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2.  Die Arbeitsmethoden   

 Von  Prof. Iwan Iljin  

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Das Problem des Wie  

Die Generationen des 20. Jahrhunderts haben die Möglichkeit, eine neue ganz eigenartige Erscheinung im Weltmaßstabe zu beobachten, nämlich, eine Weltverschwörung, einen neuen antireligiösen Orden, eine überaus verzweigte Organisation, welche es verstanden hat, sich auf einer neuen Basis aufzubauen und für ihre großartig gedachten und ausgesponnenen Ziele — neue Arbeitsmethoden, neue Wege und neue Mittel zu erfinden. Man kann schon jetzt voraussagen, daß die Historiker der Zukunft von der kommunistischen Weltpartei ein äußerst lehrreiches Material zum Erforschen und Beschreiben erben werden, und daß die Nachkommenschaft die Betätigung dieser Partei mit Staunen verfolgen wird.

Die Mentalität  

Welteroberung, Weltumsturz, Welterneuerung sind die Ziele dieser Partei. In diesem Maßstabe hat sie keine Vorgänger zu verzeichnen, bei denen sie etwas zu lernen hätte. "Wir haben bei niemanden zu lernen", ruft Mikojan, ein führender Kommunist aus.1) Den Weg zur Weltmacht müssen die Kommunisten selbst erst suchen; die zweckmäßigen Methoden sind von ihnen noch zu schaffen und zu erfinden.2) Wirklich geschieht das auch. Aus einer in sich vollendeten und abgeschlossenen Mentalität, aus einer verstockten, versteinerten (marxistisch-materialistischen) Denkungsweise, bei einer eigenartigen Verbissenheit in den Zweck3) — wird der Weg zum Ziel, Tag aus Tag ein, jahrelang geschaffen und gefunden.

Im Grunde genommen sind diese Menschen deduktiv eingestellt, und nehmen von der objektiven Realität nur dasjenige wahr, was in ihre Formeln paßt; aber das Wesen eines neidischen, rachsüchtigen, willens­kräftig und rücksichtslos emporstrebenden Weltproletariers paßt in ihre Formeln ganz gut. Halbgebildet und leidenschaftlich, wie die Kommunisten einmal sind, von Moral und Sitte wenig belastet, huldigen sie meistenteils einem Monoideismus (denn ihr Bewußtseinsinhalt erschöpft sich mit einer einzigen, obsedierenden Idee), und einem Autismus (denn ihr ganzes Denken und Trachten wird nach der eigenen Leidenschaft zugeschnitten).

 

1)  15.KK, S.985. - Ich überlasse es dem geschichtlich geschulten Leser, die wirklichen Vorarbeiter und Vorgänger der modernen Kommunisten durch Jahrhunderte herauszusuchen und festzustellen.

2)  "Die Partei wird unermüdlich fortfahren, neue Methoden zu erfinden und zu prüfen", Beschluß des 10. KK., März 1921. "Die Russ. Kommun. Partei in ihren Resolutionen", S. 235 (russ.).

3)  Trotzky: <Über Lenin>, S.19 ff (russ.).

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Es sind die "gespanntesten Utilitaristen" der Weltgeschichte; ihr Leben besteht darin, daß sie die katastroph­alen Probleme des heutigen Tages unter die Füße treten, um die nicht minder katastrophalen Probleme des grauenden Tages rücksichtslos anzuschneiden.4  

Es sind, wie Lenin selbst zugibt, "steinharte Menschen", "handfeste" Gesellen, Vertreter einer "knochenbrecherischen Politik",5) die sich aber genötigt sehen, eine ungeheure "Biegsamkeit"6 zu entfalten. In diese "Biegsamkeit" haben sie ihre ganze ursprüngliche Willenskraft hineingearbeitet, und auf diese Weise eine unglaubliche Zähigkeit entfaltet und eine eigentümliche Arbeitsmethode geschaffen. Diese Arbeitsmethode beruht auf zwei Prämissen: Auf der Prämisse des Alleserlaubtseins und auf der Prämisse, der Zwie­spältig­keit der Welt. 

 

  Alles ist erlaubt 

Von einem sehr konsequent durchdachten, evolutionistisch-marxistischen Standpunkte aus, huldigen die Kommunisten einer eigenartigen nihilistischen Weltanschauung, die für das objektive "Gut" und "Böse" (in religiöser, in moralischer und in politischer Hinsicht) keinen Platz mehr hat. Demzufolge gibt es für sie weder Verbote, noch Hemmungen: alles Zweckmäßige wird nicht nur erlaubt, sondern einfach geboten; der Zweck "heiligt" nicht die Mittel, aber nur deswegen, weil es überhaupt in der Welt nichts mehr zu "heiligen" gibt: der Zweck schreibt die Mittel vor, und zwar alle Mittel. 

"Das Heil der Revolution ist das höchste Gesetz";7) und im Kampf für dieses Heil "dürfen wir vor keinen Mitteln stehen bleiben",8) hier "darf und soll man einen beliebigen Preis an Opfern und Leiden bezahlen".9) So wird die revolutionäre Zweck­mäßigkeit zum allerletzten, ja zum einzigen Kriterium für "Gut" und "Böse".10) 

"Gut" ist das, was der kommunistischen Partei als zweckmäßig gilt; "böse" ist das, was der kommunist­ischen Welteroberung entgegenarbeitet; im übrigen ist das Unsittliche, Unmenschliche, Häßliche, auch das Rechts­widrige nichts mehr als ein "bourgeoises Vorurteil" oder gar bürgerliche Lüge.

 

4)  Trotzky, "Über Lenin", S. 20. 
5)  Lenin, Bd. XVIII, Teil 1, S. 369.
6)  Ebendaselbst.
7)  Ein Wort des russischen Sozialdemokraten Georg Plechanof, formuliert vor mehr als 25 Jahren, zitiert von einem führenden Kommunisten, Ordschonikidze, 14. KK.,  S. 227 (russ.).
8)  So Jaroslawsky, Stenogr. Bericht des XV. Kommun. Kongresses, S. 359 (russ.).
9)  Dies die Ansicht von Lenin und Trotzky. Trotzky, "Über Lenin",  S. 80.
10)  Vgl. z.B. Lenin, Bd. XVIII, Teil l, S. 41, 53; Kamenef, 12. KK, S. 477 (russ.).

