George Monbiot

United People

Manifest für eine
neue Weltordnung

The age of consent.
A manifesto for a new world order

 

2003 im Riemann-Verlag, München

285 Seiten "One Earth Spirit"

George Monbiot (2003) United People - Manifest für eine neue Weltordnung - The age of consent 

2003

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detopia-2021:

Die Kritik  (unten) von Pavel/Amazon klingt plausibel.

Dennoch ist hervorzuheben, dass Monbiot sich überhaupt der Mühe unterzogen hat (und seinen guten Ruf gefährdet hat).

Und das Ergebnis zeigt, dass es nicht viele Schaltstellen, Machthebel, Weichen für die Vernunft gibt.

Ganz so schlecht (wie Pavel) finde ich das Ergebnis nicht; vor allen Dingen müssen wir es dennoch gelesen haben, um zu wissen, welche generellen Vorstellungen es gibt.

Die Balkohol vom dlf erklärt dann mehr zum Buch.

 


Inhalt

Vorwort  Ein paar unmoralische Angebote  (9)

1. Die Wandlung  (15)

2. Der Minimalkonsens - Ein durchaus kritisches Plädoyer für die Demokratie  (33)

3.  Die globale demokratische Revolution - Wider die Hoffnungslosigkeit des Realismus  61

4.  Wir, die Völker - Der Aufbau eines Weltparlaments   79

5   Das Maß ist voll - Die Internationale Clearing-Union  153

6  Der Ausgleich - Die Organisation für Fairen Handel  195

7 Die Alternative der Macht   263

Quellen  277

 


Klappentext:

Die breite Protestbewegung der Globaltsierungsgegner ist sich einig in ihrer Kritik an den Praktiken der Weltbank, den Knebelungstatiken des IWF und der Umweltzerstörung großer Konzerne.

Doch wenn es darum geht, klar definierte gemeinsame Forderungen aufzustellen, zerfällt die bunt gemischte Bewegung schnell in ihre Mosaiksteinchen.

Die Bewegung hat Recht, befindet George Monhioi wenn sie eine gerechtere Weltordung einfordert. Unrecht, wenn sie sich auf ein falsch verstandenes »small is bcautiful« reduziert.

Denn der globale Markt mit seinen Waren- und Finanzströmen und den dadurch hervorgerufenen ökologischen wie sozialen Problemen bedarf einer globalen Allianz.

George Monbiot entwirft mit diesem Manifest ein konkretes Programm.

Im Zentrum seiner Überlegungen stehen drei neue Weltmstiiuuonen: ein Welt-pailament. dessen Abgeordnete nicht von Staaten delegiert, sondern direkt gewählt werden; eine internationale \ ei rechnungsstelle. die mit dem gleichermaßen einfachen wie effektiven S) '-lern so genannter »demurrages« (Abschlage) für ausgeglichene Handelsbilanzen zwischen den Staaten sorgt. Und schließlich eine Organisation für fairen Handel, die das Nord-Süd-Gefelle mit seinen katastrophalen Auswirkungen für die Dritte Welt abbaut.

Utopie? Mit Sicherheit. Aber eine, die sich umsetzen lasst \ ui \\ enn wir den Mut für utopisches Denken aufbringen, für radikal neue I osungsansaize. haben wir die Chance, die dramatischen Probleme unseres Zeitalters erfolgreich zu meistern. Vm\ dieses Ziel ist maehbar.

 


 

2005 Ein Lesebericht von Pavel auf Amazon 

Dieses Buch braucht man wirklich nicht gelesen zu haben. Hinter dem pathetischen Titel versteckt sich ein Buch mit größtenteils leeren Phrasen. Eine Zusammenfassung der Ansichten Monbiots würde 10-20 Seiten benötigen, mehr wohl kaum. 

Allein schon, dass der Autor eine komplett neue Ideologie auf nur 270 Seiten erfinden will, ist unglaubwürdig, noch dazu, weil der Großteil des Buches mit altbekannten Kritikpunkten und Gedankengängen gefüllt ist, die sich jeder denken kann. (z.B. "Anarchie lässt sich nicht verwirklichen" wird auf 12 Seiten ausgeführt.) 

