Rudolf Bahro, Ernest Mandel, Peter von Oertzen,
Ulf Wolter (Herausgeber, Vorwort, Moderation)

 

Was da alles
auf uns zukommt...

 

Perspektiven der 80er Jahre

 

 

Band 1 Tendenzen in Ost und West (155 S.)

Band 2  Politischen Perspektiven der 80er

 

Das diesen zwei Bänden zugrundeliegende Gespräch
wurde an zwei Tagen im Februar 1980 geführt.

1980 im Verlag Olle+Wolter, Berlin, 9. Tsd.

"Was da alles auf uns zukommt..." - Entwicklungstendenzen in Ost und West. Perspektiven der 80er Jahre (1980) Bahro, Mandel, Oertzen, Wolter im Gespräch

1980  

310 Seiten

 

DNB.Buch 

Bing.Buch  

Goog.Buch  

detopia

Bahrobuch 

Umweltbuch 

Sterbejahr 

Oertzen

Wolter bei Kelly 1982

 

Titelzeichnung: Ziegler, Berlin.

 

detopia-2020:

   Dank an Frau Be. in Bremen, die ein Exemplar der 9000er Auflage aufbewahrt hat
 (quasi als Hüterin des Lichtes), damit ich es nun - forty years after - einscannen kann.

 

wikipedia Mandel *1923 in FaM bis 1995 (72)

wikipedia Oertzen *1924 in FaM bis 2008 (83)

DNB.Oertzen 

wikipedia  Werner_Olle *1945

 

 Gespräch Harich-Duve 1975  

   Gespräch Taylor-STERN 1975

Bahro-1980-Elemente 

   Bahro-1982-Survival  

  Bahro-1982-Wahnsinn 

2019:Piketty. Kapital und Ideologie  

  Alfven - Menschheit der siebziger Jahre  

 

Inhalt    von Band 1 und 2

 

Zur Einstimmung - Vorwort  (7) Ulf Wolter


Was ist alles mit dem Sozialismus schiefgegangen?  (10)

... sonst geht die ganze Menschheit kaputt. Von der Klassen- zur Gattungsfrage?  (29)

3  Ende des Wachstums - Tod für die Armen? (50)

4  Die 80er Jahre. Dauerkrise im Westen? (60)

5  Krisenlösungsstrategien (81)

6  Die Krise im Westen. Chance oder Bedrohung für den Osten? (95)

7  Wer soll das alles im Osten ändern? Perspektiven des Widerstands  (127)


8  Über die Revolutionierung des Alltagslebens  (163)

Wer soll das alles ändern? Die Frage nach dem revolutionären Subjekt  (190)

10 Einheit oder Reinheit? Über die Schwierigkeit, auf vernünftiger Grundlage zusammenzukommen  226

11 Die Qual der Wahl (Mit Krabbe)  (283)

12 Was sollen wir nun machen?  Über zu lösende Aufgaben und zu vermeidende Fehler  296


Kurzbiografie der Autoren: Bahro, Mandel, Oertzen.

Keine biografischen Angaben über Wolter und Krabbe

 

Zur Einstimmung

von Ulf Wolter

7-9

Was kommt da alles in den 80er Jahren auf uns zu? Jedenfalls tiefreichende Veränderungen auf praktisch allen Gebieten des menschlichen Lebens. Unser Alltag wird sich ebenso verändern wie unsere sozialen, kulturellen und politischen Betätigungs­möglichkeiten. Die Welt ist im Umbruch, der alte Status quo löst sich auf, der neue ist noch nicht gefunden. Eine solche Situation erfordert ein radikales Nach- und Umdenken, eine neue Einstellung auf die kommenden Entwicklungen.

