Bodo Manstein

 

Arzt, Mediziner

 

Im Würgegriff
des Fortschritts

 

 

1961 in der EVA-Frankfurt, 600 Seiten,
62 graphischen Darstellungen von Wolfgang Dohmen

 

1964 als Taschenbuch, 433 Seiten
Umgearbeitete und auf den letzten Stand gebrachte Neuausgabe.
Mit 58 graph. Darstellungen von Wolfgang Dohmen

1961   600 Seiten

wikipedia Autor *1911
in Berlin bis 1977 (66)

DNB Person  dnbNUmmer (13)

DNB.Buch  1961 und '64

Bing.Buch    Goog.Buch

detopia:

Umweltbuch

M.htm   Sterbejahr

Dreyhaupt-Lesebericht 

GünterAnders    RobertJungk

Ernst-Hass-1955

 

Taschenbuch 1964

 

 

 

 

 

 

Aus wikipedia-2020

 

Bodo Manstein war ein deutscher Arzt, Sachbuchautor sowie Mitbegründer und erster Vorsitzender des BUND.

1930 trat Bodo Manstein in die NSDAP ein.[4] Während seiner Tätigkeit als Assistenzarzt der Luftwaffe von 1935 bis 1937 promovierte er 1936 an der Universität München zum Doktor der Medizin.

Im Jahr 1938 wurde er Mitglied im Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebund und begann die Facharztausbildung in der Universitäts-Frauenklinik der Charité in Berlin. Er habilitierte 1943 und lehrte als Dozent an einer Berliner Universität. Er geriet in englische Kriegsgefangenschaft und wurde nach seiner Entlassung 1946 Leiter des biologisch-meteorologischen Instituts in Detmold. 1952 veröffentlichte er den Ratgeber Tagebuch einer Frau, das erste Standardwerk seiner Art, das nicht nur über die biologischen Vorgänge des weiblichen Zyklus aufklärte, sondern es den Leserinnen durch Tabellen und ausfüllbare Kurvenblätter ermöglichte, fruchtbare und unfruchtbare Tage zu ermitteln. In der Zeit vor der Markteinführung der Anti-Baby-Pille, die die sexuelle Revolution im Zug der 1968er Bewegung begünstigte, hatte das Buch so großen Erfolg, dass es während mehr als eines Jahrzehnts mehrfach aufgelegt wurde. Von 1956 bis 1963 lehrte Bodo Manstein an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Er war Chefarzt für Geburtshilfe in der gynäkologischen Abteilung des Landeskrankenhauses Detmold und Direktor des Kreiskrankenhauses in Detmold.

In seinen späteren Sachbüchern warnte Manstein bereits in den 1950er und 1960er Jahren vor Luftverschmutzung, den Gefahren der atomaren Bedrohung und ähnlichen Themen, die erst durch die beginnende grüne und die Friedensbewegung der späten 1970er und frühen 1980er Jahre auch ins öffentliche Bewusstsein drangen.

Hinsichtlich einer von ihm als Gefahr gesehenen Überbevölkerung der Erde vertrat er die Ansicht, angesichts einer „entfesselten Technik“ seien die Maßstäbe verloren gegangen, worauf die verschiedenen „Menschenrassen“ unterschiedlich reagierten. Im Jahr 2000 würden in Europa einschließlich der Sowjetunion laut seiner Prognose nur noch 15 Prozent der Weltbevölkerung leben, wohingegen Moslems in Indien und Jugoslawien nach seinen Worten „bewusst“ ihre Vermehrung betrieben.

Von 1957 arbeitete Bodo Manstein mit Nikolaus Koch zusammen.   wikipedia  Nikolaus_Koch_(Philosoph)  1912-1991

Ähnlich wie der Wiener Kulturkritiker, Schriftsteller und Philosoph Günther Anders, der eine „Aktion Arche“ plante, riefen 1957 Nikolaus Koch und Bodo Manstein zu einer Freiwilligen-Aktion gegen die US-Atomversuche im Pazifik auf (noch bevor gewaltfreie Gruppen aus den USA ihre Vorbild gewordenen Protestaktionen mit Segelbooten starteten). Das Vorhaben wurde aufgrund intensiven Nachdenkens nicht durchgeführt und mündete in ein auf die deutsche Situation bezogenes Training für „zivile Einsätze“.