Doch der Reihe nach: 

Zu Beginn umreißt Monbiot die Globalisierung in Phrasen, die eh schon allen bekannt sein dürften, die Globalisierung "löst soziale Bindungen auf" usw. Hier kommt sein Buch schon wie die Standard-Globalisierungskritik rüber. Mit einigen unlogischen Argumenten wehrt sich Monbiot dann gegen die sogenannte Lokalisierung der Weltwirtschaft und verlangt eine "geordnete Globalisierung".

Die Grundforderung Monbiots sind dann 3 Dinge: Weltparlament, eine Internationale Clearing Union (die dem Ausgleich der Handelsbilanzen dienen soll) und eine Organisation für fairen Handel. 

Diese 3 Sachen versucht er ausführlich zu ergründen, Vor- und Nachteile herauszuarbeiten. Dabei fällt er in arge Nebensächlichkeiten und handelt den wichtigsten Punkt (wie kann man die Vorschläge gegen alle Interessensgruppen durchsetzen??) nur in ein paar kurzen Sätzen ab.

Monbiot meint z.B. einfach, die Entwicklungsländer hätten die eigentliche Macht über die Erste Welt, weil sie diese mit einer Weigerung der Schulden-Zurückzahlung erpressen könnten. Warum es dann nicht schon heute eine Organisation für fairen Handel gibt, übergeht er geflissentlich. 

Dabei sind die meisten seiner Ansichten, z.B. das ein Weltparlament wirklich funktionieren könnte, nur in den allergröbsten Zügen mit Argumenten und Zahlen belegt.

So sind seine Thesen für jeden kritischen Leser unschlüssig und mehr als zweifelhaft. Die Lücken zwischen seinen einzelnen Meinungen und Halbwahrheiten werden mit alten Globalisierungskritikpunkten aufgefüllt (IWF und WTO schlecht und undemokratisch etc.). 

Die Kritik ist ja berechtigt, aber eine Theorie für eine neue Weltordnung wird in dem Buch auf keinen Fall aufgestellt. Man findet lediglich die alte Globalisierungskritik gepaart mit einigen allgemein formulierten Wunschforderungen nach Kontrolle der Weltwirtschaft.  #


 

 

Lesebericht DLF 2003      Nicola Balkenhol | 08.12.2003 

https://www.deutschlandfunk.de/george-monbiot-united-people-manifest-fuer-eine-neue-100.html 

Während die Wirtschaft mit ihren Interessen den Erdball fest im Griff hält, hinken die politischen Institutionen weit hinterher. Frei gewählte Parlamente, soziale Sicherheit, Umwelt- und Arbeitsschutz, die Gleichberechtigung der Geschlechter sind für die Mehrheit der Weltbevölkerung noch in weiter Ferne.

Die Kritiker dieser Form der Globalisierung, die die Interessen der reichen Industriestaaten einseitig begünstigt, verschaffen sich zunehmend Gehör, doch immer öfter werden sie auch gefragt, wie denn die ökonomische Ungerechtigkeit und der Mangel an demokratischen Institutionen zu beheben seien.

George Monbiot, britischer Journalist, hat sich an das Unterfangen gewagt, eine neue Weltordnung zu skizzieren. United People heißt sein Buch, und Nicola Balkenhol hat es für uns gelesen:

#

Die zehn reichsten Menschen der Welt besaßen im vergangenen Jahr fünfmal so viel Geld wie die begüterten Nationen der Welt für Entwicklungshilfe ausgegeben haben. – Der Schuldenberg der ärmsten afrikanischen Länder wächst weiter wegen der hohen Zinsen, obwohl sie ihren ursprünglichen Kredit längst abgezahlt haben. Das sind zwei beliebig herausgegriffene Fakten, von denen der britische Journalist und Globalisierungskritiker George Monbiot in seinem Buch „United People“ viele auflistet. G-8-Staaten, Weltbank und Internationaler Währungsfonds zementieren seiner Ansicht nach die weltweite Ungerechtigkeit durch ihre Politik. Das sei nicht, was die meisten Menschen wollen, meint Monbiot, und verlangt eine Demokratisierung auch auf internationaler Ebene.

