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Rudolf
Bahro, Ernest Mandel, Peter von Oertzen
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1980 155+156 Seiten wikipedia Mandel *1923 in FaM bis 1995 (72) wikipedia Oertzen *1924 in FaM bis 2008 (83) detopia: |
2017, 800 Seiten Oertzen Parteiaustritt 2005 (aus wikipedia-2019) 2005 trat von Oertzen nach fast 60 Jahren aus der SPD aus. Grund war sein Protest gegen die Agenda 2010. In seiner Austrittserklärung erklärte er, dass der Kapitalismus menschheitsgefährdend sei, und fügte hinzu, er sei und bleibe Sozialist und sei daher in der SPD nicht mehr am rechten linken Platz: „Um öffentliche Treueerklärungen für die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände abzugeben, bin ich 1946 nicht in die SPD eingetreten.“ Er beklagte, dass es im Augenblick keine Partei gebe, die mehr als die SPD die Auffassungen des großen Kapitals vertrete. „Von der Sozialdemokratie als organisatorischer Form theoretischer Bemühung erwarte ich mir nichts (…) die SPD ist absolut außerstande, mit den weiter- und tieferreichenden Problemen des Kapitalismus fertig zu werden.“
Mandel |
detopia: Gespräch Harich-Duve 1975 Gespräch Taylor-STERN 1975 Bahro-1980-Elemente Bahro-1982-Survival Bahro-1982-Wahnsinn 2019:Piketty. Kapital und Ideologie Die Menschheit der siebziger Jahre Alfven
Inhalt (Band 1+2)
0 Zur Einstimmung - Vorwort (7) Ulf Wolter 1 Was ist alles mit dem Sozialismus schiefgegangen? (10) 2 ... sonst geht die ganze Menschheit kaputt. Von der Klassen- zur Gattungsfrage? (29) 3 Ende des Wachstums - Tod für die Armen? (50) 4 Die 80er Jahre. Dauerkrise im Westen? (60) 5 Krisenlösungsstrategien (81) 6 Die Krise im Westen. Chance oder Bedrohung für den Osten? (95) 7 Wer soll das alles im Osten ändern? Perspektiven des Widerstands (127) 8 Über die Revolutionierung des Alltagslebens (163) 9 Wer soll das alles ändern? Die Frage nach dem revolutionären Subjekt (190) 10 Einheit oder Reinheit? Über die Schwierigkeit, auf vernünftiger Grundlage zusammenzukommen 226 11 Die Qual der Wahl (Mit Krabbe) (283) 12
Was sollen wir nun machen?
Kurzbiografie
der
Autoren: Wolter und Krabbe: keine biografischen Angaben
detopia-2020: Dank an Frau Be. in Bremen, die ein Exemplar der 9000er Auflage aufbewahrt hat (quasi als Hüterin des Lichtes), damit ich es nun - forty years after - einscannen kann.
wikipedia Werner_Olle *1945
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Zur Einstimmung (von Ulf Wolter)
7-9
Was kommt da alles in den 80er Jahren auf uns zu? Jedenfalls tiefreichende Veränderungen auf praktisch allen Gebieten des menschlichen Lebens. Unser Alltag wird sich ebenso verändern wie unsere sozialen, kulturellen und politischen Betätigungsmöglichkeiten. Die Welt ist im Umbruch, der alte Status quo löst sich auf, der neue ist noch nicht gefunden. Eine solche Situation erfordert ein radikales Nach- und Umdenken, eine neue Einstellung auf die kommenden Entwicklungen.
Mit diesem Buch wird der Versuch unternommen, dieses Nachdenken öffentlich und nachvollziehbar zu machen, Anregungen zu geben. Es kam uns bei dem Gespräch nicht unbedingt auf eine glatte Formulierung an, auf eine in sich völlig stimmige Ausarbeitung von Analysen und Prognosen, die alles das ausklammert, was nicht ins jeweilige Schema paßt. Wichtig war auch der Dissens, der sich aus der verschiedenartigen Sichtweise der Diskussionsteilnehmer ergab. Denn er gibt Auskunft darüber, wie weit die Gemeinsamkeiten reichen, wo offene Fragen bleiben, die beantwortet werden müssen.
