große, spezifische Organisationen hervor. Ihre Kraft bezogen sie aus der Arbeiterbewegung, ihren Schwung aus Klassenkämpfen. Die spanische CNT ist die letzte große Vertreterin dieser Generation; die CGT versucht heute eine Synthese aus solch klassischer Organisation und dem, was den Wurzelwerk-Anarchismus stattdessen auszeichnet: soziale Präsenz. Anwesend sein in sozialen Bewegungen und Kämpfen, katalysatorisch wirken, zur Selbstorganisation anregen, Gegenmodelle schaffen. Unterwanderung statt Frontalangriff- Landauer statt Bakunin. Dazu gehört der Aufbau einer konkreten Gegengesellschaft durch konkrete Gegenprojekte und eine Rückeroberung des Alltags. Dabei sind starre Mitgliedsorganisationen eher hinderlich.

Dieser Strukturwandel hat nichts mit der Frage zu tun, ob der Anarchismus sich revolutionär oder reformerisch gibt, militant oder friedlich auftritt, klug oder dumm agiert. Es geht im Grunde um den Einsatz der Kräfte, und wie diese am besten zur Wirkung gebracht werden können. Organisation bedeutet ihre Bündelung zur Konfrontation, Wurzelwerk ihre Diffusion* zur Infiltration.

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Die Entwicklung der libertären Bewegung seit 1968 geht eindeutig in Richtung dieses subversiven Einsickerns: Libertäre Aktivisten organisieren sich nicht mehr nur unter ihresgleichen, sondern verstehen sich zunehmend als wirkender Teil einer sozialen Gruppe oder Bewegung; sie diffundieren. Hinter diesem Trend steht allerdings noch immer eher die allgemeine Ratlosigkeit als ein schlüssiges Konzept. Zwar ist in den letzten dreißig Jahren zweifellos ein Wurzelwerk entstanden, aber die meisten Wurzeln wachsen richtungslos vor sich hin. Sie knacken mal hier ein Steinchen, treiben mal dort eine Blüte, am Fundament des Bunkers sind sie jedoch noch nicht angelangt. So wird Diffusion leicht zur folgenlosen Beliebigkeit und der Anarchismus zu einem willkommenen Korrektiv in einer Gesellschaft, die kritische Ansätze nur zu gerne vereinnahmt.

In diesem Spannungsfeld zwischen Organisation und Wurzelwerk, zwischen traditioneller Lehre und innovativem* Experiment spielt sich die Entfaltung des jüngeren Anarchismus ab. Diese Spannung ist Ausdruck eines tiefen Umbruchs, der nach dem Niedergang der dreißiger Jahre und dem völligen Neubeginn der sechziger nicht erstaunen kann. Nach drei Jahrzehnten Leerlauf kann man nicht einfach so weitermachen wie bisher. Eine Neuorientierung aber kann durchaus auch als Chance gesehen werden.

Der neue Anarchismus ist reich an Initiativen, Kämpfen, Projekten, Experimenten und arm an großen Ereignissen. Seit über fünfzig Jahren keine glorreichen Schlachten, gestürzte Regierungen befreite Länder mehr, stattdessen besetzte Häuser, selbstverwaltete Freiräume, renitente* Verweigerung. Ein Anarchismus der kleinen Schritte. Nicht, weil die Libertären plötzlich dem Reformismus verfallen wären, sondern weil ihnen die großen Konzepte fehlen, um diese kleinen Schritte zu einer subversiven Kraft zu bündeln. Dennoch eine reiche Bewegung, die in vielen Ländern ein brauchbares Fundament geschaffen hat, auf dem neue Konzepte reifen und greifen könnten.

 

Trends 

 

Verläßliche Angaben über diese Bewegung zu machen, ist schwierig. Es liegt im Wesen von Wurzelgeflechten, daß es im Gegensatz zu Organisationen kaum Statistiken oder gar Angaben zur Mitgliedsstärke gibt, weil die meisten Basisbewegungen einen Mitgliedsstatus nicht kennen. Dennoch ist allgemein ein stetiges Wachstum der libertären Bewegung leicht nachzuweisen. Das bezieht sich auf die Anzahl der in ihr agierenden Menschen wie auf die Stärke des Engagements. In manchen Ländern kam es zu Einbußen, rückläufigen Tendenzen oder starken Schwankungen, der allgemeine Trend jedoch zeigt seit zweieinhalb Jahrzehnten jenseits aller Modeerscheinungen ein langsames, solides Wachstum an. Das sagt nichts über die Qualität aus und auch nichts über die Fluktuation, die in libertären Gruppen erschreckend hoch ist. Bezeichnenderweise ist der Anarchismus offenbar überwiegend für junge Menschen attraktiv. Idee und Aktion üben eine Zeit lang eine gewisse Faszination aus, aber das Fehlen einer umfassenden libertären Alltagskultur jenseits der

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politischen Aktion führt nach einigen Jahren oft zu einem Gefühl sozialer Heimatlosigkeit. Elternschaft, Berufstätigkeit oder Studienabschluß sind klassische Bruchstellen. Die Menschen verlassen dann oftmals "die Bewegung", obwohl sie deren Ideen nach wie vor teilen. So stellen sich viele anarchistische Gruppierungen als wahre Durchgangsschleusen dar, die in eine Leere führen, wo eigentlich libertäres Leben blühen sollte. Daß dennoch die Zahl der Libertären zugenommen hat, zeigt nur, wie groß das Potential ist und wie schlecht es genutzt wird.

Trotz solcher Schwächen ist der Anarchismus heute, mit Ausnahme Chinas und Kubas, wieder weltweit dort präsent, wo er auch in der Vorkriegszeit vertreten war. Nach dem Zusammenbruch des Sowjetimperiums schössen auch in Osteuropa zahlreiche anarchistische Gruppen aus dem Boden, die jedoch im Vergleich zur westlichen Bewegung überwiegend in sehr traditionellen Organisationsvorstellungen verfangen sind und einem recht starren, historischen Politikbegriff anhängen.

Der Hang zum Historisieren ist aber keineswegs ein Privileg des Ostens, dem immerhin eine jahrzehntelange Isolation in einer politisch eindimensionalen Welt zugutegehalten werden muß. Auch im Westen hat es nach 1968 zahlreiche Wiederbelebungsversuche alter Organisationen gegeben, die auf dem Papier fast alle erfolgreich waren, in der sozialen Realität jedoch kaum spürbar sind. Die Organisationsproblematik des ›offiziellen‹ Anarchismus unserer Tage mit seinem Hang zur geistigen Starre und seiner Tendenz zum Traditionsverein haben wir bereits kennengelernt. Seine meist plakative Propaganda stößt in der Gesellschaft auf wenig Echo, und selbst bei politischen Kampagnen erreichen informelle libertäre Gruppen meist einen höheren Grad an Mobilisierung. All das dokumentiert nur den schwierigen Prozeß einer Abnabelung vom Anarchismus vergangener Zeiten. Die interessanteren Erfahrungen wurden denn auch eher anderswo gemacht.

 

Frühe Beispiele 

 

Zu den frühen Vertretern libertärer Diffusion gehört das britische Commitee of 100, das in den sechziger Jahren die großen Ostermärsche der Abrüstungs- und Friedensbewegung sehr erfolgreich ergänzte durch dezentrales Handeln in kleinen, lokal verankerten Gruppen. Einzelne Anarchisten brachten hierbei bewußt die Idee gewaltfrei-libertären Alltagsverhaltens und beispielhafter direkter Aktionen in eine Bewegung ein, in der sie selbst aktiv waren. Erst als sich die Formen bewährten, wurden auch libertäre Ideen interessant und ihre Muster weitgehend angenommen. Unschwer erkennen wir hier einen Vorläufer für das Wirken heutiger Gruppen wie etwa die "Gewaltfreie Aktion" in der deutschen Friedensbewegung.

Die libertäre Szene unserer Tage schöpft aber ebensosehr aus dem reichen Reservoir an Erfahrungen, das in der nordamerikanischen Bürgerrechts-, Anti-Vietnam- und Kommunebewegung entstand. Ein sehr breites Spektrum, das von gospelsingenden Evangelisten über Alternativlandwirte bis zu den ultraschrillen Yippies reicht, einer radikalen Jugend-

1) Vergleiche Kapitel 16!

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bewegung, die in den Siebzigern mit militanter Provokation das saubere, weiße Amerika aufmischte. In all diesen Bereichen reagierten die Betroffen selbst, brachten sich unmittelbar ein und agierten direkt. Sie vermieden Zentralisation, praktizierten eine direkte Basisdemokratie und packten die Ursachen meist sehr radikal bei der Wurzel, wobei sie sich früher oder später unausweichlich auch mit der Rolle des Staates auseinandersetzen mußten. Nicht selten entstanden aus dem Protest selbst­organisierte Alternativen jenseits staatlicher Strukturen. Auch hier gab es direkte Verbindungen zu libertären Gruppen, Persönlichkeiten und Traditionen, die bis zur IWW der Zwischenkriegszeit zurückreichten.

