Start     Weiter  

1. Gesellschaftssysteme

 Anmerkungen  

Autarchie-Genese  
 
(d-2005: Hierarchie-Herstellung)

 

Das gigantischste Politexperiment der Weltgeschichte dürfte in unserem 20. Jahrhundert auf deutschem Boden stattgefunden haben. Kein anderes Versuchs­territorium kann sich mit einem solch stattlichen bezieh­ungs­weise staatlichen Verschleiß von ganzen sieben orthogonal verschiedenen Regierungs­typen messen lassen:

 

Kein politisches Wunder, daß kein politisches Wunder mehr von Deutschen erwartet wird. "Mein Name ist Wendehase!" denken sich verständlicherweise viele alte Hasen von uns und lassen politisch ihre Schlappöhrchen hängen.

Betrachten Sie das deutsche Experiment genauer, erkennen Sie den Wechsel der Versuchsleiter, aber die Versuchsanordnung blieb zu jeder Zeit die gleiche. Stets war das Volk einer Obrigkeit unterstellt, ob diese Obrigkeit nun ein Monarch, der Führer, das Parlament, die Parteiführung oder in jüngster Zeit ein mechanistisch-unbelebtes System ist.

Ob Ossi, ob Wessi — die Deutschen waren von "BisMarck" über Marx bis Markt immer unter dem gleichen Joch der Obrigkeit. Nur das Outfit des Joches variierte im Lauf der Politmoden. Was über das exemplarische Deutschland gesagt wird, gilt ebenso für die gallischen Versuchshähne Frankreichs, die russischen Bären, die englischen Frösche, die amerikanischen Falken und jeden anderen Tierstaat unserer werten blauen Erdmurmel. Bei holistischer Sichtweise verschmelzen Sozialismus, Kapitalismus, soziale Marktwirtschaft, Faschismus und Nationalsozialismus zu einer einzigen Ideologie, die nur in unterschiedlichen Varianten realisiert ist.

Sie fragen sich nun sicherlich, ob eine Gesellschaft ohne Obrigkeit überhaupt möglich sei. Sind autoritäre Gesellschaftssysteme nicht am natürlichsten? Schließlich gibt es im Tierreich ebenfalls Hackordnungen. Leitbullen führen zum Beispiel auch die Herden an und in Schimpansengesellschaften regiert der stärkste Oberaffe der Primatensippe. Selbst Gänse watscheln "gans" treudoof ihrem Führer hinterher. Es fehlt bloß noch, daß diese "Hooligänse" ihr rechtes Gefieder zum Gruß erheben und zackig "Heil Heil Gänschen!" quaken.

Es stimmt leider, autoritäre Gesellschaftsformen sind in der Fauna vorherrschend. Auch der Mensch als einer der hochentwickeltsten Spezies des Tierreiches dürfte hier nicht aus der Rolle fallen. Und schauen wir uns um, werden wir in dieser Erkenntnis der naturgegebenen Autorität bestärkt. Überall wo wir hinsehen, gibt es Herrscher und Beherrschte, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Meister und Sklaven. Nirgends herrscht so viel Herrschaft wie überall: die Arbeiter arbeiten, die Studenten studieren und die Chefs scheffeln.

Wir müssen schon verdammt lange suchen, bis wir in unserer Umgebung menschliche Gruppen ohne Hackordnungen finden. Nur in wahren guten Freundeskreisen oder unter Geschwistern wird keiner den anderen herumkommandieren. Jedes Gruppenmitglied ist gleich viel wert.

Im großen und ganzen scheint die Ausbildung von Hierarchien eine Art Naturgesetz zu sein. Dafür existiert ein profunder psychologischer Grund. Die meisten Menschen haben noch keinen wahren Individuations­prozeß erfahren, das heißt vom metapsychologischen Standpunkt aus sind sie noch immer Kinder. Sie sind selbst dann noch Psychobabies, die seelisch von Tuten und Rasen keine Ahnung haben, wenn sie mit 190 Kilometer je Stunde über Autobahnen brausen und dabei mit ihrer Bordcomputer-Fanfare spielen. Diese adulte Infantilität resultiert aus dem allgegenwärtigen Unsicherheitsgefühl angesichts der eigenen Nichtigkeit und Ohnmacht in der überwältigenden Schöpfung.

Da wahre Erwachsene selten sind, sehnen sich die meisten Menschen unbewußt in das ozeanische Gefühl ihrer Kindheit zurück, als sie noch von den Eltern geliebt und versorgt wurden. Sie suchen sich Personen, auf die sie ihre ehemaligen Eltern projizieren können. Unbewußt sehen sie in Idolen, Vorgesetzten und Autoritäten, egal ob weltlich oder geistlich, ihre ehemaligen Eltern. Freud nennt diesen Projektionsprozeß Übertragung.1

Manche Führernaturen machen sich unbewußt diese Übertragung zunutze. Sie erheischen aufgrund autoritärer Attribute eine höhere Machtposition. Und — anstatt auf sich selbst zu vertrauen — legen die menschlichen Kreaturen ihr Schicksal in die Pranken der allerletzten PsychopathInnen mit Führerausstrahlung, da sie die eigene Unsicherheit im Schatten der unverständlichen Schöpfung spüren. Sie wollen nicht wahrhaben, daß ihre projizierten Eltern ebenso fehlbar sind wie sie selbst.

Die neuen Autoritäten bauen ihre Machtposition stückchenweise aus, so daß sie - wenn überhaupt - nur noch mit brachialer Gewalt von ihrem Thron zu stürzen sind. Die restliche Gruppe ist zwar auf Macht und Privilegien der oberen Hierarchieebene neidisch, traut sich jedoch nicht, dagegen anzukämpfen. Diese automatische Hierarchienbildung nenne ich Autarchiegenese.2 

Die Autarchiegenese scheint nur in kleinen Gesellschaften mit einem geschwisterlichen Gemeinschaftsgefühl auszubleiben. Ist diese Ausbildung von Obrigkeiten rechtens? Ist es gerecht, daß es einerseits Unterdrückte am unteren Ende der Hackordnung gibt und andererseits Hochhackige, die weniger unterdrückt sind? Die Antwort fällt Ihnen vom Gefühl her leicht: Nein! - Sie haben intuitiv erfaßt, naturgegeben ist nicht mit erstrebenswert zu verwechseln! Laut Autarchiegenese tendiert jede Gesellschaft dazu, ein Obrigkeitssystem aufzubauen. Dieser Automatismus ist aufgrund der menschlichen Individualität jedoch nicht erstrebenswert.

 

In keiner anderen Gesellschaftsgruppe existiert eine derart ausgeprägte Hackordnung wie beim Militär. Während der militärischen Grundausbildung wird dem Individuum zunächst durch Demütigungen und gehirnwäscheähnlicher Propaganda das Rückgrat gebrochen, um die zerstörte Psychowirbelsäule danach durch eine Pseudowirbelsäule zu ersetzen, getreu dem Motto: Wenn wir uns'ren Jungs schon ihr persönliches Rückgrat verstümmeln, muß es wenigstens so aussehen, als hätten sie eins! Darum muß der Soldat beim Drill strammstehen, das heißt sein gebrochenes "RückGrad" künstlich aufrichten, - Gradmesser ist sein Gewehr. Diese Gleichschaltung und Zerstörung der Individualität wird mittels der Uniformierung noch optisch unterstrichen. Und das Rückgrat richtet sich nicht mehr durch die eigene Zivilcourage auf, sondern durch das Brüllen der Vorgesetzten.

Doch was ist der Sinn dieser "psycho-logischen" Rückgratsamputation mit einem anschließenden ferngesteuerten Kunstimplantat? In der Armee wird der Mensch als Individuum deshalb getötet, damit der durch Bombenhagel gehetzte innere Schweinehund des Gefreiten sich nicht gegen die Militärhackordnung auflehnt. Somit wird "Gewehr-leistet", daß der Schweinehund mit der Hundemarke Herrchen Offizier in brennenden Situationen nicht durchbrennt. Durch den Kadavergehorsam eines getöteten Individuums bleibt somit für die Generäle alles in todsicherer Bombenstimmung. Da liegt also der Hund begraben!

Wenn in der Armee das Individuelle vor die Hunde geht, verliert der Soldat auch sein wichtigstes Unterscheidungskriterium zum Tier. Diese Animalisierung der Soldatenseele wird insbesondere in Kriegen deutlich. Kein Krieg, in dem Soldaten nicht brandschatzten, folterten und vergewaltigten. Die Massenvergewaltigungen im jugoslawischen Bürgerkrieg sind hierfür das letzte Beispiel und das allerletzte! Dabei gilt die Faustregel, je länger und intensiver die militärische Ausbildung ist, desto niederträchtiger gestalten sich die Pogrome. Sie haben sich bestimmt schon oft gefragt, wie ein Mensch einem anderen Menschen solche Grausamkeiten antun könne?

Dies ist auch der Grund, warum totalitäre Staaten so viel Wert auf eine paramilitärische Ausbildung legen: Sie "be-Wehr-te" sich stets als Garant vor normal-individuellen Persönlichkeiten, welche die "staatliche Gesellschaft mit beschränkter Haltung" gefährden könnten.

Die Autarchiegenese wird den charakterlichen Einzigartigkeiten des Homo sapiens nicht gerecht. Im Gegenteil, sie zerstört jene Charakterpluralität, die für Erhalt und Fortschritt der Menschheit unerläßlich ist. Die Menschheit ist angewiesen auf ein breites Spektrum an Individualität. Wären alle Menschen gleich, gäbe es zu den individuellen Thesen keine Antithesen und damit auch keine Synthesen. Ergo, es gäbe ohne diese charakterliche Dialektik keinen Fortschritt. Die Autarchiegenese wirkt in einer Gesellschaft kontraproduktiv!

Im Tierreich dagegen stellt sie einen evolutionären Vorteil dar. Die Interessen des Leittiers sind größtenteils identisch mit denen des Rudels. Die einzelnen Tiere sind in einer Herde zumeist eng miteinander verwandt; Onkel Leittier und seine tierisch untergebenen Untertanen haben das gleiche Instinktspektrum. Die Entscheidung des Leittiers ähnelt dem Entschluß, den die Untergebenen in derselben Situation fällen würden. Instinkte, Interessen und Intentionen von Leittier und Untergebenen sind weitestgehend die gleichen.