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Die tausendjährige Frucht der menschlichen Kultur — der Glaube an die Schändlichkeit und Schädlichkeit des Bösen und an die "Unmöglichkeit" des Verbotenen — ist entwertet und abgeschafft. Es gibt nur einen Wert — die Revolution: "alles durch die Revolution, alles für die Revolution, bis zum letzten Atemzuge".11)

 

Die Spaltung der Welt

Die zweite Prämisse ist die Zwiespältigkeit der Welt. Die Welt ist in zwei Lager gespaltet: "wir" und "sie"; und diese Spaltung pflegte Lenin durch Jahrzehnte, von Anfang an.12 Die moderne, kapitalistische Gesellschaft hat zwei Bestandteile: Die Reichen und die Armen,13 die letzteren durch die Kommunisten geführt und vertreten. Alles, was "uns" gegen "sie", gegen die Feinde, nützt, ist erlaubt, geboten, ist gut. Alles, was "sie" gegen "uns" vornehmen, ist schändlich, häßlich, Verbrechen, Barbarei.14 Wenn "wir" sie überlisten, "betrügen", "übertölpeln" — so ist es eine "allerliebste Sache";15 wenn aber die Feinde mit "uns" etwa dasselbe anfangen (sei es auch die Opposition in der eigenen kommunistischen Partei) —, so ist es "Heuchelei", "einfache Spitzbüberei", "Verleumdung" usw.16 "Der Bürgerkrieg ist gut, wenn wir ihn gegen die Bourgeoisie führen, aber der Bürgerkrieg ist schlecht, wenn die Bourgeoisie ihn gegen das Proletariat führt."17

Als eine Gruppe naiver Kommunisten an Lenin die Frage stellte: "Was ist kommunistische Moral?" — antwortete er: "Morden, Zerstören, in Scherben schlagen, wenn es der Revolution nützt; andernfalls — streichelt dem Menschen den Kopf, sagt ihm, er wäre Alexander der Große, wenn es der Revolution zum Besten dient".18

Entsprechend wird auch die Polemik geführt, z.B.: "man gibt sich das Ansehen, als wäre man der einzige Verteidiger von allgemein bekannten Sachen, und man macht so, als dächten die anderen nicht das, was sie in Wirklichkeit denken"19 usw.

Kurz, es ist die "Hottentotten-Moral"20, wie die Kommunisten sie selbst bezeichnen; und diese von ihnen öffentlich formulierte und geübte Moral hat ihnen schon einen entsprechenden Weltruf einge­bracht, wie dies Stalin selbst zugibt.21

 

11   Klara Zetkin, Stenogr. Bericht des XIII. Kommun. Kongresses, S. 34 (russ.).
12   Trotzky, "Über Lenin", S. 11 (russ.).
13   Bucharin: "Die Kapitalisten einerseits, die Armen und die Arbeiter andererseits"; "Das ABC des Kommunismus", S. 29 (russ.).
14   Tomsky, "nicht angebracht", "unzulässig", "nichts taugend", 14. KK, S. 953 (russ.).
15   Russisch: "samoje raslübesnoje delo!"; Trotzky, "Über Lenin", S. 55 (russ.).
16   15. KK, S. 293 (russ.). Vgl. den Stenogr. Bericht des XIV. Kommun. Kongresses, S. 257 und dergl. mehr.
17   Kamenef, 14. KK, S. 261 (russ.). Vgl. die Formeln v. Sinowjew, 13. KK, S. 262 (russ.).
18   Öffentlich erzählt von dem Kommunisten Sturua, 12. KK, S. 463. 
19  Bucharins Formel über Sinowjews Polemik, 14. KK, S. 139.
20  Sinowjew, Stenogr. Bericht des XIV. Kommun. Kongresses, S. 460.
21  Stenogr. Bericht des XV. Kommun. Kongresses, S. 42 (russ.).

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  Der Kampf  

Dies alles könnte so zusammengefaßt werden: alles, was der Mensch in seiner langen Weltgeschichte gegen seinen Feind und für seinen Feind ersonnen hat, wird hier zu einer hemmungslosen und rücksichtslosen, aber meisterhaft ausgesponnenen Methode des Kampfes. Die ganze Einstellung der Kommunisten der übrigen, der nicht-kommunistischen Welt gegenüber — ist die Einstellung auf Feindschaft, auf Fehde, auf Haß. Man hat oft den Eindruck, daß das Leben für sie ohne hassende Feindschaft keinen Sinn hat: solange sie leben, werden sie hassen und zerstören, und andere Menschen, besonders die Arbeitermassen zum Haß und zum Zerstören aufreizen. 

Die Kommunisten haben einen Kampf begonnen, in dem sie alles zu gewinnen haben und in dem sie immerfort vor dem Alles-Verlieren stehen. Deswegen scheinen sie auch, zum Sieg bestimmt zu sein: denn von zwei kämpfenden Menschen steht immer derjenige dem Sieg näher (natürlich ceteris paribus), der rücksichtslos und hemmungslos, ohne Reservation, auf Tod und Leben kämpft; er setzt ja alles auf seinen Kampf, wogegen der andere immer befürchtet, zuviel gewagt zu haben, und immer bereit ist, an die Möglichkeit eines Rückzugs zu denken.

In diesem Kampf kennen die Kommunisten keine "gleichgültigen Organisationen" oder "neutrale" Mächte: alles wird heran­gezogen und ausgenutzt; und wenn irgendetwas bei Seite bleibt, so ist es eben noch nicht ins Spiel gezogen worden. Die Kommunisten kennen nur, erstens, sich selbst mit ihrem Gefolge und mit ihren gehorsamen Kräften; — und, zweitens, das ungehorsame, das nicht-kommunistische, das bürgerliche, das noch nicht eroberte aber noch zu erobernde Element. Von diesem Standpunkte aus wird alles, was da lebt, arbeitet und kämpft — bewertet, berechnet und kombiniert:  alle politischen Mächte, alle sozialen Gruppen, Strömungen, Schwierigkeiten und Konflikte. 

Das Grundproblem besteht darin, — das ganze Wasser des Lebens auf das kommunistische Rad zu leiten und von ihm auffangen zu lassen: sei es Marokko-Aufstand oder Sacco- und Vanzetti-Hinrichtung; sei es die Naphtakonkurrenz zwischen Amerika und England,

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oder die Uneinigkeit zwischen der Ost-Orthodoxie und den anderen Religionen oder Konfessionen in Rußland; sei es das Problem der Arbeitslosigkeit in Westeuropa, die Bewegung des Faschismus oder die wirtschaftliche Spannung zwischen Hausbesitzer und Mieter in Deutschland. 

Hier gibt es ein sehr geschicktes "Lavieren",22) ein "Manövrieren, Angreifen und Zurückziehen",23) ein Kräfte-Sammeln, kurz — eine ausgiebige Strategie und Taktik, einen nie aufhörenden Krieg.

 

  Der Machtkomplex  

Es ist klar, daß wir es hier mit einem ungeheuren Machtkomplex zu tun haben. Die Organisation der Kommunisten ist ein Willenszentrum, das weder Abtretung noch Ausgleich, noch Koordination kennt: nur die Feinde und die Unterjochten. Alle nicht Unterjochten sind Feinde; alle Feinde sind eben die noch zu Unterjochenden, und alle Unterjochten stehen immerfort im Verdacht einer verborgenen Feindschaft. Die kommunistische Weltmacht sieht immer den künftigen Sklaven im Feinde und den gewesenen Feind im Sklaven: diese Partei "ist nicht gewohnt, sich auf die Knie zu stellen, hat aber viele und viele schon auf die Knie gestellt und wird noch mehr als einmal stellen".24)

Sie versteht es, ihre Feindschaft zu verhehlen, besonders naiven Menschen gegenüber, und "Bündnisse, Verträge" usw. zu schließen: aber der Verbündete wird immer recht daran tun, wenn er Gift an seinen Lippen suchen und einen Dolchstoß in den Rücken erwarten wird; und der Naive wird immer zum Werkzeug der eigenen und der fremden Unterjochung gemacht werden, besonders dann und da, wo er es am wenigsten erwartet

Wo aber augenscheinlich kein Feind und kein Sklave vorhanden sind, da ist es dem Kommunisten gelungen, den Feind zu blenden und ihn vor den Karren seiner eigenen Versklavung anzuspannen. Wo der Kommunist in eine Angliederung einwilligt, da meint er eine Verschlingung des Angegliederten; wo er eine Konzession gewährt, denkt er an ein Irreführen und Aussaugen. Ein Vertrag ist für ihn eine Eroberungsstufe, und der Kontrahent wird als Beute betrachtet.25) Und nur dann kann der Kommunist etwas ruhiger werden, wenn erst alles Vorhandene unterworfen, monopolisiert und zentralisiert ist.

