Tamara Danz

 

 

und die "Gruppe Silly"

wikipedia Danz   *1952 bis 1996 

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Ein Sammelnachruf zu Danz, Pannach und Gundermann  1999

 

bing  mdr+tamara+danz   2021 (wg. Filmabend)

 

 


Musik:

Ich bin der letzte Kunde 

Asyl im Paradies 

Mont Klamott  

Alles wird besser, aber nichts wird gut 

 

 


Film:

 

<TAMARA - Asyl im Paradies>  Biografiefilm 2005 von P.Kahane

 

detopia-2019:

den kinofilm von kahane habe ich gesehen. der ist eigentlich ganz gut. leider nicht so gut, dass man ihn mehrmals sehen möchte. es gibt naturgemäß wenig originalaufnahmen. das sehe ich ein. 

 


www:

Silly.de  

Tamara-Danz.de  

hassbecker.de 

jackireznicek.com  

 


Tagesspiegel 2006      tagesspiegel.de / eine-stimme-voller-risse 

 

Vielleicht war sie das Gesicht der späten DDR, der Vorwende-DDR. Eines, dem man sich noch immer nicht entziehen kann, weil es viel mehr ausdrückte als sich selbst – eben die Atmosphäre einer Endzeit. Darum ist es auch egal, ob man ihre Musik mochte oder nicht. Oder gar sie selbst, Tamara Danz, mit ihrer Tina-Turner-Mähne, die sie auf dem Plattencover von "Bataillon d’amour" wie ein Flammenkranz umgibt. Und auf der Stirn, über der Nase trug sie diesen dunklen Streifen wie eine Gezeichnete – war es Blut, war es Tinte? Es war die Rhetorik der Einsamkeit und des Trotzes. "Bataillon d’amour" wurde 1986 das Album des Jahres in der DDR, es erschien auch in der Bundesrepublik.

Vielleicht kann keiner genau sagen, was diese Tamara Danz getan hat, dass die Wahl ausgerechnet auf sie fiel, zur Ikone eines Untergeher-Landes zu werden. Vor genau zehn Jahren, am 22. Juli 1996, ist sie in Berlin gestorben. Der Krebs war stärker als sie. Nun hat Peter Kahane noch einmal einen Dokumentarfilm über Tamara Danz gemacht. Es ist ein sehr privater, fast intimer Film geworden. Eher ein Film über die Lücke, die sie bei "Silly" hinterließ und die sich bis heute nicht geschlossen hat. 

Fast kein Wort über die Anfänge, als Tamara Danz in den Siebzigern noch beim "Oktoberklub" gesungen hat. Aber dafür eine Urszene vor allem Anfang: die Eltern der Diplomatentochter aus Thüringen werden bei ihrer Rückkehr aus Syrien noch auf dem Flughafen verhaftet. Das frühe Wissen, dass die Welt Risse bekommen kann, ganz unvermutet. So sang sie auch. Eine Stimme voller Risse.

Und dann sah man Tamara Danz in den Nachwende-Talkshows sitzen. Noch immer mit der Tina-Turner-Mähne, aber die hat sie jetzt wahrscheinlich anders hergestellt. Schon weil es das grässliche DDR-Trockenshampoo und das klebrige Haarspray nicht mehr gab, das sie früher nahm, während andere noch Rezepturen mit Zuckerwasser versuchten. 

Sie war nun eine Sachverständige Ost, aber die alte Aura des Trotzes war ungebrochen. Oder war da schon ein neuer Trotz? Denn auch "Silly" erfuhr 1990, was es heißt, von heute auf morgen fast vergessen zu sein. Nur für einen kurzen Geschichtsaugenblick, aber der kann lang sein. 

Tamara Danz und "Silly" nahmen gerade ein neues Album auf, als sie die Krebs-Nachricht traf. Das Album hieß "Asyl im Paradies".    

 

 

 

 

 

 

Katharina Thalbach und Uwe Hassbecker 

über einen Film, den Tod, das Schicksal und das Altern

2008

berliner-zeitung.de / thalbach-und-hassbecker-ueber-den-tod-das-schicksal-und-das-altern  

 

Katharina Thalbach spielt in Bernd Böhlichs Film "Der Mond und andere Liebhaber" die herzenswarme und zupackende Hanna, die einer Reihe schwerster Schicksalsschläge ausgesetzt ist. Doch bleibt sie entschlossen, ihr Glück zu suchen und festzuhalten, wenn es sich zeigt. Dazu ein Gespräch mit Katharina Thalbach, 54, und Uwe Hassbecker, 49, der mit Silly die Musik beisteuerte und auch in dem Film auftritt. Beide haben in ihrem Leben mit großen Verlusten fertig werden müssen.

