Henrich-Start 

Er brachte den "Staat" unter die Erde 

Der Sturz des SED-Regimes ist zum Teil dem Buch eines Anwalts zu verdanken, das zur Munition der Bürgerrechtler wurde  

Von Birk Meinhardt     SüdZ 13.11.1999  

 

Im Wald, im November – das ist mal eine Geschichte, die man wirklich ausgraben kann. Henrich meint, es würde schätzungs­weise eine Viertelstunde dauern, vielleicht auch zwanzig Minuten.
"Vor dem Zaun ist eine Birke. Vor die stellt man sich. Dann eine Spatenlänge in Richtung Baum messen, und dann eine Spatenlänge in den Boden reinhacken. Da ist noch ein Manuskript des Buches drin, in einer Fruchtsaftflasche, ganz eng gerollt."
"So tief?"
"Ja. Klar. Zur Sicherheit. Das mußte sein. Die Stasi hat doch überall gestochert und gebuddelt."
"Und wie lange soll es drin bleiben?"
"Sie können es herausholen, wenn Sie wollen. Am besten, Sie bringen sich Gummistiefel mit und einen alten Pullover. Es ist eine sumpfige Gegend."

Henrich scheint nicht sentimental zu sein. Wenn er jemandem, den er gar nicht kennt, anbietet, die alten Papiere herauszuholen, wirkt das, als habe er keine Beziehung mehr zu ihnen. Es ist, als ob er sich sagte, bitte sehr, irgendwann, bevor sie zu schimmeln anfangen, müssen sie sowieso heraus. Dann eben jetzt.

 

Das Buch heißt Der vormundschaftliche Staat und war im Frühjahr 1989 bei Rowohlt erschienen. Es war so etwas wie die theoretische Grundlage der Bürgerbewegung, dreihundert Seiten, in denen Rolf Henrich die DDR seziert hat, wissenschaftlich, akribisch. Warum sie nicht funktionierte, daß sie nicht reformierbar war. Es war ein gefährliches Buch für die Oberen, auf andere Art gefährlich als die gefühlsbetonten plakativen Proteste von Bohley und Lengsfeld. Es zielte nicht auf die Moral, sondern auf die Strukturen. Krenz schrieb umgehend eine Politbürovorlage, in der er den Namen des Buches nicht erwähnte, sondern nur von einem Machwerk sprach. Er forderte bei der Stasi ein strafrechtliches Gutachten an, und Honecker fügte in seiner schrägen Schrift richtig hinzu; das Schrägste an ihm war tatsächlich seine Schrift.

Später hat Rolf Henrich mit Bärbel Bohley und Katja Havemann das Neue Forum gegründet. Er gehörte zu den ersten Dreien. Er war gefragt in jener Zeit. Noch vor der Maueröffnung rief die sowjetische Botschaft bei ihm an: Ein wichtiger Politiker würde einfliegen und sich gern mit ihm unterhalten. Henrich ging hin in den Palast mit der schweren Vorhängen und den zertretenen Teppichen, all dem verblichenen Glanz eines untergehenden Reiches. Und der Politiker sagte, ich weiß, die Einheit wird kommen, aber könnt ihr die Sache nicht ein wenig bremsen, es ist uns zu schnell, wir brauchen noch Zeit, es unseren Leuten beizubringen. Und Henrich antwortete, ich verstehe das, aber ich glaube nicht, daß ich es ändern kann. Und am nächsten Tag war er beim britischen Botschafter. Und noch ein bißchen später saß er bei den Herren der Deutschen Bank.

Aber wenn man heute sagt, daß man zu Rolf Henrich fährt, schauen einen schon ziemlich viele Leute mit diesem fragenden Blick an. Henrich? - "Der mit dem Buch. Mit dem vormundschaftlichen Staat."

Sie schütteln den Kopf. Es klickt nicht. Henrich war schon lange nicht mehr im Fernsehen und in der Presse. Er ist der Öffentlichkeit verloren gegangen, wie sein Buch, das im Handel nicht mehr erhältlich ist. Auch die großen Berliner Bibliotheken führen es nicht. Nur im Otto-Suhr-Institut kriegt man es, ein leicht eingerissenes Exemplar mit schon gelblichen Seiten. So schnell verblaßt, so schnell verschwindet Geschichte.