 

22)  Sinowjew, d. früh. Vorsitzende d. Kommun. Internationale, 13. KK, S. 113 (russ.).
23)  Trotzky, "5 Jahre in der Komintern", S. 273 (russ.). 
24)  Die Formel stammt von einem Freunde Stalins, Ordschonikidze, 15. KK, S. 395 (russ.).
25)  z.B. Handelsvertrag mit Lettland, Herbst 1927.

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  Der Waffenplatz wird gesichert  

Vor allem besteht aber die Präliminaraufgabe darin — den schon gewonnenen, eigenen Waffenplatz zu befestigen und auszunützen. Seit 1917 wird dazu Rußland, als Territorium, als Land und Volk benutzt und mißbraucht, wobei aber der eigentliche Name "Rußland" grundsätzlich gestrichen ist und der beherrschte Staat "Union der sozialistischen Sowjet-Republiken" genannt wird, so daß diese Bezeichnung ohne weiteres auf einen beliebigen durch Umsturz eroberten Nachbarstaat ausgedehnt werden kann (sei es China, Polen oder Finnland).

Den kommunistischen Waffenplatz in Rußland zu befestigen und auszunützen, ist also die grundsätzliche Vorbedingung für das Übrige. "Die geschichtliche Rolle des ersten proletarischen Staates wird desto vollständiger erfüllt werden, je schneller er die ihn entkräftigende Armut, den Hunger und den Ruin abschütteln wird."28) Zu allererst muß der Sowjetstaat in finanzieller Hinsicht "auferstehen, damit er auf jeden Fall die wirtschaftliche Basis für die weitere Entwicklung der europäischen Revolution herstellen kann. Die ganze europäische Revolution stockt jetzt infolge unserer Schwäche. Keine einzige Gruppe des Proletariats kann jetzt auch nur in einem einzigen Lande Europas aufmarschieren, weil wir paralysiert, weil wir schwach sind."27) "Das schnelle Wachstum des Sozialismus in USSR wird schon an sich zum riesigen Hebel der internationalen, proletarischen Revolution und also zum allergrößten Zersetzungsfaktor für die Kräfte des internationalen Kapitals."28) Als führende Losung (in allen Zeitungen mit Fettschrift abgedruckt), wird dieser Gedanke so formuliert: "Jeder neue Erfolg der USSR — ist ein Schlag für die inter­nationale Bourgeoisie."29)

Hier besteht also eine grundsätzliche Lebensantinomie: je besser es den Kommunisten im Sowjetstaate geht, desto schlimmer für die übrige, nichtkommunistische Welt — und umgekehrt. Jeder, der den Kommunisten hilft, schadet sich selbst und gefährdet sein eigenes Bestehen. Bucharin erklärt z.B. offen, daß "die Handelsbeziehungen zwischen den kapitalistischen Ländern und Rußland, welches sich in USSR verwandelt hat", dem Sowjetstaate mächtig aufhelfen, für die "bürgerliche Welt" aber und "ihre ganze weitere Entwicklung eine beständige Drohung bedeuten": denn diese Handelsbeziehungen "fördern die Kräfte der Revolution weit mehr, als die Kräfte der kapitalistischen Welt".30)

 

26)  Resolution des XI. Kommun. Kongresses, Stenogr. Bericht, S. 500 (russ.).
27)  Rede des Finanzkommissars Sokolnikof 1921,11. KK, S. 281.
28)  Bucharin, "Die kapitalistische Stabilisierung usw.", S. 39-40 (russ.). VgL Stalins Rede in den Sitzungen des XVI. Kommun. Kongresses, Prawda 1930. VI. 29.
29) Siehe z.B. Iswestija 1929, V. 12.

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"Die kapitalistischen Länder erklären uns für Verbrecher und dennoch helfen sie uns."31) Das muß auch weiter so geführt werden: "Wir müssen unsere Feinde zwingen, uns auf bestimmte Weise zu helfen, indem wir die inneren Widersprüche der kapitalistischen Welt" ausnützen.32) Zum Helfen aber werden die Feinde durch die "allgemeinen wirtschaftlichen Weltbeziehungen genötigt"; und "richtig berechnen kann derjenige nicht, der auf dem Wege zum Untergang steht".33)

 

Die Musterschule  

Der kommunistische Waffenplatz in Rußland wird aber auch noch anderweitig ausgenützt. Erstens bleibt er die beständige Hauptquelle für die Finanzierung der Weltrevolution,34) was die Kommunisten nicht verheimlichen. Seit 1917 wird Rußland immerfort als eine Art Papierfackel oder Teerfaß oder Heuschober für die Entzündung des Weltbrandes benutzt. Zweitens ist Rußland zur Musterschule oder Vorbereitungs­anstalt der Weltrevolution geworden: hier werden die Methoden des Umsturzes systematisch geübt und verpflanzt;35) hier haben ein sicheres "Ehrenasyl" die kommunistischen Flüchtlinge aller Länder; hier hat ihren steten Sitz die Dritte Internationale (Komintern). Hierher werden endlich die Arbeiter­delegationen aus allen Ländern eingeladen, um ermuntert, berauscht und eingeübt zu werden.

 

Die Delegation  

Teilweise wird es so gemacht, daß die "kommunistischen Parteien anderer Länder ihre Genossen zu uns hersenden, damit sie bei uns einige Monate arbeiten",36) d.h. für Nachstudien im Laboratorium der Revolutions­methodologie. Teilweise werden aber auch Delegationen von nicht-kommunistischen Gewerkschaften eingeladen und herumgeführt. Dazu "dürfen wir", sagt Stalin, "weder Mittel noch Opfer sparen";37) und so haben denn zahlreiche Delegationen aus intellektuellen Kreisen und aus den Arbeiter­kreisen ihren Besuch der kommunistischen Regierung schon abgestattet.38) 

 

30)  Bucharin, "Die kapitalistische Stabilisierung", S. 30/31.
31)  Lenin, Bd. XVIII, Teil l, S. 431.
32)  Krassin, der bekannte Sowjetdiplomat, 12.KK, S. 117; s. eine ähnliche Formel bei einem anderen Sowjetdiplomaten Antonow-Owseenko; ebendaselbst S. 67.
33)  Lenin, Bd. XVIII, Teil l, S. 431, 432. 3t) In der soeben zitierten Rede Sokolnikofs offen zugegeben. 
35)  Darüber weiter unten.
36)  Sinowjew, Stenogr. Bericht des XIV. Kommun. Kongresses, S. 679 (russ.).
37)  Ebendaselbst  S. 21.
38)  Ebendaselbst  S. 21.