Beim Menschen ist dies jedoch nicht der Fall. Kein Tier hat ein derart ausgeprägtes Ichbewußtsein und persönlichen Willen wie der Homo sapiens. Instinkte spielen im menschlichen Denken nur noch eine Nebenrolle; Intentionen und Interessen zwischen Regierung und Volk sowie Reichen und Armen sind sich untereinander nicht ähnlich, sondern meistens entgegengesetzt.

Dazu kommt, daß eine menschliche Gesellschaft weit komplexer als eine Büffelherde oder Primatensippe ist. Während ein Leittier seine rangniedrigeren Tiere noch überblicken und optimal koordinieren kann, übersteigt die Granularität und Vielschichtigkeit eines Staates das Fassungsvermögen eines hohen Tieres in der Regierung.

Somit ist die Autarchiegenese als ein rudimentäres Relikt aus der Evolution zu verstehen, das heute ausgedient haben sollte. Da aber die Evolution in geschichtlichen Zeiträumen keine Fortschritte erzielt, wird die Autarchiegenese uns noch lange weitertyrannisieren. Ja, mehr noch: Die Autarchiegenese wird zunehmend durch den technischen Fortschritt gefestigt. Telefon-Abhöranlagen, Manipulation durch Tiefenpsychologie, modernste Polizeiausstattung, politische Rasterfahndung und viele weitere Errungenschaften legen den Mächtigen einen Prügel in die Pranke, der es immer schwerer macht, die Mächtigen bei Machtmißbrauch von ihrem High-Tech-Thron zu stürzen.

Es existiert noch ein weiterer Grund, die Autarchiegenese zu bekämpfen: Da immer viele Individuen am Fuße der Hierarchiepyramide darben und nur wenige Privilegierte an der Spitze thronen werden, sind für den Bevölkerungsdurchschnitt Obrigkeitssysteme ein Minusgeschäft. Die Bürger werden durch die Autarchiegenese übers "Ohrwell" gehauen.

Mit der Autarchiegenese ist die Evolution in eine gefährliche Sackgasse gefahren. Zu unserem großen Glück haben wir jedoch Verstand und Gefühl, mit denen wir unsere verfahrene Situation erkennen, und durch eine Querstraße dem Sackgassenende entweichen können. - Wer denkt, wird nicht gelenkt! - Die Individualität des Menschen ist der Motor, der zur Rebellion gegen Autoritäten treibt. Somit ist die politische Zukunft doch nicht ganz hoffnungslos.

Wir suchen ein Gesellschaftssystem, das die Autarchiegenese unter Kontrolle hält! Eine gute Demokratie ist politisch gesehen ein bescheidener Anfang. Wir werden jedoch in einem späteren Kapitel aufzeigen, daß sie gegen die übermächtige Autarchiegenese nicht ankommt.

 

Das Idealkriterium
oder
Ideale für Sie!

 

Was ist der Unterschied zwischen Ideologie und Idealismus?

Jede Ideologie ist demgemäß eine Irrlehre, denn es gibt keinen Grund, ein wichtiges Ideal dem anderen zu opfern. Idealismus stellt jedoch ein tolerantes Streben nach ausgewählten Idealen dar. Ideologiegläubigkeit ist daher ein Laster, Idealismus dagegen eine Tugend. Wir beurteilen im folgenden die gängigsten Gesellschaftssysteme mittels dieses Idealkriteriums und achten gleichzeitig darauf, ob sie der Autarchiegenese freie Wucherung gewähren (Autarchiegenesekriterium).

 

Sozialismus
oder
Werden Sie SadoMaoistIn!

 

Nehmen wir zuerst einmal den Sozialismus unter die Lupe. Streng genommen müßten wir die Sozialismen im Plural sagen, da infolge der historischen Überfrachtung dieser Begriff recht ausgeleiert ist. Alle Sozialismen haben jedoch eine Eigenschaft gemein: Sie erstreben das Ideal der Aufhebung der Klassengegensätze. Dieses wahrlich noble Ideal sollte der finanziellen Autarchiegenese entgegenwirken. Ein Pluspunkt im Namen des Sozialismus!

Diesen Bonus verliert er jedoch sofort wieder, da er zumeist eine staatlich-gelenkte Planwirtschaft voraussetzt. Der Sozialismus benötigt also eine Staatsmaschinerie. Dies gilt auch dann, wenn Engels - im Gegensatz zu Marx und Mao - postuliert, der Staat selbst mache sich nach der Phase der sogenannten Diktatur des Proletariates überflüssig, was gegen das Gesetz der Autarchiegenese verstößt und somit unmöglich funktionieren kann.3

Die Autarchiegenese wird daher weder im beruflichen noch im staatlichen Sektor ausbleiben. Autarchiegenesetest verbockt!

Wie sieht es mit dem Kriterium der Ideale aus? Kein psychisch normaler Mensch arbeitet gerne freiwillig für eine anonyme Volkswirtschaft! Oder mal Hand aufs linke Herz: Würden Sie etwa für Grethi aus Hinterknottelsbach gemäß Ihren Fähigkeiten schuften, um sich dann brav von Plethi aus XYZ nur nach Ihren Bedürfnissen zu bedienen? - Wohl kaum! Wir sind eben keine "MAOams", die sich mit ihrem Kaugummicharakter zu AltruistInnen breitkauen lassen.

"Unn wir lössen uns schließlich öööch nüschd in den Honnidays unner'n Göööbendisch der Völgswirdschofd glääben!"

Zur Arbeitsmotivation brauchen wir eben schon eine "Stasili", welche die Freiheit "verBautzt", wenn mit dem Kombinatscodex "geUlbricht" wird. Es wird eine mächtige Kontrollinstanz benötigt, die zur Arbeit peitscht. Gegen diese freiheitseinschränkende Gewalt werden die ArbeiterInnen und LandwirtInnen in Arbeiter- und Bauernstaaten lauthals fluchen und mit spitzer Feder die Parteispitze anspitzen. Drum müssen "SpitzbürgerInnen" auch bespitzelt werden, damit sie nicht den Volksunmut auf die Spitze treiben - und schon ist die Meinungsfreiheit beschränkt.

Folglich muß der kommunistische Staat auch das Ideal der Gewaltlosigkeit und der Meinungsfreiheit opfern. Staatskommunismus geht also per se mit Gewalt einher. Gerade diesen Schwachpunkt wollen viele MarxistInnen, MaoistInnen und LeninistInnen nicht wahrhaben. Der kommunistische Staat muß zwangsläufig Gewalt anwenden, um die Menschen zur Arbeit zu zwingen!

Der Sozialismus erstrebt zwar das Ideal der Nivellierung der Klassengegensätze, negiert jedoch andere Ideale wie Gewaltlosigkeit, Berufsfreiheit, Meinungsfreiheit und Reisefreiheit. (Dies gilt allerdings nur bedingt für ein sozialistisches Rätesystem, welches viele Aspekte der sogenannten Aufwärts-Systeme beinhaltet, die später behandelt werden.)

Der Sozialismus ist gemäß unserem Kriterium der Ideale eine Ideologie und eine Irrlehre und der realexistierende Sozialismus wird nur im stalinistischen Sinne funktionieren. Die "DickTortur des Brutalitariats" trägt somit schon den hinterlistigen Keim des Totalitären in sich.

 

 

Abb: Sozialismus
Entscheidungen fallen von oben nach unten ( Politrichtung: Abwärts

 

 

Sozialdarwinismus, Faschismus und Nationalsozialismus
oder
Lassen Sie sich nicht hakenkreuzigen!

 

Eine der verhängnisvollsten wissenschaftlichen Theorien der Neuzeit ist der Darwinismus. Nicht, daß der Darwinismus falsch wäre. Zu viele Beweise paläontologischer Art sprechen für ihn, um ihn noch ernsthaft bezweifeln zu können. Das Verhängnis des Darwinismus fängt mit der Fehlentwicklung zum Sozialdarwinismus an. Auf ihm basiert die Theorie des Faschismus mit seiner spezifisch deutschen Abartsvariante, dem Nationalsozialismus. Die Millionen von Toten und Opfern sind kaum zu zählen, die für diese Theorien bisher "gehakenkreuzigt" wurden!

Besonders kraß wirkte sich der Sozialdarwinismus in Deutschland aus. Der an und für sich schon verhängnisvolle Satz The survival of the fittest wurde zusätzlich falsch in Das Überleben der Stärksten übersetzt. Das Wörtchen fit hat im Deutschen die Bedeutung gesund-sportlich-stark, im Englischen heißt es dagegen angepaßt an die Umgebung. Die Falschaussage, nur die Stärksten in der Natur überlebten, wurde obendrein von PseudowissenschaftlerInnen und dem gemeinen Volk kritiklos auf die Menschen übertragen und zum Sozialdarwinismus umgebaut. Auf diesem sozialdarwinistischen Boden entstand die Blut-und-Boden-Philosophie der Nazis, in der nur derjenige ein Überlebensrecht hat, der Stärke, Härte und Skrupellosigkeit zeigt. So wurde im Dritten Reich aus dem Land der DichterInnen und DenkerInnen ein Staat der RichterInnen und HenkerInnen.

Dabei hätte ein einziger Blick in die Natur genügt, um die Theorie des Sozialdarwinismus zu widerlegen. Hätte der Sozialdarwinismus auch nur annähernd recht, dann wäre die Natur von bis an die Zähne bewaffneten Bestien bevölkert. Sicher herrscht viel Grausamkeit in Mutter Natur, aber die Evolution hat ebenso Eigenschaften im Tierreich hervorgebracht, die von Pazifismus, Ästhetik und Liebe zeugen. Wenn beispielsweise Elefanten regelmäßig zu den Elefantenfriedhöfen ihrer Ahnen pilgern, hilflose Luchsbabies von Wolfsrudeln adoptiert werden und Wale bedrängten Delphinen zu Hilfe kommen, zeugt dies eher von Liebe, als von Grausamkeit.4 Mit der Theorie, die Stärksten überlebten, läßt sich dies jedenfalls nicht vereinbaren.