In grundlegenden Fragen bestand zwar ein Konsens, er war allerdings in erster Linie negativ definiert. Es war die Gemeinsamkeit der Kritik am westlichen und östlichen System im Hinblick auf den Mangel an Entfaltungsmöglichkeiten für den Menschen. Auch in der Analyse der Herausforderungen des kommenden Jahrzehnts gab es viel Übereinstimmung. Die Unterschiede bestanden und bestehen in der Frage der politischen Schlußfolgerungen. Hier konnte zwischen dem ökologischen Sozialisten Rudolf Bahro, dem revolutionären Marxisten Ernest Mandel und dem linken Sozialdemokraten Peter von Oertzen keine Übereinstimmung erzielt werden. Die drei von ihnen propagierten Wege der Gesellschaftsveränderung liefen nicht zusammen, vielleicht nicht einmal parallel. Dies entspricht aber auch der realen Spaltung der verschiedenen Fraktionen derjenigen, die an der Sache der Emanzipation, d. h. der Befreiung der Menschen von Herrschafts- und Sachzwängen, festhalten.
Insofern war das Unterfangen für alle Beteiligten ein Risiko. Wissenschaftliche Lorbeeren waren nicht zu ernten, und die Themenstellung war die denkbar allgemeinste. Sie verließ das gesicherte Terrain des Detailproblems, suchte bewußt die Fragen in ihrem realen, also umfassenden Zusammenhang zu stellen. Der Parzellenmarxismus sollte keine Chance bekommen, denn wenn wir uns mit Zukunftsfragen beschäftigen, küssen wir uns zwangsläufig im globalen Rahmen bewegen. Die Diskussion war aber noch aus einem anderen Grund eine Herausforderung für die Teilnehmer. Denn gefragt waren nicht nur gesicherte Erkenntnisse, gefordert waren auch prognostische Fähigkeiten, Phantasie und Kreativität.
Soll die Zukunft nicht als bloße Verlängerung des jetzigen Zustands beschrieben werden oder als reine Science-fiction, dann kommt es auf die Kombination von beidem an. Und auch hier gibt es auf Seiten der Linken immense Versäumnisse, denn sie hat sich doch allzuoft nur mit der Vergangenheit beschäftigt, ohne dabei die Zukunft im Auge zu haben. Genauso, wie die Beschäftigung mit der Theorie vielfach unter Ausblendung der Realität geschah, mit den bekannten Folgen.
Die dritte Schwierigkeit der Debatte lag darin, daß sie frei geführt wurde. Es sollte keine Scheindiskussion mit vorbereiteten Fragen und Antworten sein, kein Selbstlauf der Standpunktlogik. Es kam vielmehr auf die Durchbrechung der selektiven Wahrnehmung der Realität an, auf den offenen Charakter, der zwangsläufig zu Brüchen und Widersprüchen führen muß. Aber warum sollte für den Marxismus nicht das gelten, was ansonsten für Marxisten eine Binsenweisheit ist, daß nämlich Fortschritt durch Widerspruch entsteht, auch wenn zunächst die Vermittlungsglieder fehlen?
Wer von diesem Buch ein Patentrezept erwartet, wird enttäuscht werden. Die kaputte linke Welt wird hier nicht durch eine künstlich heile ersetzt. Wen es allerdings ein wenig zur Realität drängt, wer wissen will, mit welchen allgemeinen Entwicklungen wir zu rechnen haben, wie sich die Vertreter der drei Strömungen dazu stellen, wer Anregungen bekommen will, der wird reiches Material zum Weiterdenken und -diskutieren finden. Das diesen zwei Bänden zugrundeliegende Gespräch wurde an zwei Tagen im Februar 1980 geführt. Sie lesen hier eine zwar überarbeitete, aber in der Substanz originalgetreue Fassung. Zum Schluß noch mein Dank an Friedrich Krabbe, der die Tonbandaufnahmen gemacht hat. Wer sich einen unmittelbaren Eindruck von der Diskussion machen will, kann eine Kassette über den Verlag beziehen, die einen 75-Minuten-Auszug bringt.
9
Berlin, den 5. 9. 1980
Ulf Wolter
P.Oertzen und H.Vogel auf einem SPD-Parteitag
wikipedia Hans-Jochen_Vogel *1926 in Göttingen
"Was da alles auf uns zukommt..." - Entwicklungstendenzen in Ost und West. Perspektiven der 80er Jahre (1980) Bahro, Mandel, Oertzen, Wolter im Gespräch