Prof. Christopher Lasch

Die blinde Elite

Macht ohne Verantwortung

 

The revolt of the elites and the betrayal of democracy

Die Revolte der Eliten und der Verrat an der Demokratie

 

 

 

1994 bei W.-W.-Norton-New-York

1995 bei Hoffmann und Campe, 300 Seiten

Christopher Lasch (1994) Die blinde Elite - Macht ohne Verantwortung

1994   300 Seiten

wikipedia Autor *1932 in
Nebraska bis 1994 (61)

DNB.Autor (16)  DNB person

DNB nummer (11)

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Sterbejahr 

C.W.Mills.1956 

Theo.Roszak.2003

 

 

 

 

 

 

Geborgenheit

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Ein Lesebericht zur blinden Elite

Von  Dr. M.

2017   bei amazon

NR. 1  HALL OF FAME und TOP-50-REZENSENT

Angeblich gehört dieses Buch aus dem Jahr 1995 zur Lieblingslektüre des Trump-Strategen Steve Bannon. Davon konnte sein Autor, ein von allen Seiten anerkannter amerikanischer Historiker, nichts ahnen, denn er verstarb noch vor Erscheinen seines letzten Werkes.

In der amerikanischen Originalausgabe lautet sein Titel etwas anders, nämlich "The Revolt oft the Elites and the Betrayal of Democracy". Damit bezieht sich Lasch indirekt auf Ortega und dessen 1929 erschienenes Buch "Der Aufstand der Massen".  wikipedia  Der_Aufstand_der_Massen 

Inzwischen, so Lasch, kann man einen Aufstand der Massen nicht mehr erwarten. Dafür würden nun die Eliten die Gesellschaft mehr oder weniger radikal verändern. Insbesondere sei die Demokratie in Gefahr.

Obwohl sich dieses Buch fast ausschließlich auf die US-Gesellschaft fokussiert und sehr oft die Geschichte des Landes und die verschiedensten US-Autoren reflektiert, bleibt es zumindest am Anfang prophetisch auch für Europa, wo sich zur Zeit seines Erscheinens die Lage noch nicht so deutlich und klar herauskristallisiert hatte, wie das in den USA bereits der Fall war.

Nachdem Lasch die katastrophalen Probleme der US-Gesellschaft zu dieser Zeit aufgezählt hat (die sich erstaunlicherweise bis heute erhalten haben), schreibt er:

"Niemand hat eine einleuchtende Lösung für diese hartnäckigen Probleme, und in politischen Debatten – oder vielmehr was heute als solche durchgeht – werden sie in aller Regel nicht einmal angesprochen. Über Randprobleme werden heftige ideologische Kämpfe ausgefochten.

Die Eliten, die die Probleme definieren, haben den Kontakt mit der Bevölkerung verloren. Der irreale, artifizielle Charakter unserer Politik reflektiert die Isolation dieser Kaste vom gewöhnlichen Leben; damit geht offenbar eine geheime Überzeugung einher, daß die realen Probleme unlösbar seien."

Nach über 20 Jahren treffen diese Aussagen nicht nur immer noch auf die USA zu, sondern nun wohl auch auf Deutschland. Lasch schreibt weiter:

"Jene, die sich um Mitgliedschaft in der neuen Geistesaristokratie bemühen, … pflegen Verbindungen mit dem internationalen Markt des schnellen Geldes, des Star-Ruhms, der Mode und der populären Kultur. Es ist die Frage, ob sie sich überhaupt als Amerikaner definieren.“

Diese Leute, so Lasch, wissen, dass „ein mobiler Lebensstil der Preis für das Vorankommen ist". Und: "Die neuen Eliten befinden sich im Aufstand gegen … das konservative amerikanische Kleinbürgertum, wie sie es sich vorstellen: technologisch rückständig, politisch reaktionär, repressiv in seiner Sexualmoral, durchschnittlich in seinem Geschmack, blasiert und selbstzufrieden, schäbig und langweilig."