Also plädiert er für ein direkt gewähltes Weltparlament. Es könnte z.B. 600 Sitze haben, so dass auf 10 Millionen Wahlberechtigte ein Abgeordneter käme. Zunächst hätte dieses Weltparlament nur moralische ität, es stellt ja keine Regierung. Seine Aufgaben wären unter anderem die Überprüfung der Beschlüsse von internationalen Institutionen und die Gesetzgebung für den Internationalen Strafgerichtshof. Für Fragen der internationalen Sicherheit und des weltweiten Friedens könnte die UNO-Generalversammlung zuständig sein. Sie bildete dann die zweite Kammer des Parlaments. Die Stimmen hier würden gewichtet, und zwar je nach Bevölkerungsanteil und Demokratisierungsgrad des vertretenen Staates.

Ein Weltparlament müsste natürlich auch bezahlt werden, und zwar sowohl sein Zustandekommen, also die Wahl, als auch sein Unterhalt, also Gebäude, Verwaltung und Abgeordnete. Weil das Parlament unabhängig sein soll, kommt eine Finanzierung durch Industriestaaten oder Konzerne für Monbiot nicht in Frage. Er tut eine andere Geldquelle auf: IWF und Weltbank wurden geschaffen, um die wirtschaftlichen und finanziellen Folgen des Zweiten Weltkriegs in den Griff zu bekommen.

Was 1944 in Bretton Woods beschlossen wurde, hätte auch ganz anders aussehen können, wären die Verhandlungspartner unter der Führung der USA damals einem Vorschlag des britischen Vertreters gefolgt, des Ökonomen Keynes.

Um den Teufelskreis von zunehmender Verschuldung armer Staaten und gleichzeitiger Anhäufung von Reichtum auf Seiten der wohlhabenden Staaten zu durchbrechen, schlug Keynes vor, dass die Nationen, die einen Überschuss erwirtschaften, dieses Geld in den Wirtschaftskreislauf der Schuldnernationen zurückführen. Dazu müssten natürlich Defizite und Überschüsse kontrolliert werden.

Beides, das Schulden-Machen und das Ansammeln großer Summen, sollte sanktioniert werden: Kreditnehmer zahlen Straf-Zinsen und Gläubiger Abgaben auf ihre Überschüsse. Diese Gelder könnten in einen Fonds fließen, aus dem internationale Aufgaben finanziert würden, unter anderem eben das Weltparlament. In Bretton Woods fiel die Entscheidung zu Ungunsten dieses Modells, es wurden IWF und Weltbank gegründet. Sind Keynes Vorschläge denn heute durchsetzbar? Unter der Bedingung, dass sich die armen Länder zusammenschließen, schon, meint Monbiot. Sie müssten kollektiv damit drohen, ihre Schulden nicht zurückzuzahlen. Die dann einsetzende Angst vor dem Zusammenbruch der Finanzmärkte würde die reichen Länder dazu bringen, der Einrichtung einer Internationalen Clearing-Union nach dem Modell von Keynes zuzustimmen.

Die Clearing-Union allein schaffte aber keine gleichmäßigere Verteilung des Wohlstands. Dazu bedürfte es zusätzlich eines faireren Handelssystems, das den Industrieländern zunächst ein Handicap verordnete, um die schlechtere Ausgangsposition der armen Länder auszugleichen. Monbiot will den armen Ländern Protektionismus erlauben, während die reichen Handelsbarrieren und Subventionen abbauen müssten. Je mehr sich demnach die armen Staaten entwickeln, desto weniger Schutzmaßnahmen würden ihnen zugestanden. Eine Internationale Organisation für fairen Handel würde diese und weitere Bedingungen durchsetzen und kontrollieren.

Während die Clearing-Union also für möglichst ausgeglichene Handelsbilanzen sorgen soll, ist die Aufgabe der Organisation für fairen Handel, die armen und die reichen Länder einander anzunähern, indem sie die Handelsbilanz-Verhältnisse zwischen ihnen umkehrt. Das bedeutet, dass die armen Länder zunächst mehr exportieren als importieren sollen und die reichen mehr ein- als ausführen. Damit widersprechen sich aber die Ziele der beiden Institutionen, bemerkt Monbiot selbst. Also muss die Reihenfolge der Schritte geändert werden, die zu einer demokratischeren und damit gerechteren Weltordnung führen.

