Jürgen Fuchs 

Magdalena

MfS, Memfisblues, Stasi, Die Firma, 
VEB Horch & Gauck — ein Roman

 

1998 bei Rowohlt 

 

1998

DNB.Buch    Bing.Buch

 

detopia:

Start J.Fuchs 

Pankowbuch

 

Rachowski    Bärbel Bohley

Walther-Sicherungsbereich 

 

Inhalt 

Die dünne Akte (7) 

Reiter auf Vorgängen (225) 

Brocken aus nichts (383) 

 

Das lange erwartete Buch von Jürgen Fuchs – ein rigoros-subjektiver Bericht über die Landschaften der Lüge.

"Wer dieses Buch gelesen haben wird, muß – nein – darf nicht mehr stottern: Ich kann das alles nicht beurteilen."  Wolf Biermann

Rezension 1  Wolfgang Müller 

Rezension 2   Marko Martin  hoher Ton 

 

Ein Lesebericht von Verena Wyss    wikipedia  Verena_Wyss

 

MAGDALENA - der Name des früheren Stasi-Gefängnisses. Es sind die Aufzeichnungen der Recherchen, die für Jürgen Fuchs nach der Wende lebensnotwendig waren. Es ist das Protokoll der Recherchier-, Wut- und Trauerarbeit eines Verfolgten, dessen Leben zerstört worden ist.  

Sein unablässig gleitender, sichtender, ordnender Verstand sucht durch Benennen das Unfassbare zu meistern. 

Doch die Fakten übersteigen das Vorgestellte: Verrat, Bosheit, Dummheit, Grausamkeit und Rohheit eben. Und es sind gerade auch die intellektuellen Freunde, nicht nur die Rädchen im Getriebe, die kleinen Befehlsempfänger der Diktatur. Das steigt auf aus erinnerten Worten, die sich mit den Fakten der Archive und den Erzählungen von Befragten zu einem andern Bild fügen.

Scheinbar zufällige Vorgänge erweisen sich als inszeniert, Mobbing und Intrigen als angezettelt. Traumatisch das Erkennen, dass "Freunde" in seine Umgebung geschleust, auch auf seine Frau angesetzt wurden, Menschen, denen er gerade trotz seiner sonstigen Vorsicht vertraute. Es folgten systematische Bedrohungen und zunehmende Isolation bis zu Anschlägen auf seine Familie, das Entdecken, wirklich verstrahlt worden zu sein. 

Jürgen Fuchs wurde nach seiner Ausbürgerung 1977 nach West-Berlin weiterhin von der Stasi bekämpft; das Spitzel- und Agentennetz funktionierte. Auch hier zogen sich seine Freunde von ihm zurück, unangenehm berührt von seinen "Verfolgungswahn". Da gibt es keinen Trost, kann es kein Verständnis geben - Jürgen Fuchs schreibt in hartem Tempo seine Anklage gegen seine Mörder.

Spätestens nach Veröffentlichung dieses Romans liest sich die deutsche Literatur- und Kulturgeschichte der Siebziger- und Achzigerjahre etwas anders (absolut wichtig die Seiten über Reich-Ranicki): Hier ist die Beschreibung der Disziplinierung eines Schriftstellers, einer über Jahrzehnte ausgeführten "Zersetzungs"-arbeit durch ein perfekt organisiertes Netz, seiner "Eliminierung".

"Magdalena" ist weit mehr als ein Zeitdokument, mehr als eine Geschichtsschreibung, mehr als eine bloße Waffe in einer Auseinandersetzung und mehr auch als das Protokoll der eigenen Ermordung. Gerade auch durch die Art des Schreibens ist es eine der eindringlichsten Biographien, die ich in letzter Zeit gelesen habe. 

Formal überzeugt das spannungsvolle Gleichgewicht zwischen vergangener Biographie, gegenwärtigem Aufdecken des systematischen Vernichtungsvorgangs und gleichzeitigem Aufbäumen dagegen. Die Sprache besticht durch Präzision und raschen Rhythmus. Unter die Haut geht die Gedankenstärke von Jürgen Fuchs, die zu seinem Mut und zu seiner Willenskraft gehört.

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