Bei den Kabouters im Amsterdam der sechziger Jahre läßt sich der Rückgriff auf den Anarchismus - insbesondere auf Kropotkin - ebenfalls leicht aufdecken. Diese frühe Stadtteil- und Ökobewegung, die mit ihren weißen Fahrrädern angetreten war, um die Innenstadt autofrei zu kriegen, besetzte die ersten Häuser, organisierte sozial Schwache und wurde, obwohl sie sich ständig mit der Polizei Straßenschlachten lieferte, auf Anhieb in den Stadtrat gewählt. An ihr inspirierten sich später die Hausbesetzer ebenso wie Bürgerinitiativen, grüne Kommunalpolitiker, Ökoaktivisten, Stadtindianer oder Murray Bookchins libertarian municipalism.

Diese drei frühen Beispiele, allesamt vor und unabhängig von der Studentenrevolte entstanden, mögen genügen, um die Ursprünge jenes Wurzelwerk-Trends zu illustrieren, der für die neuere libertäre Bewegung typisch ist. Es handelt sich dabei nicht um eine neue inhaltliche Richtung, sondern um eine andere Struktur. Deshalb gab und gibt es in dieser Bewegung auch durchaus Unterschiede, sich widersprechende Konzepte, verschiedene Vorgehensweisen und Auseinandersetzungen um richtige und falsche Wege. Militant, gewaltfrei, propagandistisch, projektorientiert. Widerstand leistend oder aufbauend -- alles ist in den Wurzelgeflechten libertärer Aktivisten zu finden. Allen gemeinsam ist der Ansatz, beispielgebend zu wirken und eine Bewegung nicht durch ein politisches Etikett zu vereinnahmen.

Eine Ökologiebewegung als organisatorisches Anhängsel einer anarchistischen Föderation wäre auch wohl eine etwas lächerliche Vorstellung.

 

In den siebziger Jahren kommt es zu einer solchen Vervielfachung von Initiativen, Bewegungen und Projekten, daß wir sie unmöglich abhandeln können. Es sind nicht nur zu viele, jede einzelne stellt sich auch als ebenso interessant wie komplex dar. Und alles ist irgendwie anders als früher:

Als in Besancon die Arbeiterschaft der Uhrenfabrik LIP ihren Betrieb besetzt und in Selbstverwaltung weiterführt, tut sie das nicht namens einer Gewerkschaft oder Organisation, sondern aus eigener Initiative - ebenso wie ihre Kollegen in Norditalien, die während wilder Streiks die Fließbänder bei FIAT demolieren. In den USA konstituieren sich die Yippies als ›Partei‹ und nehmen an den Wahlen teil. Nach ihrer Niederlage töten sie ihren Präsidentschaftsbewerber und essen ihn auf: Sie hatten nämlich ein lebendes Schwein nominiert - mit dem Slogan "Wählt, was ihr wollt. Ihr wählt immer unseren Kandidaten".

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Wurde früher die politische Botschaft auf proletarischen Massenversammlungen in kämpferischen Reden verbreitet, so kommt die Message jetzt mit vielfach größerer Besucherzahl auf Open-Air-Konzerten rüber, wie etwa im legendären Woodstock-Festival. War es noch vor zwei Generationen eine anarchistische Todsünde, sich an Wahlen zu beteiligen oder unternehmerisch tätig zu sein, so beteiligen sich die libertären Bookchin-Anhänger heute ganz bewußt an kommunalen Vertretungsmodellen, und überall in der Welt besetzen selbstverwaltete Betriebe ökonomische Nischen.

Beschränken wir uns angesichts dieses verwirrenden Kaleidoskops auf das überschaubarere Beispiel Deutschland. Nicht nur, weil es uns bekannter sein dürfte - es ist auch von allem etwas dabei.

 

Deutschland 

 

Nachdem die demonstrierende studentische Jugend wieder zu einer studierenden studentischen Jugend geworden war, hatte sie eine Erbmasse hinterlassen, aus der Mannigfaltiges entsproß. Das Gros der stramm linken Studenten entdeckte die ehernen Prinzipien proletarischer Organisation und folgte Marx', Lenins, Trotzkis, Stalins oder Maos Anweisungen. Da alle darauf hinausliefen, die Partei des Proletariats aufzubauen, gründete jede Fraktion im Laufe der Zeit ihre eigene ›Partei‹, zwar ohne Proletariat, dafür aber eine jede mit der anerkannt richtigen Linie. Diese sogenannten "K-Gruppen", die alle mit dem Adjektiv "kommunistisch" begannen, beherrschten eine Zeit lang das linke Spektrum und das Medieninteresse, bevor sie sich recht unspektakulär im Sande verliefen. Interessant dabei war, daß sie zwar alle strikt die Konzepte straffer Massenorganisation vertraten, in Wirklichkeit jedoch versuchten, in den aufkommenden sozialen Bewegungen Fuß zu fassen. Im Gegensatz aber zu den ›katalysierenden‹ Libertären, die als Teil jener Bewegungen mit dem Beispiel wirkten, versuchten die ›agitierenden‹ Kommunisten in der Regel, die ideologische Führung zu erobern. Aber wer läßt sich schon gern von kommunistischen Studenten belehren?

Was das libertäre Spektrum angeht, so hat es diese Phase recht gut überstanden. Zwar gab es unter dem Eindruck des marxistischen Übergewichts für einige Jahre die Tendenz, eine Synthese zwischen Anarchismus und Marxismus herbeizuführen, aber da es sich überwiegend um ein theoretisches Thema handelte, blieb es praktisch ohne Auswirkung. Begonnen als Suche nach den libertären Spuren bei Marx und im Marxismus, geriet es teilweise zum peinlichen Versuch mancher Libertärer, nachzuweisen, daß Anarchisten eigentlich die besseren Marxisten seien.

 

Neben diesen "Anarchomarxisten", die Karl Korsch, die holländischen Rätekommunisten und Rosa Luxemburg schätzten, gab es auf dem "proletarischen Flügel" der Libertären etliche Gruppen, die sich auf die "autonomen Klassenkämpfe" in Italien und Frankreich beriefen und Betriebs-, Stadtteil- und Emigrantenarbeit betrieben. Eine von ihnen hieß "Wir Wollen Alles!". Ihr Weg führte über die ersten "Häuserkämpfe" Deutschlands zu den "Spontis", die mit ihren – wie schon der Name sagt – "spontaneistischen" Aktionen und

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Lebenskulturen die späten siebziger Jahre prägten. Parallel dazu entwickelten sich die "subkulturellen" Anarchos. Bei ihnen stand der Joint* höher im Kurs als alle Theorie, und ihre Devise lautete: "Leb' jetzt!" Mit dieser Lebenseinstellung infizierten sie auf Jahre hinaus die Jugendzentren zwischen Garmisch und Schleswig; man träumte meist von der Kommune auf dem Lande, von denen damals eine Menge entstanden.

Ganz anders drauf war die "Stadtguerillafraktion". Ihre Anhänger kamen meist aus den Großstädten und hingen den Befreiungs­bewegungen der Dritten Welt an, deren Strategien darauf hinausliefen, den "Krieg in die Metropolen zu tragen", um "die Bestie im Herzen zu treffen". Ab 1972 kam es zu ersten Aktionen. Die als Baader-Meinhof-Bande titulierte "Rote Armee Fraktion" sorgte mit ihren Banküberfällen und Bombenanschlägen für Schlagzeilen. Zwar ging aus ihren in schauderhaftem Linksjargon verfaßten Traktaten eindeutig hervor, daß sie den Anarchismus verabscheuten und sich als "revolutionäre Marxisten-Leninisten" verstanden, aber dennoch waren sie für Medien und Staatsanwaltschaft fortan "Anarchistische Gewalttäter". Auf Jahre hinaus war die Gleichsetzung Anarchismus = RAF ein Totschlagargument, das den Libertären das Leben sauer machte und viele von ihnen der Verfolgung aussetzte. Die "Gewaltdebatte" beherrschte nun die Linke und bald die ganze Gesellschaft. Auch unter den Anarchos fand die Guerilla Befürworter. Die "Bewegung 2. Juni" etwa unternahm den Versuch, militante Aktionen und Basisbewegung zu verbinden, um so eine Stadtguerilla zu kreieren, die nicht so menschenverachtend und abgehoben sein sollte wie die RAF. Das durchaus komplexe Scheitern dieser Politik der Gewalt brachte die gescheiteren Köpfe zurück zu den Wurzeln. Sie trugen ihre Bereitschaft, sich zur Wehr zu setzen, lieber in die Widerstandsaktionen von Gorleben, Wackersdorf und der Frankfurter Flughafenerweiterung. Statt Zeitbomben zu deponieren, wurde jetzt an Strommasten gesägt. Die Parole jener Säger in jenen Tagen: "Legal? Illegal? Scheißegal!"

