Wladimir Solowjew

Die kurze Erzählung 
vom Antichrist

 

 

 

1899 in Moskau

1935  im Vita-Nova-Verlag, Luzern

2019 Paulinus-Verlag, Trier

  

1899  *1853

dnb.Buch (24)

qwant.Buch  

goog Buch

detopia:   Ökobuch

Start Solowjow 

Lesebericht 2004 zum Buch

1900-Buch 

Iwan Iljin  

Malzew-Samisdat 

 

Inhalt

    Vorwort von Wladimir Solowjew im Februar 1900

1. Das Mongolenjoch  (1)

2. Der Übermensch   (11)

3. Das Friedensreich des Imperators  (22)

4. Der Große Abfall  (29)

5. Die Gegenkirche  (50) 

6. Das Ende der Welt   (54)

 

 

Einer der tiefsten Denker Rußlands und der slawischen Völker überhaupt.
(Rudolf Bahro, Rückkehr, 1991, S.360)

 

Solowjoff wird seine eigentliche Weltbedeutung erst erhalten, wenn er in Russland wird wieder "erscheinen" können. 
(J.W. Ernst bei detopia  )

 

Wladimir Solowjoff, den Rudolf Steiner einen "Vermittler zwischen Ost und West" nannte, gehört zu den russisch-slawischen Philosophen und Schriftstellern, die bei uns noch viel zu wenig bekannt sind und deren Kenntnis uns ein vertieftes Verständnis unserer östlichen Nachbarn bescheren kann.  (Arfst Wagner)   lohengrin-verlag.de    arfst-wagner.de 

 

 

 

 

detopia-2010:

Etwas Geschichtswissen hilft uns, des Autors Kenntnisstand zum Zeitpunkt der Niederschrift (1899) zu ergründen: 

 

Schon lange zieht es an, die realen Geschehnisse seit 1899 im Sinne der Erzählung zu deuten.

Auf den ersten Blick: Rußland (mit seinem panmongolischen Erbe) verschob seine Grenzen weit nach Westen, bis an die Elbe (1945). Japan stieg weiter zur wirtschaftlichen Weltmacht aus, und nun China direkt, dessen militärische Macht folgen wird. Soweit - so gut.

Solowjew als Slawe fehlte die europäischen Vorurteile, die den Asiaten das nicht zugetraut hätten. 

Auch die europäische 'Einigung', deren Notwendigkeit, sah er voraus. Aber diese politisch-wirtschaftlich-militärische Vorausschau ist nicht besonders schwer. Auch Jules Verne und H.G. Wells hatten solcherart weite Fantasien. - Wichtiger ist - sowohl für Solowjew als auch für die Welt - die intellektuell-seelische Entwicklung. Geschichte ist ja "Psychodynamik". Und wenn wir seine Erzählung sehr frei interpretieren uns gestatten, dann müssen wir - leider - sagen, daß er recht behalten hat, denn: Wesentlich war ihm ja die Blendung und Verwirrung des Geistes des Normalbürgers durch moderne propagandistische Taschenspielertricks. Früher war das die Propagandaministerien von Hitler und Stalin, und heute ist das die Reklameindustrie vermehrt um die Imageindustrie "der demokratischen Politik" und der Konzerne. - Zur "Reklameindustrie" rechne ich auch die Boulevardmedien samt ihrer öffentlich-rechtlichen Ableger, und auch - vor allem - die geistig-billige Buchproduktion (Erich von Däniken, Johannes von Buttlar), das "Autofahrerradio", und die "Hollywood-Blockbuster". - Das alles wirkt im Sinne des "Antichrist". Und zwar nicht nur antichristlich, sondern auch antihumanistisch und "anti-normal". 

Der eigentlich wichtige Teil ist ja nicht das kriegerische (obwohl sich das am schnellsten liest), sondern der Aufstieg zur Macht eines "Weltkaisers". Die "Weltinnenpolitik" ist ja schon länger im Gespäch, und wer wollte bestreiten, daß sie viele Vorteile hätte. Aber 50 Jahre UNO belehren uns über die "Unvereinbaren Nationen". Das wird auch in Zukunft nicht anders sein. 