Auf dem Coverbild sieht Henrich kräftig aus und äußerst fröhlich. Offensiv. Er hat ein volles Gesicht. Er scheint ein Riese von Statur zu sein.
"Sie staunen?'', fragt er.
"Ja. Sie sind jetzt viel schmaler als auf dem Photo. Und gar nicht so groß."
Er lacht. "Wie ich heute bin, ist es aber normal. Damals hatte ich mir Zuversicht angefuttert. Ich habe wirklich gestrotzt vor Selbstvertrauen." Er bläst noch einmal die Wangen auf, so daß er ganz rot wird im Gesicht.

Der schnelle Gag dazu geht so: Henrich hatte ein paar Tage Pralinen in sich hineingefressen. Dann wurden die Manuskripte in den Konfektschachteln über die Grenze geschmuggelt. Aber die wirkliche Geschichte ist eine andere. Sie handelt von einer langsamen Wandlung, von jemandem, der an einem bestimmten Punkt Glauben durch Denken ersetzt hat. Henrich zählte ja zur Nomen­klatura der DDR, ein Rechtsanwalt aus Eisenhüttenstadt, der die Bezirksparteischule absolviert hatte. Aber irgendwann hatte er das Starre und Dogmatische gespürt. Er fing 1980, als 36-Jähriger, zu schreiben an, und beim Schreiben hat er gemerkt, wie verfahren die Kiste wirklich war. Sein Urteil wurde unbestechlicher und schärfer. Und dann, nach sieben Jahren, war das Buch endlich fertig. Er wußte, es würde Aufruhr geben. Er rechnete mit Knast. Er versuchte, seinen Sohn darauf vorzubereiten, wie es sein würde, wenn er eine Weile nicht zu Hause wäre. Aber alles in allem freute er sich. "Ich war bereit. Mein Visier war endlich unten. Nun laßt uns mal kämpfen, dachte ich."

Er und die Laienspieler

Zu der Geschichte gehört, daß Rolf Henrichs Buch ein Jahr bei Rowohlt lag. Nicht, weil so viel zu lektorieren gewesen wäre. Es war nur zu einer ungünstigen Zeit geschickt worden. Im Verlag stritten sich gerade Michael Naumann und Freimut Duve. Es ging um Eitelkeiten und Macht. Und drüben wartete unruhig der Autor. Er wurde von Monat zu Monat unzufriedener. So ein Gegensatz. Wenn man es abstrahiert, kann man sagen, der Westen hatte nicht ganz so viel begriffen. Selbst die interessierten Leute waren letztlich nicht interessiert genug.

Rolf Henrich will heute niemandem die Schuld geben. Aber er ärgert sich auch über sich selber, daß er nicht schon 1985 oder 1986 fertig geworden war. "Dann hätten wir in der Bürgerbewegung mehr Zeit gehabt, kompetente Leute zu rekrutieren. Und das hätte sich bis auf den Einigungsvertrag ausgewirkt. Es wäre besser geworden."

Vielleicht klingt das nach Trauer. Aber nur, wenn man es liest. Wenn Henrich redet, schwingt keine mit. Es klingt eher distanziert und sehr selbstbewußt. Ein bißchen erinnert er an Heiner Müller: Wie er da lässig im Sessel sitzt und raucht, wie er zuweilen spöttisch den Mund spitzt, daß die Wangenknochen hervortreten, wie er leise messerscharfe Sätze sagt. Er investiert vielleicht nicht sein ganzes Gefühl. Aber vermutlich seinen vollen Verstand.

"Es waren fast nur Laienspieler", setzt Henrich fort, "Sie ahnen gar nicht, wie schwer es war, mit denen das Wesentliche zu diskutieren. Mir hing vor lauter Reden schon die Zunge am Boden."