Abgesehen davon ist es der reinste Humbug, den Darwinismus mit den verschiedenen Menschenrassen in Verbindung zu bringen. Die verschiedenen Rassen entwickelten sich vor etwa 200.000 Jahren auseinander.5 Aus menschlicher Sicht ist dies fast eine Ewigkeit, vom evolutionstheoretischen Standpunkt aus dagegen ein Klacks. In läppischen 200.000 Jährchen kann die Evolution keine grundsätzlichen mentalen Veränderungen hervorbringen! Die verschiedenen Hautfarben und die unterschiedlichen Körperproportionen mögen zwar sehr auffällig sein, sie stellen jedoch genetisch keine entscheidende Veränderung dar, wie sie für eine relevante Gehirndifferenz vonnöten wären. Schließlich beruhen sie auf der Variation von bereits vorhandenen Genen. Die dunkle Hautfarbe der Schwarzen wird beispielsweise einzig und allein durch eine stärkere Melaninproduktion verursacht. Das menschliche Gehirn jedoch ist als Neuronennetzwerk so komplex, allgemein und flexibel strukturiert, daß es sich in den 200.000 Jahren nicht entscheidend weiterentwickeln kann!

Dies wurde durch bahnbrechende Erfolge der Hirnforschung und Informatik durch neuronale Netzwerke klar. Eine wichtige Erkenntnis durch die neuronalen Netzwerke ist, beim Gehirn schlägt die software bei weitem mehr zu Buche als die hardware. Sie können bei einem neuronalen Netzwerk einen Großteil der Neuronen zerstören und es wird trotzdem noch die richtigen Werte finden. Auf uns Menschen übertragen bedeutet dies, wir alle sind von den intellektuellen und emotionalen Möglichkeiten her gleich. Oder anders formuliert: Die prinzipielle Funktionsweise des Gehirns ist bei Schwarzen, Weißen, Asiaten, Indianern und Australiden dieselbe, so unterschiedlich sie auch aussehen mögen! Dasselbe gilt auch für die verschiedenen Schichten innerhalb der Gesellschaft.

RassistInnen und FaschistInnen werden gegen diesen Behaviorismus vielleicht einwenden, Intelligenz sei vererbbar. Die Zwillingsforschung scheint dem Sozialdarwinismus recht zu geben. Zwillinge, insbesondere eineiige Zwillinge, zeigen eine eindeutige Korrelation in ihrer Intelligenz, auch wenn sie auf den ersten Blick jeweils in unterschiedlicher Umgebung aufwachsen. Die SozialdarwinistInnen vergessen allerdings einen entscheidenden Faktor.

Zwillinge wachsen nie in absolut verschiedenen Umgebungen auf. Meist werden sie erst ein paar Wochen nach der Geburt von verschiedenen Familien adoptiert. Insbesondere eineiige Zwillinge werden auch nach der Adoption von der Umgebung unbewußt gleich behandelt. Sind beispielsweise die Zwillinge bildhübsch, werden sich Eltern, LehrerInnen und KameradInnen ausgiebig mit den beiden Adonisgoldköpfchen befassen. Sollten die beiden dagegen das Pech haben, mit einer verkorksten Rabenvisage aus dem Brutkasten zu krächzen, können die beiden Unglücksraben sich Rabenstiefeltern sicher sein. Schnuckelkinder kommen bei der erzieherischen Fürsorge eben vor Schmuddelkindern. Dementsprechend werden eineiige Zwillinge ähnlich gefördert, auch wenn sie in verschiedenen Umgebungen aufwachsen. Dazu kommt noch die gemeinsam verbrachte Zeit bis zur Adoption, in der die Zwillinge die ersten Wochen von derselben Umgebung geprägt wurden. Und noch viel entscheidender ist, daß Zwillinge in der Gebärmutter ganze neun Monate in absolut derselben Umgebung leben.

Gerade die pränatale Phase ist jedoch die entscheidendste für die Entwicklung des Gehirns. Vor der Geburt ist das Gehirn des Embryos noch nicht gegen Fehlernährung geschützt.
Menschen aus unteren sozialen Schichten oder aus Entwicklungsländern werden sich aus Unwissenheit oder Armut qualitätsarm ernähren. Ihre Nahrung enthält weniger Proteine, weniger Vitamine und viel zu wenig Spurenelemente. Zusätzlich sind sie stärkerer Umweltverschmutzung ausgesetzt, da sie nicht in unkontaminierte Villengegenden ziehen können wie die Reichen. Während der Arme in einem Reihenhaus an einer Hauptverkehrsstraße Smog einatmen muß, bekommt der Reiche im Garten seiner Privatvilla fernab von der städtischen Agglomeration einigermaßen gesunde Luft. Außerdem werden Arme häufiger zur Flasche greifen, um ihr Elend zu vergessen.

All diese Faktoren bedingen, daß die Embryogehirne der Armen sich nicht richtig entwickeln. Die Reichen verstümmeln die Intelligenz der Armen, auch wenn sie sich dessen nicht bewußt sind. Embryos aus der Unterschicht oder Embryos aus der Dritten Welt werden in ihrer mentalen Entwicklung gehemmt und unbewußt unterdrückt. Der Klassenkampf fängt somit schon im Mutterleib an. Vor diesem Hintergrund haben auch IQ-Statistiken keine Beweiskraft. Der unterschiedliche Intelligenzquotient verschiedener Menschengruppen spricht keineswegs für die grundsätzliche Verschiedenheit der Rassen oder Sozialschichten. Die Menschen sind von der geistigen Kapazität her alle gleich!

Es gibt noch einen weiteren triftigen Grund, an den Aussagen der IQ-FetischistInnen beziehungsweise IQ-FaschistInnen zu zweifeln, die immer noch annehmen, der Intelligenztest messe die Intelligenz. - Eine Intelligenz, von der bisher noch niemand eine halbwegs akzeptable Definition geliefert hat. Diese Verlegenheit gipfelt in der wahrlich intelligenten Aussage von Boring, der formuliert, Intelligenz sei das, was der Intelligenztest messe. Hurra, die Intelligenzbestie beißt sich in den Schwanz!

Wir können uns bei einem solch implikativen Kreisverkehr getrost fragen, wie die PsychologInnen etwas genau messen wollen, von dem sie noch nicht einmal wissen, was es ist? PsychologInnen nehmen in zweifelhafter Analogie an, die Intelligenz sei für das Gehirn, was die PS-Zahl für den Motor ist. Dies dürfte jedoch eine unzulässige Vereinfachung darstellen!

Intelligenz besteht schließlich aus unzähligen Facetten, wie soziale Intelligenz, Kreativität, sprachliche Intelligenz, räumliche Intelligenz, Mustererkennungsvermögen, Kurzzeitgedächtnis, Langzeitgedächtnis, Instinkt, Motorik, Inspiration. Sie miteinander zu verrechnen, wie es im Intelligenzstrukturtest leichtfertig geschieht, heißt, analog Äpfel mit Birnen zu addieren, um sie danach mit Kanaldeckeln zu multiplizieren, - mal ganz davon abgesehen, daß die meisten und wichtigsten Facetten in IQ-Tests noch nicht einmal berücksichtigt werden. Es bleiben Kreativität, sechster Sinn, Sinn für Ästhetik, soziale Intelligenz, Langzeitgedächtnis, Musikalität, motorische Intelligenz und morphogenetische Rezeptionsfähigkeiten einfach unberücksichtigt.

Es ist mehr als töricht, die vielfacettierte multidimensionale Intelligenz auf eine eindimensionale Skala von 0 bis 200 zwängen zu wollen. Ebenso schwachsinnig wäre es, die Weisheit eines Volkes zwischen 0 und 200 darstellen zu wollen oder die Duftnote eines Kaffees zwischen 50 und 100 beziehungsweise die Schönheit einer Rose zwischen 007 und 0815.
Das Gehirn des Menschen beherbergt mehr Synapsen als Sterne im Universum funkeln. Wie wollen die PsychologInnen dieses hypergalaktische Wunderorgan mit einer einzigen schnöden Zahl ausreichend beschreiben?

Intelligenz ist eben - den FaschopsychologInnen zum Trotz - nicht meßbar! Das einzige, was diese "Intelligenzoholics" mit ihrer Meßsucht beweisen, ist, daß ihnen an derselbigen Intelligenz mangelt, nach der sie so fieberhaft suchen.
Verschiedene WissenschaftlerInnen versuchen jedoch zunehmend mit genau diesen dubiosen IQ-Tests ihre rassistischen Vorurteile zu bestätigen.6

Die vorurteilsschwangeren FaschistInnen führen großangelegte IQ-Screenings durch. Dies geschieht sowohl bei schwarzen als auch bei weißen Kindern, um danach arrogant zu behaupten, Schwarze seien um 15 IQ-Punkte weniger intelligent als Weiße. Dieser gefährliche pseudowissenschaftliche Humbug wird als Fundament für rassistische und faschistische Kartenhäuser verwendet. Die REP-KartenrepperInnen spielen dabei absichtlich mit gezinkten Umwelt-Trümpfen, um den Test zu verfälschen.

Das schwarze Gettokind aus Harlem wächst in einer radikal anderen Umwelt auf als das reiche weiße Bankierkind aus Queens. Die Intelligenz wird bei beiden jeweils anders kanalisiert. Während das Bankierskind in seinem College darauf trainiert wird, in Abstrakta zu denken und schriftliche Testsituationen zu meistern, wird die Intelligenz des Gettokindes hauptsächlich darauf spezialisiert, konkrete Überlebenspraktiken anzuwenden. Ganz klar schlägt das Bankierskind in einem schriftlich-abstrakten IQ-Test das Gettokind um Längen. Schließlich wird es von der Pike auf gedrillt, ähnliche schriftlich-abstrakte Tests zu meistern, während dem Gettokind jegliche Testsituationen eher fremd sind.