Die Ergebnisse dieses Kurses fanden ihren Niederschlag in der gemeinsamen Schrift von Manstein und Koch "Die Freiwilligen - Ausbildung zur gewaltlosen Selbsthilfe und unmilitärischen Verteidigung“ (1959). Neben der Überwindung des Militärischen ging es darin u. a. um die atomare Bewaffnung der Bundeswehr, den Luftschutz und die Wiedervereinigung Deutschlands. Kernpunkte waren eine neue Wehrhaftigkeit und Strategien für eine gewaltfreie politische Praxis von unten.

Bei dem zweitägigen Hearing Risiken der Kernenergie, das der Innenausschuss des Deutschen Bundestages 1974 in Bonn veranstaltete, vertrat Manstein hinsichtlich der Frage, ob verglichen mit der natürlichen Strahlung das, was durch die Nutzung der Kernenergie hinzukäme, unerheblich, weil geradezu lächerlich gering sei, die Position, man verfüge nicht über Vergleichsdaten und sei deshalb außerstande, die Auswirkungen einer über dem statistisch berechneten Durchschnitt der natürlichen Radioaktivität liegenden Strahlenbelastung des Menschen abzuschätzen.

Als Wissenschaftler und aufgrund eigener Eindrücke aus dem Zweiten Weltkrieg war er sich der politischen Verantwortung der Wissenschaft bewusst. Er beteiligte sich deshalb 1975 an der Gründung des BUND und wurde dessen erster Vorsitzender.

 


 

Veröffentlichungen

  • Tagebuch der Frau. Verlag Banzhaf & Berthoud, Gütersloh 1952 (Mindestens 24 Auflagen bis 1964).

  • Bodo Manstein und Nikolaus Koch: Die Freiwilligen – Ausbildung zur gewaltfreien Selbsthilfe und unmilitärischen Verteidigung. Verlag Wissen und Verantwortung, Gütersloh 1959.

  • Im Würgegriff des Fortschritts. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1961 (lt. Deutsche Bibliografie, Die Zeit Nr. 27/1962; mit 62 graphischen Darstellungen von Wolfgang Dohmen; 600 Seiten).

  • Liebe und Hunger. Die Urtriebe im Licht der Zukunft; Modelle für eine neue Welt. Kurt Desch, München 1967 (lt. Deutsche Bibliografie, Die Zeit Nr. 38/1967; 250 Seiten).

  • Dein Krankenhaus – Dein Schicksal. Ein Chefarzt zieht Bilanz. Kurt Desch, München 1967 .

  • Strahlen. Medizin und Wissenschaft im Umbruch. Ein kritisches Handbuch. S. Fischer, 1977.

  • Atomares Dilemma. (herausgegeben von Bodo Manstein). Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1977.

 

aus Dreyhaupt 2008

  

Dr. med. habil. Bodo Manstein (1911-1977) war ein engagierter Arzt und Dozent für Frauenheilkunde, Mitbegründer und erster Vorsitzender des 1975 in Marktheidenfeld gegründeten Bundes für Natur- und Umweltschutz Deutschland (BNUD), der 1976 in Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) umbenannt wurde und seit 1980 jährlich die Bodo-Manstein-Medaille für besondere Verdienste im Umweltschutz verleiht.

Er war, wie Ernst Hass, Atomgegner und Mitunterzeichner des <Gemeinsamer Aufruf von Internationalen Atomgegnern> Ostern 1962. Unter seinen Veröffentlichungen ragt das Buch <Im Würgegriff des Fortschritts> (14), das 1961 erschienen ist, heraus. Im Nachwort zu diesem Buch charakterisiert er sich und den Hauptinhalt seines über 550 Seiten starken Werkes:

"Die Idee und der Plan zu diesem Buch sind entstanden aus vielen Vorträgen und Diskussionen besonders in der Kriegs- und Nachkriegszeit. Der Verfasser kommt ursprünglich nicht aus dem Lager der Pazifisten, im Gegenteil, er war auch während des Zweiten Weltkrieges noch lange Zeit von der Richtigkeit der deutschen ‘Verteidigung’ mit Waffengewalt überzeugt. Das unmittelbare Kriegserleben an den verschiedenen Fronten war ein harter Lehrmeister. Gefangenschaft und Nachkriegszeit haben weiteres Nachdenken erzwungen. Die innere Umstellung vollzog sich trotzdem langsam, wurde aber umso fester, je deutlicher sich neben der zivilisatorischen Fehlentwicklung der Bankrott des Gewaltdenkens offenbarte."

