Bjørn Lomborg

Apocalypse No!

Wie sich die menschlichen
Lebensgrundlagen wirklich entwickeln

Original: The Skeptical Environmentalist.
Cambridge University Press, New York 2001

2002 im Verlag Klampen, Lüneburg
Aus dem Engl. von Thomas Laugstien und Katrin Grünepütt

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2001

wikipedia Autor *1965 in Dänemark

DNB Person    DNB Nummer

Bing.Buch

 

detopia:

Besserwisser   L.htm 

Taxacher-2012

 

 

 

 

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DNB

 

aus wikipedia 2020

 

Bjørn Lomborg stammt aus Frederiksberg nördlich von Kopenhagen und schloss 1991 sein Studium der Politikwissenschaft an der Universität Aarhus ab. Danach trat er eine Doktorandenstelle an der Universität Kopenhagen an, an der er 1994 zum Dr. phil. promoviert wurde. Anschließend kehrte er an das Institut für Politikwissenschaft (Institut for Statskundskab) an der Universität Aarhus zurück, an der er vor allem Statistik unterrichtete. 1997 wurde er zum Lektor befördert und erreichte damit Professorenstatus.

Weltweit bekannt wurde Lomborg, als er 1998 sein Buch Verdens sande tilstand (Der Welt wahrer Zustand; 2001 auch in Englisch unter dem Titel: The Skeptical Environmentalist: Measuring the Real State of the World und 2002 in Deutsch: Apocalypse No! Wie sich die menschlichen Lebensgrundlagen wirklich entwickeln erschienen, s. u.) veröffentlichte. Darin spielen viele Komponenten neben der globalen Erwärmung eine Rolle: Überbevölkerung, Energieressourcenabbau, überproportionale Entwaldung, Verlust von Tier- und Pflanzenarten, fortschreitender Wassermangel etc. – mögliche Ursachen wie Folgen des Klimawandels. Grundlage dafür war die Beschäftigung mit Thesen Julian L. Simons und einem Wired-Interview mit demselben.[4]

Bei Gegnern der konventionellen Umweltschutzpolitik wurde Lomborg populär. So berief ihn der konservative Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen 2002 zum Direktor des neu errichteten dänischen Institut for Miljøvurdering (Institut für Umweltbeurteilung). Im April 2004 erklärte ihn das Time Magazine zu einem der „100 einflussreichsten Menschen der Welt“. Von 20.000 Lesern der Politikzeitschriften Foreign Policy und Prospect wurde er Ende 2005 auf Platz 14 der „20 wichtigsten Intellektuellen der Welt“ gewählt. 2004 ging er nach Aarhus zurück und nahm im folgenden Jahr eine Stellung an der Copenhagen Business School an.

In seinem Buch The Skeptical Environmentalist (dt. Apocalypse No! Wie sich die menschlichen Lebensgrundlagen wirklich entwickeln, 2002) griff Lomborg die Ansicht an, der allgemeine Zustand der Umwelt verschlechtere sich zunehmend. Ausgehend von statistischem Material versuchte er zu beweisen, dass der Zustand der Umwelt sich verbessert habe, und forderte daher, zum Beispiel weniger staatliche Gelder für die Klimapolitik zu verwenden. Er stieß dabei in den Medien auf große Resonanz und gerade bei Gegnern der konventionellen Umweltschutzpolitik auf Zustimmung, während das Buch von Wissenschaftlern aufgrund der Vielzahl an inhaltlichen Fehlern und falscher Schlussfolgerungen scharf kritisiert wurde.[5] Lob kam vor allem von journalistischer Seite, während das Buch von Wissenschaftlern und Umweltschutzverbänden hauptsächlich kritisch aufgenommen wurde und zum Teil auch sehr scharfe Kritik geäußert wurde.[6]

In seinem 2007 erschienenen Buch Cool It! kritisierte er die seiner Auffassung nach übertriebene Darstellung der Folgen des Klimawandels, wie er sie bei Al Gore, George Monbiot und Nicholas Stern und bei Organisationen wie dem IPCC und auch bei NGOs wie Greenpeace sieht sowie seitens verschiedener Medien und Politiker.

Primäres Ziel seiner Kritik war das Festhalten an den Zielen des Kyoto-Protokolls, da selbst dessen vollständige Umsetzung die Erwärmung nur um fünf Jahre hinauszögern würde. Der für das Kyoto-Protokoll erbrachte finanzielle Aufwand sollte nach Lomborgs Meinung effizienter in die von ihm im organisierten „Kopenhagener Konsens“ vorgeschlagenen Maßnahmen für dort aufgelistete dringlichere Probleme der Menschheit aufgewandt werden. Hierzu zählten u. a. die Bekämpfung von Krankheiten und Unterernährung und die Verbesserung von Wasserversorgung und Hygienestandards in unzureichend entwickelten Ländern.