Wenn der IQ der Schwarzen in den Vereinigten Staaten etwas niedriger ist als derjenige der Weißen, wie unter anderem der in rechten Kreisen berühmte faschophile Professor Eysenck behauptet,7 spricht dieser Umstand in Wahrheit nicht gegen die Schwarzen, sondern gegen die Weißen. Denn dies bedeutet einzig und allein, die Schwarzen sind noch immer benachteiligt, sowohl von der Ernährungslage, von den Umweltfaktoren als auch vom Bildungsangebot her.

Der Sozialdarwinismus hat somit auf Sand gebaut! Darwin hat wahrhaft Perlen vor die Säue geworfen, denn die hochkomplizierte Evolutionstheorie ist noch nicht einmal von bedeutenden WissenschaftlerInnen annähernd verstanden, geschweige denn von den pseudowissenschaftlich-sozialdarwinistischen Sandmännchen. Wir sollten uns daher hüten, von diesen Gute-Nacht-Saubermännern mit ihren verbrauchten "IQ-Tips" im Ohr herumzwirbeln zu lassen, auf daß unsere Intelligenz einschlafe - eingelullt in schleimige Watte und braunem Schmalz.

Ja, mehr noch, falls die Theorie der morphogenetischen Felder sich als wahr erwiese, müßte sogar der Darwinismus zumindest teilweise einer Art Lamarckismus weichen.8 Unter diesen Umständen stünden die Fundamente unserer verträumten Sandmännchentheorie noch nicht einmal im darwinistischen Sand, sondern vielmehr im sheldrakeschen Treibsand.

Der auf dem Sozialdarwinismus basierende Faschismus ist daher ein verhängnisvoller Triebsand-Traum, da er in seiner Schlußfolgerung jegliche Menschlichkeit negiert. Wenn nach Meinung der FaschistInnen nur die Stärksten überleben, wird Nächstenliebe und Mitgefühl als Schwäche gewertet. Sensibilität hat kein Überlebensrecht und muß ausgerottet werden. Faschismus und Nationalsozialismus führen daher zu Grausamkeit, zu fehlender Moral und zu kalter Gefühllosigkeit. Faschos und Nazis, die dieser grausamen Irrlehre verfallen sind, werden sich nach und nach zu skrupellosen Monstern entwickeln, die kurz und herzlos jüdische Kinder vergasen und mit Heimatspathos heimlich Heime der AsylantInnen anzünden.

Schon in Hitlers Mein Kampf ist das Ziel dieses Holzweges aus teutscher Eiche unmißverständlich beschrieben. Hitler beschreibt in seinem "Krampf" schwarz auf weiß auf rot die schreckliche Implikation des Sozialdarwinismus: Wir müssen grausam sein. Wir müssen das gute Gewissen zur Grausamkeit wiedergewinnen.9

 

Diese Sätze hätten die KampfleserInnen auf das Blut und den Boden der Tatsachen zurückholen müssen! Hitlers sozialdarwinistischer Holzweg konnte eben nur in einer nationalsozialistischen Sackgasse münden.
Daher können wir gegen Faschos nur mit Gewalt vorgehen! Jede pazifistische Vorgehensweise wäre illusorisch. KommunistInnen, SozialdemokratInnen und Liberale lassen sich durch pazifistische Tätigkeiten milde stimmen, da sie letztlich - wenn auch auf falsche Weise - auf den behavioristischen Humanismus aufbauen. FaschistInnen inkarnieren dagegen das falsche Lebensmotto: Nur die Starken überleben.
Faschos beziehungsweise Nazis werden daher friedliche Kontraaktionen als Schwäche werten und skrupellos ausnutzen. Zwangsläufig lassen Faschos die pazifistische Linke einfach links liegen! Der Geist von München zeigte uns, wohin Pazifismus gegen Nazis führt.
Pazifismus ist ein lobenswertes Ideal. PazifistInnen sollten jedoch die Grenzen des Pazifismus erkennen und ihn nicht als Allheilmittel mißbrauchen!

 


 

Abb.: Nationalsozialismus
Entscheidungen fallen von oben nach unten ( Politrichtung: Abwärts)

 


 

Rassismus
oder
Treiben Sie von der ResigNation zur RassenNation

 

Wir müssen den gemeinen Rassismus anders werten als den Nationalsozialismus der rechtsintellektuellen RädelsführerInnen. Nur wenige der bürgerlichen RassistInnen und der Mobster im "Skindergarten" von Rostock-Lichtenhagen beziehungsweise Hoyerswerda haben von den pseudowissenschaftlichen Grundlagen des Nationalsozialismus eine konkrete Ahnung. Würden Sie jugendliche Fascho-Boneheads fragen, was sie von den antibehavioristischen Implikationen Professor H. J. Eysenks auf die sozialdarwinistische Metatheorie unter besonderer Berücksichtigung des sozioökonomischen Kontextes hielten, können Sie froh sein, wenn Ihnen nur ein schmerzloses Hä? entgegengebrabbelt wird.

Der bürgerliche Rassismus läuft auf einer unbewußt-tiefenpsychologischen Ebene ab. Er ist für handfeste Argumente nicht aufgeschlossen - nur für faustfeste. Er ist eher als Politresignation zu verstehen. Wo Jugendliche tagtäglich das Recht des Stärkeren, Reicheren und Mächtigeren zu spüren bekommen, sei es in der Familie, an der Schule, an der Lehrstelle, am Arbeitsplatz, im Staat oder sonstwo, werden sie zwangsläufig in eine Ideologie hineingeprügelt, die diese Ellenbogenmentalität rechtfertigt. Es ist eine altbekannte psychologische Tatsache, daß sich Unterdrückte ab einer gewissen Leidensschwelle mit ihren Unterdrückern identifizieren. Ohne diese Identifizierung mit ihren Autoritäten würden sie die Pein der Beherrschung seelisch nicht verkraften.

Dieser identifikatorische Sadomasochismus wird auf das gesamte System der Unterdrückung generalisiert. Die Jugendlichen, die durch die Autarchiegenese terrorisiert werden, werden folglich zum politischen Sadomasochisten und verteidigen alsbald totalitäre Politsysteme. Und welches Politsystem ist totalitärer als der Faschismus?
Sozialismus, soziale Markwirtschaft und Kapitalismus führen zwangsläufig zu opportun-faschistoidem Gruppendenken - dem "ResigNationalismus."

Fazit: NeofaschistInnen sind PolitsadomasochistInnen! Ursache für diese Perversion sind Systeme, die der Autarchiegenese freien Lauf lassen, wie der Sozialismus und die soziale Marktwirtschaft.
Wir sollten uns daher dafür einsetzen, daß SM nicht mehr tabuisiert wird. Der Sadomasochismus im Schlafzimmer stellt schließlich ein Rollenspiel unseres autoritären Systems dar. Macht und Unterwerfung werden in homöopathischer Potenzierung verabreicht. Die TeilnehmerInnen werden von ihren Unterwerfungs- und Machtkomplexen auf spielerische Weise geheilt. Erst wenn Faschos ungeniert unter Dominastiefeln um Peitschenhiebe für das teutsche Vaterland flehen dürfen, wird der ganze Sadoschlamassel auf der politischen Bühne verschwunden sein. Sex hat gemeinhin mehr mit Politik zu tun, als so manche vermuten - flinke Dominas für die sich windenden Nazischweinehunde, hart wie Kruppstahl und zäh durch Leder!

In Deutschland der neunziger Jahre existieren zusätzliche Gründe für die neofaschistische Allemanie Made in Germany. Wir werden tagtäglich von einer anonym-schwammigen Autorität unterdrückt, die uns bestenfalls eine vorgefertigte Statistenrolle in der gigantischen Szenerie der Weltbühne einräumt, damit wir ja keine Szene machen. Dieser unsichtbare Tyrann schimpft sich schnöder Mammon und lenkt das Doppelsystem von parlamentarischer Demokratie und Marktwirtschaft. Diese Strukturen zu erkennen, erfordert ganzheitliches Eindenken in das komplexe Geflecht aus Geld und Macht, in das wir alle hineingeboren wurden. In diesem widerwärtigen monetarischen Gestrüpp sind wir seit Generationen gefesselt. Die Ranken des Geldsystems haben sich schon so tief in unser Fleisch und Mark getrieben, daß sich unser Mark oft nicht mehr von der D-Mark unterscheidet. Es fällt uns schwer, die Unfreiheit durch das tyrannisierende Unkraut der blauen Scheinchen zu erkennen.

Viele werden daher in einer Marktwirtschaft dazu tendieren, irgendjemanden für ihr Leiden und ihre Unfreiheit verantwortlich zu machen und es greifen niederträchtige faschistische Demagogen ein. Sie zeigen mit dem Blutwurstfinger nach unten und schreien: Die da sind's! - Und am Boden liegen die jüdischen Menschen, die AusländerInnen, die AsylantInnen, die Obdachlosen, die Punks und jede andere Minderheit ohne Lobby.
Im Ausland mag jener Bodensatz die Schwarzen, die Deutschen, die Palästinenser oder die Kurden sein: Das ist Faschismus mit umgekehrten Vorzeichen! Auch hier werden Individuen für ihre Herkunft verdammt. Sündenböcke sind eben austauschbar wie Bockbier!

Es gibt wohl nichts Lächerlicheres als die skurrile Faschothese, es seien die schwachen Minderheiten, die die Volksmisere hervorriefen. Wir müssen uns fragen, wie eine solch offensichtliche Demagogenlüge auf offene Ohren stoßen kann. Anscheinend sind viele erleichtert, endlich die vermeintlichen Plagegeister auf einem braunen Tablett präsentiert zu bekommen.
Der rechte "Obercharmeführer" Schönhuber sowie Scharen von schön führenden Oberrechthabern fokussieren weise auf diese Weise die diffuse Volkswut. Jene REP-Ripper richten ihre Hatz auf klar markierte Aggressionsventil-Objekte: das Asylantenheim, das kommunistische Parteibüro, die Höhlen der "Drexpanx", das besetzte Haus der Antifa-PartisanInnen sowie alle anderen Stätten von Minderheiten. Der wahre Plagegeist lacht sich unterdessen in sein Goldfäustchen. Neben dieser faschistischen Sündenbockdemagogie gibt es noch einen weiteren Grund für die Verbundenheit einiger Gruppen zu Braunau, Eva Braun und Kackbraun.

