Carl Amery

 

Christian Anton Mayer

Der große Ökosoph aus Bayern

Mitbegründer der grünen Partei

 

  

 

detopia-2021:  Bild rechts: Krypta im Freisinger Dom.
Bild auf der Ameryseite bei wikipedia.
Es bezieht sich auf einen Roman von 1990 von Amery.

Wikipedia Autor  *1922 in
München bis 2005 (83)

DNB person   DNB name (190)

DNB nummer (125)

Bing.Autor   Goog.Autor


detopiadeto

Umweltbuch 

A.htm    Sterbejahr 

Ditfurth   Gruhl    Jungk 

Kafka.P   Dürr.H    Böll 

Taxacher   Jean Amery

 

1985   1994  Botschaft

1991, 352 Seiten    -  1987-2005

           

Audio:   2022 dlf  5min 100 Jahre Amery       2022 dlf  14 min Amerys Kritik an der Bibel        1967 DeWe 6 ' - Interview

 

Schriften von/über Carl Amery:

1958    Die grosse deutsche Tour - Heiterer Roman. Satire  dnb.Buch  284 Seiten

1972  Das Ende der Vorsehung - Die gnadenlosen Folgen  des Christentums 

1976  Natur als Politik - Die ökologische Chance des Menschen 

1978  Die Chance des Ökosozialismus (Artikel in pdf)

1985  Die ökologische Chance - Das Ende der Vorsehung + Natur als Politik  1972 und 1976 in einem Band

1985  Die starke Position oder Ganz normale MAMUS  (8 Satiren)

1991  Bileams Esel - Konservative Aufsätze  Mit einem Vorwort von Walter Jens 

1994  Die Botschaft des Jahrtausends - Von Leben, Tod und Würde  

1998  Hitler als Vorläufer. Auschwitz - der Beginn des 21. Jahrhunderts?  

1999  Erleben wir Wirklichkeit!  Ein Spiegel-Kurzartikel von C. Amery

2001   Klimawechsel - Von der fossilen zur solaren Kultur. Ein Gespräch

2002   Global Exit. Die Kirchen und der totale Markt  

2005   Briefe an den Reichtum  (Herausgeber)

2007   Arbeit an der Zukunft   Essays 1987-2005

 


1975   Der Untergang der Stadt Passau  SF-Roman

1975  Dortmals - Ein Leben in Bayern vor hundert Jahren

1990   Das Geheimnis der Krypta. Roman

2002   Presse-Artikel zum 80sten Geburtstag   

2008   Rückblick auf die politische Ökologie in der BRD am Beispiel von Carl Amery und Herbert Gruhl Von Götz Fenske

2015   Eine Darstellung seiner politischen Ökologie  PDF von Lex Janssen, Schumacher-Gesellschaft

Marko Ferst über Carl Amery  - auf umweltdebatte.de

E. F. Schumacher Gesellschaft "Small is beautiful" über Carl Amery   

 

 

 

 

Nachruf von Volker Kempf    herbert-gruhl.de  

Carl Amery, der am 24. Mai 2005 im Alter von 83 Jahren verstarb, war einer der ersten ökologisch orientierten Wachstumskritiker im deutschsprachigen Raum. 2002 schrieb Amery in “Die Kirchen und der totale Markt" (2002) in gewohnter Radikalität: "Es ist vorauszusehen, dass die Lebenswelt, wie wir sie kennen und bewohnen, im Laufe des anhebenden Jahrtausends zusammenbrechen und unbewohnbar werden wird."

Der Katholik Amery sah sich aber nicht als Pessimist, sondern als "Diagnostiker", urteilt der “Spiegel”. Die Diagnose Amerys ist damit im Ergebnis von derjenigen Herbert Gruhls kaum zu unterscheiden. Der eine hatte in seiner Kulturkritik mehr einen christlichen Hintergrund, der andere einen mehr naturwissenschaftlichen. Ob es wirklich eine “Tragische Koinzidenz” ist, daß Amery just in der Zeit verstarb, als für die Grünen das Ende des rot-grünen Projekts durch ausgerufene Neuwahlen feststand, wie die FAZ am 1. Juni urteilt, darf bezweifelt werden.