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Diese Besuche "sind die allerbeste, die wirksamste Propaganda für die Sowjetordnung und gegen die kapitalistische Lebensordnung".39) "Die Reise nach USSR. ist schon an sich ein Unternehmen, welches von einem Gedankenumschwung, ja von einem politischen Umschwung in der Arbeiterbewegung zeugt."40) Die Eindrücke und die Erfahrungen in USSR. vollenden diesen Umschwung. Natürlich dürfen die Gäste nicht frei im Lande herumreisen und (wenn sie überhaupt der russischen Sprache mächtig sind) die Bürger des Sowjetstaates frei anreden. Sie werden streng überwacht und herumgeführt, und zwar unter dem Deckmantel der Gastfreundschaft und der Liebenswürdigkeit.

 

Was gezeigt wird  

Noch im Jahre 1920 wurde der Beschluß gefaßt, "in den Hauptzweigen der Industrie Musterbetriebe zu schaffen",41) was später nach Möglichkeit auch auf den Gebieten der Krankenpflege, des Schulwesens, des Arbeiter­wohnungsbaues, der wissenschaftlichen Institute usw. unternommen wurde. Diese Inseln der Kultur, teilweise wirklich auf westeuropäischem Niveau gehalten, werden den Delegationen zur naiven Bewunderung und Verallgemeinerung gezeigt. Ein oppositioneller Kommunist hat diese Methode, zum großen Verdruß der führenden Parteischicht, offen entlarvt: "Euch, den Ausländern, werden Paraden und Schauspiele gezeigt."42) Auch Larin hat sich über die Bedeutung der "Potemkinschen Dörfer in der kommunistischen Politik" unvorsichtig aber klar geäußert.43)

Besonderen Eindruck machen auf die ausländischen Arbeiterdelegationen die Militärparaden der Roten Wehrmacht: entzückt und erschüttert weinen alte Sozialisten Tränen des Glücks beim Anblick der vorbei­marschier­enden "bewaffneten Arbeiter".44) Unter diesem Eindruck geht den Mitgliedern der Arbeiter­delegationen der Glaube an die westeuropäische Sozialdemokratie verloren45):  so hat sich z.B. die norwegische sozial­demokratische Delegation in ihrer "Deklaration" für einen weiteren Massenterror in Rußland ausgesprochen und sich verpflichtet, diesen Terror in Europa zu verteidigen.46)

 

39) Stalin, ebendaselbst, S. 24; vgl. bei Sinowjew: "Mögen nur die Schwankenden und die Mißtrauischen für 5 Tage nach Moskau kommen und mit den Revolutionären im Kreml auf 2-3 Tage in Berührung kommen ...", 11. KK, S. 198 (russ.).
40) Losowsky, Stenogr. Bericht des XIV. Kommun. Kongresses, S. 774 (russ.).
41) In den Sitzungen des IX. Kommun. Kongresses. Siehe "Die Kommun. Partei Rußlands in ihren Resolutionen", S. 209/210 (russ.).
42) Schljapnikof in einer Sitzung der Kommun. Internationale, 11. KK, S. 184 (russ.).
43) Ebendaselbst, S. 228.
44) Siehe Larins Ergüsse in der Sitzung des XV. Kommun. Kongresses, Stenogr. Bericht, S. 707 (russ.).
45) Ebendaselbst, S. 681.

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In dieser Richtung bewegen sich alle kommunistischen Arbeitsmethoden, die in zwei Hauptgruppen geteilt werden können, je nach dem sie für die Feinde oder für die schon Unterjochten bestimmt sind. Um die feindlichen Staaten sprengen zu können, ist eine wohlbedachte und ausgiebige Vorarbeit vorgenommen, so daß überall, wo die Kommunisten arbeiten, drei Hauptlinien zu unterscheiden sind: Die Propaganda, die Organisation und der Angriff.

 

Die Propaganda  

Die kommunistische Propaganda kann mit einer absichtlichen Ansteckung oder mit einer Einimpfung verglichen werden; auch mit einer systematischen, subkutanen Einspritzung. Das Wesen des revolutionären Geistes besteht in Unzufriedenheit, die sich zu einem Protest erhebt; die Unzufriedenheit zeugt ein allgemeines gegenseitiges Verdächtigen und Mißtrauen; daraus entsteht Haß und gegenseitige Verachtung; Neid und Rachsucht treten ins Spiel und schaffen vollständige Unversöhnlichkeit. Dies alles wird angefacht und politisch organisiert; und so wird der Klassenkampf nach und nach zum Bürgerkrieg. Die kommunistische Propaganda besteht darin, diese seelischen Stimmungen und Einstellungen überall aufzusuchen, aufzuhetzen und auszuspielen.

 

Die Hetze  

Es gilt in dem betreffenden Lande überall, besonders aber in den Arbeitermassen die Unzufriedenheit zu verschärfen und den Protest zu monopolisieren; schließlich ist es gleich, wer protestiert, wie und gegen was, wenn nur der Kommunist sich daran beteiligen und zum Wortführer des Protestes werden kann.47) Er braucht eine soziale Gährung, sei es auf dem Gebiete des Lohnkampfes, der Agrarverhältnisse, der nationalen Minderheiten, des Negerproblems, der Studentenunruhen oder der Armee­zersetzung. Wirtschaftliche Krisen sind für ihn ganz besonders erwünscht. Überall, wo nur möglich, versucht der Kommunist, den Keil des gegenseitigen Mißtrauens hineinzutreiben: er hetzt.

Er hetzt eine Klasse gegen die andere, die Nicht­beamten gegen die Beamten, die Beamten gegen die Regierung, die Bürger gegen die Polizei, die Polizei gegen ihre Obrigkeit, Zivil gegen Militär, Soldaten gegen Offiziere, die Dienstboten gegen die Herrschaften, die Angestellten gegen den Prinzipal, den Dozenten gegen den Professor, die Kolonien gegen das Mutterland.48)

 

46)  "Erschießt (nicht 20, sondern) 20.000 und wir werden den Mut haben, Eure Politik vor der europäischen Arbeiterklasse zu verteidigen", erzählt von Manuilsky, 15. KK, S. 681 (russ.).
47)  Wie diese Protestmethode angewandt wird, kann man aus dem Inhalt des berüchtigten Potemkin-Films ersehen.

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Sein Prinzip lautet: "divide et impera". Das Gespaltene wird ja unendlich leichter "auf die Knie gestellt." Dazu wird überall der "locus minoris resistentiae" herausgefühlt und ausgespäht: wo ungelöste Probleme vorliegen, wo soziale und politische Fäden sich verknoten, wo Interessengegensätze wühlen und Leidenschaften kochen. An der sozial ungesundesten Stelle wird sofort ein Herd gebildet und Entzündung hervorgerufen.

Besonders erwünscht und ersprießlich sind für den kommunistischen Hetzer die antisozialen Leidenschaften: Neid, Haß, Rachsucht, Habsucht, Ehrgeiz, Feigheit. Diese Leidenschaften dienen gleichsam als erste Prämisse; die Notwendigkeit des Klassenkampfes wird mit ungeheurem Temperament als zweite Prämisse angegliedert; Organisation zum Bürgerkriege erscheint als suggerierter Schluß. Und so wird die Propaganda der Kommunisten zur Vorschule des Bürgerkrieges.

 

Zermürbung der Hemmungen  

Die zweite Aufgabe der kommunistischen Propaganda besteht darin, die geistigen Hemmungen und die moralischen Rücksichten in der menschlichen Seele abzuschwächen und lahmzulegen. Damit hängen zusammen: Der Kampf gegen die Religion in Rußland — hauptsächlich gegen die Ostorthodoxie;49) die Verspottung der "bürgerlichen" Sittlichkeit, Ehrlichkeit, Vaterlandsliebe; das herausfordernde Zertreten des bürgerlichen Rechtsbewußtseins; die Predigt des materialistischen Evolutionismus und dergleichen mehr.