Man denkt kurz: Wenn das die anderen hören. "Kann es sein, daß Sie bei einigen nicht sehr beliebt waren?"
"Kann sein. Bei den Moralisten. Aber die Mehrheit war einverstanden. Wir hatten ja nicht so viele Pragmatiker."
"Sie waren womöglich ein bißchen ein Außenseiter."
"Ja."
"Und weshalb sind Sie dann nicht mehr aufgetreten? Gab es Streit?"
"Nein. Es ist doch so: Man steigt in einen Bus ein, und wenn die Haltestelle kommt, steigt man wieder aus."

Henrich hatte während und kurz nach der Wende diverse Angebote. Oberster Richter der DDR. Staatssekretär im brandenburgischen Justizministerium. Aber er war konsequent. Er hatte doch geschrieben, daß die DDR brankrott war. Er hatte verfolgt, wie sie alle im Winter 89/90 haarscharf an einer Katastrophe vorbeigeschrammt waren, weil die Brennstoffe auszugehen drohten. Das Land war am Ende. Und er sah nicht ein, warum er das Ende verwalten sollte.

"Und als die DDR vorbei war? So einen Posten?"
"Was meinen Sie, wie wir dann hier säßen? Ich müßte die schwierigen Themen umschiffen. Es würde nicht nur Ihr Diktiergerät auf dem Tisch stehen, sondern auch meines. Sie müßten mir jedes Zitat vorlegen. Ich müßte damit rechnen, daß Sie es darauf anlegen, mich mißzuverstehen." Mit einem Wort, er empfände es als Verlust an Spielraum, an Freiheit. Sie wäre langsam geschwunden, und er hätte es vielleicht gar nicht gemerkt. Er hat sich mit seinen Absagen geschützt.

Henrich ist immer noch Rechtsanwalt in Eisenhüttenstadt. Oder wieder. Nachdem das Buch erschienen war, ist er sofort aus dem Anwaltskollegium ausgeschlossen worden. Aus der Partei sowieso. Und irgendwer zerstach seine Autoreifen, und die Stasi karrte einen Holzwagen heran, wie ihn die Waldarbeiter benutzten. Wir beobachten Rehe, sagten die jungen abkommandierten Leute und schauten verschämt zur Seite. Außerdem kamen mehr Angler als gewöhnlich. Sie hielten die Ruten nicht sehr fachgerecht. Henrich lacht. "Es war eine lustige Zeit. Die schönste meines Lebens."
"Sie übertreiben. Das sagen Sie heute. Weil Ihnen nichts mehr passieren kann."

Man denkt, in Wirklichkeit muß er sich unsicher gefühlt haben, da, wo er wohnt. Zwei Kilometer von der nächsten kleinen Siedlung entfernt. In einem altem Schleusenwärterhaus aus Backsteinen, an einem stillgelegten Kanal, in dem jetzt nur noch wenig Wasser steht. Hinter dem Kanal hohe Bäume und schmatzender Morast. Davor raschelndes Laub, unten naß und dunkel, Material aus vergangenen Jahren, und oben bunt und frisch. Ein verwunschenes, idyllisches Stück Land. Aber wenn hier einer einem anderen etwas antun wollte, niemand würde es merken.

Wer seine Klienten sind

"Es ist keine Übertreibung. Man traut es sich fast nicht zu sagen, weil sich die Meinung durchgesetzt hat, es sei immer nur eine ernste Angelegenheit gewesen." Henrich zieht die Mundwinkel nach unten. Er markiert den Betroffenen. Dann entspannt er sich wieder. "Dabei haben wir ganz intensiv gelebt."
"Ohne Angst?"
"Um ehrlich zu sein: Sie haben mir gedroht, aber ich habe geahnt, daß Sie nicht viel weiter gehen würden. Sie konnten in dieser Zeit keinen Märtyrer wie Bahro mehr gebrauchen. Ich mußte nur mir selber vertrauen. Ich hatte ja geschrieben, daß sie schon keine Kraft mehr hatten. Und so war es."