Möglich, daß Amery, der einem schwarz-grünen Projekt zugeneigt war, die Politik der Grünen für ökologisch so überzeugend gar nicht hielt. In die Politik mußte er mehr hineingezogen werden, als daß er ein Antreiber war. Sein Engagement in der Gründungsphase der Grünen blieb ein kurzes Intermezzo. Damit gewann er Zeit zum Schreiben, das entsprach mehr seiner Natur.

Auf jeden Fall ist mit Amery ein großer ökologischer Vordenker verstorben. Ihn mit einer großen Tageszeitung als "fröhlichen Apokalyptiker" zu bezeichnen, wäre hingegen etwas süffisant. Ein wacher Zeitgenosse erblickt darin die Oberflächlichkeit der Medien. Da hilft nur, seine Bücher selbst zu lesen, um sich von seinem unbestechlichen Blick und seiner Formulierungsgabe selbst beeindrucken zu lassen.  

 

 

 

 

   

 

 

 

Nachruf von Sabine Neubert 

Neues Deutschland, 1.6.2005

 

Sein Tod ist ein Verlust, nicht nur für Deutschland, sondern ein globaler. Denn solche Stimmen wie die Carl Amerys sind weltweit selten geworden. Bis zuletzt hat er mit deutlicher Rede Missstände angeprangert, an das Gewissen der Menschen appelliert. Erst vor kurzem noch hat der 83-Jährige ein Buch mit »Briefen an den Reichtum« herausgegeben, das, kaum auf dem Büchermarkt, zum Bestseller wurde. 

Nun wird seine Stimme fehlen, aber seine Bücher werden weiter gelesen – manchen unbequem, vielen eine Hoffnung.

Am besten hat ihn wohl sein »Kombattant aus Tagen der Gruppe 47« Walter Jens charakterisiert: »Ein Einzelkämpfer, der auf Solidarität vertraut, ein Rufer in belebter Gartenwelt (nicht in der zukünftigen Wüste, noch nicht), ein Bayer und Kosmopolit, ein Aufklärer, der auf Bewahren und Behüten ausgeht (sofern es sich lohnt), ein konservativer Rebell, der zugleich radikal und behutsam, zornig und sanft ist.« Das war 1991 im Vorwort zum Essayband »Bileams Esel«. 

Carl Amery hatte damals schon ein großes Lebenswerk geschaffen, hatte Romane geschrieben (»Die große Deutsche Tour«, »Die Wallfahrer«, »Das Königsprojekt«, »Das Geheimnis der Krypta«) und sich mit Essays in aktuelle öffentliche Diskussionen eingemischt. Davon zeugen die Titel: »Die ökologische Chance« und »Die Kapitulation oder der real existierende Katholizismus«.

Er attackierte blinden Fortschrittsglauben und – hellsichtig – die »Wiedervereinigungs«-Euphorie, sprach von »Anschluss«, als das kaum einer hören wollte. Und er mahnte immer wieder globale Probleme an: die Weltbevölkerungsexplosion, das Millionensterben in Kriegsgebieten, die Klimaveränderungen und das durch Profitgier verursachte Tiersterben.

Für dies alles gibt es, so Amery, kein moralisches Alibi, für die Politiker nicht, für die Kirchen nicht und auch für jeden Einzelnen nicht. »Die ganze Gesellschaft hat sich angewöhnt, über die irdischen Verhältnisse zu leben.«

Christian Anton Mayer, der sich später Carl Amery nannte, wurde am 22. April 1922 in München geboren, er studierte Sprachen und Literaturwissenschaften und wurde, wie erwähnt, als freier Schriftsteller Mitglied der »Gruppe 47«. In den siebziger Jahren wandte er sich vor allem ökologischen Problemen zu (1979 Deutscher Preis für Denkmalschutz). In der Zeit entstand unter anderem das Buch »Natur als Politik«, 1985 »Die ökologische Chance«.