Das alles heißt: "Kampf gegen die bürgerlichen Vorurteile". Es ist leicht zu verstehen, daß die kommunistische "Auslese" sich auch entsprechend gestaltet: es sind fast ausschließlich Menschen mit zermürbtem Gewissen und mit versteinertem Ingrimm; sehr oft — herrschsüchtige und verwegene Menschen, die mit besonderer Lust den Himmel anschwärzen und verleumden, den Schmutz der Erde aber verherrlichen und idealisieren.

 

48)  Siehe im Aufsatz des Herrn Dr. S. v. Oldenburg das Schema und die Organisation dieser Propaganda.
49)  Vgl. Rykofs Formel: "Diejenigen Strömungen des Sektenwesens, welche unter dem geistigen und religiösen Gewände revolutionäre Tendenzen führen, und welche häufig der Verneinung des Privateigentums nahestehen, müssen allseitig und vollständig ausgenutzt werden." 13.KK, S. 504 (russ.).

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Das Versprechen  

Die dritte Aufgabe der kommunistischen Propaganda besteht darin, alle Hoffnungen der unzufriedenen Menschen in die revolut­ionäre Zukunft zu verlegen und maßlose Versprechungen zu machen.50) Es wird irdisches und materielles Glück versprochen: wenig Arbeit, viel Muße und Zerstreuung, freie Konsumtion und volle Befriedigung des Neides und der Rachsucht. Dies alles wird als Paradies ausgemalt, und von ungebildeten, leichtgläubigen Menschen mit idealistischem Pathos aufgenommen und geglaubt. Die sozialen und wirtschaftlichen Unmöglichkeiten werden übersehen oder außer acht gelassen, und es wird eine sehr geschickte, reklameartige Suggestion entfaltet.51)

 

Das Lustprinzip  

Dieser Propaganda ist von Anfang an ein bedeutender Erfolg gesichert und zwar deswegen, weil sie sich in der Richtung des geringsten Widerstandes und des kleinsten Kraftaufwandes bewegt. Die geistige Kultur erfordert überhaupt Anstrengung, Arbeit, Askese; ohne Leiden und Willen ist sie unmöglich. Dagegen bewegt sich die kommunistische Propaganda nach dem Lustprinzip, und behandelt den Menschen als ein "müdes" und zu entfesselndes Lustwesen.52) Diesem Lustwesen wird gehuldigt und ihm gleichsam aus der Seele gesprochen; es wird das "Evangelium" der Rücksichtslosigkeit und der Hemmungslosigkeit gepredigt; und keiner von den Neubekehrten ahnt die künftige Last der noch zu errichtenden kommunistischen Knechtung. So wird "der Kommunismus zur Mode", zur Massenmode, zur Psychose; er verbreitet sich, wie die "Epidemie der Grippe".53) Die Zukunft liegt aber in finsterem Schweigen.

 

Die Massen  

Selbstverständlich sind die Massen, und besonders die Arbeitermassen, das eigentliche Objekt dieser Propaganda. "Die Eroberung der Massen",54) "die Arbeit mit den Massen und vermittels der Massen" — so lautet die beständige kommunistische Losung.

 

50)  Vgl. bei Lenin: "Bis jetzt haben wir Programme geschrieben und versprochen. Zu seiner Zeit war das durchaus notwendig. Ohne Programm und Versprechen war es unmöglich mit einer Weltrevolution aufzutreten." Bd. XVIII, Teil 2, S. 27. Geschrieben im März 1922, im fünften Revolutionsjahr.
51)  Die Kommunisten selbst charakterisieren ihre Großsprecherei als "herzergreifende Trommelphrasen" (Bucharin, 14.KK, S. 818; oder als "politisches Zeitungsgeknatter" (Lenin, Bd. XVIII, Teil 2, S. 17) (russ.).
52Hieraus ist der Hang der Hemmungslosen, der Gleichgewichtslosen und der verbrecherischen Naturen zum Kommunismus zu erklären.
53)  Paul Faurts Schilderung mit Jubel von Sinowjew zitiert, 13.KK, S. 52 (russ.).
54)  z.B. Bucharin: "Die kapitalistische Stabilisierung", S. 179 (russ.). ,

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"Wir müssen tiefer in die Arbeiterviertel herabsteigen, auf die energischste Weise die Massen mobilisieren, den Massenkampf leiten, auch den kleinsten Streik beeinflussen; wir müssen die Kunst erlernen — die brennenden Tagesfragen und die Teilforderungen mit dem Endziel der revolutionären, proletarischen Bewegung in Zusammenhang zu bringen."55)

Die Massen müssen nicht "einmal" erobert werden, in ihrem "Kern", in ihrem "Dickicht";56) sondern sie müssen immerfort aufs Neue bearbeitet werden57) und in ein andauerndes Sieden gebracht werden; sie müssen mit realen Vorteilen und Gaben überschüttet werden, und, was die Hauptsache ist, sich am Kampfe auf unmittelbare Weise beteiligen, damit der Wille zum Kampf in den Massen befestigt und erzogen werde.

 

Taktik der Einheitsfront  

Dies alles gilt aber durchaus nicht nur für die Proletarier, sondern auch für andere Klassen, namentlich für das Bauerntum und die "kleinbürgerliche Intelligenz".58) Das revolutionäre Proletariat muß um Mitläufer werben, es muß die "sozialen Zwischen­schichten" zu erobern59) und zu unterwerfen verstehen. Noch mehr: "Das Proletariat muß mit dem allerradikalsten Programm der Agrarrevolution hervortreten",60) um das Bauerntum zu bestechen und in ihm einen Bundesgenossen zu bekommen.61)

Ebenso sind die anderen Schichten zu erobern: die Handwerker, die Mieter, die deklassierte Intelligenz usw. Es gilt hier, "die Taktik der Einheitsfront" geschickt und schlau anzuwenden. Am besten ist es allerdings, sich immer der Linken und womöglich der extremen Linken taktisch anzuschließen und sie zu unterstützen, um dadurch selbst an Einfluß zu gewinnen und die ganze Bewegung zu radikalisieren; so sind z.B. die Republikaner gegen die Monarchisten zu unterstützen, die nationale Minder­heit gegen die nationale Mehrheit, die Sozialisten gegen die Bürgerlichen usw. Es kann aber auch zweckmäßig sein, die Feinde mit einer nationalistischen Losung zu gewinnen und einer extrem-rechten Partei zu helfen. Daraus darf gewiß keine "Freund­schaft" und keine Zusammenarbeit entstehen: es ist nur ein Kunstgriff, sehr nützlich "für die Aufreizung und Mobilisierung der Massen".62)

 

55)  Ebendaselbst, S. 179, 181, 217 u.a. Vgl. Sinowjew, 14. Komm. Kongreß, S. 669 (russ.).
56)  Sinowjew, Stenogr. Bericht des XI. Komm. Kongresses, S. 199 (russ.).
57)  Stenogr. Bericht des XV. Komm. Kongresses, S. 141 (russ.).
58)  Vgl. z. B. Bucharin, Stenogr. Bericht des XIII. Komm. Kongresses, S. 332 (russ.).
59)  Radek, Stenogr. Bericht des XIII. Komm. Kongresses, S. 364 (russ.).
60)  Miff, Stenogr. Bericht des XV. Komm. Kongresses, S. 729 (russ.).
61) Radek, Stenogr. Bericht des XIII. Komm. Kongresses. S. 350 (russ,).