Die meisten Anarchos der Nach-APO-Zeit aber agierten in kleinen, meist informellen Gruppen und engagierten sich in allem, was ihnen über den Weg lief. Anfang der Siebziger schätzte man ein- bis zweitausend Libertäre, was etwa einem Hundertstel der Stärke der Vorkriegszeit entsprach, während die Aktionsfelder, in denen diese Handvoll Menschen drinsteckten, um ein Zehnfaches höher lag. 1971 betrug nach einer zwar nicht sehr zuverlässigen aber im Trend wohl richtigen Selbstauskunft das Durchschnittsalter 21 Jahre. 28 Prozent der befragten Libertären waren Schüler, 24 % Studenten, 22 % Lehrlinge, 19 % Arbeiter und 7 % Angestellte, Freiberufler und Sonstiges. Bei aller Tagesaktivität leistete diese kleine Bewegung auch noch eine ungemein rege, wenngleich meist sehr seichte Propagandatätigkeit. Ab 1968 begann mit Hunderten kleiner anarchistischer Zeitungen eine allgemeine Verbreitung libertärer Ideen und Standpunkte, die im Laufe der Jahre zu einem papiernen Wasserkopf zweifelhafter Qualität anwuchs. Die meist plakative Propaganda richtete sich überwiegend an die linke Jugend. Von 500 untersuchten Anarchoblättern haben ganze drei jemals bewußt versucht, die "Normalbevölkerung" anzusprechen. Die einzelnen Gruppen gehörten keiner Organisation an und standen - wenn überhaupt - nur

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in einer lockeren Koordinierung zueinander. Es liegt auf der Hand, daß diese überaus schwache und unglaublich vielseitige Bewegung ihre Wirkung nur entfalten konnte, indem sie sich als Katalysator in die sozialen Bewegungen ihrer Zeit einbrachte.

Anfang der achtziger Jahre lagen die Schätzungen der aktiven Libertären schon bei zehn- bis zwanzigtausend.

Dennoch entsprach die politische Kultur der linken Szene weitgehend der eines politischen Ghettos, und die libertären Kreise bildeten hierbei keine Ausnahme. Auftreten, Sprache, Habitus und Zielrichtung von Aktionen und Projekten waren meist auf geschlossene soziale Gruppen ausgerichtet. Sie signalisierten Abgrenzung. Provozierende Attitüde stand höher im Kurs als gesellschaftliche Wirkung. Jeder, der nicht dazugehörte, war Teil der "bürgerlichen Schweinewelt". Eine hermetische Bewegung ohne Zugänge und bar jeder Attraktivität.

Daran begann sich erst gegen Ende der Siebziger etwas zu ändern, als die Bundesrepublik von breiten politischen Diskussionen erfaßt wurde. Es begann mit dem Atomprogramm der Regierung, das Deutschland in eine Art Nuklearpark verwandeln sollte. Die ökologische, technologische und wirtschaftliche Blindheit, die hinter diesem Plan steckte, stieß in breiten Schichten der Bevölkerung auf Angst und Ablehnung. Der Fortschrittsglaube der fünfziger und sechziger Jahre war einer zunehmenden Kritikfähigkeit gewichen, und die Menschen verfügten seit der achtundsechziger Wende über Erfahrungen und Instrumentarien, diese Kritik auch umzusetzen. Die Aktionen gegen die verschiedenen Atomprojekte mobilisierten Hunderttausende und wurden von Millionen unterstützt. Wyhl, Brokdorf, Kalkar, Gorleben und Wackersdorf waren Stationen eines Widerstandes, der mit sehr unterschiedlichen Mitteln geführt wurde. Gewaltfreier Widerstand, öffentlicher Druck, militante Demonstrationen, direkte Einzelaktionen und immer wieder Platzbesetzungen. "Widerstandsdörfer" auf Bauplätzen wurden zu einer neuen und sehr wirksamen Form des Protests. Am Kaiserstuhl, im Wendland oder in Oberfranken wurden ganze Regionen rebellisch und brachten eine örtliche Widerstandskultur mit zahlreichen Projekten hervor. In Kalkar verhinderte der Protest den Einstieg in die Technologie des "Schnellen Brüters", in Wackersdorf wurden die Aufbereitungspläne durchkreuzt, Österreich mußte sogar ganz auf sein Atomprogramm verzichten. Von einem Sieg der Bewegung konnte dennoch nicht gesprochen werden, denn die Atomkraft wurde nicht gestoppt, nur reduziert. Ein Umdenken war jedoch in Gang gekommen: Viele Menschen hatten ihre Erfahrungen mit der staatlichen Gewalt gemacht und einiges über die Mechanismen der Macht gelernt. Auch hatten sie die Kraft des solidarischen Handelns gespürt. Dieses Handeln entsprang einer Basisbewegung, die in wesentlichen Punkten zunehmend libertären Handlungsmustern folgte. Solche Muster wurden oft von kleinen, katalysatorisch wirkenden Gruppen eingebracht und vorgelebt. Vor allem aber begann in den Menschen ein kritisches, ökologisches Bewußtsein zu dämmern, das zunehmend auch die globalen Wechselwirkungen erfaßte. Der Zusammenhang zwischen Umweltzerstörung, Wirtschaft und Staat wurde in der Bundesrepublik zum Thema.

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Das blieb nicht auf die Atomkraft beschränkt und hatte weitreichende Folgen. Aus einer Protestbewegung von Bürgerinitiativen entstanden die "neuen sozialen Bewegungen" mit einem breiten Themenspektrum, die aber untereinander eng verwoben waren. An ihrer Basis waren zum Beispiel Friedensbewegung, Antiatombewegung, Antimilitarismus, Frauenbewegung, Ostermärsche und Ökologiebewegung kaum zu trennen. In einzelnen Aktionen oder Projekten wie dem Widerstand gegen die Frankfurter Startbahn West, den Haus- und Instandbesetzungen, Frauenzentren, Infoläden, Kulturinitiativen, Stadtteilprojekten und Wohn­gemein­schaften entstand eine neue Alltags-, Lebens- und Widerstandskultur - bis hin zum Bioladen um die Ecke. Sie ließ sich nicht mehr auf ein einzelnes Thema beschränken, sondern stand für den Wunsch nach umfassender gesellschaftlicher Veränderung. Ihr Motto war, Rechte nicht nur zu fordern, sondern sie zu nehmen. Dies geschah freilich auf sehr verschiedene Weise und erzeugte recht unterschiedliche Bewegungen, die sich zum Teil vehement zerstritten.

 

Grüne, Autonome, Graswurzler 

 

Schon bald propagierten gemäßigte Kreise die Idee einer ökologischen Partei. Sie sollte angeblich ein getreues Abbild der radikalen Basisbewegungen sein und nichts weiter, als deren verlängerter Arm im Parlament. Nur dort könne wirklich etwas Dauerhaftes erreicht werden. Die Skepsis eben jener Basis aber war groß: Man fürchtete, daß eine Verlagerung des Widerstandes ins Parlament der Bewegung nicht nur ihre Schlagkraft nehmen würde, sondern sich dort auch leicht vereinnahmen ließe. Aus dem direkten Widerstand würde ein indirekter, der in den bürokratischen Mühlen des Parlamentarismus mit Leichtigkeit beschäftigt, neutralisiert und kaltgestellt werden könnte. Vor allem aber fürchtete man, daß von den ökologischen Zielen im Gekungel von Regierungen und Koalitionen nichts weiter übrig bliebe als halbherzige Kosmetik, die andere Parteien ebensogut fertigbrächten. Wenn aber das Leben auf unserem Planeten gerettet werden solle, könne man nicht "ein bißchen Ökologie" betreiben. 