Ebenso meinte er, dass mögliche Folgen der Erwärmung etwa durch Maßnahmen gegen Hurrikane und Überschwemmungen mit einem Bruchteil der Kosten entgegengetreten werden könnte und so mehr Nutzen brächten als die Senkung des gegenwärtigen CO2-Ausstoßes und somit wesentlich nachhaltiger wären.[7]

Für Überraschung sorgte Lomborg jedoch im August 2010, als er eingestand, dass jährlich 100 Mrd. US-$ nötig wären, um den Klimawandel zu bekämpfen.[8] Es sei Tatsache, dass es eine globale Erwärmung gebe, dass sie vom Menschen verursacht werde und dass etwas dagegen getan werden müsse.[9] Dazu schlug Lomborg die Einführung einer Steuer auf CO2-Emissionen vor. Die 100 Mrd. US-$ sollten nach Lomborgs Vorstellungen in die Erforschung klimafreundlicher Energien investiert werden wie etwa Wind-, Wellen-, Kern- und Solarenergie. Lomborg empfiehlt auch die Forschungen über das sog. Geo-Engineering auszudehnen, auch wenn er einräumt, dass das Geo-Engineering mit Risiken behaftet ist. Die Reevaluierung der Vorschläge des Copenhagen Consensus begründete Lomborg mit einer neueren Analyse von 2008, die neue Ideen zur Bekämpfung der globalen Erwärmung miteinbezogen habe.[8]

2010 veröffentlichte er das Buch Smart Solutions to Climate Change mit Vorschlägen zur Bekämpfung des Klimawandels und forderte Milliardeninvestitionen zur Erforschung von klimafreundlichen Energiequellen.[10][8] Dessen ungeachtet sieht er bei einer maßvollen Erwärmung mehr Nutzen als Schaden. Des Weiteren sei – in Anknüpfung an Julian Lincoln Simon[11] – die Zukunft der Erde keineswegs düster. Die wichtigsten Indikatoren haben sich Lomborg zufolge seit 1900 zum Positiven verändert und zur Lösung der Probleme stünden mehr Ressourcen denn je zur Verfügung.

2012 wurde dem Copenhagen Consensus Center von der neuen, sozialdemokratischen Regierung Helle Thorning-Schmidt I die staatliche Finanzierung entzogen.[12] Dessen ungeachtet wird das Projekt weitergeführt. 2012 wurde Nahrungsergänzungsstoffen die höchste Priorität gegeben.[13]

2020 begann Lomborg die COVID-19-Pandemie zu verharmlosen.

 

 

Leseberichte

zu: Apocalypse No!

 

 

 

 

Fortschritts-Litanei und Weltflucht  -- 2008 Von J. Huber, Wien bei amazon

Die Welt des Björn Lomborg, das sind die Zahlen! Mit Statistiken und Zahlen ist er bemüht, sein Weltbild zu untermauern. Er verfährt dabei streng nach dem Motto: "Was der Denker denkt, wird der Beweisführer beweisen." Was kommt, ist eine Hymne an die Technik, ein Lobpreis des Fortschritts. Die Schattenseiten der Technik, sofern diese Erwähnung finden, werden stets reflexartig und systematisch in den Hintergrund gestellt, und es wird betont, wie sehr die Vorteile überwiegen.

Der Autor spricht gerne von der "wirklichen Lage der Welt", von "Grundtatsachen" und führt dem Leser vor, wie sich mit Zahlen und Statistiken selbst die haarsträubendsten Behauptungen beweisen lassen.

Kleine Probe gefällig?

S. 93: "Wir sind häufig der Meinung, daß sich das Leben in den Entwicklungsländern verschlechtert und daß der Anteil der Armen zunimmt. Die Fakten belegen eindeutig das Gegenteil."

S. 102: "Mit unseren höheren Einkommen können wir öfter essen gehen und noch mehr Zeit einsparen [...] Zur gleichen Zeit wurden die relativen Lebenshaltungskosten immer niedriger, weil wir einerseits mehr verdienen und weil andererseits die Lebensmittelpreise seit 1957 um zwei Drittel gesunken sind."