Ist Ihnen vielleicht auch schon aufgefallen, daß Faschisten in der Regel voller Minderwertigkeitskomplexe stecken? Oftmals haben diese Minderwertigkeitskomplexe eine konkrete Ursache. Faschos haben oft wenig, womit sie sich brüsten können. Entweder sind sie stinkelangweilig, potthäßlich, strohdumm oder alles zusammen - mit Ausnahme der faschistischen Führerpersönlichkeiten, die diese Achillesferse in den Doc Martens perfide ausnutzen. Manchmal sind die Minderwertigkeitskomplexe jedoch völlig unbegründet. Durch eine überautoritär-demütigende Erziehung sind die Betreffenden unfähig, sich objektiv im strahlenden Licht zu sehen.
Auf alle Fälle sind Faschisten mit sich selbst unbewußt unzufrieden und betrachten sich als Versager. - Sie können eben nicht stolz auf sich selbst sein!
Unsere faschistischen Volksaufrührer heizen ein und rühren kräftig in der rührenden kackbraunen Patriotensuppe, bis die Kacke am Dampfen ist. Sie zeigen mit dem Blutwurstfinger nach oben und schreien: Hier habt ihr etwas, worauf ihr stolz sein könnt! Und am Himmel krächzt und ächzt der Bundesadler vor schwarzem Ozonloch, rotem Blut und goldener Deutschmarksonne.
Im Ausland mag dieser Patriotenschmarren die Trikolore mit Hahn, die Stars and Stripes mit Falke, der Union Jack mit Pleitegeier und sonstige nationalspezifische "Symblödlik" sein.

Personen, die sich unbewußt für Versager halten und keine Eigenleistung finden, auf die sie stolz sein können, sind natürlich froh, endlich einen Grund zum Stolzsein präsentiert zu bekommen. Erhebend wird das Gefühl für jene virtuellen Versager sein, die sich selbst als Untermenschen wähnten und nun im "REP-Rap" als Übermenschen emporgelobt werden. So werden aus Versagern Vergaser. Rechtsintellektuelle Saubermänner können daher ratsch und rasch aus Waschlappen gerissene Lumpen machen.
Es ist jedoch Schwachsinn, auf die Zugehörigkeit zu einer Volksgruppe stolz zu sein. Wir Deutsche können beispielsweise nichts dafür, gerade aus dem Bauch einer deutschen Mutter gekrochen zu sein. Niemand hat uns schließlich vor unserer Geburt um unsere Erlaubnis gebeten. Stolz oder Scham dafür zu empfinden, Deutsche zu sein, ist daher genauso widersinnig, wie Stolz oder Scham dafür zu empfinden, Blutgruppe A Rhesus negativ zu haben. Dasselbe gilt natürlich auch dann, wenn Sie Türken-, Polen-, Juden-, Amerikaner-, Afrikaner- oder Sonstworianer-Mensch sind. Sie können nur auf eine Individualleistung stolz sein!
Ich darf sehr wohl stolz darauf sein, ein Buch namens Panokratie geschrieben zu haben und mich dafür schämen, daß ich diesen Stolz unbedingt egotripmäßig in eben diesem Buch erwähnen muß.

Dagegen dürfen Sie die faschistischen Mobster mit "Ich binn Schdolts ain Doidscha tsuh saihn!"-Emblemen getrost als nationalpsychopathologische Fälle bemitleiden. Psychologisch gar nicht so weit entfernt von diesem krankhaften Nationalstolz ist die - oberflächlich gesehen - entgegengesetzte Aussage: Ich schäme mich dafür, ein Deutscher zu sein! Beide Aussagen implizieren, die persönliche Ehre und Würde sei mit der nationalen Herkunft gekoppelt.
Kein anderes Volk dürfte ein solches gestörtes Verhältnis zu sich selbst haben wie die Deutschen. Nur selten finden wir ein objektives Nationalbewußtsein wie: Bin ganz froh(!) in Deutschland geboren zu sein, weil sich's hier wie Gott in Frankreich lebt. Zumindest relativ zu vielen anderen Entwicklungsländern.

Verantwortung ist dagegen kollektiv. Wir Deutsche haben daher sehr wohl eine besondere Verantwortung, darauf zu achten, daß faschistoidem Denken und Handeln mit Leib, Seele und Stahlkappen entgegengetreten wird. Am deutschen Wesen sollte eben nie mehr die Welt verwesen!

 

Die Erkenntnis, der bürgerliche Faschismus sei unter anderem auf unbewußte Minderwertigkeitskomplexe zurückzuführen, bringt uns zu weiteren Schlußfolgerungen:

* Warum schlagen Nazis Schwule zusammen?
- Weil sie Entdeckungsängste vor ihrer eigenen verdrängten Homosexualität haben! Das posthume Coming-out von Michael Kühnen, Ernst Röhm,10 H. Göring, Tomas Harker und weiteren Nazis offenbart, daß sich unter Faschisten besonders viele verkappte Homosexuelle tummeln. Auch die nationalsozialistische Heldenverehrung von muskulösen blonden Arier-Jünglingen zeigt, diese warme Hypothese ist eine heiße Spur. Beim Anblick von Homosexuellen, die den beachtenswerten Mut besitzen, ihre Vorlieben offen einzugestehen, werden Nazis an ihre eigene verdrängte Homophilie erinnert. Die aufsteigenden Entdeckungsängste werden fälschlicherweise auf die Schwulen projiziert.

* Warum behindern Faschos Behinderte?
- Weil sie Angst haben, durch einen Unfall selbst behindert zu werden.
* Warum verherrlichen Faschos die Ordnung als Tugend?
- Weil ihnen vor ihrem eigenen seelischen Chaos graut.

* Warum zünden RassistInnen Ausländerheime an?
- Weil sie vor dem Fremdartigen in sich selbst Angst haben. Sprich, vor all den aufgeführten unbewußten Ängsten, die unverstanden und verdrängt sind.

* Warum verehren NationalsozialistInnen so sehr den Kampfesmut?
- Weil sie zu feige sind, alle diese Ängste an die Oberfläche des Bewußtseins steigen zu lassen. Durch die Fixierung auf äußerlichen Mut werden Nazis von ihrer inneren Feigheit abgelenkt.

 

Das Böse, das Faschos den Minderheiten zuschreiben, entstammt ihrem eigenen morbiden Innenleben. Sie sind der klassische Fall des metaparanoischen Psychopathen, wie er im Psychiatriebilderbuch steht. Dies ist wohl nur deshalb noch nicht aufgedeckt, da FaschistInnen ihre Psychopathie hinter einer maßgeschneiderten Politphilosophie verstecken. Wir sollten daher den Faschismus stahlhart bekämpfen, aber nicht nachtragend sein. FaschistInnen sind weniger Schweine als vielmehr arme Schweine, eben seelisch tiefkranke Perverslinge, die weniger unseren Haß als unser Mitleid bedürfen.

"EuroPapa" fällt zur neofaschistischen Schweinerei natürlich nicht mehr ein, als gegen jugendliche ExtremistInnen drakonische Strafen auszusetzen, ohne zu bemerken, daß er damit selbst in die Richtung des panfaschistischen Polizeistaates driftet. Die Gefahr eines Vierten Deutschen Reiches ist weitaus geringer als ein Kapitalfaschismus unter amerikanischem oder europäischem Sternenbanner, der schon heute die Sterne verbannt hat.
Es sollten vielmehr die Wurzeln der braunen deutschen Eiche gekappt werden. Dieser "negative Kapp-Putsch" schließt fünf Wurzeltriebe ein:

  1. Zerschlagen autarchiegenetischer Systeme wie Sozialismus, soziale Marktwirtschaft, Monarchien und der Faschismus selbst

  2. Aufzeigen von sinngebenden alternativen Philosophien (Geldscheffeln in Marktwirtschaften kann kein Lebenssinn sein)

  3. Umleiten des Nationalstolzes auf den Individualstolz, also Hebung des Selbstbewußtseins unter gleichzeitiger Schwächung des Nationalbewußtseins

  4. Schaffen von sozialer Sicherheit, um Abstiegsängsten vorzubeugen

  5. Aufzeigen der wahren Ursachen für die Volksmisere in einer verständlichen Sprache (schwierig, da sehr komplex, aber machbar)

Natürlich muß den neofaschistischen Terrorsymptomen auch mit Härte begegnet werden, als eine Art Erste Hilfe für bedrohte Minderheiten. Das sollte jedoch nicht durch staatlich-repressiven Gegenterror geschehen, sondern durch Zivilcourage. Diese Zivilcourage ist aber im europäischen Spießertum zur Rarität geworden.
So können nicht nur kahlgeschorene Faschos weiterhin Punks, Autonomen und AusländerInnen Scherereien machen und dabei ungeschoren bleiben. - Eine haarige Sache! - Die faschistischen "MordsKerle", die sich die Zeit mit Totschlagen totschlagen, werden sogar durch eine Polizei geschützt, deren braunverrostetes Kruppstahlherz scheinbar rechts schlägt, - auf der falschen Seite des faschistoiden Polizeistaates.

 

Kapitalismus
oder
Erkennen Sie Ihr Chic-sal!

 

Das kleine Geschwisterchen des Faschismus ist der Kapitalismus. Während der Faschismus auf dem Sozialdarwinismus aufbaut, beruht der Kapitalismus auf einer Art Finanzdarwinismus.
Das Überleben der an die Umweltfaktoren Bestangepaßten wurde im Kapitalismus unverhohlen verdreht zum Überleben der an die Marktfaktoren Bestangepaßten.
Hier wurde Darwins Evolutionslehre wiederum kritiklos auf die Zivilisation übertragen: Nur finanziell Starke und wirtschaftlich Leistungsfähige überleben. Von diesem Finanzdarwinismus ist es nur noch ein kleiner logischer Schritt zum Sozialdarwinismus und damit zum Faschismus. Kapitalismus führt über kurz oder lang ganz automatisch zu einer faschistoiden Staatsform. Auch die Marktwirtschaft trägt den Keim des Totalitären in sich.
Der Kapitalismus hätte nicht die gravierenden Folgen, wären Umwelt und menschliche Gefühle in den Markt integriert. Dies ist jedoch ein Ding der Unmöglichkeit. Wieviel kostet die Luft, die durch die Industrie verpestet wird? Wieviel kostet die Gesundheit der Arbeiter in der Chemieindustrie? Wieviel kosten die Kinder, die tagtäglich im Straßenverkehr sterben? - Sie sind unbezahlbar!