Als sich schließlich mit großem Bauchweh 1980 die Partei der Grünen gründete und sich zunächst etwas oberhalb der Fünfprozentmarke einpendelte, bewahrheiteten sich diese Bedenken. Die einen feierten den Einzug ins Parlament als großen Sieg, die anderen stellten nach drei, vier Jahren fest, daß von der Idee eines "verlängerten Armes im Parlament" nicht viel mehr übriggeblieben war als eine koalitionsfähige Parlamentspartei, die sich nebenbei ein Standbein auf der Straße hielt. Bis hinunter in den kleinsten Ortsverband waren nun die wenigen verbliebenen Aktiven mit dem Studium von Akten und Sitzungsprotokollen bestens ausgelastet. Die radikaleren Geister schlagen sich seither in endlosen Fraktionskämpfen innerhalb und außerhalb der Partei wacker um die Bewahrung eines libertär-radikalen Erbes der Grünen, das längst verloren ist. Stattdessen erweitert die Partei geschickt und zielstrebig ihren Marktwert als Koalitionspartner, der inzwischen auf annähernd zehn Prozent geklettert ist. Eine beachtliche Leistung vom Standpunkt eines Parteistrategen, eine eher bedenkliche Entwicklung vom ökologischen Standpunkt aus gesehen - vom Anliegen einer libertären Umgestaltung einmal ganz abgesehen.

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Auf dem anderen Extrem bildete sich aus den Bewegungen der Siebziger ein merkwürdiges Phänomen, das unter dem etwas unpassenden Namen Autonome auftritt. Deren Wurzeln sind vielfältig. Die bieder-theoretische Zeitschrift Autonomie, die der Bewegung ihren Namen gab, verschwand schon vor über einem Jahrzehnt und ist vergessen. Militante Anarchos aus dem "Schwarzen Block" der Startbahn West verquirlten sich mit den dogmatischen Resten der maoistischen K-Gruppen der Siebziger, den Anarchopunks der Hausbesetzerszene, radikalisierten Kämpfern der Antiatombewegung und Anhängern der RAF zu einem Phänomen, das besonders durch die Uniformität seiner Kleidung und ein provozierendes Auftreten zu den Lieblingen der Medien wurde. Die punktuelle Gewaltbereitschaft der Autonomen wirkte hierbei als leistungsfähiger Verstärker. Schwarzvermummte Stoßtrupps aus der Hamburger Hafenstraße oder der Autonomen-Hochburg Berlin Kreuzberg lieferten über Jahre hinweg die schaurig-schönen Bilder, die den Bürgern das Gruseln lehrten.

Abgesehen von der autonomen Folklore, die im Grunde nichts weiter ist als der Ausdruck eines besonders extremen sozialen Ghettos, scheint der Blick durch den Sehschlitz der "Haßmütze" auch den politischen Horizont einzuengen. Inhaltlich vertritt die autonome Bewegung ein recht starres Gemisch aus altkommunistischem Avantgarde-Anspruch und einem anarcho-spontaneistischen Kult der direkten Aktion. Angereichert wird das Ganze durch einen umgemodelten Klassenstandpunkt, der auf die Kraft eines neuen Subproletariats baut, das sich aus Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern rekrutiert. Von der Stoßrichtung her handelt es sich um eine Bewegung des Widerstandes, von ihrer Struktur her um relativ hermetische Gruppen, in denen es zwar keine institutionelle, aber eine sehr starke praktische Hierarchie gibt. Der Kult der Militanz, der bis zu bizarren Formen eines neuen, kämpferischen Heldentums führt, spielt hierbei eine große Rolle, ebenso wie das "korrekte" szenespezifische Verhalten. Für eine tatsächliche "Autonomie" der Menschen bleibt da natürlich wenig Platz. Die Entwicklung der Autonomen zeigt einen deutlichen Trend weg von den Basisbewegungen, hin zu einer geschlossenen Elite kämpfender Kader. Insofern stehen sie für eine lupenreine ›Rammbock-Strategie‹. Ihre Aktivitäten konzentrieren sich derzeit auf den Kampf gegen den Neofaschismus. "Faschos" und "Antifas" prallen hierbei auf der Ebene einer Gewalt aufeinander, deren Unterschiede kaum mehr auszumachen sind. Was die Herausbildung einer eigenen, sozialen Kultur und die Fähigkeit zur konstruktiven Alternative der Autonomen angeht, so ist ihre Geschichte - etwa im Bereich der Hausbesetzerszene - eine Geschichte verpaßter Chancen.

Die Gruppierung, die die Herausbildung eines Wurzelwerks am konsequentesten vorangetrieben hat und zugleich der anarchistischen Ethik am nächsten kommt, ist die "Gewaltfreie Aktion". Nicht zufällig trägt ihre recht verbreitete Zeitung den Namen Graswurzel-Revolution. Überhaupt tauchen im Anarchismus der achtziger und neunziger Jahre vermehrt Namen wie Rhizom*, Wurzelwerk, Netzwerk oder Grassroot* auf und dokumentieren dadurch indirekt den Prozeß des Umdenkens in Sachen Struktur und Organisationsform.

Die "Graswurzler", die eine lose Föderation Gewaltfreier Aktionsgruppen bilden, sind sämtlich mit den Bewegungen, in denen sie agieren, großgeworden. Ihr Entstehen Anfang

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der siebziger Jahre läßt sich ziemlich leicht auf die antimilitaristische Bewegung in England und den USA zurückverfolgen, wo Gandhis Instrumentarium im Kampf gegen die Atombombe oder für die Bürgerrechte eine stetige Weiterentwicklung erfahren hatte. Die FÖGA stellt sich heute als ein breites Sammelbecken dar, in dem antimilitaristische, ökologische, anarchafeministische und projektorientierte Ansätze gleichwertig vertreten sind. Historisch bezieht sie sich auf eine eindrucksvolle Ahnengalerie, in der so unterschiedliche Köpfe wie Mahatma Gandhi, Erich Mühsam, Emma Goldman, Martin Luther King, Ernst Friederich, Clara Wichmann, Rudolf Rocker, Leo Tolstoi oder Louis Lecoin zu finden sind. Gemeinsamer Nenner dieser Vielfalt, in der sich auch viele Nicht-Anarchisten wohl fühlen, ist das Bekenntnis zur Gewaltfreiheit. Das schließt empfindliche direkte Aktionsformen wie Besetzungen, Blockaden, Hungerstreiks und Boykotts durchaus mit ein. Die spezifischen Aktionsfelder reichen vom Kampf gegen Krieg, Waffenhandel und Armee über Antiatombewegung bis hin zu alternativen Projekten und der Totalverweigerung von Kriegsund Ersatzdienst, der als Teil der militärischen Gesamtstrategie verstanden und abgelehnt wird. Dieser einzigen in Deutschland funktionierenden libertären Föderation scheint eine gelungene Synthese aus spezifischer Organisation und langsamer Diffusion innerhalb sozialer Bewegungen gelungen zu sein. Libertäre Handlungsmuster wurden so in weiten Bereichen der Basisbewegungen zu einem selbstverständlichen Instrumentarium. Eine solche Struktur dürfte auch in der konservativen Ära Kohl in der Lage sein, den allgemeinen Rückgang sozialen Engagements zu überleben.

 

Anarchismus in der Ära Kohl 

 

Der kalte neonationale Wind der achtziger und neunziger Jahre brachte der Bundesrepublik ein verschärftes soziales Klima, in dem Massenarbeitslosigkeit, Neonazismus und patriotische Großmannssucht der Regierenden das Gespenst eines neuen Faschismus heraufbeschwören. Der bürgerliche Staat versucht, diesen Trend durch einen Rechtsruck aufzufangen, der sich - quer durch alle Parteien - zu einem Rechtskurs stabilisiert hat. Das wirkt sich auf das gesamte Leben aus und damit auch auf die gesellschaftlichen Kämpfe. Die Menschen bangen um Wohlstand und Sicherheit, das Interesse an sozialen Themen erlahmt, die entsprechenden Bewegungen schrumpfen auf Restgrößen zusammen, die sich nur noch gelegentlich aktivieren. In gewisser Weise ist es dem Staat gelungen, das politische Aufbruchklima, das die Achtundsechziger losgetreten hatten und das die Republik bis in die Mitte der achtziger Jahre bewegte, zurückzurollen. Diese Zeit eines unwirtlichen politischen Winters blieb nicht ohne Auswirkungen auf die anarchistische Bewegung.