S. 143: "Grundsätzlich sind die Wälder jedoch nicht in Gefahr. Historisch gesehen sind überhaupt nur etwa 20 Prozent des Waldes verschwunden. [...] Die Entwicklungsländer gehen mit ihren Wäldern gelegentlich gedankenlos und unverantwortlich um, aber dem ist am besten mit einem stärkeren Wirtschaftswachstum beizukommen, das die ökonomische Grundlage für langfristiges Denken schafft."

S. 164: "Wie sich gezeigt hat, bewegen wir uns eindeutig nicht auf eine Energiekrise größeren Ausmaßes zu. Es ist im Gegenteil jede Menge Energie vorhanden. Zwar verbrauchen wir immer mehr fossile Energie, aber wir finden noch weitaus mehr, als wir verbrauchen."

S. 185: "Fassen wir zusammen: Mehr als 96 Prozent der Weltbevölkerung ist zur Zeit ausreichend mit Wasser versorgt. Auf sämtlichen Kontinenten hat die Pro-Kopf-Verfügbarkeit von Wasser zugenommen"

S. 195: "Wir sehen in der Luftverschmutzung meist ein modernes Phänomen, das neuerdings immer schlimmer wird. Wie sich im folgenden zeigt, war die Luft aber in der westlichen Welt lange nicht mehr so sauber wie heute."

S. 383: "Unsere Meere sind nicht verdreckt, unsere Flüsse sind sauberer geworden und bieten mehr Lebensraum ..."

S. 384: "Und schließlich sind unsere Chemieängste und die Befürchtungen bezüglich der Auswirkungen von Pestiziden unangebracht und kontraproduktiv. Erstens würde der Verzicht auf Pestizide wahrscheinlich Ressourcen verschwenden und mehr statt weniger Krebserkrankungen verursachen."

Es gibt offenbar einen mächtigen Bedarf an dieser Schönfärberei. Verschafft der Griff nach dem dargereichten Strohhalm doch unerhörte Erleichterung: Viele Rezensionen hier geben Zeugnis davon.

Sogar auf seinem selbstgewählten Terrain, der Welt der Zahlen, mißrät dem Autor vieles, so z.B. S. 151: "Der hohe Ölpreis 1973 bis Mitte der achtziger Jahre wurde durch eine künstliche Knappheit erzeugt [...] Bis 2020 soll laut US-Energieministerium der Preis wieder sinken, von 27 auf 20 US-Dollar oder unwesentlich darüber. Diese Erwartung bewegt sich im Mittelbereich der 17 bis 30 US-Dollar, die acht weitere internationale Studien erst kürzlich prognostiziert haben. Es ist unwahrscheinlich, daß die langfristige Preisentwicklung von diesen Voraussagen in nennenswertem Maße abweichen wird, ganz einfach deshalb, weil hohe Preise zu einer Einschränkung des Verbrauchs führen. [...] Zugleich verfügen wir, wie Abbildung 66 dokumentiert, über mehr Ölreserven als je zuvor."

Der Autor hat sich durch dieses Buch grundlegend diskreditiert. Aber jene, die durch diese Art von Wirklichkeitsverleugnung und Schönrederei in Euphorie und Ekstase geraten, werden sicherlich nach dem neuen Wurf des Autors greifen: "Cool it".


 

Die "Wahrheit"...., - - - 2007 Von Aljoscha Andreas Schwarz (München)

 ... ist für einen Laien kaum nachzuvollziehen. Es sei denn, er nimmt sich sehr sehr viel Zeit und hat eine gute Ausbildung. Daher haben es Lügen - vor allem, wenn sie positive Versprechungen machen - sehr leicht.

Ein Buch über die Umweltproblematik von einem Politologen? Da könnte man schon ein wenig skeptisch werden. Aber der Autor ist ja auch ein renommierter Statistiker: sehr gut - ohne verlässliche statistische Auswertungen sind Aussagen oft nur Blabla. Das Herr Lomborg Statistiker (und zwar ein guter) ist, heißt aber eben auch, dass er sämtliche Möglichkeiten kennt, die "Richtung" einer statistischen Aussage zu manipulieren. Und diese Möglichkeiten nutzt der Autor ausgiebig.

Die "Union of concerned Scientists" hat das Buch genau unter die Lupe genommen. Kapazitäten auf den im Buch angesprochenen einzelnen Bereichen sagten unabhängig voneinander und einstimmig, dass das Buch schwerwiegende Fehler enthalte. Aber was hilfts. Die Debatte ist ja eine "quasi-religiöse".