Seltsam. Thierse und Gauck werfen sich jetzt im Fernsehen die Redemanuskripte zu. Die richtigen Ossis für alle Gelegenheiten. Böhme und Schnur führen das traurige Leben enttarnter Spitzel. Zu Jahrestagen bilden die Zeitungen ihre bleichen bärtigen Gesichter ab. Bohley baute Bosnien auf und malt in Kroatien. Lengsfeld irrlichtert. Lauter Extreme, aber doch irgendwie langweilig. Man weiß immer schon, was kommt, wie im Zoo, wenn man ein paar Mal da war.

Henrich lebt abseits und arbeitet unspektakulär. Aber das sagt noch gar nichts. Es kann sich trotzdem etwas ergeben; man muß nur fragen.
"Wer kommt jetzt in Ihre Kanzlei?"
"Ich vertrete hauptsächlich die Wirtschaftsleute. Den Mittelstand. Autohäuser, Baubetriebe, landwirtschaftliche Genossen­schaften."
"Und was entdecken Sie bei denen?"
"Eine große Leistungsbereitschaft. Doch die wird nicht gefördert. Und da sie unterkapitalisiert sind, haben sie alle Probleme. Viele gehen pleite, ohne einen Fehler gemacht zu haben."

Henrich nimmt als Beispiel einen Baubetrieb mit 15 oder 20 Beschäftigten. Die haben einen Auftrag von vielleicht 400.000 Mark. Der Chef kann wegen der üblichen Dumpingpreise nur mit einem Gewinn von vier, fünf Prozent kalkulieren. Dann wird ihm die letzte Rechnung nicht bezahlt. Ihm fehlen an die 100.000 Mark. Und er hat keine Rücklagen. So schnell, wie er bankrott ist, kann er gar nicht vor Gericht klagen.

"Da leuchtet es doch ein, daß ein Fonds her muß. Eine Art Ausfallbürgschaft. Aber es gibt keine Lobby für so etwas. Es wird nicht einmal thematisiert."
"Meinen Sie, aus Absicht?"
"Nein, es ist einfach schief gelaufen, es ist so gekommen, daß die größte Produktivkraft des Ostens die Aufarbeitung der Geschichte ist. Wir sind auf den moralischen Aspekt reduziert. Der steht im Mittelpunkt, nicht der wirtschaftliche Aufbruch. Schauen Sie doch den Herrn Thierse an, wie er immer seine Nachdenklichkeit vor sich her trägt, der soll unser Vertreter sein. Nun konfrontieren Sie den mal mit solchen harten Problemen. Der hat davon so viel Ahnung wie die Kuh vom Tanzen."

So könnte Gysi sprechen. Dann würden die Leute, die es nicht hören wollen, milde sagen, nun ja, Gysi, er mag sich nicht mit der Vergangenheit auseinandersetzen. Sie hätten ihre Ruhe. Aber Henrich ist geschützt durch sein Buch, durch seine Biographie. Er ist freier als Gysi.

Im Grunde seziert er wieder einen Staat. Er mag sich nichts vorspielen lassen, von keinem, man kann es nachlesen auf einem gerahmten DIN-A4-Papier, das an der Wand neben der Toilette hängt. In der Nähe ihres Klos bringen die Leute ja meistens lustige Sachen an. Aber die Sachen erzählen dann doch die Wahrheit über die Leute. "Erstens", steht bei Henrich: "Erkenne die Lage. Zweitens: Rechne mit deinen Defekten, gehe von deinen Beständen aus, nicht von deinen Parolen." Gottfried Benn.

Die Geschichte von Pedro

Der Unterschied zu früher ist, er ist nicht grundsätzlich unzufrieden. "Mir geht es prima", ruft er, "Sie verstehen, wie ich es meine." Als reine Wahrheit und in dieser Ausschließlichkeit doch auch als Übertreibung. "Ich fahre einen Mercedes, und zwar keinen Jahreswagen. Das neueste Modell. Ich habe Geld. Etwas davon verschenke ich."
"Sie verschenken es."
"An Kinder von Tschernobyl, schon lange, pro Jahr eine bestimmte Summe."
"Wollen Sie sagen, wie hoch die ist?"
Henrich taxiert einen und sagt: "Ich schätze einmal, wieviel Sie verdienen. Ihr doppeltes Jahresgehalt."
"Oh." Es entsteht eine kurze Pause. Bestimmte Summen muß man verarbeiten.