Der Wust an Aktionsfeldern, in die sich die Anarchisten der Nach-APO-Zeit gestürzt hatten, ist zugunsten einer kontinuier­licheren Arbeit zusammengeschmolzen. Das begünstigte die Herausbildung einiger vergleichsweise stabiler Projekte, die sich innerhalb der spezifisch anarchistischen Bewegung einrichten konnten. Das hektische Panorama der libertären Presse hat sich auf ein halbes Dutzend stabiler Zeitschriften eingependelt, flankiert von einer Anzahl kleiner Blätter, die sich Lokalem, Aktuellem oder besonderen

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Themen widmen. Die in den siebziger und achtziger Jahren epidemisch entstandenen Lokal- und Stadtzeitungen mit ihrem Anspruch einer regionalen "Gegeninformation" konnten sich in der Regel nicht halten. Sie sind zum Teil zu professionellen Stadtmagazinen mutiert, in denen Gesellschaftskritik nur noch am Rande vorkommt. Die so entstandene Lücke eines kritischen Lokaljournalismus wird ansatzweise von den sogenannten "Fanzines" ausgefüllt, kleinen fotokopierten Info-Collagen, die die Aufgabe einer Gegeninformation aber nur sehr mangelhaft erfüllen können - schon deshalb, weil sie sich, wie schon ihr Name verrät, ausschließlich an ihre eigene Fan-Gemeinde wenden. Neben der "Graswurzel-Revolution" konnten sich die eher theoretischen Magazine Schwarzer Faden und Trafik etablieren, die stark libertär gefärbte Zeitung Contraste widmet sich dem Thema Selbstverwaltung und die Direkte Aktion versteht sich als anarchosyndikalistisches Organ. Sie ist das Sprachrohr der Freien Arbeiterinnen Union, der deutschen Sektion der syndikalistischen IAA. Die FAU ist indes nicht, wie zu vermuten wäre, eine Gewerkschaft, sondern muß sich mangels Basis in den Betrieben mit der Rolle eines Propagandaverbandes begnügen, der die Idee des Anarchosyndikalismus vertritt. Die FAU-Gruppen und ihre lebendig-kämpferische Zeitung ersetzen in gewisser Weise eine Anarchistische Föderation, die es in Deutschland ebensowenig gibt wie eine anarchistische Publikumszeitschrift. Allen Libertären gleichermaßen zu Diensten ist das knappe Dutzend anarchistisch orientierter Verlage. Dem unermüdlichen Publikationseifer der Altachtundsechziger Karin und Bernd Kramer kommt dabei wohl das größte Verdienst um die Verbreitung libertärer Ideen zu. Abgerundet wird dieses Panorama durch einige mehr oder weniger kontinuierliche Projekte wie Mediengruppen, Archive, Taschenkalender, Arbeitskreise, Kongresse und dergleichen.

 

Kritik 

 

Diese spezifisch anarchistischen Strukturen sind nicht viel mehr als das Röntgenbild einer kleinen, weltanschaulich geprägten Gemeinde. Ohne die geschilderte Diffusion in soziale Bewegungen und ihre Wurzelwerk-Funktion könnte man das auch getrost als das Diagramm einer Sekte abtun. Aus dieser Perspektive stellt sich der deutsche Mainstream-Anarchismus unserer Tage in der Tat als eine etwas skurrile Glaubensgemeinschaft dar. Er ist in seinem eigenen sozialen Ghetto verfangen, an dessen Grenzbefestigungen vielerorts munter weiter gemauert wird. Oft genügt sich dieser Insiderkreis als eigene Zielgruppe und betreibt einen geistigen Inzest, für den das Fehlen einer Publikumszeitschrift bei gleichzeitiger Existenz von mehreren Theorieblättern nur ein bezeichnendes Indiz ist. Sprache, Habitus und szenespezifische Dauerthemen signalisieren eine Abgrenzung, die für jeden ›normalen‹ Menschen körperlich erlebbar ist, und das Überschreiten der Schwelle eines autonomen Infoladens erfolgreich verhindert. Das Eindringen etwa in die Kneipe eines besetzten Hauses wird selbst für einen Anarchisten im falschen outfit zu einem exotischen Abenteuer. Blicke, Körpersprache und Verhalten signalisieren deutlich: "Verpiß dich, das ist unser Ghetto!" Dieses Einigeln in hermetischen Nischen gilt für Anarchopunks geradeso wie für ›Müslis‹ oder politische Theoriesilos. In manchen Kreisen herrscht unausgesprochen die

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Ansicht vor, daß alle Menschen außerhalb der eigenen Szene Gegner seien, zumindest aber dumme Spießer mit dem falschen Bewußtsein. Selbst wenn das zuträfe, könnte man den einschlägigen Scenes den Vorwurf nicht ersparen, daß sie es größtenteils aufgegeben haben, dieses Bewußtsein zu ändern. Mit ihrer eigenen, wasserdicht abgeschotteten Anti-Kultur geben sie auch nicht gerade ein überzeugendes Gegenbeispiel ab. So machen viele aus der Not eine Tugend und ziehen sich trotzig in den Schmollwinkel zurück, wo sie sich nicht selten bequem und auf Dauer einzurichten verstehen.

Der harte Kern der anarchistischen Großfamilie, ständig verwickelt in ideologisch begründete Dauerstreits, gefällt sich vor allem in der Rolle eines Suchers nach endgültigen Wahrheiten und richtiger Erkenntnis. Es wird gedacht und analysiert, in die Kreuz und in die Quer. Anarchisten haben stets die Antwort parat, die korrekte Analyse ausgearbeitet und sowieso schon immer alles vorher und besser gewußt. Das widerspruchsfreie, konsequente Verhalten eines jeden anarchistischen Menschen in jeder Frage und zu jedem Zeitpunkt steht höher im Kurs als die Suche nach Modellen zur Umsetzung libertärer Ziele in der Gesellschaft. Natürlich kann über das richtige Verhalten niemals Einigkeit erzielt werden, ebensowenig wie irgendjemand in der Lage wäre, wirklich konsequent zu leben. Ein einheitliches, allgemeinverbindliches und makelloses Verhalten - die sogenannte political correctness - entspräche im übrigen auch kaum der Ethik eines libertären Gesellschaftsbildes. Großangelegte Diskussions­veranstaltungen wie die Frankfurter Libertären Tage zeigen deutlich, wie sehr sich die meisten deutschen Anarchisten als Standpunktesucher verstehen. Hier finden Elfenbeinturm, Schmollwinkel, modische Attitüde und linke Scholastik zueinander. Eine politische Strömung aber, die ihre Energie auf eine ebenso endlose wie folgenlose Suche nach dem richtigen Standpunkt konzentriert, mag ja ein antiseptisches* Weltbild hervorbringen, bleibt aber folgerichtig auch gesellschaftlich steril. Dann wäre sie in der Tat einer Sekte näher als einer Bewegung.

Die Sterilität des deutschen Anarchismus hat aber noch eine weitere Ursache, und die gilt zum größten Teil auch für diejenigen Bereiche, die sich erfolgreich mit sozialen Bewegungen verwoben haben. Die Rede ist vom Übergewicht der Anti-Haltung. Wohlverstandener Anarchismus erschöpft sich nicht in der Denunziation des Schlechten, sondern steht für die Utopie des Besseren. Der größte Teil aller sozialen Kämpfe und Bewegungen der Bundesrepublik aber bestand aus Widerstand. Das bedeutet nichts anderes als re-agieren statt agieren. Das mag jenen paradox erscheinen, die glauben, je mehr "Äktschn", desto revolutionärer, desto schöpferischer. Eine ungeschönte Analyse aber wirkt ernüchternd: Kämpfe werden geführt, damit nicht noch mehr Atomkraftwerke gebaut, noch mehr Natur zerstört, noch mehr Freiheiten weggenommen werden: ein ständiges Hinterherlaufen hinter Ereignissen, deren Inhalt, Rhythmus und Qualität stets der Gegner diktiert. Es läuft immer auf dasselbe hinaus: Attacken werden pariert und schlimme Zustände repariert. Das ist, bei aller zur Schau gestellten Militanz, keineswegs radikal. Alle diese Kämpfe, so unumgänglich sie auch sein mögen, bleiben in ihrer Struktur defensiv und in ihrer Qualität beschränkt. Das politische Endziel ist allenfalls das fünfte Rad am Wagen. 

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Für viele liegt mehr Reiz im nostalgischen Tränengasgeruch der Straßenschlacht als in der Sache. Es bleibt bei Kämpfen, die tendenziell nicht auf eine neue Gesellschaft zielen, sondern darauf, daß die alte Gesellschaft nicht noch schlimmer wird. Diese Feststellung gilt für alle Anti-Bewegungen, gleichgültig, wie schrill oder mit wieviel Militanz sie daherkommen: Letztendlich bringen sie nichts Neues hervor, sondern verteidigen das bißchen Gute im Alten.

Gewiß will auch ein Anti-Atom-Aktivist eine ökologische Gesellschaft und hat dazu vielleicht auch eine Vison parat, aber die bleibt in seinem Kopf, solange nur der Bauzaun bestürmt und nicht konkret damit begonnen wird, jene Gesellschaft auch praktisch aufzubauen. Kein Zweifel: Auch der militante Hausbesetzer träumt von einer anderen Welt des lustvollen Handelns und solidarischen Lebens. Wenn aber der Zauber der Vision in dem Moment verfliegt, wo die Äktschn vorbei ist und sich die Reizgasschwaden verflüchtigt haben, wenn die Utopie dann schlappmacht, wo es daran geht, neue Lebensformen zum Alltag und damit öffentlich erfahrbar zu machen, dann kommt bei alldem nichts weiter heraus als revolutionäres Straßentheater zur Erbauung der Medien. Bestenfalls die Verhinderung schlimmer Exzesse. Und das ist, mit Verlaub, Reformismus pur.