Mit diesem Buch wird der Versuch unternommen, dieses Nachdenken öffentlich und nachvollziehbar zu machen, Anregungen zu geben. Es kam uns bei dem Gespräch nicht unbedingt auf eine glatte Formulierung an, auf eine in sich völlig stimmige Ausarbeitung von Analysen und Prognosen, die alles das ausklammert, was nicht ins jeweilige Schema paßt. Wichtig war auch der Dissens, der sich aus der verschiedenartigen Sichtweise der Diskussionsteilnehmer ergab. Denn er gibt Auskunft darüber, wie weit die Gemeinsamkeiten reichen, wo offene Fragen bleiben, die beantwortet werden müssen.

In grundlegenden Fragen bestand zwar ein Konsens, er war allerdings in erster Linie negativ definiert. Es war die Gemeinsamkeit der Kritik am westlichen und östlichen System im Hinblick auf den Mangel an Entfaltungsmöglichkeiten für den Menschen. Auch in der Analyse der Herausforderungen des kommenden Jahrzehnts gab es viel Übereinstimmung. Die Unterschiede bestanden und bestehen in der Frage der politischen Schlußfolgerungen. Hier konnte zwischen dem ökologischen Sozialisten Rudolf Bahro, dem revolutionären Marxisten Ernest Mandel und dem linken Sozialdemokraten Peter von Oertzen keine Übereinstimmung erzielt werden. Die drei von ihnen propagierten Wege der Gesellschaftsveränderung liefen nicht zusammen, vielleicht nicht einmal parallel. Dies entspricht aber auch der realen Spaltung der verschiedenen Fraktionen derjenigen, die an der Sache der Emanzipation, d. h. der Befreiung der Menschen von Herrschafts- und Sachzwängen, festhalten.

Insofern war das Unterfangen für alle Beteiligten ein Risiko. Wissenschaftliche Lorbeeren waren nicht zu ernten, und die Themenstellung war die denkbar allgemeinste. Sie verließ das gesicherte Terrain des Detailproblems, suchte bewußt die Fragen in ihrem realen, also umfassenden Zusammenhang zu stellen. Der Parzellenmarxismus sollte keine Chance bekommen, denn wenn wir uns mit Zukunftsfragen beschäftigen, küssen wir uns zwangsläufig im globalen Rahmen bewegen. Die Diskussion war aber noch aus einem anderen Grund eine Herausforderung für die Teilnehmer. Denn gefragt waren nicht nur gesicherte Erkenntnisse, gefordert waren auch prognostische Fähigkeiten, Phantasie und Kreativität.

Soll die Zukunft nicht als bloße Verlängerung des jetzigen Zustands beschrieben werden oder als reine Science-fiction, dann kommt es auf die Kombination von beidem an. Und auch hier gibt es auf Seiten der Linken immense Versäumnisse, denn sie hat sich doch allzuoft nur mit der Vergangenheit beschäftigt, ohne dabei die Zukunft im Auge zu haben. Genauso, wie die Beschäftigung mit der Theorie vielfach unter Ausblendung der Realität geschah, mit den bekannten Folgen.

Die dritte Schwierigkeit der Debatte lag darin, daß sie frei geführt wurde. Es sollte keine Scheindiskussion mit vorbereiteten Fragen und Antworten sein, kein Selbstlauf der Standpunktlogik. Es kam vielmehr auf die Durchbrechung der selektiven Wahrnehmung der Realität an, auf den offenen Charakter, der zwangsläufig zu Brüchen und Widersprüchen führen muß. Aber warum sollte für den Marxismus nicht das gelten, was ansonsten für Marxisten eine Binsenweisheit ist, daß nämlich Fortschritt durch Widerspruch entsteht, auch wenn zunächst die Vermittlungsglieder fehlen?