"Und was fehlt Ihnen?"
"Eine richtige intellektuelle Debatte. Der Zustand in dieser Hinsicht ist trostlos. Vollkommen trostlos."

Henrich spitzt, auf seine Müllersche Art, ein Thema zu: den Krieg. Wie der deutsche Außenminister, der einstige Wehrdienst­verweigerer, gesagt hat, ich habe aus Auschwitz gelernt, Ihr müßt jetzt in die Jets steigen. Wie die Piloten sofort in einer Halbkurve über die Adria zogen. So schnell ging das, ohne Reflektion. Aber es gehörte doch eigentlich ein tiefes Nachdenken dazu. Was ist Europa? Wo beginnt und wo endet es. Der Raumbegriff. Wenn es einmal ein Raum sein soll, Europa, spricht man dann ein Interventionsverbot für fremde Mächte aus? Auch für die USA? Die USA sind unzweifelhaft das neue Rom. Rom ist gewandert, und wir sind eine Art Kolonie Roms, oder? Und wenn wir das sind, wie verhalten wir uns, wenn Rom Krieg führt? Und so weiter. Lauter Fragen. Und keine Antworten im alltäglichen Lärm. Nur Außenseiter fordern sie.

In letzter Zeit hat Rolf Henrich gemerkt, daß sein Leben vorhersehbar geworden ist. Er spürte nicht Langeweile, aber Routine. Also begann er, wieder zu schreiben, eine Art Kompensation. Diesmal ist es ein Prosaversuch. Ein 55-jähriger Rechtsanwalt führt seine Geschäfte, sie laufen so, er wird schon ein bißchen zynisch. Bis er einen DDR-General verteidigen soll, der an der Grenze zu tun hatte, mit diesen Selbstschußanlagen. "Der General ist einigermaßen sympathisch", sagt Henrich. "Wenn Sie einen Teufel hinstellen, wäre es zu einfach."

Literarisch gesehen. Aber die Literatur basiert hier natürlich auf eigenen Erlebnissen. Henrich hat Generäle vor Gericht verteidigt. Manche seiner Kollegen haben das nicht verstanden. Wie können Sie nur. Haben Sie schon vergessen. Das verfremdet er nun. Warum er ein paar Dinge nicht vergessen hat und die Männer trotzdem verteidigen konnte.

"Gibt es eine Grundaussage? Wissen Sie es schon?"
"Zeit ist das Übel. Zeit."

Es ist eine Zeile aus einem Gedicht von Ezra Pound. Und Pound hatte einen wahren Stoff aus dem 14. Jahrhundert benutzt, eine Erzählung über den portugiesischen Thronfolger Pedro. Der verliebt sich in die Hofdame seiner Frau. Sein Vater akzeptiert das nicht und läßt die Hofdame umbringen. Als Pedro die Macht erlangt, läßt er sofort alle töten, die am Mord beteiligt waren. Dann holt er die starre Frau aus ihrem Grab, balsamiert sie ein, staffiert sie aus. Die Wiederauferstehung einer Toten. Pedro heiratet nun prunkvoll die Geliebte, und der ganze verhaßte Hofstaat muß vorbeimarschieren und ihr die Hand küssen, die kalte Hand der Leiche.
Der Punkt ist aber, daß Pedro die verlorene Zeit nicht zurückholen kann. Keiner kann es. Manche versuchen es durch Rache. Es ist ein verzweifelter Akt, den Henrich "herabsetzendes Nachstellen" nennt. Er hält nichts davon. Es wird keiner wirklich glücklich dabei.

Am Ende zeigt er einem die Birke. Sie ist noch voll mit gelben Blättern. Er schreitet vom Zaun eine Spatenlänge in Richtung Baum und sagt, "Hier ist es". "Wir graben nicht", hört man sich sagen. Irgendwie verbietet es sich. Es ist allein seine Geschichte, und solange sie da unten liegt, ist sie noch nicht zu Ende.

 

 

 

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