Kowalczuk, Sello und 24 Autoren

Für ein freies Land
mit freien Menschen 

Opposition und Widerstand
 in (73) Biographien und (400) Fotos

Im Auftrag der Robert-Havemann-Gesellschaft  
und in Verbindung mit der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
und in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung 
Bezug:  
havemann-gesellschaft.de/publ.htm  
 

2006: Für ein freies Land mit freien Menschen - Opposition und Widerstand in 73 Biographien und 400 Fotos --  Von Ilko-Sascha Kowalczuk und Tom Sello  -

2006   

387 (404) Seiten

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Werner Theuer

Widmung

Die Robert-Havemann-Gesellschaft und die Herausgeber widmen das Buch ihrem Mitarbeiter und Freund Werner Theuer  (17. November 1949 bis 14. September 2005).

Werner Theuer, den alle Welt nur als E.T.A. kannte, gehörte zu den Urgesteinen der alternativen und oppositionellen Szene in Ost-Berlin. Bis zu seiner Ausreise nach West-Berlin 1984 zählte er, man kann das so schreiben, ohne zu übertreiben, zu jener Ostberliner Prominenz „im Untergrund", die es offiziell eigentlich gar nicht gab und gar nicht geben durfte. Das Ministerium für Staatssicherheit hat dies freilich sehr wohl erkannt und Werner Theuer entsprechend verfolgt. 

Er war politischer Opponent und künstlerisch kreativer Avantgardist zugleich, eine Kombination, die selten war. Werner Theuer schrieb eigene Theaterstücke, inszenierte im unabhängigen Theater ohne feste Bühne auch Stücke anderer Autoren und trat in allen Aufführungen selbst als Darsteller in Erscheinung. Woher und vor allem von wem E.T.A.s Spitzname stammt, ist in der Meinungslandschaft umstritten. Ganz sicher aber, das hat er selbst erzählt, rührt sie von seiner Verehrung für den großen Schriftsteller E.T.A. Hoffmann.

Wir haben mit Werner einen liebenswürdigen und freundlichen Menschen verloren, dessen Aufrichtigkeit, Mut und kreativer Starrsinn, dessen Unbeugsamkeit und Nachsicht uns für immer fehlen werden. In der Robert-Havemann-Gesellschaft hat sich Werner Theuer seit 1993 mit dem Nachlaß von Robert Havemann, den er persönlich kannte, beschäftigt. In Vorträgen und Publikationen hat er das Erbe Havemanns bewahrt und für künftige Generationen aufbereitet. 

Werner Theuer hat noch zwei Publikationen abschließen können, die in den kommenden Monaten erscheinen werden. Er hat ein Findbuch zum Nachlaß Robert Havemanns erarbeitet und in jahrelanger, mühevoller wie gewissenhafter Arbeit eine Bibliographie der weitverstreuten Schriften des Naturwissenschaftlers, Philosophen und Dissidenten aus Grünheide zusammengetragen. In beiden Veröffentlichungen wird auch der Geist von Werner Theuer weiterleben.

Wenn wir dieses Buch unserem Freund und Kollegen widmen, so ehren wir einen Menschen, der als politisch handelnder Akteur wie als Dokumentarist, Archivar und Historiker Inhalt und Anliegen dieses Bandes förmlich in seiner eigenen Person eindrucksvoll gelebt hat.

Berlin, den 22. September 2005 

 

Inhalt

Vorwort von Sello und Kowalczuk  (9)

Einleitung:  Von der Diktaturerrichtung bis zur Diktaturüberwindung  (11-24) 

Widerstand in der SBZ  (25)   Einführung
Hermann Louis Brill (30)  Hermann Kreutzer (34)  Alfred Schmidt  (37)  Manfred Klein (41)  Wolfgang Natonek(44)  Arno Esch  (47)

17. Juni 1953 — Volksaufstand in der DDR  (50)  Einführung
57 Wilhelm Grothaus   62 Werner Herbig   66 Werner Mangelsdorf   72 Friedrich Schorn   77 Paul Othma  81 Stefan Weingärtner  84 Walter Scheler  89 Siegfried Berger

Antikommunistischer Widerstand  (93)   Einführung
100 Gerhard Benkowitz   103 Hermann Joseph Flade   106 Achim Beyer   109 Walter Linse   112 Elisabeth Graul   115 Thomas Ammer   119 Michael Gartenschläger