Die Bewahrung der Schöpfung, die Rettung der Erde als einer von Menschen bewohnbaren Biosphäre blieb lebenslang das Thema des streitbaren Katholiken. Zunehmend erschien ihm dies allerdings als »ein fast unwahrscheinliches Unterfangen angesichts des kollektiven Selbstmordes der Menschheit«.

Auch im fortgeschrittenen Alter blieb Carl Amery aktiv. 1989 bis 1991 war er Präsident des bundesdeutschen P.E.N.-Clubs. Und er schrieb weiter.

Noch deutlicher als zuvor appellierte er in seinem Aufsehen erregenden Buch »Global Exit« (2002 bei Luchterhand erschienen) an die Kirchen als letzte globale Institution, durch die vielleicht noch ein »Exodus«, ein »Auszug aus dem Sklavenhaus des globalen Kapitalismus«, möglich sein könnte. 

Er hat bis zuletzt die Hoffnung auf Veränderung, auf Rettung nicht aufgegeben. Nie war er bloß ein Schreibtisch­mensch, ein Theoretiker, immer war er ganz konkret. Auch in den letzten Jahren reiste er noch, hielt Vorträge, beteiligte sich an Diskussionen. 

Nach Erscheinen von »Global Exit« habe ich ihn bei einem Gespräch zu diesem Buch mit Bischof Wolfgang Huber in der Berliner Literaturwerkstatt erlebt. Allgemeinen menschenfreundlichen Aussagen stellte er seine klaren Fragen gegenüber: Wie kann die Erde als bewohnbarer Planet erhalten bleiben? Wie stellt sich die Kirche zu dieser Hauptaufgabe, will sie nicht in Bedeutungslosigkeit absinken?

Carl Amery war kein bequemer, aber ein geduldiger Frager gewesen.

Zuletzt versammelte er in den »Briefen an den Reichtum« die konkreten Vorschläge seiner Mitstreiter wie Rupert Neudeck, Oskar Negt oder Hermann Scheer für eine bessere und gerechtere Welt. Das Buch ist sein Testament für zukünftige Generationen.  

 

 

 

 

 

 

Nachruf
Dichter, Denker und Kämpfer
Carl Amery ist tot
Von Dr. Doris Rüb

 

Zuletzt war seine körperliche Einschränkung nicht mehr zu übersehen, schließlich musste er durchgängig reinen Sauerstoff atmen. Bei seinem letzten Auftritt Ende April ließ er sich sogar bis zum Rednerpult begleiten, aber die Rede war so großartig wie immer. Carl Amery hat sich nicht unterkriegen lassen. Erst der Tod hat ihn am 24. Mai überwältigt.

In einem Interview mit Renate Börger zu seinem 80ten Geburtstag im Jahr 2002 sagte er: Ich hoffe, dass ich keine Probleme haben werde, mich irgendwann würdig zu verabschieden. Ich finde dieses Versprechen der ständigen Lebensverlängerung einen der großen unmenschlichen Aspekte dessen, was zur Zeit in der Biowissenschaft läuft!

Was passiert mit der Jugend? Ich meine, die wird minoritär, die alten Knacker werden älter und älter und älter... Zugegeben, ich wünsche mir ein langes Leben, aber ich wünsche mir kein Leben, wo ich mir am Schluss sagen muss, von Silvester zu Silvester wirds fader!

Dieser Wunsch ist in Erfüllung gegangen, fad wars ihm sicher nicht. Und sein Tod hat eine große Lücke gerissen. Er ist ein Verlust für alle, die an eine bessere Welt glauben und für den Erhalt der Schöpfung einstehen.

Carl Amery war gläubiger Katholik und hat gezeigt, wie man diesen Glauben leben kann. In Global Exit (2002 erschienen) ruft er alle Christen zum Widerstand gegen den totalen Markt auf. Er sah sogar den status confessionis gegeben. Also eine Situation, in der ein Christ sich zwischen dem Mainstream und seinem Glauben entscheiden muss.