 

So bewegt sich dieser Gegenwartsanarchismus seit über zwanzig Jahren im Wesentlichen zwischen Schreibtisch und Straßenschlacht. Diese Einsicht bedeutet nach Meinung der Kritiker nicht, daß Widerstand per se falsch, sinnlos oder überflüssig wäre. Im Gegenteil: man müsse sich selbstverständlich wehren. Protest sei überlebenswichtig und genauso unentbehrlich wie die theoretische Standortsuche oder die Verbreitung libertärer Ideen. Aber eine banale Erkenntnis müsse man aus der langen Geschichte des Anarchismus und seines Scheiterns zwingend ziehen: daß diese Dinge allein nicht reichten. Anarchie könne nur dann gedeihen, wenn sie auch konstruktiv begonnen, entwickelt und aufgebaut werde.

Anarchisten stimmen darin überein, daß positive Anarchie in der gegenwärtigen Gesellschaft nicht erreicht werden kann. Als Pseudoradikalen Unsinn jedoch betrachten immer mehr Libertäre die These, daß deshalb auch nicht hier und heute damit begonnen werden dürfe. Und dieses Beginnen müsse entgegen landläufiger Anarchomeinung auch keineswegs angepaßt und reformistisch sein.

 

Projektanarchismus, die Zweite

Seit Anfang der achtziger Jahre zeichnet sich weltweit eine Tendenz im Anarchismus ab, der wir mit Gustav Landauer schon im dreiunddreißigsten Kapitel begegnet sind: der ›Projektanarchismus‹. Dieser Ansatz ist in der Bewegung seit seinen Anfängen her mit einem eigenen Entwicklungsstrang vertreten, der zeitweise als Bestandteil des anarcho-syndikalistischen Konzepts auftrat. Seit der Studentenrevolte erlebte er eine bemerkenswerte Renaissance mit einer Unzahl praktischer Experimente.

Motivation und Zielrichtung waren fast immer gleich: der Dauerfrust üblicher ›politischer‹ Aktivitäten, deren notwendige Begrenztheit auf nur einen Sektor des Lebens und ihre offensichtliche Fruchtlosigkeit. 

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Alle schönen anarchistischen Weisheiten, all die Flugblätter, Plattformen, Kritiken, Analysen und Manifeste, so spürten die Anarchos der neuen Generation, würden so lange Makulatur bleiben, wie es ihnen selbst nicht gelänge, ihre Utopien im realen Alltag vorzuleben und zugänglich zu machen. Dem sollte mit einem Konzept begegnet werden, das endlich wieder die Chance zu einer breiten Gesellschaftsveränderung enthielte. Ähnlich wie beim Syndikalismus der Jahrhundertwende war eine Lösung gefragt, die den Alltag mit der Utopie verbinden und einen gangbaren Weg aus der Isolation zeigen könnte. Es ist daher kein Zufall, daß der moderne Projektanarchismus in seiner Struktur dem Syndikalismus gleicht. Er baut zwar nicht auf Gewerkschaften und Klassenkampf auf, aber er versucht, den wirtschaftlichen Bereich mit dem der Politik und der alltäglichen Lebenskultur zu einem Instrument praktischer Umsetzung zu verbinden, das auf Dauer subversiv wirken könnte - bis hin zu einer gesellschaftlichen Revolutionierung. Insofern entspricht die Theorie dieses neuen Trends einer Synthese aus der syndikalistischen Denkstruktur und der Aktionsform des Wurzelwerks. Die Diffusion der einzelnen Projekte ist allerdings nicht mehr nur auf eine einzelne soziale Bewegung zugeschnitten, sondern direkt inmitten des ganz normalen, alltäglichen gesellschaftlichen Lebens angesiedelt.

Was das praktisch bedeuten könnte, wird vielleicht am Beispiel eines deutschen Vertreters dieser Denkrichtung deutlich, dem Projekt A.

Auch hier geht es um den Aufbau funktionierender sozialer Gebilde im Alltag, die nach libertären Grundsätzen funktionieren sollen. Das können Läden, Kindergärten, Werkstätten, Wohngemeinschaften, Kulturprojekte, Kneipen, Bildungs­einrichtungen, Manufakturen, Bibliotheken, Kommunen, Bauernhöfe, Verlage, Freizeitinitiativen, politische Gruppen, Dienst­leistungs­unternehmen, Aktionskomitees, Gesundheitseinrichtungen, Kooperativen, Freundeskreise, Altenprojekte, Nachbarschaftshilfen sein und vieles mehr. Ein jedes soll von einer gemeinschaftlich arbeitenden Gruppe getragen werden, die sich selbstbestimmt in freier Vereinbarung organisiert und sich darum bemüht, hierarchische oder entfremdete Strukturen abzubauen. Getreu dem Credo des Projekts A wursteln solche "selbstverwalteten Kollektive" nicht einzeln vor sich hin, sondern vernetzen sich miteinander im Sinne gegenseitiger Hilfe. Diese Vernetzung geschähe an einem Ort oder in einer überschaubar kleinen Region, wobei darauf geachtet werden müsse, daß die einzelnen Projekte über das gesamte Stadtgebiet oder die Region verteilt sind. Zum Teil käme es dabei zu personellen Überschneidungen oder zu Zusammenschlüssen in Doppel- und Mehrfachprojekten, bei denen die wirtschaftlich stärkeren die schwächeren subventionierten. So könne etwa ein florierendes Ladengeschäft zum Sponsor einer politischen Initiative werden, beide getragen von denselben Menschen. Die Gesamtheit solcher Kleinkollektive bildeten eine Verflechtung, die nach innen als "Netz", nach außen als "Wurzelwerk" wirkten. Sie wären – neben den zahllosen Kontakten des sozialen Alltags – durch ein System von Versammlungen, Ausschüssen und Gremien in einer räteähnlichen Struktur miteinander verbunden. 

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Eine gemeinsame Kasse, die sich aus Überschüssen speist, soll neue Projekte fördern oder den bestehenden in Krisenzeiten helfen. Ab einer gewissen Größe könnten alternative Wirtschaftsbeziehungen experimentiert werden, um Geldwirtschaft durch Tausch und später durch andere Modelle zu verdrängen.

In einem solchen Projekt, so die Initiatoren, müßten die drei Bereiche ›Ökonomie‹, ›Leben‹ und ›Politik‹ nicht mehr, wie bisher, zeitlich, räumlich und personell voneinander getrennt sein. Sie wären als gleichberechtigt anerkannt und jede Motivation, sich einem solchen Projekt anzuschließen, sei deshalb gleich legitim: Ob nun jemand seinen persönlichen Schwerpunkt auf selbstbestimmtes Arbeiten lege, auf politische Außenwirkung oder auf lustvolleres Leben sei relativ unwichtig, solange diese verschiedenen Initiativen miteinander verquickt blieben und als Ganzes in der Gesellschaft wirkten. Das bedeutete zum einen, daß in einem solchen Verbund alles ›politisch‹ sei, oder, was auf dasselbe herauskäme, daß explizite ›Politik‹ zunehmend überflüssig würde. Zum anderen befriedigte ein solches Projekt nicht nur irgendwelche Ambitionen, sondern böte für alle Bedürfnisse des Lebens eine Lösung an. Auf diese Art entstünde eine gemeinsame Wirklichkeit, in der sich die künstlichen Trennungen zwischen ›Politik‹, ›Geldverdienen‹ und ›Spaß‹ allmählich verwischten: Eine soziale Heimat zum Leben. Grundsätzliche Freiwilligkeit soll garantieren, daß diese Mini-Gesellschaft nicht in Zwangsbeglückung ausartet. Es bliebe immer bei Angeboten, und jeder Mensch könne selbst entscheiden, wie weit er sich einlassen will oder ob er etwa wieder aussteigen mag. Verbindliche Verpflichtungen sollen in der Regel nur im Einzelkollektiv eingegangen werden, und jedes Einzelkollektiv bliebe in seinen eigenen Entscheidungen autonom. Die Regeln des Zusammenwirkens wären demnach nicht starr, unterlägen keinem Dogma und blieben so Gegenstand eines ständigen Lern- und Entwicklungsprozesses.

