Italien und der Faschismus

 

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detopia-2023:

Es tut weh, sich im Jahr 2023 mit etwas zu beschäftigen, dass kaum hundert Jahre her ist; das ist eine so kurze Zeit.... (in der soviel Natur kaputtging, so dass es die hundertfache Zeit braucht, um sie wieder aufzubauen).
Ich will auf folgendes hinaus:

 "Der Psychoanalytiker und Philosoph Erich Fromm widmet dem ersten und zweiten futuristischen Manifest einen Teil seines Buches <Anatomie der menschlichen Destruktivität>. Fromm sieht das erste Manifest als frühestes Zeugnis der Nekrophilie, die er als eine der Quellen der menschlichen Destruktivität ausmacht. Er begründet dies mit der Verehrung toter Dinge wie schneller Maschinen und der Verherrlichung des Gigantischen. Darüber hinaus sieht er die grundlegenden Ideale des Manifests in den Zielen des Dritten Reichs verwirklicht."  (aus wikipedia-2023-Marinetti)

 

wikipedia  Futurismus      wikipedia  F. Marinetti  (1876-1944)

Erstes Futuristische Manifest 

1909 - Gründungsmanifest 

Von Filippo Marinetti

Am 20.2.1909 publizierte der junge italienische Jurist Filippo Marinetti in der französischen Zeitung <Le Figaro> sein <Futuristisches Manifest> und begründete damit die futuristische Bewegung.

 

  1. Wir wollen die Liebe zur Gefahr besingen, die Vertrautheit mit Energie und Verwegenheit.

  2. Mut, Kühnheit und Auflehnung werden die Wesenselemente unserer Dichtung sein.

  3. Bis heute hat die Literatur die gedankenschwere Unbeweglichkeit, die Ekstase und den Schlaf gepriesen. Wir wollen preisen die angriffslustige Bewegung, die fiebrige Schlaflosigkeit, den Laufschritt, den Salto mortale, die Ohrfeige und den Faustschlag.

  4. Wir erklären, daß sich die Herrlichkeit der Welt um eine neue Schönheit bereichert hat: die Schönheit der Geschwindigkeit. Ein Rennwagen, dessen Karosserie große Rohre schmücken, die Schlangen mit explosivem Atem gleichen … ein aufheulendes Auto, das auf Kartätschen zu laufen scheint, ist schöner als die Nike von Samothrake.

  5. Wir wollen den Mann besingen, der das Steuer hält, dessen Idealachse die Erde durchquert, die selbst auf ihrer Bahn dahinjagt.

  6. Der Dichter muß sich glühend, glanzvoll und freigebig verschwenden, um die leidenschaftliche Inbrunst der Urelemente zu vermehren.

  7. Schönheit gibt es nur noch im Kampf. Ein Werk ohne aggressiven Charakter kann kein Meisterwerk sein. Die Dichtung muß aufgefasst werden als ein heftiger Angriff auf die unbekannten Kräfte, um sie zu zwingen, sich vor den Menschen zu beugen.

  8. Wir stehen auf dem äußersten Vorgebirge der Jahrhunderte! … Warum sollten wir zurückblicken, wenn wir die geheimnisvollen Tore des Unmöglichen aufbrechen wollen? Zeit und Raum sind gestern gestorben. Wir leben bereits im Absoluten, denn wir haben schon die ewige, allgegenwärtige Geschwindigkeit erschaffen.

  9. Wir wollen den Krieg verherrlichen – diese einzige Hygiene der Welt – den Militarismus, den Patriotismus, die Vernichtungstat der Anarchisten, die schönen Ideen, für die man stirbt, und die Verachtung des Weibes.

  10. Wir wollen die Museen, die Bibliotheken und die Akademien jeder Art zerstören und gegen den Moralismus, den Feminismus und jede Feigheit kämpfen, die auf Zweckmäßigkeit und Eigennutz beruht.

  11. Wir werden die großen Menschenmengen besingen, welche die Arbeit, das Vergnügen oder der Aufruhr erregt; besingen werden wir die vielfarbige, vielstimmige Flut der Revolution in den modernen Hauptstädten; besingen werden wir die nächtliche, vibrierende Glut der Arsenale und Werften, die von grellen elektrischen Monden erleuchtet werden; die gefräßigen Bahnhöfe, die rauchende Schlangen verzehren; die Fabriken, die mit ihren sich hochwindenden Rauchfäden an den Wolken hängen; die Brücken, die wie gigantische Athleten Flüsse überspannen, die in der Sonne wie Messer aufblitzen; die abenteuersuchenden Dampfer, die den Horizont wittern; die breitbrüstigen Lokomotiven, die auf den Schienen wie riesige, mit Rohren gezäumte Stahlrosse einherstampfen und den gleitenden Flug der Flugzeuge, deren Propeller wie eine Fahne im Winde knattert und Beifall zu klatschen scheint wie eine begeisterte Menge …