  • In dem Film himmelt Hanna einen Rockstar auf der Bühne an. Nach dem Konzert erscheint sie in seinem Wohnwagen und wird eingelassen. Von Ihnen, Herr Hassbecker, Sie spielen einen Gitarristen. Wie oft passiert so etwas tatsächlich?

  • Hassbecker: Och, das kommt schon vor.

  • Thalbach: Erscheinen auch ältere Damen?

  • Hassbecker: Na ja, das ist unterschiedlich. Also normalerweise bin ich da schon eher reserviert. Früher war das manchmal anders.

  • Da durfte ein Groupie dann nächtens bleiben?

  • Hassbecker: Früher, also ganz ganz früher.

  • Auch im Film war ja anfangs eine Bettszene geplant. Wollten Sie die nicht, Frau Thalbach?

  • Thalbach: Doch, doch, ich hätte mich immer für die Bettszene entschieden, ist doch klar.

  • Wie war Ihr Leinwanddebüt, Herr Hassbecker? Sie wirkten auf herrlich unbeholfene Art nett und selbstverständlich.

  • Hassbecker: Ich hatte ja keinerlei Anleitung, auch keinen Text. Es hieß nur: Mach mal. Mir war auch nicht klar, dass alles zig mal wiederholt werden würde, aus verschiedenen Kameraperspektiven. Aber Katharina hat mich sehr schön geführt.

  • Thalbach: Das wusste ich gar nicht. Bernd Böhlich bringt einen auf eine angenehme Art da hin, dass man nicht mehr das Gefühl hat, zu spielen - eine extreme Qualität.

 

  • Frau Thalbach, Ihre Mutter, die Schauspielerin Sabine Thalbach, starb, als Sie zwölf waren. Sie sagten später: "Ich war früh gezwungen, mich zu entscheiden, ob ich an etwas kaputt gehe oder nicht". Haben Sie wirklich eine bewusste Entscheidung getroffen?

  • Thalbach: Meine Enkeltochter ist jetzt 13 und ich sehe - sie ist kein Kind mehr, sondern irgendwie schon fertig. Vielleicht fühlt man in dem Alter intensiver als manche Erwachsenen. Zu meinen Gedanken gehörte damals auch, ob es nicht besser wäre, dem Ganzen frühzeitig ein Ende zu machen. Meine ganze Familie war ja in Westberlin, nur meine Mutter und ich lebten im Osten. Ich wollte zu meiner Oma, das ging nicht. Der Schmerz, der Verlust gehören seitdem zu mir. Ich wollte trotzdem leben.

  • Was hat Ihnen geholfen?

  • Thalbach: Mich hat schon als Kind die Kunst überleben lassen. Ich bin wahnsinnig viel ins Museum gegangen, habe mich mit Geschichte befasst, fing schon in meinen jungen Jahren an, Voltaire zu lesen, Beaumarchais. Komischerweise habe ich da gemerkt, das ist das Leben, da gehört Sterben dazu. Ich war ein Teil des großen Ganzen. So ging mir das. Das hat mir eine Demut gegeben, ich fühlte mich dadurch auch groß.

  • Wie haben Sie das Gleichgewicht wiedergefunden, Herr Hassbecker, nachdem Tamara Danz, Ihre Frau, die Band-Sängerin, vor elf Jahren starb?

  • Hassbecker: Es hat lange gedauert, Jahre. Zwei Wochen nach Tamara starb ihre Mutter. Meine Mutter starb zwei Jahre später. Das war ein ganz schönes Päckchen. Ich habe mich sofort in Arbeit gestürzt. Alles verdrängt, gearbeitet wie verrückt, ein Studio gebaut, viel für andere produziert. Irgendwann ist das umgeschlagen, ich hatte schreckliche Krisen. Es war nicht immer klar, ob ich sie aushalten würde. Ich hab auch Therapien gemacht. Es waren letztlich meine Kinder, die mir zeigten, dass ich es bin, der für sie wichtig ist. Man darf dann auch nicht nur an sich denken, sich selbst bemitleiden. Andererseits hat auch das seinen Sinn, ich war ja auch wichtig. Die Trauer über den Verlust wird bleiben.

