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7  FREIHEIT VOM WAHN DER GROSSEN ZAHL

 

 

Groß heißt nicht großartig

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In einer Schlacht kann es so etwas wie »Sieg« geben, in einer Gesellschaft gibt es nur Leistung und Versagen. Größe als solche und der menschliche Zug, gigantische Institutionen zu schaffen - in der Staatsverwaltung, im Gewerkschaftswesen, in der Industrie -, haben die Gesellschaft in eine Sackgasse geführt. Immer wieder schaffen wir solche Institutionen und sind stolz darauf, bis sie uns unterjochen und wir uns gegen sie wenden wie einst Kronos, der seine eigenen Kinder fraß.

Eine der Sackgassen, in die uns der Appetit auf quantitative Größe geführt hat, ist die Überfütterung mit Informationen. Es heißt, daß sich der Umfang wissenschaftlicher Forschung innerhalb von je zehn Jahren verdoppelt, und die technologische Anwendung dieser Ergebnisse verändert die Gesellschaft in noch nicht dagewesener Weise. Das Schicksal des Menschen ist zur Trophäe in einem strapaziösen Wettlauf zwischen Erziehung und einer drohenden Katastrophe geworden, aber die traditionellen Ausbildungsmethoden reichen heute offensichtlich nicht mehr aus, und die Verhaltenswissenschaften haben bislang noch keinen Weg gefunden, mit der Problematik der Erziehung fertig zu werden, ohne eine gewaltige bürokratische Maschinerie in Bewegung zu setzen und obendrein eine unübersehbare Papierflut zu entfesseln.

Auch die Industrie und die Öffentlichkeit im allgemeinen erlebt infolge der Informationsexplosion eine Überschwemmung durch Ströme von Papier. In den Vereinigten Staaten hat der durchschnittliche Papierverbrauch pro Person und Jahr 120 Kilo erreicht. Allein der Computer-Ausstoß beläuft sich auf 285 Milliarden Seiten jährlich oder auf zwanzig Kilo pro US-Bürger im Jahr. Und die Papierflut steigt immer höher. Wer kann diese Masse an Informationen noch lesen, geschweige denn verstehen?

Wenn schon Amerika an der Papierseuche leidet, so tobt sie noch viel stärker in den Ländern, wo der Sozialismus am Ruder ist, etwa in Schweden. Ein Stockholmer Bürger beispielsweise, der sich ein Haus nach eigenen Wünschen bauen will, statt eines der Standardmodelle zu kaufen, muß nach den geltenden Vorschriften nicht weniger als 192, meist computergerechte Formulare ausfüllen. Ähnliches gilt für Krankenhausaufenthalt, ärztliche Untersuchungen und den größten Teil der öffentlichen Dienstleistungen.