Und darin liegt genau der Kardinalfehler des Kapitalismus: Die Natur verbaut er und am Menschen baut er vorbei. Der Mensch ist im Kapitalismus nur Nebensache! Er wird von der Hauptsache - dem Geld - versklavt.
Die meisten Leute im Kapitalismus haben ihre Seele schon an den kapitalistischen Belzebub namens Luzifer, oder bessergesagt an den "kapital-listigen Bonzenbub" namens "Luxusfang" verkauft. Als Gegenwert bekommen sie eine Prolex, ein "Lacotze"-Polohemd und eine Pauschalreise nach "Igitza." Das Sein als spiritueller Zustand wird gegen das Haben als materieller Akt eingetauscht. Jene "Millionarren" vegetieren als seelenlose KonsumentInnen dahin. Nur eine erlesene Minderheit hat es geschafft, trotz subtiler Abstumpfungstaktiken als rechtschaffene Menschen zu überleben.
Die Krankheit des Kapitalismus hat mittlerweile die Erde an den Rand des ökonomischen und ökologischen Ruins geführt. Wird dem Kapitalismus nicht unverzüglich Einhalt geboten, dauert es nur noch ein paar Jahrzehntchen, bis der Kapitalismus die Menschheit ausgerottet hat!

Es ist nicht fünf vor zwölf, sondern fünf nach zwölf! Der Countdown zur Selbstzerstörung der Menschheit hat schon längst begonnen. Auch die Quacksalberattribute sozial und ökologisch helfen nicht weiter. Eine ökologisch-soziale Marktwirtschaft mag zwar die Symptome der "Kapitalittis" eine gewisse Zeit oberflächlich lindern. Da sie die Gesellschaft jedoch nicht vom Virus Geld befreit, wird mit etwas Zeitverzögerung die fatale Krankheit mit doppelter Vehemenz ausbrechen. Auch der Kapitalismus ist eine Ideologie, denn er verfolgt das Ideal des Wirtschaftswachstums unter Negierung anderer Ideale wie Gerechtigkeit, Sicherheit, Gesundheit und Menschlichkeit.
Der Kapitalismus ist daher gemäß unserem Idealkriterium eine Irrlehre!

 

 

Abb.: Kapitalismus
Entscheidungen fallen von oben nach unten ( Politrichtung: Abwärts)

 

 

Anarchismus
oder
Seien Sie auf der Robin Hood!

 

An-Archismus ist griechisch und bedeutet: ohne Herrschaft. Da die Grundideen des Anarchismus eines Kropotkins oder Bakunins in der Bevölkerung noch nicht einmal rudimentär bekannt sind, werden hiermit die wichtigsten anarchistischen Ideen kurz erläutert.
Die wichtigste Aussage des klassischen Anarchismus ist - wie schon aus dem Namen hervorgeht - die Ablehnung jeglicher Herrschaftsform. Insbesondere der Staat als höchste Autorität wird konsequent mit allen seinen Institutionen abgelehnt. Das gilt für die parlamentarische Demokratie und kommunistische Staatsformen. Ja, AnarchistInnen bewerten sozialistische und kapitalistische Staaten gleich, da die Regierenden neben der politischen Macht auch die ökonomische Macht in Händen halten. Die bisherigen Revolutionen haben laut AnarchistInnen nur das Firmenschild der Unterdrückung geändert.

Das Absterben des Staates und anderer Hierarchiesysteme ist Grundvoraussetzung für die Bildung anarchistischer Gesellschaftsformen. Daher lautet eine Kardinalidee der AnarchistInnen: Zerstörung ist Aufbau! Gemeint ist die Zerschlagung aller Institutionen wie Staat, Polizeiwesen, Gerichte, Kirche, Armee und weiterer autoritären Gruppen unter Bewahrung der Menschen und der zugrundeliegenden Prinzipien.

Dieses Prinzip wird von den AnarchistInnen selbst häufig mißverstanden. Zum Beispiel soll der Staat als autoritäre Systemform zerschlagen werden, die Bevölkerung und das Landesgebiet soll dabei jedoch unbehelligt bleiben. Die Kirche soll als autoritäre Institution zerstört, die Religion jedoch bewahrt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, wird die direkte Aktion propagiert. Die direkte Aktion ignoriert die Bürokratie und löst auftretende Probleme positiv-naiv auf direktem Wege. Fehlen zum Beispiel im einem Distrikt Kindergartenplätze, wird nicht der Senat bemüht, sondern selbst ein libertärer Kinderhort gebaut. Hungern im eigenen Land Menschen, werden die Silos und Lebensmittellager der Großgrundbesitzer überfallen und die erbeutete Nahrung an die Hungernden verteilt. Robin Hood war damit ein früher Vertreter der direkten Aktion. Sind erst einmal alle Institutionen und Autoritäten hinweggeschafft, wird nach Meinung der AnarchistInnen das in allen Menschen schlummernde Solidaritätsgefühl und die Aufklärung über die anarchistischen Ziele automatisch zum Aufbau einer Anarchie führen.

 

Das Gegenteil des Anarchismus ist der Archismus. Aus anarchistischer Sicht sind Faschismus, Kapitalismus, parlamentarische Demokratie und Sozialismus nur verschiedene Ausdrucksformen der Archismen. Das gesamte etablierte Politspektrum von links nach rechts liegt auf der Seite der staatskonformen Ideologien; die verschiedenen anarchistischen Strömungen stehen auf der gegenüberliegenden Seite, auf der das Volk seine Belange ohne jedwede Obrigkeit von unten herauf organisiert. Es wird dem bekannten Politschema Links ( Rechts eine weitere Dimension Anarchie ( Archie hinzugefügt. Wir können die Dimension Anarchie ( Archie auch als Aufwärtsentscheidung ( Abwärtsunterdrückung oder kurz Auf ( Ab bezeichnen.

Die wenigsten haben eine konkrete Ahnung, was Anarchie bedeutet. Kein Wunder! Schließlich kann den Systemprofiteuren kaum daran gelegen sein, die anarchistischen Ideen Kropotkins oder Malatestas zu erläutern. Es herrscht darum im gemeinen Volk eine Begriffsverwirrung. Oftmals wird Anarchie gleichrangig gebraucht mit Chaos. Dies ist jedoch absoluter Humbug, setzt doch die Anarchie selbst eine implizite, autogenetische Ordnung voraus. Der Anarchist Elisee Reclus definiert Anarchie sogar als die höchste Form der Ordnung.

Auch die Gleichsetzung der AnarchistInnen mit BombenlegerInnen und TerroristInnen ist unzulässig. Zugegeben hat es einige Entgleisungen von selbsternannten AnarchistInnen in dieser Hinsicht gegeben. Allen voran Johann Most, der sich nicht scheute, sich mit den verabscheuungswürdigsten Attentaten zu solidarisieren. Darunter der brutale Mord an einer Juweliersfamilie mit zwei Kindern.11

Solche AttentäterInnen und MitkomplizInnen sind jedoch genau das Gegenteil der reinen anarchistischen Lehre, die unter anderem das Vorhandensein des Ziels in den Mitteln propagiert. Es läßt sich aus anarchistischer Sicht keine herrschaftsfreie menschenwürdige Gesellschaft herbeibomben, da Bomben mit die autoritärsten Mittel sind, die existieren.

Bevor Sie vorschnell Anarchie als eine weltfremde Illusion abtun, sollten Sie wissen, daß anarchieähnliche Gesellschaften schon mehrmals in der Geschichte existierten. Zum Beispiel die FAI/CNT im spanischen Bürgerkrieg, die comunidad del sur in Uruguay und Huehuecoyotl in Mexiko. Sogar die Politstruktur der nordamerikanischen Indianer können wir als vollkommene Anarchie betrachten, da die Häuptlinge keinerlei weltliche Macht besitzen. Sie sind trotz ihres Namens weitestgehend spirituelle Berater.

Das imposanteste Beispiel für die Anarchie ist aber immer noch die Machnobewegung in der Ukraine. Nach 1919 etablierte sich hier eine anarchistoide Gesellschaftsform unter dem Einfluß einiger anarchistischer Vordenker wie Kropotkin und Bakunin sowie Guerillakämpfern wie Nestor Machno, nach dem die Bewegung benannt wurde. Kleinbauern und Tagelöhner revoltierten gegen die bestehende Ordnung und hielten länger als drei Jahre ein Gebiet von 70.000 Quadratkilometern, in dem über sieben Millionen Menschen lebten, von jeglicher Obrigkeit befreit. Lokale Entscheidungen oder Beschlüsse für bestimmte Aufgaben wurden durch Räte gefällt. Übergeordnete Beschlüsse wurden durch sogenannte Rayonkongresse gefaßt, die eine bunte Volksversammlung von bis zu 20.000 Delegierten aller Räte darstellte. In der Regel waren die Delegierten an das imperative Mandat ihres Rates gebunden, wobei versucht wurde, Beschlüsse möglichst einstimmig zu fassen. Jedes Kollektiv und jeder Rat blieb jedoch autonom, die Entscheidungen anzunehmen oder abzulehnen. Dieses Prinzip galt fast in allen Bereichen wie zum Beispiel Verkehrswesen, Landwirtschaft, oder in den freien Schulen.

In den Partisanenarmeen wurde allerdings gegen das anarchistische Grundprinzip verstoßen, keine Autoritäten zu akzeptieren. So wählten die Partisanen einen Führer vor den verschiedenen Schlachten. Im großen und ganzen war die Machnobewegung jedoch durchaus eine gelebte Anarchie, die in den rund drei Jahren ihrer Existenz bewies, daß Anarchie zumindest bei bestimmten Voraussetzungen funktioniert - allen Unkenrufen zum Trotz! - Es ist die Anekdote überliefert, die Machnowizi verschenkten aus geschwisterlicher Nächstenliebe mehrere Güterzüge mit Getreide an das hungernde sozialistische Rußland. Dies war allerdings kein großes Opfer für die Machnowizi, denn die Ukraine produzierte in der gesamten Zeit der Anarchie einen horrenden Lebensmittelüberschuß.12 (Zum Vergleich: 1933 starben über fünf Millionen Ukrainer den Hungertod im Sozialismus!)13

Die anarchistische Machnobewegung wurde schließlich von Lenins zahlenmäßig überlegenen Truppen auf bestialisch-grausamste Art niedergeschossen.