1. müssen die Regeln für den internationalen Handel geändert werden, 2. müssen die Handelsbilanzen zwischen den Ländern angeglichen werden und 3. kann schließlich das Weltparlament gegründet werden, weil ja erst dann Geld aus dem Ausgleichsfonds der Clearing Union zur Verfügung stehen würde. Damit habe die Bewegung der Globalisierungsgegner ein politisches Programm, mit dessen Umsetzung sofort begonnen werden könne.

Diese Reihenfolge ergibt sich zwar logisch aus den Funktionen, die Monbiot seinen neu zu gründenden Institutionen zuschreibt, hat aber einen entscheidenden Nachteil: es fehlt der Hebel, mit dem die Mächtigen der Welt dazu bewegt werden, den ersten Schritt auch zu tun. Das war ja das selbst gesetzte Ziel des s: Einen Mechanismus zu entwickeln, der den Druck auf die reichen Länder so erhöht, dass sie der Demokratisierung internationaler Institutionen zustimmen müssen. Die gemeinsame Drohung der armen Länder, ihre Schulden nicht zurückzuzahlen, sollte ja zwangsläufig zur Gründung der Clearing-Union führen. Wenn nun aber diese Union erst nach der Organisation für fairen Handel ins Spiel kommt, begibt sich Monbiot seines Druckmittels. Es bleibt dann die Frage, warum die Industrieländer einer Änderung des internationalen Handelssystems zu ihren Ungunsten zustimmen sollten.

Dieser konstruktive Mangel fällt Monbiot gegen Ende seines Buchs durchaus auf, eine Lösung innerhalb seines Institutionenmodells bietet er aber nicht an. Stattdessen richtet er seitenlange Appelle an die Leser, seine normative Ausgangs­lage zu akzeptieren.

Die weltweite Reichtumsverteilung ist ungerecht? Sicher, das aber rechtfertigt noch nicht ihre – wenn auch indirekte Enteignung – durch mehr oder weniger demokratische Institutionen. Am Ende seines Buchs macht Monbiot das kapitalistische Wachstum für die herrschende Ungerechtigkeit zwischen armen und reichen Ländern verantwortlich: es zerstöre durch seinen ungeheuren Ressourcenverbrauch die Erde. Wirklich entkommen ließe sich dieser Spirale nur, wenn Kapital nicht mehr durch bloßes Zinswachstum vermehrt werden könne, sondern nur noch durch wertschöpfende Investitionen. Dann entstünde ein ressourcen-schonender Kreislauf – eine Lieblingsidee vieler Globalisierungskritiker, vor deren Umsetzung aber noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten wäre. Dieser Systemwechsel ist aber eigentlich gar nicht Monbiots Thema. Er will am Ende ja das seiner Ansicht nach Nahe liegende zuerst: die Schaffung eines fairen internationalen Handelssystems. Und schon das ist von der politischen Wirklichkeit so weit entfernt, dass kaum erkennbar ist, wie die ersten Schritte auf dem Weg dorthin zu gehen wären.

Wenn Monbiot also der lange Atem bei der Konstruktion einer konsistenten Theorie der weltweiten Demokratisierung auszugehen scheint, so hat er doch viele gute Ideen für die Ausgestaltung seiner Institutionen. Damit könnte er möglichen Kritikern viel Wind aus den Segeln nehmen, wenn sie sich überhaupt an sein Buch heranwagten. Aber diese Hürde ist hoch: Einerseits wendet sich Monbiot mit „United People“ nämlich direkt an die Globalisierungskritiker, spricht von sich ständig als Teil dieser Gruppe, diskutiert und verwirft viele – auch abstruse – Ideen dieser Bewegung. Das wird aber die „Anderen“ ermüden, die er auch erreichen will, diejenigen, die eher ins Lager der Gleichgültigen oder Ablehnenden gehören.

Wer willens ist, sich durch die Polemik und die Appelle zu kämpfen, die Monbiots „Manifest für eine neue Weltordnung“ durchziehen, wird ein entwicklungsfähiges Institutionenmodell kennen lernen und viele Anregungen mitnehmen, die weitere Nachforschungen lohnen.

 


 

 

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