Was Lasch als die neue Elite bezeichnet, rekrutiert sich vor allem ab der oberen Mittelschicht. Man würde untereinander heiraten, um so den eigenen finanziellen Status zu verbessern. Die zunehmende Isoliertheit der Eliten würde unter anderem bedeuten, dass politische Ideologien immer weniger Verbindung zu den Interessen der gewöhnlichen Leute hätten. Sie würden nicht in der Realität, sondern in einer Simulation derselben leben.

 

Diese ausgewählten Zitate unterstreichen eine gewisse Aktualität dieses Buches auch für die gegenwärtigen deutschen Verhältnisse. Dabei täuschen sie allerdings darüber hinweg, dass dieses Buch keineswegs leicht lesbar ist. Vor allem sollte man sich darüber im Klaren sein, dass der Text sich mit den Verhältnisse in den USA befasst und eine gewisse Kenntnis der Kulturgeschichte des Landes voraussetzt, die sich erheblich von der Europas unterscheidet.

Lasch geht es darum, dass die Demokratie, so wie er sie versteht, in Gefahr ist. Dabei stellt er die Abgehobenheit der modernen US-Eliten in einen starken Kontrast zu den Gepflogenheiten früherer Oberschichten, die sich um die Entwicklung ihrer Heimat, insbesondere im Lokalen, verdient gemacht hätten.

Im zweiten Teil ("Der Untergang des demokratischen Diskurses") beklagt der Autor den Niedergang der staatsbürgerlichen Tugenden und den Verlust des Gesprächs unter Bürgern.

 

So recht Lasch bei vielem sicher hat, so kann man allerdings auch den Eindruck einer gewissen Nostalgie gewinnen, die die Vergangenheit zu rosa malt und als einen gewissen Idealzustand definiert. Vielleicht gehört es ja zu den amerikanischen Traditionen, sich im partiellen Gedächtnisschwund beim Thema Demokratie zu üben, wenn es um Rassentrennung und alle damit verbundenen undemokratischen Verirrungen geht.

Stellenweise liest sich das Buch auch wie eine Sammlung von Rezensionen verschiedener sozialphilosophischer Bücher von US-Autoren, die man in Europa nicht unbedingt kennt.

Andererseits kann man aus den Kapiteln am Anfang besser verstehen, wieso die westeuropäischen Eliten auf dem besten Wege sind, die Traditionen und Geschichte ihrer jeweiligen Länder zu verraten. Für sie, so erklärt Lasch, sind Nationen und Traditionen unbedeutende Werte, die sie bei ihrem ausgelebten Weltbürgertum stören, in ihren Augen nicht mehr in die Zeit passen und deshalb negativ belegt und abgestoßen werden sollten.

Insofern ist dieses über 20 Jahre altes Buch durchaus sehr lehrreich, weil es die Ideologien der modernen, von ihrer Herkunft losgelöst sein wollenden Eliten beschreibt und erklärt.

 

 



 

 

Zum Autor aus wikipedia-2019

 

Christopher Lasch war ein bekannter amerikanischer Historiker und Sozialkritiker.

Lasch studierte an der Harvard University und der Columbia University.

Er war 1957 bis 1967 Mitglied der Historischen Fakultät am Williams College

1960 bis 1961 an der Roosevelt University in Chicago

1961 bis 1966 an der University of Iowa und

1966 bis 1970 an der Northwestern University.

1970 bis 1994 Professor für Geschichte an der University of Rochester

und er war Fakultätsvorsteher 1985 bis 1994.

 

Artikel:

 

Bücher

  • The New Radicalism in America, 1965

  • The Agony of the American Left, 1969

  • Heaven in a Heartless World, 1977Geborgenheit. Die Bedrohung der Familie in der modernen Welt. Steinhausen, München 1981; dtv 1987

  • The Culture of Narcissism, 1979 - Das Zeitalter des Narzißmus. Steinhausen, 1980; Hoffmann und Campe 1995

  • The Minimal Self, 1985

  • The True and Only Heaven, 1991

  • The Revolt of the Elites and the Betrayal of Democracy, 1994 Die blinde Elite. Macht ohne Verantwortung.

 

 

 

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Christopher Lasch (1994) Die blinde Elite - Macht ohne Verantwortung - The revolt of the elites and the betrayal of democracy