Sozialistische Opposition gegen die kommunistische Diktatur  (122)  Einführung
130 Heinz Brandt   133 Wolfgang Harich   136 Robert Havemann   140 Rudolf Bahro   143 Thomas Klein  147 Vera Lengsfeld (Wollenberger)

Das Wort als Waffe. Schriftsteller gegen die Diktatur   (151)  Einführung
162 Erich Loest  165 Wolf Biermann  169 Ulrich Schacht  172 Siegmar Faust  175 Jürgen Fuchs  178 Ekkehard Maaß  181 Freya Klier

Christen, Schutzdächer und der Geist des Protestantismus   (185)   Einführung
193 Oskar Brüsewitz   196 Walter Schilling   200 Thomas Auerbach  
204 Günter Särchen  208 Christoph Wonneberger   
212 Rainer Eppelmann   216 Heiko Lietz   221 Edelbert Richter   224 Markus Meckel   228 Stephan Bickhardt   233 Christian Dietrich  

Wehrdienstverweigerung, Bausoldaten und unabhängige Friedensbewegung  (236)   Einführung
246 Bernd Eisenfeld   249 Thomas Kretschmer  252 Hansjörg Weigel   256 Hans-Jochen Tschiche   260 Katrin Eigenfeld  264 Wolfram Hasch  267 Johanna Kalex

Unabhängige Umweltbewegung   (272)   Einführung
276 Wolfgang Rüddenklau   280 Carlo Jordan   284 Andreas Schönfelder   287 Michael Beleites  

Das Menschenrecht auf  die Gewährung der Menschenrechte   (290)  Einführung
297 Gerd Poppe   302 Reinhard Schult  306 Bärbel Bohley   310 Ulrike Poppe  314 Ludwig Mehlhorn  
(318) Martin Böttger  (321) Roland Jahn   325 Wolfgang Templin   329 Rainer Müller  333 Ralf Hirsch  336 Irena Kukutz 

Die Revolution von 1989  (340)   Einführung
361 Marianne Birthler  366 Konrad Weiß  371 Martin Gutzeit   376 Gabriele Stötzer  380 Aram Radomski   384 Evelyn Zupke

Personenregister  (388)    Autoren und Herausgeber  (399)    Bildnachweis  (402) 


Vorwort von Sello und Kowalczuk

9-10

Vor einigen Jahren entstand im polnischen Zentrum "Karta", einer unabhängigen Institution, die sich mit Zeitgeschichte beschäftigt und aus der polnischen Opposition hervorging, die Idee, ein Oppositions­handbuch für den gesamten früheren Ostblock zu erarbeiten. 

Zur Mitarbeit wurden Initiativen aus über 20 Staaten eingeladen. Das ambitionierte Projekt sollte neben einem länderspezifischen Überblicksartikel vor allem Biogramme von ausgewählten Oppositionellen enthalten. Die einzelnen Staaten sollten mit unterschiedlicher Gewichtung vertreten sein, die sowohl die historische Bedeutung von Opposition und Widerstand als auch den jeweiligen Forschungsstand spiegeln sollte. 

Aufgrund der Größe des Projekts kam es immer wieder zu Verzögerungen, so daß die ursprüngliche Idee bisher nicht verwirklicht werden konnte. Die Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur setzt sich jedoch weiterhin für die Realisierung des Projektes ein und plant für das Jahr 2006 die Herausgabe einer polnischen Ausgabe. Da die deutschen Beiträge schon seit Jahren vorlagen und die Erarbeitung mit Mitteln der Stiftung Aufarbeitung gefördert worden war, entstand in der Robert-Havemann-Gesellschaft, dem Ansprechpartner für "Karta", die Idee, die vorliegenden deutschen Beiträge um weitere Biographien zu ergänzen, alle Biogramme thematischen Blöcken zuzuordnen und jedem Block eine Einführung voranzustellen. Daß dabei manches Biogramm in seiner Zuordnung nicht eindeutig ist und auch in andere Kapitel hätte eingefügt werden können, sei am Rande vermerkt.

Zur Projektidee gehörte weiterhin, die so entstandene Geschichte von Opposition und Widerstand in der SBZ/DDR mit Fotos anzureichern. Jeder biographischen Skizze sind ein Porträtfoto sowie drei weitere Fotos beigefügt worden, wobei viele Fotos nochmals neue Geschichten erzählen, die in den zum Teil längeren Bildunterschriften sichtbar werden. Auch den unterschiedlich langen Einführungstexten sind jeweils Fotos hinzugefügt worden.