Die Machnobewegung ist wie die anderen ehemaligen Anarchien allerdings kein Beweis für das Funktionieren der Anarchie im allgemeinen. Entweder etablierte sich die Anarchie in typischen Agrarländern mit niedriger Arbeitsteilung oder in kleinen, überschaubaren Personenkreisen. Hier - und nur hier! - kann die konventionelle Anarchie prosperieren!

In einer höher entwickelten Gesellschaft mit differenzierterer Arbeitsteilung wird es oft Arbeiten geben, die von keinem gerne ausgeführt werden. Denken Sie nur an Kanalisationsarbeiten, Toilettenreinigung oder Leichenwaschen. Wer wird in einer Anarchie diese Arbeiten ausführen? In der Praxis werden die Schwächeren, die sich gegen die Majorität nicht wehren können, zu jenen Arbeiten gezwungen werden, womit wir wieder beim Obrigkeitsstaat angelangt wären.

Ebenso ungelöst ist die Frage, wie mit Kriminellen umgegangen werden soll. Einsperren wäre autoritär und liefe der anarchistischen Idee zuwider. Andererseits kann die anarchistische Gesellschaft Mörder, Vergewaltiger und Psychopathen nicht gewähren lassen.

Wie soll ohne Kontrollinstanz verhindert werden, daß eine bestimmte Lobby erneut autarchiegenetisch die Macht an sich reißt und wieder einen totalitären Staat aufbaut?
Die Anarchisten umgehen diskret diese essentiellen Fragen. Weder Bakunin noch Kropotkin noch sonstige anarchistische Philosophen vermögen hierauf eine konkrete Antwort zu geben. Malatesta wagt, bei der Beantwortung dieser Fragen in die Ecke gedrängt, sogar die Flucht nach vorne:

Wenn wir uns anmaßen würden, eine offizielle Lösung all jener Probleme zu bieten, welche im Leben der zukünftigen Gesellschaft auftauchen werden, so wäre das wahrlich eine eigentümliche Art, die Regierung abzuschaffen! Dann würden wir uns ja selbst als Regierungen aufstellen und, nach dem Muster der religiösen Gesetzgeber, für die Gegenwart und die Zukunft allgemein gültige Vorschriften dekretieren!14

Damit macht es sich Malatesta aber allzu einfach. Denn allein mit dem blinden Vertrauen, in einer Anarchie verschwänden solche essentiellen Probleme schon irgendwie, ist nicht gedient. Andere AnarchistInnen vertrauen allzu optimistisch-naiv auf ein entstehendes Solidaritätsgefühl im Menschen, das - schwups! - alle entstehenden Probleme löst. Außerdem ist es unmöglich, eine Weltrevolution auszuführen, ohne Tausende, wenn nicht gar Millionen von Opfern in Kauf zu nehmen. Ein allzu hoher Preis für die Freiheit.

Allerdings sollten wir die Anarchie nicht von Grund auf verteufeln. Sie ist die einzige derzeit existierende Politphilosophie, die zumindest im groben die richtige Richtung weist. Hier haben wir es erstmals mit Idealismus anstatt Ideologie zu tun.
Die AnarchistInnen als romantische IllusionistInnen zu betrachten, wäre ungerecht. Wir können sogar behaupten, vom politischen Standpunkt aus sind sie die einzigen Menschen, die sich noch einen halbwegs realistischen Blick für die globalen Probleme bewahrt haben.

Auch wenn sie zuweilen den Teufel im Detail übersehen, haben sie als einzige intuitiv erkannt, daß das Staats- und Wirtschaftssystem die Wurzel allen Übels ist. Sie haben beim Schuß auf den Staat im Schatten ihrer schwarzen Fahnen direkt ins Schwarze getroffen. Denn was sind Staaten auch anderes als große terroristische Vereinigungen?
Der Staat baut ebenso Bomben wie die RAF. Allerdings nicht in illegaler Tüftelei, sondern professionell in großen Fabriken. Was ist ein Krieg, den ein Staat anzettelt, anderes als ein politisches Attentat auf Millionen unschuldiger ZivilistInnen? Sind Soldaten etwas anderes als professionell ausgebildete Killerkommandos?
Um wieviel unterscheidet sich die tiefenpsychologische Werbung, die uns im Sinne der kapitalistischen Staatslobby beeinflußt, von den Gehirnwäschepraktiken terroristischer Sekten?

An dieser Stelle tauchte von einem entrüsteten Leser die Frage auf, ob ich schon je einen RAF-Kindergarten gesehen hätte?
Natürlich habe ich das nicht, aber bei diesem berechtigten Einwand wird ein wichtiger Faktor übersehen. Würde eine Terrororganisation derart anschwellen, daß ganze Landstriche unter ihre Herrschaft fielen, würden sich ihre KämpferInnen aus der Bevölkerung rekrutieren. Die Terrororganisation wäre dann automatisch auch gezwungen, für den Unterhalt, die soziale Absicherung und die Erziehung der Bevölkerung zu sorgen. Ansonsten hätte die terroristische Vereinigung bald keinen Nachschub an JungterroristInnen mehr. Je mächtiger eine Terrororganisation wird, desto mehr ähnelt sie einem Staat. Der Unterschied zwischen Staat und Terrorbande ist daher nicht qualitativer, sondern ausschließlich quantitativer Art.
Gegenüber dem Staat muten RAF, Rote Brigaden und ETA zwangsläufig fast wie dilettantische Heilsarmeen an!

 

 

Abb.  Abwärts-Politsystem

 

Sozialismen (Marxismus, Leninismus, Maoismus, Stalinismus)
Kapitalismen (Marktwirtschaft mit parlamentarischer Demokratie, Urkapitalismus)
Faschismen (Nationalsozialismus, Orwell-Staat)
Monarchien (parlamentarische Monarchie, Absolutismus)

 

BILD:  Aufwärts-Politsystem   Anarchie  Panokratie

Erklärung zu obigem Bild:
Die Panokratie sowie die Anarchie lassen sich nicht mehr alleine in das klassische Schema von Links und Rechts einteilen. Vielmehr benötigen wir hier noch eine weitere Dimension. Diese zusätzliche Dimension wird durch Abwärts und Aufwärts charakterisiert (Ab-Auf-Dimension). Im Koordinatensystem, welches als Ordinate die altbekannte Dimension zwischen Links und Rechts sowie als Abszisse die neue Dimension zwischen Abwärts und Aufwärts hat, können wir die verschiedenen Politsysteme eintragen. Es wird dadurch eine Pyramide aufgespannt. Die Panokratie steht an der Spitze dieser Pyramide, denn sie ist politisch gesehen extrem aufwärts. Schließlich werden in der Panokratie alle Entscheidungen durch Volksentscheide in die übergeordnete Subsidiarzelle gefällt. Der Rätekommunismus, die archaischen Stammesräte und die Anarchie stehen im mittleren Teil der Pyramide. Alle anderen Politsysteme stehen an der Basis der Pyramide. Sie sind politisch gesehen abwärts bis extrem abwärts. Schließlich benötigen sie eine mächtige Person beziehungsweise eine mächtige Personengruppe, welche von oben nach unten die Organisation des Staatsgebildes durchführt.

 

Panokratie
oder
Schweben Sie aufwärts!

 

Wir haben gesehen, daß konventionelle Gesellschaftssysteme nicht in der Lage sind, die destruktive Autarchiegenese zu verhindern. Aus dem Schlamm dieser Notwendigkeit heraus habe ich eine moderne politische Alternative geformt, die dem Individuum Handlungsspielraum gewährt. Ich nenne diese Gesellschaftsform Panokratie.15

Die Panokratie verhindert langfristig, daß sich Unterdrückung und autoritäre Strukturen etablieren können. Die Panokratie ist somit eine herrschaftslose Gesellschaftsform und steht gemeinsam mit der Anarchie auf der Seite der Aufwärts-Systeme.
Die weißen Flecken auf der anarchistischen Landkarte werden vor allem durch die Vorkehrungen der sogenannten Individualwacht und der Parzellierung aufgefüllt:

Somit werden jene essentiellen Fragen beantwortet, die die klassische Anarchie offenließ.
Zusätzlich zu den anarchistischen Ideen Kropotkins, Malatestas oder Bakunins zeigt die Panokratie Wege, wie die Anarchie auch als hochtechnisierte Gesellschaftsform existieren kann. Die Panokratie stellt somit eine Weiterentwicklung und Konkretisierung der konventionellen Anarchie dar.
Das panokratische Land - es kann nur eine panokratische Gesellschaft auf der Welt geben, da zwei sofort miteinander verschmelzen würden - soll Tjo heißen. Der Name Tjo ist sprachhistorisch bedingt.
Jeder Mensch hat sowohl die Möglichkeit, jederzeit einzureisen als auch auszureisen. Ein- und Auswanderungsbeschränkungen existieren nicht.

Tjo hat mehrere Funktionen. Als erste Funktion soll dem Individuum eine Möglichkeit gegeben werden, in einem andersgearteten System zu leben, in dem er sich ohne Konkurrenzdruck und ohne Sachzwänge frei entfalten kann.
Neben dieser Funktion als Gesellschaftsalternative soll Tjo auch Sicherheit vor einer globalen Katastrophe bieten und so der Natur und Menschheit mitsamt seiner Zivilisation und seinen Kulturen ein Überleben garantieren.
Die Panokratie ist am Menschen selbst orientiert. Hier steht ganz pragmatisch der Mensch als beseeltes Wesen mit all seinen Stärken und Schwächen im Mittelpunkt und nicht eine abstrakte Ideologie.
Die Panokratie könnte daher eher als Sozial-Anthropologie oder als gelebter Idealismus denn als Ideologie definiert werden.

