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1. Katastrophe 

 

 

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Man hat den erschreckenden Eindruck, dass wir vor einer Gerichtskatastrophe* stehen. Wenn diese Katastrophe nicht eintreten sollte, so ist sie doch so nahe gerückt, dass sie nur durch ein unmittelbares Eingreifen Gottes verhindert werden kann. [*detopia: Im pdf-Original "Gerichtskatastrophe" - besser wohl: "Geschichtskatastrophe"]

Mit Maschinen, Autos und Flugzeugen wird fast unendlich Erstaunliches geleistet, vor allem in der Bewältigung des Raumes und der Zeit. Jedoch werden Tausende und Abertausende dadurch getötet. In den Großstädten wird Gewaltiges erreicht, aber die meisten großstädtischen Familien sterben in der dritten oder vierten Generation aus. 

Das Unheimlichste an dieser Zivilisation sind die drei gewaltigen Organisationen der Staaten, der Armeen und des Kapitalismus. Diese drei Organisationen sind das Beste, was der Erdgeist hervorgebracht hat. Wir können nicht genug über den gewaltigen Aufbau staunen, der auf diesen Gebieten mit einer gefallenen Schöpfung geleistet wurde. Aber dies alles endet im Tod. 

Wie groß ist diese gewaltige Macht! Wie unbedingt erscheint ihre Geltung! 

Wenn die Menschheit sich selbst in immer erneutem Wahnsinn zerstört und verdirbt, so muss dieser finsteren Wirklichkeit des Heute das weit wirklichere Licht des Morgen gegenübertreten, in welchem der Mensch zu ganz anderem berufen ist als zu Verrat und Lüge, zu Mord und Hass, zu Tod und Untergang.

Aber wir werden der Gewissheit dieses kommenden Aufgangs fernbleiben, solange wir nicht die Dunkelheit der Nacht in ihrer undurchdringlichen Finsternis und in all ihrem unergründlichen Leid gefasst haben.

Die Herrschaft des Bösen wirkt in allen Menschen. Man trifft auf sie in jeder Staatsform, in jeder Kirche, in jeder noch so frommen Versammlung, in allen Parteien und Arbeitsgruppen und selbst in der Familie. Sie zeigt sich in ihrem Hang zu eigensinniger Selbstbestimmung, in ihrer Neigung, die eigene Person, das eigene Volk, den eigenen Staat, die eigene Kirche, die eigene Gemeinde, die eigene Partei oder Arbeitsgruppe, die eigene Familie oder wenigstens den eigenen Gedanken als die Sache hinzustellen, auf die es allein ankommt.

Es hat wohl kaum jemals eine Zeit gegeben, wie die heutige, in der es den Menschen so klar werden konnte, dass Gott mit seiner Gerechtigkeit und Liebe noch nicht herrscht. Wir sehen es an uns selbst und an den geschichtlichen Ereignissen unserer Tage. Wir sehen es an dem Schicksal der Verlorenen, der Millionen und Abermillionen von Arbeitslosen. Wir sehen es an der ungerechten Verteilung der Güter, obwohl die Erde ihre Fruchtbarkeit und alle ihre Kräfte aufs reichste hergibt.

Während notwendigste Arbeiten getan werden müssten, um der Menschheit zu helfen, ist das alles durch die ungerechte Weltordnung verhindert und zerstört. Wir stehen mitten in einer Kulturzerstörung. Kultur ist nichts anderes als die geordnete Arbeit des Menschen an der Natur. Und diese Arbeit ist Unordnung geworden, die in ihrer Ungerechtigkeit 'gen Himmel schreit.  

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Hunderte von Anzeichen sind dafür da: Es soll etwas geschehen in unsern Tagen. Es kann aber nichts geschehen, was wirklich Geschichte wäre, wenn es nicht von Gott aus geschieht. Und wenn wir Gott darum bitten wollen, dass er eingreift, so müssen wir vor allen anderen die ersten sein, die sich ihm öffnen und von ihm zurechtweisen lassen. Denn wir alle sind schuldig, und niemand ist ohne Schuld an der Ungerechtigkeit des heutigen Weltzustandes.

Jede Erweckung des gemeinsamen Gewissens der Menschen ist von elementarer Bedeutung. Es gibt ein Weltgewissen. Es ist ein Menschheitsgewissen. Es erhebt sich gegen Krieg und Blutvergießen, gegen Geldgier und soziale Ungerechtigkeit, gegen Gewalt jeder Art. 

Die Bereitschaft des Glaubens sollte in letzter Stunde die Herzen für die Kräfte der zukünftigen Welt aufschließen. Bis an die Enden der Erde soll die Welt aufmerken, dass das letzte Reich naht. Sie wird dies aber nur dann tun, wenn die Gemeinde Jesu Christi die Einheit und Gerechtigkeit dieses Reiches in Wahrheit vertritt und tatsächlich verwirklicht. Durch den Glauben wird die Einheit wirkliche Tatsache werden, so oft und wo nur immer das Leben der glaubenden Liebe eine letzte und aktivste Bereitschaft beweist.

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Dieses ist das Leben, zu dem er uns gerufen hat: dass wir nicht unser Leben lieben und pflegen, auch nicht das Leben unserer Mitmenschen; dass wir also nicht für die Menschen leben, sondern für Gottes Ehre und für sein Reich. Wir dürfen uns nicht hinaufsteigern, nicht hinaufpflegen und nicht hinauflieben, sondern der Weg zum Reich Gottes führt durch den Tod, durch den wirklichen Tod. Unser Leben muss geopfert werden für Gott und sein Reich.

Wenn wir die heutige Zeit begreifen, wie sie wirklich ist, dann ist es offenbar, dass diese Forderung uns überaus nahegerückt ist. Die öffentliche Lage der Dinge erfordert, dass wir jeden Augenblick bereit sind, unser Leben um der Sache willen zu verlieren. Und wehe denen, die immer wieder ihr Leben erhalten wollen!

"Wache auf, der du schläfst, und stehe auf, so wird dich Christus erreichen!" (Röm.13, 11) Wer irgendwie in die Dämmerung seines Herzens zurückgeraten ist, der wird aufgerufen: "Wache auf und stehe auf von den Toten! Christus als das wahre Licht steht vor dir!" (Eph.5, 14) 

Er will dir wieder Kraft geben, dass du wieder die kräftigen Werke hervorbringst, welche die Werke der Liebe sind und einzig und allein aus dem Glauben an Christus geboren werden können. "Ihr steht in der vorletzten Zeit. Es ist die letzte Stunde. Seht zu, dass ihr fürsorglich wandelt." (1.Joh.2,18) 

Das bedeutet, die Zukunft vorauszusehen, die im Herannahen ist, und euer Leben so zu gestalten, wie es der Zukunft Gottes entspricht. Ergreift den Augenblick, denn es ist eine böse Zeit!

Die Stunde der letzten Gefährlichkeit ist gekommen. Jetzt müssen die Menschen erwachen, damit sie im kommenden Gericht bewahrt werden können. "Darum werdet nicht unverständig, sondern lernt verstehen, welches der Wille des Herrn ist in dieser Zeit." (Eph.5, 15-17) 

"Werdet verständig, weil die Zeit so überaus böse und gefährlich ist, damit ihr in der Stunde der Anfechtung nicht im Gericht verbleiben müsst. Die törichten Jungfrauen wurden unaufmerksam. So werdet auch ihr dem kommenden Gericht verfallen, wenn ihr das Öl in euren Lampen nicht geborgt oder geschenkt bekommen könnt." (Matth.25, 1-13)  

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