Konrad  Stettbacher

Wenn Leiden einen Sinn haben soll

Die heilende Begegnung
mit der eigenen Geschichte

 

1990 by Hoffmann und Campe Verlag
1993 by Hoffmann und Campe TB
ISBN  3-455-10304-9 

J. Konrad Stettbacher :  Wenn Leiden einen Sinn haben soll    (1990)   Die heilende Begegnung mit der eigenen Geschichte    - 

1990  150 Seiten 

DNB

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Inhalt 

Einleitung  (15)  

 

Informationen
für Hilfesuchende 
(144)

(1)  Was ist <seelisch krank>?  (19)  Erinnerungen (33)  Krankheit überträgt sich (35)  Primär gesund - verletzt - leidend (42)  Primäre Schwäche (43)  Schema Regelkreis (44)  Auflösung spezifischer Leidensbilder (46)  Die (Selbst)Verdammung (49)  Was in der Furcht schlummert (51) 

(2)  Die Therapie  (53)  Der Therapeut (55)  Voraussetzungen für die Therapie (56)  Das Vorstellungsgespräch (57)  Die Therapiearbeit  (58)  Anweisungen für die Basistherapie (59)  Der Therapieraum (62)  "Lebenspläne" (63) 

(3)  Anwalt des Kindes  (74)  Die vier Schritte (79)  Tabelle der vier Schritte (82)  Bemerkungen zum dritten Therapieschritt (83)   Beginn einer Veränderung (83)  Zur Beachtung (91)  Schriftliche Therapie (93)  Die Gruppentherapie (102)  In der Gruppe (104)  Ein Patient schreibt (109)  Der Therapeut schreibt (112) 

(4)  Wie du geboren wurdest  (115) 

(5)  Bedürfnisse und Perversionen  (128)  Kriminalität (136)  Lebensfeindlichkeit (139)  Die "Wächter des Lebens" (142)

 

 


(d-2004:) 

Inwieweit nun aber eine Primär-Selbsthilfe 'funktioniert', also so ganz alleine, auch ohne Freunde, oder gar eine wirkliche Selbst-Therapie - das kann ich nicht wissen. Falls man nicht sehr abseits wohnt, sollten sich zumindestens Vertraute finden lassen, die ab und zu mal reingucken und nach dem rechten sehen.

(d-2014:)

Mir sind die kritikwürdigen Vorgänge um den Autor bekannt. Ich bin - auch bei ähnlichen Fällen, etwa bei Kurt Demmler - der Meinung, dass Werk und Leben getrennt gehören, erstmal. Sonst könnte uns was Gutes entgehen. Das Werk ist also nicht - so meine Meinung - automatisch wertlos, wenn man moralisch am Produzenten etwas auszusetzen hat.

Und ich wiederhole meine "Primär-Meinung": Primärtherapie - gleich ob nach Janov, nach Hollweg, nach Stettbacher, usw. - kann IN DER PRAXIS die Heilungs- und Glückserwartungen NICHT einlösen.

     

Einleitung  von  J. K.  Stettbacher

Wenn Leiden einen Sinn haben soll, dann sehe ich ihn nur darin, das Leid aufzulösen.
Das bedeutet für mich, die Gründe für das Leid zu suchen und festzustellen, 
um in Zukunft das Leiden verhindern zu können.

 

15-18

Ein Mensch, der einmal erfahren durfte, wie wertvoll beschützendes, verstehendes, schöpferisches Tun sein kann und wie lustvoll friedliches, erkennendes Zusammenleben ist, wird dieses Leben erhalten wollen und seine Kräfte dafür einsetzen. Offensichtlich sind wir noch nicht soweit. Die zerstörerischen Aktivitäten bedrohen uns und alle anderen Bewohner unseres Planeten. 

Unbestreitbar ist der Mensch zur Zeit das Lebewesen mit der größten Macht auf Erden. Diese Position hat er sich durch sein Lernvermögen, seine Vermehrung und durch seine Fähigkeit zur Gruppenbildung verschafft. Es ist aber auch der Mensch, der durch sein Verhalten, durch den Umgang mit den anderen Lebewesen und Dingen, das Leben auf dem Planeten Erde am meisten gefährdet. Diese Tatsache sollte uns dazu anregen, unseren Umgang mit Mensch und Natur zu überdenken und zu verändern.

Das Fehlverhalten von uns Menschen muß Gründe haben, die zu erkennen und zu korrigieren sind.

Der einzelne Mensch entscheidet über sein Handeln und muß sich als Erwachsener dafür verantworten und die Folgen tragen. Wenn er nicht zu Mißhandlungen verleitet wurde, wird er sinnvoll handeln.