Und in seinem Geleitwort lässt er erkennen, weshalb er sich in seinem Buch mit der Technik und – weit überwiegend – mit der Kernspaltung und ihren Gefahren für die Menschheit auseinandersetzt:

"Seit meinen Kriegserfahrungen als Arzt liegt eine Hypothek auf meinem Leben. Wer seine eigene Ohnmächtigkeit auf den Verbandsplätzen empfunden hat, wenn während der Kämpfe die Unzahl von Verwundeten nicht bewältigt werden konnte, dem bleiben die Eindrücke kreatürlicher Leiden unauslöschlich eingeprägt. Während er Einzelnen zu helfen versuchte, gingen Hunderte, Tausende andere unversorgt zugrunde. Man kann nicht umhin, Parallelen zur Jetztzeit zu ziehen, in der selbst im Frieden der Arzt ständig an der Front der Krankheit steht. Er stellt nach besten Möglichkeiten den erkrankten Einzel menschen wieder her, aber das Heer der von der Technik an Leib und Erbsubstanz geschädigten Menschen wächst.

Wenn seine Aufopferung nicht aussichtslos werden soll wie während des Massenmordens, dann wächst dem Arzt eine neue Pflicht zu. Er muss über das Einzelwesen hinaus in das Verständnis der Zusammenhänge der neuen Erkrankung eindringen und hin ein wachsen in die Rolle eines Gesundheits erziehers. Er muss den zunehmenden Missbräuchen bei der Umgestaltung der Umwelt durch technische Überspitzungen entgegentreten, wenn sein Wirken für den Einzelnen nicht sinnlos werden soll.

Das Heraustreten aus engen Fachgrenzen wird für den ärztlichen Beruf eine Notwendigkeit, da die neue Zeit mit ihren heimtückischen Angriffen auf die Organismen nicht nur bestimmte Tier- oder Menschengruppen zum Aussterben verurteilt, sondern die Existenz des Lebens schlechthin in Frage stellt. In der Verbreitung dieser Erkenntnis sehe ich eine meiner Hauptaufgaben für den Rest des Lebens, und ihr dient dieses Buch."

Dass es Bodo Manstein sehr ernst nehmen wollte mit der Verbreitung stringenter umweltrelevanter, antiatomarer und pazifistischer Ideen, können wir seinem Zitat Heinrich Heines ganz am Anfang seines Buches entnehmen, das unter dem Titel WARNUNG steht:

"Solche Bücher lässt Du drucken? Teurer Freund, Du bist verloren! Willst Du Geld und Ehre haben, musst Du Dich gehörig ducken. Nimmer hätt’ ich Dir geraten so zu sprechen zu dem Volke, so zu sprechen von den Pfaffen und von hohen Potentaten! Teurer Freund, Du bist verloren! Fürsten haben lange Arme, Pfaffen haben lange Zungen, und das Volk hat lange Ohren!"

Es erscheint mir wichtig, diesen Autor in dieser Weise in seiner Persönlichkeit vorzustellen, denn wie kein anderer hat er sich mitten im kalten Krieg mit der atomaren Rüstung und ihren menschenfeindlichen Folge­möglichkeiten im weitesten Sinne als Gegner und Pazifist auseinandergesetzt. Das war sein Thema wie der Humus das Thema von Sears und Francé-Harrar war oder die Geburtenkontrolle das Thema von Demoll und Hass.

Aber gehen wir der Reihe nach vor und befassen uns zunächst mit Mansteins Einschätzungen zur Technik und mit den dadurch bedingten Gefährdungen der natürlichen Lebensgemeinschaften, bevor wir uns der 1961 hochaktuellen Atomfrage zuwenden.

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Bodo Manstein (1961) Im Würgegriff des Fortschritts