  • Thalbach: Ich bin bis heute neidisch auf Leute meiner Generation, die noch Eltern haben. Wo Mama die Suppe kocht, wo sie anrufen können, wenn es ihnen dreckig geht. Diese Leute ängstigt der Gedanke, dass sie einmal verlassen werden. Ich weiß, das hab' ich hinter mir. Meine Tochter sagt, Mama, du musst uralt werden. Und ich sage: Kann ich nicht garantieren.

 

  • Hadert man mit den fremdbestimmten Geschicken? Überwiegt Demut?

  • Hassbecker: Ich finde, das Schicksal verteilt ungerecht, aber so ist es nun mal. Ich hätte es lieber anders gehabt.

  • Thalbach: Welchen Göttern will man zürnen, wenn einer Krebs kriegt? Also wenn mir das passierte, würde ich mich nicht wundern, so wie ich gelebt habe (steckt sich eine neue Zigarette an). Aber es ereilt ja auch die Braven und Anständigen. Das Leben ist nicht gerecht.

  • Machen Schicksalsschläge letztlich lebensstark?

  • Hassbecker: Mich haben sie verändert. Ich glaube, ich bin härter geworden und entschlossener. Ich nehme die Dinge heute einfach in die Hand, wie früher Tamara. Die hatte Ideen, sie hat dann einfach gemacht. Auch, wenn sie vorher ahnungslos war.

  • Thalbach: Ich weiß noch genau, welche Angst ich hatte, 34 zu werden. Mit 34 ist meine Mutter gestorben. Jeder Geburtstag danach war für mich ein Sieg. Aber diese Panik, oh Gott, ich werde 39!, die kenne ich nicht. Jedes Jahr, das ich mehr habe als meine Mutter, finde ich großartig. Ich bin dankbar, dass ich nicht so früh sterben musste. Mit Thomas Brasch war ich 30 Jahre zusammen, seit ich 15 bin. Wenn man das Gefühl hat, man wird gekannt, ohne viel erklären zu müssen, ist das ein Privileg gemeinsamen Älterwerdens. Das war schwer, dass das auf einmal vorbei war. Ich habe Glück, er war Schriftsteller und ich kann mich bis heute mit seinen Stücken, Gedichten, Übersetzungen auseinandersetzen. So habe ich das Gefühl, ich arbeite weiter mit ihm.

 

  • Was bedeutet das für Sie, Lebensglück?

  • Hassbecker: Ich bin glücklich, dass ich meine Musik machen kann, davon leben kann. In meiner Familie bin ich jetzt der Silberrücken. Das ist doch viel.

  • Thalbach: Das Wichtigste ist, dass meine Tochter und meine Enkelin glücklich sind. Ich hatte ja schon ein reiches Leben, das wär' nicht so schlimm, wenn ich sterben müsste.

  • Aber bitte, Sie werden doch noch etwas vorhaben.

  • Thalbach: Ja, ich will auch gern alt werden, wie ein Baum mit Furunkeln und Narben. Es wird sich auch noch eine schöne Alte für mich finden, hoffe ich, eine Miss Marple oder so. Ich freu mich auf die Rente, die nehme ich als Bafög, und dann studiere ich Geschichte. 

  • Sie müssen schon bis 66 auf die Rente warten, glaube ich.

  • Thalbach: Die Schweine.

  • Heute haben Sie noch keine Zeit für Ihr Studium?

  • Thalbach: Heute muss ich Geld verdienen, bin ja nicht reich. Arbeiten muss ich.

  • Hassbecker: Ohne Arbeit geht es gar nicht. Obwohl man sich auch ständig selbst am Schopf packen und antreiben muss. Weil sonst nichts passiert, nichts.