Warum haben wir so große Mühe, sinnvoll zu leben? Alle Grundlagen dazu sind ja vorhanden. Jeder einzelne kann nicht mehr als seine natürlichen Bedürfnisse befriedigen. Diese sind nicht unersättlich, solange sie natürlich sind, d.h. solange die primären Bedürfnisse nicht zu Perversionen gemacht wurden.

Ist es das "Schicksal" gewisser Lebensarten, ihre Grenzen an der Vielzahl zu finden, um daran zu scheitern und unterzugehen? Müssen wir uns vermehren, bis das Ungleichgewicht in der Natur, das Versiegen der Nahrungsquellen oder der Verdruß über uns selbst die Vernichtung des Menschen erzwingt? Oder ist es die aggressive Art des Menschen, seine Tendenz zur Zerstörung — die in dem Maße zunimmt, wie seine Unlust durch sinkende Lebensqualität wächst —, die zu seiner Vernichtung führt? Ist es ein Erbe aus der Vergangenheit, das uns zwingt, Lästiges, Störendes auszumerzen, und wenn es sogar die eigene Art ist? Das alles sind mögliche sekundäre Erscheinungen. 

Die Not des Menschen gründet aber in seinem unvollständigen, fehlenden oder gestörten Bewußtsein. Jeder sollte sich bewußt sein, daß er von seinesgleichen und von der Umwelt abhängig ist und daß die Umwelt sein Tun beantwortet. Sobald die Fähigkeit des Menschen, furchtlos zu fühlen und zu verstehen, nicht mehr gewährleistet ist, ist er in Gefahr. Es ist die Furcht vor den Menschen und vor der Umwelt, die uns hindert, klare, lebens­freund­liche Entscheidungen zu treffen und konstruktiv zu handeln. Die unbewußte Furcht des einzelnen Menschen, er selber als Lebewesen sei ungenügend, böse, schlecht, ungeeignet, unwert: Das ist die Wurzel negativer Kompensationen und Entwicklungen. Ein in seiner primären Wesensart bestätigter Mensch hat Freude am Leben und ist nicht zerstörerisch.

Die Furcht, wie sie im Gewand der Mythen und Sagen aus der Kindheit der Menschheit erscheint, den verbildlichten verschiedenen Erklärungs­versuchen seiner ungeklärten Schwierigkeiten, müßte eigentlich gebannt sein. Wir kennen unsere Stammes­geschichte, wir wissen um unsere Entwicklung und können uns die Entstehung des Alls und der Lebewesen erklären. Aber solange Eltern ihren Kindern immer noch Angst verursachende Geschichten erzählen, um ihnen Verantwortung aufzuladen, und damit die Wahrheit entstellen, ist diese Quelle der Furcht nicht gebannt.

Die unbewußte Furcht als Frucht vieler Ängste und Schmerzen aus der Kindheit des Menschen, gepaart mit Schuldgefühlen, verursacht Bewußtseinsüberlastung. Daraus entstehen viele Formen von Fehlhaltungen, die Kommunikation und Leistung beeinflussen, das Wohlbefinden mindern und Leiden verursachen.

Furcht entsteht aus primären Überlastungen, die Konsequenzen der Furcht verursachen immer Leiden. Nicht nur der Leidende selbst leidet darunter, die Folgen des Leidens sind auch ökonomische und nicht zuletzt ökologische Probleme. Mit dem Leidenden, der durch das Leiden verängstigt, verwirrt und dadurch in seinen Fähigkeiten eingeschränkt ist, Realitäten in kluger Voraussicht zu erkennen, wird auch die bewohnte Welt krank und kränker. Die Fehlbeurteilungen und Fehlentscheidungen führen zu Fehl­handlungen, dies wiederum zu unbewußten Schuldgefühlen, welche die Voraussetzung zu Fehlbeurteilungen bilden. Das ist ein Teufelskreis, der durch seelisches Leiden verursacht worden ist.

Um "seelisches Leiden" in Zukunft vermeiden zu können, müssen wir erst einmal wissen, was seelisches Leiden ist und wie es entsteht. Leiden, der Abgesang von Not und Schmerz, das Lied unserer Ängste und Verzweiflungen, ist Ausdruck von Kranksein, schwach, gebeugt, gekrümmt und hinfällig, in großer Not, vor dem Ende. Seelisches Kranksein scheint die Ursache allen Leidens zu sein, darum drängt sich die Frage auf: Wie entsteht seelische Krankheit, was ist "seelisch krank"?

18

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