Umweltschützer werden das Buch natürlich hassen (auch wenn sie keine qualifizierten Aussagen über Fehler machen können), Neocons lieben es selbstverständlich (auch wenn sie freilich ebenso keine Ahnung haben).

Einige Aussagen des Autors enthüllen allerdings ganz klar seine Vorstellung einer heilen Welt: Wälder kann man ruhig abholzen, Monokulturen sind unproblematisch, Arten gibt's ohnehin zuviele und man sollte nur die nützlichen bewahren.

Au weia - spätestens da müßte es zumindest jedem, der nur ein bisschen im Biologie-Unterricht der Oberstufe aufgepasst hat, auffallen, dass hier etwas ganz und gar nicht verstanden wurde. Aber mit Sicherheit wird dieses Buch die Bibel der neo"konservativen" Zyniker werden.

 


 

Mischung aus Halbwahrheiten und seltsamen Quellen  - - - 2003 Von Ein Kunde

Des Autors These: Kaum eine der Gefahren, vor der Ökologen warnen, seien real. Um diese These zu belegen greift er auf viele seltsamen Quellen und Halbwahrheiten zurück. Klimawandel mit seinen drastischen Folgen (z.B. Dürren, Überschwemmungen), Treibhauseffekt, Ozonlochzerstörung, Meeresüberfischung, Fläschenversiegelung, Artensterben etc etc etc - alles kein Problem, nach Meinung des Autors. Wortreich ignoriert oder verharmlost er diese Probleme. Beispiele gefällig ?

(S. 184) Zum Wassermangel in Entwicklungsländern: „Die Meerwasserentsalzung kostet heute nur noch 50 bis 80 US-Cents pro Kubikmeter". Mein Kommentar: Tja - immer noch um Potenzen zu teuer für die Mehrheit der Menschheit.

(S.291) Thema Artensterben: "Artenverlust in den nächsten 50 Jahren wird nur 0,7 Prozent betragen". Das wird die OECD - wahrlich kein Häufling von Ökos - aber freuen, das alle ihre Zahlen so extrem verkehrt sind ....

Immer noch Artenschutz: (Zitat:) "Solange wir aber nicht einmal die praktische Möglichkeit hätten, auch nur einen Bruchteil der uns mittlerweile bekannten Pflanzen zu analysieren, lässt sich ein generelles Argument für den Schutz sämtlicher Arten - beispielsweise der im Regenwald - daraus nicht ableiten" Motto: Da wir sie derzeit nicht alle analysieren können, können wir sie auch gleich ausrotten.

Vor lauter Kopfschütteln über solch einen unglaublichen Unsinn bekomme ich heftige Nackenschmerzen ...... So geht das im Buch weiter und weiter und weiter: Eine Mischung aus Halbwahrheiten, dubiosen Quellen und Provokationen.

 


 

Lehrstück in Lobbyismus - - - 2003 Von Stefan Thiesen (Selm, NRW)

Im Grunde reicht als Kommentar zu diesem Buch die Feststellung des dänischen Wissenschaftsrates, daß es sich bei diesem Werk NICHT um eine wissenschaftliche Publikation handelt. Jeder mag sich dann selber ausmalen, was es wirklich darstellt. Nur die wenigsten Experten werden sich von den Scheuklappen und tendenziösen Analysen Lomborgs verwirren lassen. Ärgerlich ist nur, daß die allgemeine Öffentlichkeit durch Lobbywerke aller couleur verwirrt wird, und deshalb nicht mehr weiß, was Fakten und was lediglich die Mythen der Interessengruppen sind.

Eine Analyse des Buches durchgeführt durch eine Gruppe der besten Fachwissenschaftler der Welt im Auftrag der Union of Concerned Scientists hat eine Unzahl an drastischen Fehlern und Fehldarstellungen aufgezeigt.

Lomborg selber sagte, er sei KEIN Umweltexperte. Das immerhin kann ich vollends bestätigen.


 

Tue Schlechtes und lache darüber...,   - - - 2002 Von Ein Kunde

... wäre die (hier wohl zutreffende) Umkehrung der Prämisse einer langsam aufwachenden Industrie, welche in den letzten Dekaden bemerkte, dass man die Welt nicht unbegrenzt ausbeuten kann: "Tue Gutes und rede darüber".

Lomborgs Halbwahrheiten und Verzerrungen haben praktisch die gesamte Scientific Community (nicht nur Dänemarks) mobilisiert, die seinem pseudo-wissenschaftlichen Machwerk eine fundierte Replik gegenüberstellt.

 

 

 

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