Der totale Markt, dieser Koloss auf tönernen Füßen, war in seinen letzten Lebensjahren, sein zentrales Thema. In dem Interview mit Renate Börger sagte er dazu:

Es gibt zwei Faktoren, zwei Füße des Idols des totalen Markts, die jederzeit bearbeitet werden können, und das ist Energie und Geld.

Hier lässt sich von unten was machen. Wir können die Energiekonversion vorantreiben, was auch eine Förderung desRegionalen wäre. Ähnlich ist es mit dem Geld. Wir benötigen zwar übergeordnete Währungen, aber wir sollten genauso gut lokale Währungen bis runter zu den LETS, den sogenannten local exchange and trading systems, haben. Möglichst zinslos! Das Geldthema hat er in dem letzten Buch, das er herausgegeben hat, Briefe an den Reichtum, bearbeitet. Es ist erst im März erschienen und Amery hatte schon weitere Pläne. Er arbeitete an einem Buch über den christlichen Fundamentalismus in Amerika. Diese bigotten Superchristen verbünden sich gerade mit dem totalen Markt und das hat den Christen Amery sehr berührt.

Carl Amery war sein Leben lang politisch aktiv, zuerst, als es noch gefährlich war, in der Katholischen Jugend, nach dem Krieg in Bewegungen gegen die Wiederbewaffnung, gegen Atombomben und -reaktoren und in wichtigen Ehrenämtern, z.B. als Präsident des Deutschen PEN. Noch später wurde er Gründungsmitglied der Grünen. Ein Leben in Frieden, auch in Frieden mit der Natur, war sein wichtigstes Anliegen. Mit dem Satz Wir können die Krönung der Schöpfung bleiben, wenn wir begreifen, dass wir es nicht sind, zitierte er sich oft selbst.

Die E.F. Schumachergesellschaft verdankt ihm ihre Existenz: Im Sommer 1976, bei einem privaten Besuch in Südfrankreich, brütete Amery mit französischen Freunden die Idee für Ecoropa aus. Schon im folgenden Dezember wurde die Organisation in Paris gegründet. Als Sitz wählte man Genf, auch wegen des gesamteuropäischen Flairs. Die Gründung der Deutschen Sektion von Ecoropa ließ bis 1980 auf sich warten. Amery mußte erst seine Freunde zusammentrommeln, mit ihnen die Rechtsform, die genaue Aufgabenstellung der neuen Vereinigung diskutieren.

Es war auch eine Stiftung im Gespräch, die anderweitige ökologische Bestrebungen unterstützen sollte. Schließlich wurde 1980 die E.F. Schumachergesellschaft für politische Ökologie in ihrer heutigen Form gegründet. 15 Jahre lang war Carl Amery ihr Vorsitzender, neben seiner normalen Arbeit und all den Ehrenämtern, die er in dieser Zeit ausübte.

Danach, bis zu seinem Tod, blieb er Ehrenpräsident. Auch dieses Amt hat er ernstgenommen. Immer wenn er gebraucht wurde, war er da und stand dem Vorstand mit Rat und Tat zur Seite.

Nun wird es keine Veranstaltung mit Carl Amery mehr geben. Es war immer ein Genuss ihm zuzuhören. Mit seiner klaren Sprache, seiner Schlagfertigkeit und seinem nie versiegenden, bayrisch gefärbten Humor hat er noch das drögeste Podium aufgemischt und seine Reden waren immer faszinierend. Aber wir sind dankbar, dass wir ihn hatten. Seine Bücher bleiben uns ja erhalten. Sie werden die politische Diskussion noch lange bereichern.

 

 

1975

Dortmals

Ein Leben in Bayern vor hundert Jahren

    DNB.Buch

 

 

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Carl Amery - gesellschaftspolitischer Ökologe und Romanautor