Der Projekt-A-Idee zufolge sichert all dies eine Vielfalt an Lebens-, Arbeits- und Kommunikationsformen - unabdingbare Voraussetzung für eine libertäre Gesellschaft. Jeder Mensch lebte gemäß seinen Wünschen und seinem Geschmack und täte das, sofern er mag, auch mit anderen gemeinsam. Demnach wäre ein solches soziales Gebilde das Abbild einer libertären Mini-Gesellschaft, ein ›soziales Laboratorium‹. Die anarchistischen Essentials würden dabei nicht blind übernommen, sondern kritisch ausprobiert. Sie stünden sozusagen jeden Tag auf dem Prüfstand. Haben sie im Leben keinen Bestand, können sie Änderungen erfahren. In einem solchen Klima würden die ›libertären Grundtugenden‹ praktisch eingeübt und mit der Zeit zu neuen sozialen Verhaltensnormen führen. Das sei umso wichtiger, da entgegen weitverbreiteter Meinung eine freiheitliche Ethik nicht einfach so vom revolutionären Himmel falle. Ihr Erlernen, so die Projektanhänger, sei ein langer Prozeß, der schwierig und auch schmerzhaft sein könne. Lust und Frust lägen in solchen Projekten dicht beisammen - geradeso, wie im ›richtigen Leben‹...

Es liegt auf der Hand, daß in einem solchen Projekt anarchistische Dogmatiker fehl am Platze sind. Ebenso wie Syndikalismus ist Projektanarchismus etwas für Praktiker und nichts für Puristen. Bei einem solchen Experiment dürfen politische Überzeugungen nicht zur Voraussetzung gemacht werden – sie können Ergebnis sein. Ein soziales Gebilde vom

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Projekt-A-Typ wäre demnach auch keine anarchistische Gruppe, sondern ein Zusammenhang von Menschen, die nach libertären Strukturen zu leben versuchten. Ihr Antrieb wäre nicht eine gemeinsame weltanschauliche Überzeugung, sondern das freiheitliche Leben als Experiment. Das bedeutet natürlich, daß nicht nach Glaubensbekenntnissen gefragt wird, sondern danach, ob jemand so leben, arbeiten und agieren möchte. Ein Modell also, das auch für ›unpolitische‹ Menschen offen wäre und durchaus attraktiv sein könnte.

Was aber ist daran politisch oder gar subversiv? Handelt es sich nicht eher um einen Rückzug in die private Glückseligkeit?

Die politische Brisanz solcher Projekte ist, wie bei allen sozialen Strategien, spekulativ. Ihre Stärke könnte aber gerade darin liegen, daß das ›private Glück‹ eben nicht mehr als etwas Verwerfliches angesehen wird. Nebenbei bemerkt und um Illusionen vorzubeugen: Der selbstverwaltet-libertäre Alltag in solchen Projekten ist weder ein Paradies noch die zuckersüße Harmonie, sondern allenfalls eine andere, menschlichere Art mit Problemen umzugehen, als in hierarchischen Gesellschaften üblich. Trotzdem bleibt der Anspruch bestehen, daß es legitim sei, hier und heute selbst schon etwas von den schönen Utopien des Übermorgen haben zu wollen. Alle Vertröstungsideologien, die den selbstlosen, asketischen Revolutionär zum Vorbild haben, werden im Grunde als verlogen empfunden. Das hat natürlich zur Folge, daß man nach außen offen, erlebbar, und attraktiv auftreten kann. Es bestünde demnach die Chance, im sozialen Alltag Tausende von ›normalen‹ Menschen zu erreichen und ihnen ganz simple Zugänge zum Verständnis an-archischen Lebens zu schaffen. Die Menschen am Ort könnten hautnah erleben, daß eine Firma ohne Chef, ein Zusammenleben ohne Unterdrückung, eine Kultur ohne Staat möglich sind. Eine Überwindung des ›Ghettos‹ ist bei solchen Projekten also schon gleich mit eingebaut, wobei ihre Betreiber natürlich auf den Einsatz klassischer Informationsmedien keinesfalls verzichten müssen. Da Beispiele aber meist überzeugender sind als Papier, würde das Leben hier zur denkbar besten Form von ›Propaganda‹.

Tatsächlich könnte ein solches Modell in einer Zeit, in der die staatliche Gesellschaft in jeder Hinsicht immer weniger zu bieten hat, durchaus sinngebend wirken, und zwar sozial, menschlich, wirtschaftlich, kreativ und emotional. Das dürfte sie für viele Menschen attraktiv machen - vorausgesetzt, sie funktioniert. Als mittelfristiges Ziel peilt die Projekt-A-Strategie eine Vernetzung vieler solcher Orte und Regionen an - über Ländergrenzen hinaus zu einer immer stabiler werdenden, virulenten Gegengesellschaft. Diese könnte zunehmend auch zu einem politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Faktor werden: zu einem langsam zusammenwachsenden ›Archipel libertärer Inseln‹ in einer autoritären Welt, der langsam aus seinen gesellschaftlichen Nischen ausbricht. Dort entstünden zugleich die konkreten Urformen einer neuen Gesellschaft. Mit zunehmender Kraft könnte sich ein solches Projekt auch zunehmend aktiv und kämpferisch in die sozialen Konflikte der ›alten‹ Gesellschaft einmischen. Solche Gedanken stehen ganz in der Tradition von Landauers Revolutionskonzept.

Gestandene Projekt-A-Strategen sehen am Ende sogar ein Szenario für eine weltweite

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und ziemlich friedfertige Umwälzung: In den Projekten wüchse eine neue Generation heran, die mit einer libertären Handlungs­routine groß würde. Eine solche Generation ›selbstverständlicher Libertären könnte über entsprechende Kenntnisse und das nötige Instrumentarium zur Transformation der Gesellschaft verfügen und sich diese Aufgabe auch zutrauen. Gleichzeitig wäre für die Menschen außerhalb des ›Archipels‹ die libertäre Alternative nichts Exotisches und Angsteinflößendes mehr, sondern ein ganz ›normaler‹ Bereich ihres Erfahrungshorizonts. Eine Einstellung positiver Toleranz könne so entstehen, ein soziales Klima, das die Chance böte, in einer Krisensituation diesen Teil der Bevölkerung für die breite Umsetzung einer libertären Alternative zu gewinnen.

Für ein solches Konzept spricht die historische Erfahrung daß Revolutionen nicht von Revolutionären gewonnen werden, sondern von erdrutschartigen Verschiebungen der öffentlichen Meinung, ausgelöst durch die Masse sympathisierender Mitläufer. Eine solche Sympathisantenschicht hat der Anarchismus seit 1936 nicht mehr gekannt.

Allerdings ist der Einwand nicht von der Hand zu weisen, daß der Staat diesem Treiben nicht tatenlos zusehen dürfte und das ganze Archipel unter Wasser setzen könnte. Diese Gefahr aber müssen ausnahmslos alle sozialen Strategien gewärtigen. Dabei ist der Projektanarchismus noch vergleichsweise im Vorteil, da seine Struktur schwieriger zu kriminalisieren ist als eine politische Gruppe, Organisation oder Gewerkschaft. Im Grunde handelt es sich um ein Wettrennen, denn nach der inneren Logik solcher Projekte steht ihr Wachstum in direktem Verhältnis zur Schwächung des Staates, da die Ausbreitung des ›Archipels‹ zugleich den Staat im Bewußtsein der Bevölkerung zersetze. Er verliere so an Bedeutung, Prestige, Vertrauen, Glanz und Macht und schließlich auch die Fähigkeit, die Menschen in seinem Bann zu halten. Tatsächlich bestätigt auch Gandhis Beispiel, daß ab einem bestimmten Moment dieses Verhältnis kippt - und zwar lange vor einem tatsächlichen Gleichgewicht der Kräfte. Genau dann, wenn die ›Mitläufer‹ Zünglein an der Waage werden. Wenn aber administrative Schikanen und juristische Verfolgung nicht mehr verfangen, ist es meist auch für die brutale Tour zu spät. Die gigantischen Militär- und Polizeiapparate des Deutschen Kaisers, des sowjetischen Imperiums oder der DDR fielen urplötzlich in sich zusammen, als das Prestige der Machthaber auf Null stand, das Volk verzweifelt war und die Soldaten nicht mehr gehorchen wollten. Dabei hatte hinter keinem dieser Umstürze eine konstruktiv-subversive Bewegung gestanden, als deren Katalysator sich der Projektanarchismus heute versteht.

Es leuchtet ein, daß eine Revolution solchen Typs wahrscheinlich diejenige wäre, die am wenigsten Blutvergießen verursachen würde. Gandhi könnte sein leises Lächeln aufsetzen, und selbst ein Durruti dürfte befriedigt grinsen.
   Wie gesagt, all das ist bisher nur eine Idee.