Es ist darauf hinzuweisen, daß natürlich auch dieses Buch nur einen Teil der gesamten Widerstands- und Oppositionsgeschichte darstellen kann. Nicht alle Ereignisse und Personen konnten gewürdigt werden. Die Auswahl soll einen repräsentativen Querschnitt bieten, der Mut zur Lücke abverlangte.

Die Auswahl der Fotos gestaltete sich für die einzelnen Personen und historischen Orte ganz unterschiedlich. In manchen Fällen mußten wir aus einer Fülle von Bildern die besten aussuchen, in anderen Fällen standen uns nur ganz wenige zur Verfügung. Bei der Auswahl war es uns wichtig, nicht nur die porträtierte Person darzustellen, sondern auch den historischen Hintergrund und das oppositionelle Umfeld mit abzubilden.

Die Fotoauswahl ist von allen Herausgebern gemeinsam übernommen worden, die Bildunterschriften haben vor allem Olaf Weißbach und die beiden Unterzeichner zu verantworten. Das ist deshalb zu betonen, weil eventuelle Irrtümer allein den Herausgebern und nicht den jeweiligen Autoren der Biogramme anzulasten wären.


Zur besseren Handhabung des Bandes haben wir ein Personenregister erstellt. Zugleich verzichteten wir auf eine zumeist übliche Bibliographie. Eine knappe Auswahlbibliographie hätte mehr als die ohnehin bekannten und leicht zugänglichen Titel kaum aufführen können. Eine von uns ursprünglich geplante Gesamtbibliographie, die die relevanten Titel für die jeweiligen Kapitel und zu jeder einzelnen Person umfassen sollte, hätte allein einen Umfang von etwa vierzig Druckseiten angenommen.

Dieser Band ist ein Produkt vieler fleißiger Hände und Köpfe. Der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur danken wir für die großzügige Förderung des Projektes, die auch den notwendigen Druckkostenzuschuß beisteuerte. Stefan Wolle haben wir dafür zu danken, daß er in einem frühen Projektstadium Teile des Manuskripts gelesen und mit uns konzeptionelle Fragen diskutiert hat. Den Autoren danken wir für ihre termingerechte Lieferung, vor allem jenen, die in der zweiten Erarbeitungsphase gewissermaßen auf Zuruf einsprangen und Biogramme erarbeiteten. 

Ebenso danken wir jenen, die uns eine Nachdruckerlaubnis bewilligten. Ganz besonders gilt unser Dank allen lebenden Porträtierten: Sie haben nicht nur den Autoren für Interviews und Hintergrundgespräche zur Verfügung gestanden, sondern es auch übernommen, die Manuskripte auf eventuelle sachliche Fehler hin zu überprüfen. Auch wenn die Texte nicht als autorisiert gelten können, so sind aber die darin enthaltenen Fakten alle von den biographisch vorgestellten Personen bestätigt bzw. korrigiert worden.

Ganz besonders bedanken wir uns bei all jenen Personen und Institutionen, die uns Fotos zur Verfügung gestellt haben. Auch wenn der Fundus in der Robert-Havemann-Gesellschaft selbst mittlerweile Zehntausende Fotos umfaßt, so gibt es doch noch immer erhebliche Lücken, die wohl erst im Laufe der nächsten Jahre allmählich gefüllt werden können. Insofern war die Unterstützung durch Einzelpersonen und andere Institutionen ganz besonders wertvoll und wichtig für uns.

Schließlich ist allen zu danken, die in gewohnter Weise in der Robert-Havemann-Gesellschaft und deren Umfeld zum Gelingen des Projektes beitrugen. Wir würden uns freuen, wenn dieses Buch mit seinen über 400 Fotos und Abbildungen die Beschäftigung mit Opposition und Widerstand, mit Freiheit und Diktatur, mit Selbstbehauptung und Anpassung beleben könnte und zugleich als Beweis dienen kann, daß eine Beschäftigung mit diesen Themen anschaulich sein und Spaß machen kann.

10

ILKO-SASCHA KOWALCZUK  UND TOM SELLO, DEZEMBER 2005

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