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Dies gilt auch den Sozialdemokraten gegenüber: sie müssen unterstützt werden, um ins Verderben gestürzt zu werden: "wir werden ihnen helfen", wie "der Strick dem Gehenkten hilft",63) nach dem bekannten Verse von Racine: "Ich umarme Dich, um Dich zu erwürgen."64)

 

Die Methode des Durchquerens  

Diese schlaue "Taktik der Einheitsfront" steht im tiefsten Zusammenhange mit der Methode des Durch­querens der feindlichen Organisationen. Sie besteht darin, daß sämtliche zu bekämpfenden Organisationen — die nicht-kommunistischen Staaten, ihre Armeen, die sozialdemokratischen Parteien, ja sogar die nationalistischen Verbände, die christlichen Kirchen und die politische Polizei — sofort durch die eigene, meist geheime Organisation gleichsam ausgehöhlt oder durchquert werden. Wenn wir annehmen wollen, daß diese bestehenden Organisationen durch eine vertikale Teilung voneinander getrennt sind (Staat gegen Staat, Partei gegen Partei usw.) — so wird von den Kommunisten unmittelbar eine horizontale Teilung durchgeführt: sie dringen ohne weiteres in den Körper, ins Dickicht der zu bekämpfenden Organisation und schlagen gleichsam ein geheimes Büro in ihrer Mitte auf (ein System der kommunistischen Zellen) — ein Büro für Propaganda, Werbung und Organisierung. 

Es ist nicht nur ein Einschleichen in das feindliche Hauptquartier, ein Spähen, sondern eine organisatorische Untergrabung, Zersetzung und Verdrängung von innen. Das Alte wird nicht ohne weiteres gesprengt oder aufgelöst — das wäre auch unmöglich; sondern es bleibt, dem äußeren Anscheine nach, bestehen wie vorher; wird aber nach und nach unvermerkt von innen her zermürbt und entkräftet, etwa so, wie es die Bohrwürmer oder die Termiten mit Holzgebäuden machen. Der Zusammenbruch wird im Stillen vorbereitet. Das Ganze kann noch lange Zeit ganz harmlos aussehen, um dann plötzlich im kritischen Augenblick zu versagen.

So besteht z.B. die sozialdemokratische Internationale weiter; aber die Kommunisten errechnen in ihren Reihen "mehr als zwei Millionen Arbeiter, welche den Losungen der Komintern folgen".65) So wird es auch mit den Gewerkschaften getrieben.66)

 

62)  Vgl. b. Bucharin, 13. KK, S. 337, 343 (russ.); Sinowjew, 11.KK, S. 196, 197 (russ.). Vgl. Beschluß d. XI. Partei-Konferenz, "Die Russ. Kommun. Partei in ihren Resolutionen", S. 271.
63)  Lenins Formel aus dem Büchlein "Über die Kinderkrankheit", zitiert v. Sinowjew, 11.KK., S. 201 (russ.).
64)  Sinowjews Formel, ebendaselbst  S. 199.

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Auch die Staatsangehörigkeit wird einer solchen Zermürbung unterzogen. Die neue staatspolitische Differenzierung (die horizontale) wird aktiv ins Leben hineingezwungen und zwar so, daß die alte (die wirkliche, die vertikale) Zugehörigkeit als nicht mehr geltend, nichtmehrbindend betrachtet wird, die neue Anlehnung dagegen als die einzig wirkliche, als die befugende und verpflichtende, in die Seelen hineingeschoben wird. Danach ist es wohl verständlich, warum ein ausländischer Proletarier und Kommunist, woher er auch nach Rußland zugelaufen wäre — das öffentliche Wahlrecht im Sowjetstaate genießt, wogegen ein bürgerlicher Russe grundsätzlich entrechtet bleibt; oder auch, wie französische Kommunisten und Hochverräter, zu Mitgliedern des Moskauer Sowjets gewählt werden konnten usw. Aber am lehrreichsten bleibt doch die Organisation der internationalen Roten Armee.

 

Die internationale Rote Armee  

Die Kommunisten verhöhnen den bürgerlichen Pazifismus, bejahen aber den kommunistischen Pazifismus. Wenn die Bürgerlichen den ewigen Frieden und die Abrüstung fordern, so besteht ihre wahre Absicht darin, "die Bourgeoisie zu bewaffnen und das Proletariat zu entwaffnen";67) es ist eine "reaktionäre Utopie und ein Betrug der arbeitenden Massen".68) Der komm­unistische Pazifismus besteht aber darin, — solange Frieden zu halten, bis die bürgerlichen Armeen, von innen "durchquert" und zermürbt, für die Revolution reif geworden sind. Dann kann der Krieg angefangen werden, denn dann wird er zum allgemeinen Bürgerkrieg werden und also zur Weltrevolution. Bis dahin kann die Politik des Friedens69) demonstrativ70) geführt werden.

 

65)  Losovsky, Steaogr. Bericht des XIV. Komnmn. Kongresses, S. 770 (russ.).
66)  Sinowjew, ebendaselbst, S. 685.
67)  Manuilsky, Stenogr. Bericht des XV. Kommun. Kongresses, S. 680 (russ.).
68)  "Die Russ. Kommun. Partei in ihren Resolutionen", S. 172 (russ.).
69)  Siehe d. Beschluß d. XIV. Kommun. Kongresses, Stenogr. Bericht, S. 958; auch bei Stalin, 15.KK, S. 49 u.a.
70)  Das war nämlich Litwinofs Aufgabe bei seiner "pazifistischen" Völkerbundpolitik: die bürgerlichen Staaten zu provozieren und zu entlarven; dem Massenpazifismus entgegenzukommen und die eigentlichen Pläne der Kommunisten zu verschleiern. Stalin nennt Litwinots Deklaration "aufrecht und ehrlich", 15. KK, S. 45 (russ.).

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Die bürgerlichen Armeen aber müssen "energisch zermürbt werden".71) "Zu allererst muß die bürgerliche Armee zersetzt und zerstört werden"; und die "deutschen Bolschewiken" haben vollständig recht, wenn sie in ihrem Lande kräftig daran arbeiten.72) "Wenn dies nicht gelingt — so geht die Revolution zugrunde".73) Auch "haben wir es sehr gut verstanden, der von uns zu zermürbenden Armee über Demokratismus zu erzählen. Als wir aber eine eigene Armee brauchten, haben wir sie auf Grund der Disziplin aufgebaut, die für jede Armee obligatorisch bleibt",74) also auch für die internationale Rote Armee, welche jetzt nach dem Prinzip der "Durchquerung" in allen Ländern geschaffen wird.