 

 

 

 

Junck

Berliner Zeitung 01.06.2005  #  Wo Horizont und Meer verschmelzen # Der Silly-Musiker Herbert Junck ist tot # Von Abini Zöllner 

Am Ende liebte er die See wohl mehr als die Musik. Hier konnte er entspannen, hier wollte er genesen, hier war eine andere Welt. Herbert Junck ließ die Welt, aus der er kam, hinter sich. Nicht freiwillig, nicht beleidigt - aber enttäuscht. Er fühlte sich dort nicht gebraucht. Als er zunehmend empfand, dass Kontakte zu ihm nicht gepflegt wurden, zog er sich still zurück. 

Herbert Junck kam - nachdem er auf dem Konservatorium Rostock Musik studierte, in der Hansi Biebl Band und bei NO55 spielte - im Jahr 1984 zu Silly. Genau zu jener Zeit, als die Rockband ihr Profil änderte und höchste Qualität verlangte. Nach der erfolgreichen LP "Mont Klamott", aber noch vor den ebenso triumphierenden Alben "Liebeswalzer", "Bataillon d'amour" und "Februar" wurde er Bestandteil jenes kraftvollen Gefüges. Als Schlagzeuger gab er immerhin musikalisch den Takt vor, doch in seiner Erscheinung blieb er zurückhaltend. Vor drei Jahren stand Herbert Junck das letzte Mal auf der Bühne. 

Seitdem kämpfte er gegen den Krebs. Mal mit Humor: "Ich rede mit ihm, er ist doch mein Untermieter", mal mit Selbsttrost: "Ich lebe von Vierteljahr zu Vierteljahr. Manchen geht's noch schlimmer." Gleichwohl litt er darunter, dass er seinen früheren Kollegen immer seltener begegnete. 

Er kaufte sich ein Boot und erwarb eine Lizenz als Segellehrer. So lange er konnte, unterrichtete er auch seine Musikschüler. Am Dienstag starb Herbert Junck im Alter von 55 Jahren an seiner Krankheit. Er hinterlässt eine kleine, sehr geliebte Familie - seine Frau und seine Tochter, bei denen er bis zum Schluss in fürsorglicher Obhut war. Die Kollegen von Silly - Uwe Hassbecker (Gitarre), Rüdiger Barton (Keyboard) und Hans-Jürgen Reznicek (Bass) - traf die Nachricht inmitten ihrer Vorbereitungen zu einer Tournee, die sie von Oktober an mit Gästen planen. Mit Herbert Junck hatten sie gerechnet.

Silly mussten bereits 1996 den Tod ihrer Sängerin Tamara Danz verkraften. Sie sang in dem bewegenden Titel "Asyl im Paradies": "Meine Uhr ist eingeschlafen, ich hänge lose in der Zeit. Ein Sturm hat mich hinausgetrieben auf das Meer der Ewigkeit." Herbert Junck glaubte, dass dort, "wo Wasser und Horizont verschmelzen", seine Welt sein könnte. #

 

  • Herbert Junck  #  drums  #  von 1984 bis 2005 bei Silly  #  geboren am 25.11.1949, verstorben am 31.05.2005

  • studierte (seinem Vater zuliebe) Elektronik, wusste aber bereits beim ersten Anblick einer Trommel, dass genau das sein Beruf werden würde 

  • somit studierte er zudem am Konservatorium in Rostock Musik und spielte in der Rostocker Kapelle "Exzentra"

  • 1979 ging er nach Berlin zur Hansi-Biebl-Band 

  • als die Hansi-Biebl-Band nach ihrem ersten Westkonzert drüben blieb, ging Herbert Junck zur Gruppe "NO 55", die sich 1981 gegründet hatte und zu der auch Gisbert Piatkowski (heute: Renft) und Georgi Gogow (heute: City) gehörten

  • 1984 holte Tamara ihn zu Silly, er ersetzte damit Mike Schafmeier

  • für Herbert Junck war sofort klar, dass das SEINE Band ist, hier wollte er alt werden

  • im Oktober 1995, nach der "Paradies"-Produktion, erlitt er einen Herzinfarkt, wurde operiert und erhielt vier Bypässe

  • nach dem zwangsläufigen Ende von Silly 1996 arbeitete er als Musiklehrer, kaufte sich ein Boot und wurde zudem noch als Segellehrer tätig

  • 2002 war Herbert Junck letztmalig auf der Bühne zu erleben, bevor er die Diagnose Krebs erhielt

  • am 31. Mai 2005 verlor auch er den Kampf gegen den Krebs und starb im Alter von 55 Jahren 

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