 

 

 Panokratie

Entscheidungen steigen von unten nach oben => Politrichtung: Aufwärts

 

 

TABELLE  Panokratie
Tabellarischer Vergleich der Wirtschafts- und Politsysteme

                 Panokratie     konventionelle Anarchie     Kapitalismus    Sozialismus     Faschismus

Demokratie direkt ungelöst palamentarisch nichtexistent nichtexistent
Pressefreiheit ja ja jain nein nein
Reisefreiheit ja ja ja nein ja
Zuzugsfreiheit ja ja nein ja nein
Abzugsfreiheit ja ja ja nein nein
Meinungsfreih. ja ja ja jain nein
Hierarchiefrei. ja ja nein nein nein (auf keinen Fall)
Pluralismus ja ja jain nein nein
Subsidiarität ja nein jain nein jain
Katastr.sicher ja jain nein nein nein
Ökophilie ja nein nein nein jain
Geldfreiheit ja jain nein nein nein
Politstabilität ja nein ja jain ja
Anomie ja ja nein nein nein
Struktur subsidiar unstrukturiert metazentralist. zentralistisch zentralistisch
Psychobasis Yin + Yang nur Yin nur Yang nur Yang nur Yang
Wirtschaft Schenkwirtsch. Tauschwirtsch. Marktwirtschaft Planwirtschaft Marktwirtschaft
Eigentum subsidiarkomm. kommunistisch persönlich pseudokomm. persönlich

 

 

Plädoyer für den Idealismus
(oder: VerUtopissen Sie sich!)

Viele politisch Resignierte mögen nun fragen, ob sich ein idealistischer Einsatz für die Panokratie überhaupt lohne? Was hat der ganze Idealismus der letzten Jahrzehnte gebracht, außer Träume, die wie Seifenblasen unter Wasserwerferbeschuß platzten? Diese ätzend ernüchternden Fragen dürften wohl in vielen Köpfen der Postwoodstock-Generationen herumgeistern.

Nun ja, die Hoffnungen der Blumenkinder auf eine Welt trunken von love, peace and harmony sind qualvoll in Vietnam, Kambodscha, Irak, Afghanistan, Falkland, Jugoslawien und Grenada unter Granatsplittern krepiert. Natürlich konnten ein paar bekiffte Blümchenkinder in San Francisco nicht den ganzen Globus mit Liebe einlullen. Jeder Hippie, der ein solch phantastisches "Fun-tasien" erwartete, mußte zwangsläufig am Kap der guten Hoffnung zerschellen.
Trotzdem war Woodstock nicht umsonst! In Vietnam wäre ohne Achtundsechziger endlos weitergemetzelt worden. Und schließlich brachte Woodstock auch eine generelle Befreiung von gesellschaftlichen Zwängen.

Hätte es die genial genitalen Blumenkinder nicht gegeben, müßte noch heute ein Jugendlicher in Flanellhosen und mit Kurzhaarschnitt um die Hand eines züchtigen Töchterchens aus gutem Hause anhalten, weil er noch immer an den Klapperstorch glaubt und das Wörtchen Kondom nicht über seine schamvollen Lippen beziehungsweise zwischen ihre vollen Schamlippen bekommt.

Und glauben Sie etwa, Gorbatschow und Reagan hätten sich seinerzeits überhaupt soviel Gedanken um Friedens­verhandlungen gemacht, wären sie nicht durch Friedensmärsche und Mahnwachen in Deutschland tagtäglich daran erinnert worden?
Denken Sie weiterhin an den Idealismus der Französischen Revolution, ohne den wir vielleicht immer noch im Zeitalter des Absolutismus lebten. Und hätte es in Mitteleuropa keine mutige Punk- und Autonomenbewegung gegen rechts gegeben, müßten wir uns vielleicht heute hackig-zackig mit "Heil Haider!" begrüßen.
Idealistische Bewegungen sind mit Schwimmen gegen den Strom zu vergleichen. Den idealistischen SchwimmerInnen mögen die Fortschritte klein erscheinen im Verhältnis zu ihren Anstrengungen. Sie sollten sich jedoch stets vor Augen halten, daß sie längst den Wasserfall heruntergespült worden wären, hätten sie nicht stets verzweifelt gegen den Strom angekämpft.

Es erfüllt mich mit Schmerz zu sehen, daß in der letzten Zeit immer mehr Menschen Idealismus mit Naivität verwechseln. Jene Politleichen haben für nimmermüde BarrikadenkämpferInnen nur ein mattes, mitleidsvolles Lächeln übrig. Sie nennen diese schale Aktionsmüdigkeit Realismus.
Doch in Wahrheit ist dieser Realismus abgrundtiefe Resignation.

" Menschen mit politischer Resignation werden zu OpportunistInnen, sie schwimmen wie tote Fische mit dem Strom.
" Nur tolle Hechte, die einiges schlucken können, schwimmen flußaufwärts zur Quelle im Lande Utopia.
" Wer nicht mehr von Utopien träumt, verpennt das Leben!

GUT'S NÄCHTLE!

 

 


Anmerkungen  

 

  1. Quelle 1: Freud, Sigmund; Massenpsychologie; in GW 1-XVIII, Frankfurt 1964  ### Quelle 2: Becker, Prof. Ernest; The Denial of Death; The Free Press - A Division of Maximillian Publishing Co. Inc., New York 1973

  2. Herleitung: gr. Auto = von selbst; Archie = Herrschaft; Genese = Bildung ( Autarchiegenese = Herrschaftsbildung von selbst

  3. Quelle 1: Marx, Engels; Werke 1 bis 39; Ostberlin 1956-1986; M 1 Seite 401, 20 Seiten 261f  ### Quelle 2: Marx, Engels; Historisch-kritische Gesamtausgabe; Frankfurt, Berlin, Moskau 1927-1935; 13 Seite 532

  4. Quelle: Lopez, Jesus; El enigma de los animales; Prensa Nuera, Madrid 1991

  5. Quelle: Der Spiegel 6/1992

  6. Quelle 1: Eysenck, Prof. Hans-Jürgen; The Inequality of Man; Maurice Temple Smith, London 1975; Seite 12  ###  Quelle 2: Jensen, Prof. A. R.; Cumulative Deficit in IQ of Blacks in the Rural South; Developmental Psychology, 1977, 13; Seiten 184 bis 191  ##  Quelle 3: Jensen, Prof. A. R.; Es gibt Unterschiede zwischen Schwarzen und Weißen; Psychologie heute, 1975, 1; Seiten 62 bis 75

  7. Quelle: Eysenck, Prof. Hans-Jürgen; The Inequality of Man; Maurice Temple Smith, London 1973

  8. Quelle: Sheldrake, Prof. Rupert; Das Gedächtnis der Natur; Scherz-Verlag, Berlin 1992; Seiten 7ff

  9. Quelle: Hitler, Adolf; Mein Kampf; 1925

  10. Quelle: Schmitt, Michael; Heute gehört uns die Straße - Der Inside-Report aus der Neonazi-Szene ECON-Verlag, Düsseldorf, Wien, New York, Moskau 1993; Seite 42

  11. Quelle: Krämer-Bador, Rudolf; Anarchismus: Geschichte und Gegenwart einer Utopie; Molden-Verlag, 1970

  12. Quelle: Stowasser, Horst; Leben ohne Gott und Staat; Anarchistisches Flugblatt aus dem Anarchiv in der Wespe, Neustadt a. d. W. 1987; Seite 2

  13. Quelle: Der Spiegel Nr. 6/46; 3. Februar 1992; Seite 160

  14. Quelle: Malatesta, Enrico; Anarchie; Karin-Krämer-Verlag, 1984; Seite 92

  15. Herleitung des Wortes Panokratie:
    Das Wort Panokratie besteht aus den drei griechischen Bestandteilen Pan (= alles) ano (= aufwärts) und kratie (= Macht, Kraft, Stärke, Bestimmung). Frei übersetzt bedeutet das Wort daher Aufwärtsbestimmung durch alle oder präziser ausgedrückt: Macht von Unten herauf, die von jedem einzelnen Individuum ausgeht.
    Doch das Wort Panokratie enthält noch eine tiefere Symbolik. Wir können das Wort auch folgendermaßen unterteilen: Pa (= Vater, Autorität) no (= Nein, kein, keine) und kratie (= Macht, Kraft, Stärke, Bestimmung). Dies drückt aus, daß Autoritäten keine Macht mehr haben und die Autarchiegenese wirksam bekämpft wird.
    Wenn wir die Buchstaben miteinander vertauschen, werden uns weitere panokratische Attribute offenbart. Aus den Buchstaben von Panokratie lassen sich auch Pank e Ratio bilden. Das impliziert, daß die Panokratie einerseits auf der Ratio basiert andererseits auf dem irrational instinktiven A-Punk. Dieser A-Punk, in dem nicht wenige panokratische Wurzeln prangen, wird allerdings weit spiritueller und weiser sein als der Punk der siebziger und achtziger Jahre, was wir durch die ebenfalls mögliche Buchstabenvertauschung Pank ei Tora präzisieren können.
    Die Attributierung des animalischen Instinktes wird auch durch die erste Silbe Pan gefestigt. Pan war ein bocksfüßiger Hirtengott im alten Griechenland, der sich zwar wild und animalisch gebärdete und die Hirten dadurch oft in Schrecken versetzte, jedoch im Grunde genommen keiner Fliege etwas zuleide tat. Schließlich war er sehr naturverbunden und musisch begabt. Pan verweist auch auf eine subsidiäre Ausrichtung der Panokratie.
    Zuletzt beherbergt das Wort Panokratie auch eine versteckte Huldigung an den Darmstädter Schriftsteller Arno Schmidt, denn durch abermalige Buchstabenvertauschung erhalten wir: Paket i Arno. Zufällig lebte Arno Schmidt zwei Jahrzehnte vor mir genau in meiner Studentenbude. Arnos Astralleib, der ab und zu hier herumspukt, half mir des öfteren bei der Formulierung und wurde zum Schutzpatron meines absturzgefährdeten Textverarbeitungsprogrammes.

 

 

 

  ^^^^ 

www.detopia.de  

 panokratie von tobi blubb 1992