Demzufolge sind ein deutscher "Rotfrontier", ein französischer, kommunistischer "Combattant", ein polnischer Rotgardist und ein sowjetrussischer Rotsoldat als Mitglieder einer großen und zu disziplinierenden Weltorganisation zu betrachten. Sie sind Soldaten eines einheitlichen, alles durchsetzenden Heeres, sie bekommen Auszeichnungen der internationalen Roten Armee usw. Und der wirkliche Unterschied zwischen der sowjetrussischen Armee und den übrigen Abteilungen des Roten Heeres in anderen Ländern — wird vielleicht nur der sein, daß die Sowjetarmee einmal, zur richtigen Stunde, den übrigen Rotarmeen Anlaß geben wird — ihr Land zu verraten und auf die Seite des kämpfenden kommunistischen Heeres zu treten. Daraufhin hat die Dritte Internationale die "genauesten Instruktionen" für die kommunistischen Parteien anderer Länder ausgearbeitet; und sie ist "ihres Erfolges" sicher.75)

 

Verleumdung  

Es ist auch nützlich und vorteilhaft, "die feindliche Organisation dadurch zu zerstören, daß man in den Massen Haß, Ekel und Verachtung ihr gegenüber hervorruft".76) Dazu kann jede Verleumdung, jede entehrende Anschwärzung empfohlen werden, wie es Lenin selbst noch vor der Revolution innerhalb der sozialdemokratischen Partei mehrmals verübt hat: er nannte das den "Vernichtungskampf", und behauptete vor dem Parteigericht, er hätte diese Methode "absichtlich und berechnet" angewandt und würde sie bei jeder Parteispaltung auch weiterhin anwenden.77) Kein Wunder, daß diese Methode — besonders seit 1917 — im Weltmaßstabe angewandt wird.

 

71)  Thesen des V. Kongresses d. Komintern. Siehe d. Büchlein v. Kurella, S. 4-6.
72)  Bucharm, "Das ABC des Kommunismus", S. 58, 59 (russ.).
73)  Ebendaselbst, S. 59 (russ.).
74)  Ein führender Kommunist, Solz, 11. KK, S. 151 (russ.).
75)  Bucharin, Stenogr. Bericht des XV. Kommun. Kongresses, S. 589 (russ.).
76)  Lenin, Bd. XVIII, Teil 2, S. 144.
77)  Lenin, Bd. XVIII, Teil 2, S. 144; Manuilskys Formel lautet jetzt so: "Wir müssen uns Mühe geben, die sozialdemokratische Spitze abzuschneiden", 14. KK, S. 693 (russ.).

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Die Kommandohöhen  

Die Verleumdung ist besonders nützlich im Kampf um die Besetzung der sozialen und politischen Kommando­höhen. Die vorhandenen Führer — die Könige, die Präsidenten, die Minister, die Partei­leitungen, die Gelehrten usw. — werden dadurch kompromittiert. Ehe die Zeit kommt, wo die objektive Wahrheit wird festgestellt werden können, zermürbt die Verleumdung die Seelen der leichtgläubigen Menschenmassen und entreißt den vorhandenen Führern die Autorität. Die Wahrheit kommt zu spät, um die Verwirrung zu klären; die Kommandohöhe ist vorher schon erobert.

 

Die legalen Möglichkeiten  

Allerdings ist diese Methode, sich der Kommandohöhen zu bemächtigen, nicht die einzige. Es müssen zunächst alle gesetz­mäßigen Wege ausgenutzt werden: Verlagsmöglichkeiten, Zeitungen, Organisationen von "freien" Verbänden, Herstellung von Propagandafilmen, diplomatische Gesandtschaften und Handelsvertretungen, politische Wahlen. Insbesondere sind "unsere parlamentarischen Fraktionen" dazu berufen, "sich organisatorisch mit den Arbeiter- und Bauernmassen zu verbinden", die "größten Betriebe" im Lande "zu erobern"78) und sie in kommunistische Herde zu verwandeln. Auch müssen sie die Massen "über die Köpfe" ihrer vorhandenen Führer und Regierungen hinweg anreden, um sie an sich zu reißen und den Führern ihre "leeren Befugnisse" zu überlassen.79) Es wäre töricht, die großartige Agitations­möglichkeit der Parlamente aus irgendwelchen Gründen nicht ausnutzen zu wollen.

 

Geheimarbeit  

Ebenso töricht wäre es aber, die Benutzung der "legalen Möglichkeiten in einen selbstgenügenden Zweck" zu verwandeln.80) Denn wahrlich, das, was auf gesetzmäßigem Wege nicht erreicht werden kann, muß unbedingt auf gesetzwidrigem Wege erreicht werden. Die Gesetze des "bourgeoisen" Staates können den Kommunisten weder binden, noch verpflichten. Noch im Laufe der sogenannten "ersten" russischen Revolution (1903-05) entstand aus diesen Gründen eine eigenartige Amalgamierung der revolutionären und der verbrecherischen Praxis, also auch der beiderseitigen Methoden.81)

 

78)  Sinowjew, Stenogr. Bericht des XIV. Kommun. Kongresses, S. 681 (russ.).
79)  Larin, Stenogr. Bericht des XIV. Kommun. Kongresses, S. 356 (russ.).
80)  Skrypnik, ebendaselbst, S. 686 (russ.).
81)  Diese Verbrüderung und Amalgamierung wurde noch in den 1870er Jahren von Bakunin und Necajew anempfohlen und gepredigt.

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So gab es eine Zeit, wo verschiedene revolutionäre Parteien in Rußland sich Geld durch sogenannte "Expropriationen" verschafften (soviel wie räuberische Überfälle, durchgeführt von organisierten Banden mit Bomben und Revolvern). Jahrelang übte man sich in der Anwendung der "konspirativen" Methoden — im Verstecken, Verkleiden, im Irreführen der verfolgenden politischen Polizei, im Herstellen von falschen Pässen usw.

Nach und nach ist daraus eine Verschwörer­technik ohnegleichen entstanden. Diese Technik ist zur selbst­bewußten und formulierten Methode geworden und wird jetzt bei den Kommunisten anderer Länder aufgezüchtet und im Weltmaßstabe angewandt.82) Ihre Hauptregel lautet aber folgendermaßen: "Man muß das illegale Treiben mit dem legalen vereinigen und die Möglichkeit des offenen Daseins zu erobern verstehen."83)

 

Die Zellen  

Der Hauptzweck des ganzen Treibens ist die Anlegung von kommunistischen Zellen, dieser primären Gebilde,84) deren organisierte Zusammenarbeit das Große und Ganze der kommunistischen Bewegung hält und unterstützt. Jeder Betrieb, jede Behörde, jede Gewerkschaft, jeder Verein, jedes Regiment — müssen eine kommunistische Zelle in sich bergen. Diese Zellen arbeiten überall nach wohlbedachten und erfahrungsmäßig bestätigten Instruktionen; ihre Arbeit macht das "allerwichtigste Gebiet der Parteiarbeit" aus, und sie selbst bilden die "Grundorgane" des kommunistischen Kampfes,85) — zuerst auf dem politischen und später auch auf dem wirtschaftlichen Gebiete des Volkslebens. Die Welt wird erobert und beherrscht durch kommunistische Zellen: "Steinchen auf Steinchen, Ziegelchen auf Ziegelchen" werden überall die kommunistischen Parteien geschaffen, nach der Art der Ameisen,86) und nach der Grundregel: "Du sollst alles und überall organi­satorisch durchdringen".87)

 