Solowjew hat dem Übermenschen Vegetariertum (S. 26) angedichtet - und besondere "Förderung von Tierschutzvereinen". Das finde ich auch sehr weitblickend, leider geht er hier nicht weiter darauf ein, warum konkret das gut ist.

Dann fantasiert Solowjew, daß die "Freimaurer" bei der Wahl des Übermenschens zum Weltkaiser besonders aktiv sind. Das könnte man heute - sehr frei - mit der wissenschaftlich betrieben Lobbyindustrie übersetzen.

Nun haben sich ja auch andere Denker an der Vorausschau versucht, Marx, Engels, Burckhardt, waren einige. Jeder hatte seinen eigenen Schwerpunkt. Und alle haben auf ihre Art recht behalten, also ein Teil ging in Erfüllung. Von Solowjew hören wir etwas über den sittlich-kulturellen Verfall der christlichen Wrerte, den wir heute schon ganz gut beobachten können. 30 Jahre später hat Aldous Huxley das dann konkreter dargestellt, aber noch eine lange Zeitangabe gemacht ( "700 Jahre nach Ford", also im Jahr 2600). Solowjew dagegen sah für das 21. Jahrhundert die Entscheidung zwischen gut und böse voraus. Und so ist es ja dann auch gekommen. 

Kurz und gut: Da ich nicht weiß, was vor uns liegt - ob also wesentliche Momente von Solowjews Prophezeiung noch gar nicht geschehen sind -, würde ich sagen, daß bis jetzt zeitlich umgekehrt wahr geworden sind. Stalin selbst strebte zur Weltherrschaft und hat sich "antichristlicher Mittel" bedient (Volksverdummung). Und Solowjews "gelbe Gefahr", die kommt jetzt erst richtig zum Zuge. Allerdings wird auch sie vorzeitig abgebrochen werden, so wie Stalin, diesmal aufgrund des allgemeinen ökopaxlichen Kollapses, welche "Großreiche" nicht mehr genügend Ressourcen läßt (außer Menschenmassen). 

Aber selbst wenn sich nochmal ein oder mehrere Großreiche aufschwingen können: nicht für lange. Die Ressourcen für "Partisanen" (z.B. Terroristen) die steigen ebenfalls, also auch die der Gangs in den Großstädten. Jedenfalls ist die "Verbesserung des Menschen" mittels Christentum nicht geglückt. Die Borniertheit und Sturheit, die schon Solowjew im russischen Staatsapparat festgestellt hatte, ist seitdem nicht besser geworden. Also sagen wir zum Abschluß so: Es ist wie eine Art von Abwärtsspirale. Die Energie des Bösen nagt ständig - wird aber manchmal zurückgedrängt. Die Trostlosigkeit des Sowjetblocks ist neuer Farbe gewichen, aber diese Farbe wird zur Konsumverschwendung. Militärisch hatte Solowjew den Aufschwung der USA nach 1918 nicht vorausgesehen. Und auch der Islam kann vielleicht solch einen super-industriellen Weg einschlagen, nebst Indien. Alle diese drei Großreligionen sind nicht mehr "technikfeindlich" oder "wachstumsfeindlich", wie sie Solowjew vor 110 Jahren vielleicht gesehen hatte. 

Wie kann man den kalten Krieg nach Solowjew bewerten? Unter KK verstehe ich hier die Drohung mit A- bzw. später ABC-Krieg, total, versteht sich. Fast möchte ich sagen: Das war bei S. nicht vorgesehen, zumindestens im AC nicht, und viel mehr las ich noch nicht. Der AC ist ja das (inkarnierte) Böse in der Menschenseele, das aber ganz normale Herrschaft ausüben will. "Selbstabschaffen" will sich das Böse nicht. Die Visionen der Bibel sind hier (mir) unklar, warum und wozu beim Johannes die Apokalypse geschieht. Wo ist der Zweck? 

 

 

 

(Ordner)    www.detopia.de     ^^^^  

Wladimir Solowjew (1899) Die kurze Erzählung vom Antichrist