Tatsache hingegen ist, daß projektanarchistische Ansätze seit den achtziger Jahren zu den innovativen Trendsettern der anarchistischen Theorie und Praxis zählen. Die internationalen Treffen von Venedig, Melbourne, Chicago, Seoul oder Barcelona zeigen dies ebenso wie Literatur und Presse oder die hochkarätigen Seminare, die etwa in Mailand, Madrid oder Lausanne veranstaltet werden.

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Vor allem aber spiegelt sich diese Entwicklung in realen Projekten, die recht unspektakulär begonnen haben und seit Jahren in vielen Ländern gedeihen. Sie alle eint noch keineswegs ein gemeinsamer Konsens, ja nicht einmal das Bewußtsein einer gemeinsamen Strategie – insofern handelt es sich noch eher um eine Tendenz als um eine Bewegung. Trotzdem wurde hier in den letzten Jahrzehnten eine beachtliche Aufbauarbeit vollbracht, die eines Tages eine wertvolle Basis abgeben könnte.

Selbst Deutschland kann hierbei auf eine kurze aber interessante Entwicklung zurückblicken. Noch während der APO-Zeit entstanden, zum Beispiel mit den Kölner Heinzelmenschen, erste projektanarchistische Ansätze, die intuitiv die Richtung anpeilten, die heute in der Diskussion ist. Die meisten von ihnen gingen in jener diffusen, undogmatischen linken Szene auf, die sich ab Mitte der siebziger Jahre herausbildete. Die war zwar in ihrem Alltag unentwirrbar mit allen aktuellen Politkämpfen verwoben, aber konkrete Projekte haben ihre eigene Dynamik, ganz besonders die wirtschaftlichen. So entstand in Deutschland relativ früh und relativ stark eine Selbstverwaltungsbewegung, die trotz aller Krisen und Rückschläge zu einer festen Größe geworden ist. Heute gibt es einige Zigtausend Arbeitsplätze in selbstverwalteten Initiativen und Betrieben mit unterschiedlichstem weltanschaulichen Hintergrund. Ein großer Teil steht in einer libertären Tradition, die wiederum in dem verwurzelt ist, was vor fünfzehn Jahren etwas spöttisch als "die Alternativen" bezeichnet wurde. Das war jene Zeit, als unheimlich bewußte Frauen und Männer irgendwie unheimlich betroffen waren, sich mit Vorliebe in Latzhosen kleideten und den Friseur mieden. Trotz aller Süffisanz, die diesen Leuten vor allem in den Medien widerfuhr, war dieser Trend so lachhaft nicht, wie sein heutiges Image vermuten läßt. Es waren zehn bewegte Jahre intensiver Erfahrungen und schwierigen Lernens. Aus idealistischen Schwärmern wurden kritische Realisten, aus Dilettanten Profis, und vielen ging ihre Utopie dabei nicht verloren.

Aus diesem Reservoir schöpfte die neue projektanarchistische Richtung, die seit Mitte der achtziger Jahre von sich reden macht, auf diesen Erfahrungen konnte sie aufbauen. Mittlerweile sind erste Projekte entstanden und aus dem Mauerblümchendasein herausgetreten. Sie bringen, bildlich gesprochen, hier und da einen grünen Trieb hervor. Das "grün" darf dabei übrigens insofern wörtlich genommen werden, als in den konkreten Projekten Ökologie ganz groß geschrieben wird. Ein selbstverwalteter Arbeitsplatz bietet ja nicht nur die Möglichkeit, Entfremdung und Hierarchie abzubauen, sondern auch, Produkte und Arbeitsweisen selbst zu bestimmen. Deshalb sind gerade diese kleinen Betriebe heute oft die Pioniere ökologischer Innovation und umweltkritischen Bewußtseins.

Der Alltag solcher Projekte sieht indes weniger rosig aus, als die schöne Idee suggeriert. Bisher allerdings haben sich die meisten Projekte weder durch wirtschaftliche Schwierigkeiten noch durch internen Streit von ihrem Ziel abbringen lassen - auch nicht von der ungeheuren Menge Arbeit, die ein solches Unternehmen in der Startphase seinen Mitmachern abverlangt. Eines von ihnen, das vor wenigen Jahren in einer deutschen Provinzstadt begann, hat der Bevölkerung die Eckwerte seiner Alltagsphilosophie mit drei knappen Worten vorgestellt: "selbstverwaltet, ökologisch, libertär".

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Fazit

Nüchtern betrachtet stellt sich der weltanschauliche Anarchismus heute als ein Zwitter dar, der sich zwischen Sekte und Bewegung nicht recht entscheiden kann. Als Sekte wäre er, individuell gesehen, vielleicht die kuschelige Heimat für einige radikale Nonkonformisten und sozial gesehen eine bedeutungslose Randnotiz in den Annalen einer Menschheit in Agonie. Als Bewegung hätte er – vielleicht – die Chance, die Agonie abzuwenden. Aber das ist eine reine Vermutung.

Tatsache ist hingegen, daß die anarchistische Bewegung von heute folgende Funktionen erfüllt: Sie ist Bewahrerin einer libertären Tradition und Ideengeschichte. Sie ist eine gescheite aber sterile Kritikerin der Gesellschaft mit einem Hang zu rechthaberischem Schmollen. Sie propagiert ihre Ideen mit großer Vitalität, entfaltet in begrenztem Rahmen eigene Initiativen und steht gelegentlich mit sozialen Bewegungen in wechselseitiger Beziehung. Sie ist nur in Ausnahmefällen sozial verankert, entwickelt jedoch pragmatische, Projekte, die konstruktiv und subversiv zugleich sind. Sie verfügt derzeit über keine zeitgemäße, innovative Strategie, die allgemein akzeptiert wäre.

Das ist wirklich nicht sehr viel. Das ist, etwas bissig ausgedrückt, die Feststellung, daß der Anarchismus unserer Tage eine im Dissens gefestigte Glaubensgemeinschaft ist, die sich um ihren Bestand im Augenblick keine Sorgen zu machen braucht. Die eigentlich wichtige Frage aber ist, ob sich anarchistische Bewegung und libertäre Tendenzen in der Gesellschaft zueinander oder auseinander entwickeln. Vielleicht ist ja eine weltanschauliche Bewegung wie der "Anarchismus" gar nicht der Weisheit letzter Schluß oder schlicht unzeitgemäß geworden? Andererseits wäre ihr reicher Fundus an Erfahrungen, wie wir ihn bis hier kennengelernt haben, zu schade für den Müllschlucker.

Es hängt nicht zuletzt von Phantasie und Weisheit der Anarchas und Anarchos ab, wie diese Frage beantwortet wird. Und die waren schon immer für Überraschungen gut.

 

Wenn die Menschheit eine Zukunft hat, dann wohl nur in einer anderen Art von Gesellschaft. Bei der Suche nach dieser Gesellschaft darf man von der anarchistischen Idee und ihren Strukturen einiges erwarten. Ob dazu die anarchistische Bewegung einen Beitrag leisten kann, ist fraglich. Falls sie sich darauf besinnt, in diesem Prozeß eine Rolle zu spielen, muß sie sich wandeln und Modelle entwickeln, die im kommenden Jahrtausend taugen. Dann bestünde eine reelle Chance, die anarchistischen Essentials in der grundlegenden Grammatik des sozialen Lebens zu verankern. Das, und nichts anderes, müßte zum Ziel der anarchistischen Bewegung werden, wenn sie nicht als Sekte verkümmern will. 

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Literatur:
/ Hans-Jürgen Degen (Hrsg.): Anarchismus heute – Positionen Berlin 1991, Schwarzer Nachtschatten, 182 S.
/ Hans-Jürgen Degen, Jochen Schmück u.a.: Denk' ich an Deutschland – Beitrage zu einer libertären Positionsbestimmung Berlin 1990, Guhl, 59 S.
/ Ralf G. Landmesser: Wat Nu? Libertäre Perspektiven 2000 Berlin 1993, Schwarzrotbuch, 22 S.
/ Holger Jenrich: Anarchistische Presse in Deutschland Grafenau 1988, 273 S., ill.
/ Yerry Rubin: We are everywhere Wetzlar 1978, Büchse der Pandora, 316 S., ill.
/ N.N.: Der Blues – Gesammelte Texte der Bewegung 2. Juni 2 Bde., Berlin o.J., 926 S.
/ Horst Stowasser: Das Projekt A Wetzlar 1985, An-Archia, 97 S.
/ ders.: Wege aus dem Ghetto Neustadt/W. 1990, An-Archia, 26 S.
/ ders.: Das Projekt A, vorwärts und rückwärts Neustadt/W. 1992, 16 S.

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