82)  Nur die berühmten mazedonischen Verschwörer könnten vielleicht mit den Kommunisten in dieser Hinsicht wetteifern.
83)  Da gibt es katechetisch ausgearbeitete Regeln, wie der Kommunist im Auslande sich anzuziehen hat, wie er in den Straßen gehen, wie er seinen Namen verheimlichen muß, immer zur Haussuchung und zum Verhör bereit; wie Beziehungen anzuknüpfen sind, und wie eine kommunistische Zelle zu gründen ist usw. -- Wie das gehandhabt wird, darüber erzählt z.B. in den Sitzungen d. XV. Komm. Kongresses ein gewisser Kommunist Radtschenko. Es handelt sich um Rakowsky, den bekannten Sowjetdiplomaten, der damals (1927/28) schon zur sog. "kommunistischen Opposition" übergetreten war: "In London trat Rakowsky auf wie ein gentleman", "als Führer der Opposition kam er nach Charkof (zu den Arbeitern) in einem abgetragenen Überzieher, in einem zerknüllten Mützchen, um nicht einem Diplomaten, sondern einem Arbeiter zu gleichen"; "und hier (in den Sitzungen des XV. Kongresses) ist er wie ein Athlet aufgetreten, er hat sich entkleidet, die Jacke ausgezogen und hat sich fast im Hemde in den Kampf gegen den XV. Kongreß gestürzt", Stenogr. Bericht, S. 285 (russ.).
84)  "Die primäre Zelle der Parteiorganisation" ist dazu "berufen", "die Partei mit der Masse unmittelbar und alltäglich zu verbinden", Stenogr. Bericht des XI. Komm. Kongresses, S. 526. Beschlüsse des Kongresses (russ.).
85)  Die Russische Kommun. Partei in ihren Resolutionen", S. 231.

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Die ununterbrochene Offensive 

Erst dann, wenn dieser Hauptzweck erreicht und das Dickicht des Volkslebens zur Genüge von den kommunistischen Zellen durchdrungen ist — kann der Umsturz gelingen. Das heißt aber nicht, daß die ganze Bewegung bis dahin einen passiven Charakter trägt;88) im Gegenteil — der Kommunist ist immer aggressiv und offensiv, weil er sehr gut weiß, daß die revolution­ären Kräfte nur im Angriff reifen, und daß im Bürgerkriege nur derjenige siegen kann, der die Offensive führt.

Darum besteht die Taktik der Kommunisten (immer und überall) im Verschärfen der gegebenen Lage: Konflikte müssen entweder geschaffen oder geschürt werden. Der Kommunist hat eine herausfordernde Einstellung aller Obrigkeit gegenüber einzunehmen; er muß immer einschüchtern, provozieren, entlarven und kompromittieren; er hat immer nach dem Prinzip der angreifenden Initiative und der aggressiven Minderheit zu handeln. Worte sind wohl nützlich; aber entscheidend und siegend sind nur Taten. Ein verlorener Kampf gilt viel mehr, als ein passives Ausharren. Die beste Propaganda ist der Angriff und die tatsächliche Eroberung. "Wenn einige Tausende parteiloser Arbeiter in revolutionärer Weise zu handeln anfangen, so ist es schon die Masse".89)

In Hamburg haben 300 Mann mit Maschinengewehren den Kampf gegen 5000 Mann Regierungstruppen drei volle Tage mit Erfolg geführt.90) Die einfache Tatsache des Bestehens der Sowjetmacht in Rußland gilt "den Arbeitern der ganzen Welt" mehr als die sowjet­feindlichen Schilderungen der ganzen bürgerlichen Presse.91) Heilbringend sind nur das Angreifen und das Ergreifen. Und wenn in diesem Kampfe "Genossen" fallen und ums Leben kommen, so wird die Sache dadurch nur gefördert: denn die Partei braucht "Helden und Märtyrer", um deren Andenken agitatorisch feiern zu können.92)

Das Blut besitzt die große Macht, die Menschen am radikalsten auseinander zu bringen und am gründlichsten zusammenzuschweißen. Und diese geheime Macht des Blutes wird von den Kommunisten nie vergessen.

 

86)  Sinowjew, Stenogr. Bericht des XIV. Kommun. Kongresses, S. 674 (russ.).
87)  Sinowjew, Stenogr. Bericht des XIII. Kommun. Kongresses, S. 114 (russ.).
88)  Siehe bei Lenin: "abzuwarten, bis die arbeitenden Massen die Revolution im Weltmaßstabe vollbringen, hieße in Erwartung erstarren. Das ist Unsinn." Werke Bd. XV, S. 287 (russ,).
89)  Lenin, Bd. XVIII, Teil l, S. 509 (russ.).
90)  Manuilskv, Stenogr. Bericht des XIII. Kommun. Kongresses, S. 370 (russ.).
91)  Lenin, Bd. XVIII, Teil l, S. 49 (russ.).

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   Der letzte Angriff  

 

Auf diese Weise wird im großen und ganzen der Weltbürgerkrieg vorbereitet oder schon geführt. Zwar wissen die Kommunisten selbst besser als die ganze übrige Welt, was sie in diesem Schlußkampf zu verlieren oder zu gewinnen haben. Deswegen kann man sicher sein, daß die Vorbereitung systematisch und allseitig geführt wird. Es wird auch tatsächlich in der ganzen Welt mit einer riesigen Ausdauer negativ gearbeitet. Einerseits werden "die Widersprüche zugespitzt", die Habsucht angefacht, die Feinde gegeneinander aufgehetzt — "wie im internationalen Maßstabe, so auch im Bereiche der einzelnen Länder, selbst innerhalb der industriellen Klasse, um sie alle insgesamt auszunützen".93)

"Hunderte von Millionen der kolonialen und halbkolonialen Sklaven werden in den Kampf hineingezogen";94) die bürgerliche Klasse wird in der ganzen Welt als Feind von innen zermürbt; die Zahl der arbeitenden Zellen wächst überall von Jahr zu Jahr; und die Hauptaufgabe reift ihrer Lösung entgegen: der künftige "imperial­istische Krieg" muß und wird "in einen Bürgerkrieg verwandelt werden", in den "einzig gerechten Krieg der Unterdrückten gegen die Unterdrücker" (Karl Marx);95) und so wird das Bürgertum "gestürzt".96)

Es besteht kein Zweifel, daß die Soziologie der Zukunft die hier kurz skizzierten Arbeitsmethoden der Kommunisten nicht nur aufs gründlichste verfolgen, beschreiben und explizieren, sondern auch diese ganze Handlungsweise auf ihre geistigen und wirtschaftlichen Quellen zurückführen wird. 

Wir aber müssen uns hier mit der gegebenen, vorläufigen, analytischen Beschreibung begnügen.

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92)  Beschluß der XI. Kommun. Parteikonferenz vom Jahre 1921, 11. KK., S. 512  (russ.).
93)  Krassin, Stenogr. Bericht des XII. Kommun. Kongresses, S. 117/118  (russ.).
94)  Stenogr. Bericht des XII. Kommun. Kongresses, S. 228  (russ.).
95)  Bucharin, "Das ABC des Kommunismus", S. 91  (russ.); siehe auch die Beschlüsse der Kommunisten während des Weltkrieges: Das Manifest vom September 1914 und die Konferenz vom März 1915. "Die Russ. Kommun. Partei in ihren Resolutionen", S. 123, 126 (russ.).
96)  Uglanof, Stenogr. Bericht des XV. Kommun. Kongresses, S. 124 (russ.).

 

 

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