Marinetti   1924

Benito Mussolini

wikipedia  Benito_Mussolini  (1883-1945)

"Das erste Treffen von Marinetti und Mussolini fand im Jahr 1914 statt, als der Kriegseintritt Italiens vor allem in der Linken heftig diskutiert wurde. Als militante Interventionisten hielten sie Veranstaltungen ab, die Marinetti organisierte und Mussolini als Hauptredner aufwiesen. Beide waren damals eng miteinander verbunden und Marinetti ging zweimal (1915 und 1919) wegen des Vorwurfs der Wahlfälschung in Untersuchungshaft, wobei dieser Vorwurf sich auch auf Mussolini erstreckte."


1922 wird Benito Mussolini in einem Italien, das stark geprägt ist von Unsicherheit, Orientierungs­losigkeit und Analphabetismus, vom König zum Ministerpräsidenten ernannt.

Dem Volk verspricht Mussolini eine neue Gesellschaft, eine bessere, in der auch die einfachen Leute Wohnraum, Arbeit und Wohlstand haben sollen. Ein neues Italien mit einer neuen Identität, modern und großartig.

Zur Durchsetzung seiner Ziele bemächtigt sich Mussolini auch sämtlicher Gebiete des kulturellen Lebens. Avantgardistische Künstler, Grafiker, Architekten werden in seine Propaganda integriert, Postkarten in immenser Auflage mit seinem Bild gedruckt, Filme mit seiner Person gedreht, Uniformen nach seinen Vorstellungen kreiert, Aufmärsche bis ins Detail choreographiert, ganze Städte nach seinem Plan entworfen. Mussolini ist omnipräsent in Bildern und Worten.

Eine gigantische Propagandamaschinerie mit inszenierten Massenaufmärschen. Wie nie zuvor triumphierte in der Politik die mitreißende, durch Foto und Film massenhaft reproduzierte Geste.

Dabei schafft Mussolini mit seinen Masseninszenierungen und Aufmärschen eine Art Modell: Es ist zugeschnitten auf einen zentralen Darsteller und bietet Staatskunst als Spektakel. Die Dokumentation zeigt mit einzigartigem Archivmaterial des Istituto LUCE die Durchdringung von Ästhetik und Faschismus.

Ein Film von Cuini Amelio-Ortiz © 2003, Lizenz MedienKontor


youtube.com/watch?v=E-s0xisHb6E

youtube.com/watch?v=9tLCJ1KgCtY

wikipedia  Mussolini_-_Die_letzten_Tage 

wikipedia  Der_gewöhnliche_Faschismus 


2019:

dlf   aufbegehren-und-attentate-die-schaurigen-schoenen-70er 

= Audio mp3 

BRradioWissen: Mussolini - Der Mann und die Masse (30min)

aus wikipedia Marinetti 2023

"Nach seinem Austritt aus der Partei verabschiedete sich Marinetti mit seinem Manifest "Über den Kommunismus hinaus“ vom politischen Futurismus mit einem Bekenntnis zu den anarchistischen, gewalttätigen Wurzeln der Futuristen und sparte nicht mit Lob für die Protagonisten der Oktoberrevolution. Das brachte Marinetti Anerkennung von Links ein. So bezeichnete ihn der sowjetischen Volkskommissar für das Kulturwesen, Anatoli Wassiljewitsch Lunatscharski, im Jahr 1921 als den „einzigen revolutionären Intellektuellen Italiens“.

Wenig später fand auch der spätere Chefideologe der italienischen Kommunistischen Partei Antonio Gramsci positive Worte für ihn:

„Was sonst noch zu tun ist? Nichts Geringeres als die Zerschlagung der aktuellen Kultur ... Der Futurist zerstört, zerstört, zerstört, ohne sich darum zu kümmern, ob das, was er Neues schafft, auch wirklich besser ist als das Alte … Er hat die klare Vorstellung, dass unsere Epoche, … ihre eigene Kunst, Philosophie, Umgangsformen und Sprache benötigt. Das ist ein klar revolutionäres Konzept und noch dazu ein absolut marxistisches und das zu einer Zeit, wo die Sozialisten nicht einmal im Entferntesten an solche Dinge gedacht hatten. Die Futuristen sind in ihrem Bereich, in dem der Kultur, Revolutionäre. Auf diesem Feld, jenem der Kreativität, ist es unwahrscheinlich, dass ihnen die Arbeiterklasse in absehbarer Zeit das Wasser reichen kann.“

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 wikipedia  Antonio_Gramsci  1891-1937

 wikipedia  Anatoli Lunatscharski  1875-1933

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