Wer von diesem Buch ein Patentrezept erwartet, wird enttäuscht werden. Die kaputte linke Welt wird hier nicht durch eine künstlich heile ersetzt. Wen es allerdings ein wenig zur Realität drängt, wer wissen will, mit welchen allgemeinen Entwicklungen wir zu rechnen haben, wie sich die Vertreter der drei Strömungen dazu stellen, wer Anregungen bekommen will, der wird reiches Material zum Weiterdenken und -diskutieren finden. Das diesen zwei Bänden zugrundeliegende Gespräch wurde an zwei Tagen im Februar 1980 geführt. Sie lesen hier eine zwar überarbeitete, aber in der Substanz originalgetreue Fassung. Zum Schluß noch mein Dank an Friedrich Krabbe, der die Tonbandaufnahmen gemacht hat. Wer sich einen unmittelbaren Eindruck von der Diskussion machen will, kann eine Kassette über den Verlag beziehen, die einen 75-Minuten-Auszug bringt.

9

Berlin, den 5. 9. 1980, Ulf Wolter

 

 

Mandel aus wikipedia-2023

Ernest Mandel (* 5. April 1923 in Frankfurt am Main; † 20. Juli 1995 in Brüssel) war ein einflussreicher marxistischer Ökonom, Theoretiker des Sozialismus und – zeitweise zusammen mit Michel Pablo – ein führendes Mitglied der Vierten Internationale.

Von 1970 bis zu seiner Emeritierung (1988) lehrte Mandel an der Vrijen Universiteit in Brüssel. Als er 1972 zum Professor für Politische Ökonomie an die Freie Universität Berlin berufen werden sollte, verhängte der damalige Innenminister Hans-Dietrich Genscher gegen ihn, der als einer der „Hintermänner der Unruhen vom Mai 1968 in Frankreich“ bezeichnet wurde, ein Einreiseverbot.

1977 wurde Mandel Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland. Für seine Vorlesungen in Cambridge über die Langen Wellen der kapitalistischen Entwicklung erhielt er 1978 den Alfred-Marshall-Preis der Universität.

Gemessen an der Verbreitung seiner zahlreichen Bücher ist er nach Georges Simenon und Hergé der erfolgreichste belgische Autor des 20. Jahrhunderts.

Zu den Schwerpunkten von Mandels theoretischer Arbeit gehörten die Widersprüche des zeitgenössischen Kapitalismus, die Chancen für die Entstehung revolutionärer Massenbewegungen, die Probleme sozialistischer Strategie und die Beschäftigung mit der Bürokratie und den stalinistischen Entwicklungen in der Sowjetunion und anderen realsozialistischen Ländern.

Mandel stellte sich in politischer Hinsicht als einer der Protagonisten des westeuropäischen Trotzkismus sowohl der „Moskauer Orthodoxie“ als auch den Kommunistischen Parteien in Westeuropa kritisch entgegen, wobei er sich selbst als Vertreter eines undogmatischen „offenen Marxismus“ verstand.

 

 

Oertzen Parteiaustritt 2005 (aus wikipedia-2019)

 

2005 trat von Oertzen nach fast 60 Jahren aus der SPD aus. Grund war sein Protest gegen die Agenda 2010. In seiner Austrittserklärung erklärte er, dass der Kapitalismus menschheitsgefährdend sei, und fügte hinzu, er sei und bleibe Sozialist und sei daher in der SPD nicht mehr am rechten linken Platz:

"Um öffentliche Treueerklärungen für die Bundesvereinigung der Arbeit­geber­verbände abzugeben, bin ich 1946 nicht in die SPD eingetreten.“ 

 

Er beklagte, dass es im Augenblick keine Partei gebe, die mehr als die SPD die Auffassungen des großen Kapitals vertrete.

 

„Von der Sozialdemokratie als organisatorischer Form theoretischer Bemühung erwarte ich mir nichts (…) die SPD ist absolut außerstande, mit den weiter- und tieferreichenden Problemen des Kapitalismus fertig zu werden.“  


<= 2017, 800 Seiten


<= Oertzen mit Vogel auf einem SPD-Parteitag

wikipedia  Hans-Jochen_Vogel 

*1926 in Göttingen ---- Vorwort Klimabuch-1989

 

 

 

Band 2

 

 

 

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